St. Laurentius (Leinach)

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Katholische Pfarrkirche St. Laurentius in Leinach

Die katholische Pfarrkiche St. Laurentius ist das alte katholische Gotteshaus der ehemaligen Gemeinde Oberleinach (heute: Leinach).

Lage

Das Kirchengebäude liegt auf einem kleinen höhergelegenen Plateau in der nordwestlichen Ecke des noch 1832 fast rechteckigen Dorfes. [1] Auf dem Vorplatz östlich der Kirche steht eine als Naturdenkmal ausgewiesene Linde.

Patrozinium

Die Kirche ist dem Heiligen Laurentius von Rom geweiht (* in Osca/Spanien oder Laurentum; † 10. August 258 in Rom). Er war zur Zeit von Papst Sixtus II. römischer Diakon und starb als christlicher Märtyrer. Das Patrozinium ist am 10. August.

Pfarrgeschichte

1186 wird erstmals ein „Plebanus“ (Leutpriester) erwähnt und 1335 ein „socius“ (Hilfspriester) für die Filiale Oberleinach. Die bescheidene Kirchenburganlage ist heute noch zu erkennen. 1804 war Oberleinach zunächst eine Kuratie und wurde am 27. Dezember 1825 durch Urkunde von König Ludwig I. von Bayern selbstständige Pfarrei.

Geschichte

Eine erste Kirche aus dem 12. Jahrhundert soll durch das Geschlecht der Rechen von Hohenleinach erbaut worden sein. Das romanische Südportal stammt aus dem Jahr 1136. 1473 wurde eine Pfarrkirche errichtet. 1608/1609 wurde der Turm und ein neuer Chor angebaut, am Langhaus wurden keine Änderungen vorgenommen. 1624 stellte man Undichtigkeiten am Dach fest und es heißt: „Das Langhaus in dem Filial wird von Tag zu Tag böser, regnet hinein.“ Der Dreißigjährige Krieg, der 1618 begonnen hatte, näherte sich in Franken seinem Höhepunkt. 1641 zogen die Schweden plündernd durch die Leinachdörfer. Die Oberleinacher Kirche wird „baufällig wie eine Ruine“ bezeichnet. Im Visitationsbericht von 1649 wird erwähnt, dass sie 1641 ganz zusammengestürzt sei. Erst 1658 kam es zum Wiederaufbau der Kirche.

Der Turm in Echtergotik und das Dach brannten 1723 ab und der Campanile wurde durch einen Dachreiter über dem Chorraum als Glockenturm ersetzt. 1727 stattete man die Kirche mit barocken Altären aus. 1734 wurde der Kirchenbau nach Westen verlängert. 1952 wurde die 200 Jahre alte Orgel durch eine neue ersetzt. Zwischen 1977 und 1987 fand nach dem Neubau des Gemeindezentrums Communio Sanctorum (Leinach) eine umfassende Restaurierung statt. Den neu geschaffenen Altar weihte Bischof Paul-Werner Scheele, der in den Jahren 1970 und 1971 im Oberleinacher Pfarrhaus gewohnt und die Seelsorge der nicht besetzten Pfarrei übernommen hatte.

Von 1977 bis 1987 wurde die Kirche innen restauriert. Sie erhielt dabei einen neuen buntsandsteinfarbenen Altar und Ambo. Die weißen Deckenfresken wurden in ihrem ursprünglichen bunten Zustand wieder hergestellt. Der Innenraum erhielt einen neuen Farbanstrich. Erneuert wurden ebenso die Elektro- und Lautsprecheranlage; eine Kirchenbankheizung wurde installiert sowie neue kirchliche Ausstattungsgegenstände ergänzt. 1997 wurde eine Dach- und Turminstandsetzung vorgenommen.

Seit der letzten Innensanierung der Kirche in den Jahren von 2008 bis 2009 präsentiert sich das Gotteshaus in strahlendem Rot-Weiß. Während die Wände wieder in Weiß leuchten, sind die Fensterlaibungen, der Chorbogen und die Gewölberippen in der Apsis nicht mehr grau-grün, sondern rötlich gefasst, womit man die Farbgestaltung aus der Erbauerzeit der Kirche wieder aufgreifen wollte, die in ihrer jetzigen Gestalt vornehmlich aus dem 1658 geweihten Bau stammt. Außer den Fenstern war das Portal von 1136, das Einzige, was bei der Renovierung, die im Grunde eine reine Innensanierung war, wieder auf Vordermann gebracht wurde. Dank der neuen Ausstattung durch den Kunstreferenten Dr. Jürgen Lenssen kommen die Figuren nun besser zur Geltung. Lenssen griff bei der Gestaltung der Konsolen und Hinterfassungen die Linsen-Form des 22 Jahre alten modernen Altars vor Ort auf. Das Linsen-Motiv prägt zudem überzeugend die Form von Ambo und weiterer liturgischer Geräte. Im Übrigen wurde die Stufenanlage im Chorraum umgebaut und ein neues Chorgestühl angeschafft, sowie eine komplette Neuinstallation der elektrischen Anlage inklusive der Beschallung und der Beleuchtung durchgeführt.

Wegen der unterschiedlichen Baulastträgerschaften wurden die Kosten der Innensanierung von rund 300.000 Euro zwischen Pfarrgemeinde, politischer Gemeinde und Diözese Würzburg aufgeteilt. Die Bayerische Landesstiftung gewährte für die Restaurierung der künstlerischen Ausstattung einen Zuschuss.

Bildergalerie Außenansichten

Innenraum

Innenansicht mit Blick auf den Altarraum (2020)
Innenansicht mit Blick auf den Altarraum (vor 1977)
Innenansicht mit Blick auf den Altarraum (1950)

Beschreibung

Eingezogener, dreiseitig geschlossener Chor mit einem grätigen Kreuzjoch und Kappenschluss. Hoher Chorbogen mit Renaissancegesims. Sakristei nördlich vom Chor im Untergeschoss des 1723 abgetragenen Turmes. Zweite Sakristei südlich vom Chor neu. Langhaus flachgedeckt; Leistendecke mit Rechteckfeldern, an den Kreuzungen der Leisten mit Rosetten besetzt. Im Chor rundbogige, im Langhaus spitzbogige Fenster mit nachgotischem Maßwerk von 1608. Chor ohne Streben.

Kunstwerke

Von den barocken Altären, 1727 vom Bildhauer Kilian Schüßler aus Karlstadt geschaffen, gibt es keine Abbildungen. Aus der Barockzeit hat sich die Kanzel erhalten, die aus einem polygonen Korpus mit Ecksäulchen besteht. In den Nischen die Evangelistenfigürchen. [2] Auch das Vortragekreuz ist eine barockes Kunstwerk, ebenso die Kreuzigungsgruppe gegenüber der Kanzel.

Unter Pfarrer Franz Xaver Düchs (1894-1902) kamen 1894 neugotische Altäre in die Kirche, die der Bildhauer Franz Wilhelm Drießler aus Lohr geschnitzt hatte. Sie wurden bei der Innenrestauration in den Jahren von 1952 bis 1955 ebenso wie die Buntfenster entfernt. Aus dem Drießleraltar blieb der Hl. Laurentius auf dem rechten Seitenaltar zurück. Das spätgotische Kruzifix im Chor wird der „Marburger Schule“ zugeschrieben. Es gelangte über einen Kunsthändler aus Kleineibstadt nach Oberleinach. Die Johannesfigur aus dem späten 15. Jahrhundert soll der „Nürnberger Schule“ angehören. Um die Gruppe zu ergänzen, schuf Bildhauer Andreas Kräml aus Würzburg eine Schmerzensmutter unter dem Kreuz. Aber erst dem Jesuitenpater Prof. Dr. Ernst Lutze (1971-1983) und seinem Nachfolger Karlheinz Frühmorgen ist es zwischen 1972 und 1987 gelungen, die Kirche wieder zu einem Kleinod im Leinachtal werden zu lassen. So konnte der Osterleuchter, eine um 1530 entstandene Arbeit der berühmten Nürnberger Peter-Vischer-Gießhütte [3], aus dem Mainfränkischen Museum nach Oberleinach zurückgeholt werden, ein Geschenk des Sebald Rech von Rechenberg aus Nürnberg. [4] Die um 1400 entstandene Skulptur im Chor stellt den Völkerapostel Paulus dar. Sie war früher am außerhalb der Kirche gelegenen Aufgang zur Empore angebracht und der Witterung preisgegeben.

Das gotische Sakramentshaus stammt aus der Zeit um 1400. Es ist aus Sandstein, gefasst und teilweise vergoldet. Auf einem Pfeilerträger befindet sich eine rechteckige Nische, durch ein Gitter verschlossen. Die innere Tür dieses Sakramentshäuschens wurde erst später eingefügt. Im Tympanon zwei Engel, die eine Monstranz halten. An den Seiten der Nische unter Baldachinen der Schmerzensmann und Mater dolorosa. Zwei weitere Figuren in bürgerlicher Kleidung, wohl die Stifter, waren 1896 noch am Sakramentshaus, sind jedoch nicht mehr vorhanden. Fuß und Muschelgiebel (um 1608) wurden wohl beim Anbau des Chores angebracht.

Der Taufstein ist eine klassizistische Arbeit aus dem letzten Drittel des 18. Jahrhunderts mit einer Taufgruppe auf dem Deckel, die um 1750 entstanden ist. Diese Taufgruppe steht heute in der Nische des zugemauerten nördlichen Eingangs der Kirche.

Den Marienaltar schmückt eine spätgotische Madonna aus der „Kölner Schule“ (um 1480). An der Südwand der Kirche eine Figur des Hl. Josefs. Weitere Tragfiguren (Hl. Urban, Jesuskind) sind auf der Empore angebracht. Über der Eingangstüre ein altes Tafelbild der 14 Nothelfer, das an die Zeit ab 1498 erinnert, als Oberleinach zum Spital zu den 14 Nothelfern in Würzburg gehörte.

Bildergalerie Innenausstattung

Osterleuchter (um 1530)

Pfarreisprengel

Die Pfarrkirche St. Laurentius war zuständig für die Katholiken in der ehmaligen Gemeinde Oberleinach. Heute konzentriert sich das Pfarreileben im neu errichteten Gemeindezentrum von Leinach.

Pfarreiengemeinschaft

Pfarreiengemeinschaaft „Communio Sanctorum - St. Laurentius“

Die Pfarrei St. Laurentius gehört zur Pfarreiengemeinschaft „Communio Sanctorum - St. Laurentius“.

Seelsorger (Auszug)

Siehe auch

Quellen und Literatur

  • Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler in Leinach, Nr. D-6-79-200-38
  • Christine Demel: Leinach. Geschichte - Sagen - Gegenwart. Selbstverlag Gemeinde Leinach, Leinach 1999, S. 205 ff.
  • Kirchengeschichte von St. Laurentius, Gemeinde Leinach
  • Frank Kupke: „Das Ergebnis ist toll.“ Innensanierung der Kirche St. Laurentius in Oberleinach abgeschlossen. In: Würzburger katholisches Sonntagsblatt Nr. 24 vom 14. Juni 2009, S. 14 f.
  • Felix Mader: Die Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern. Dritter Band. Regierungsbezirk Unterfranken & Aschaffenburg. III. Bezirksamt Würzburg. Druck und Verlag von R. Oldenburg, München 1911, S. 102 ff.

Weblinks

Erläuterungen, Hinweise und Einzelnachweise

  1. Uraufnahme im geoportal.bayern.de/bayernatals
  2. Symbole der Evangelisten
    Auf vielen Bildern werden die vier Evangelisten mit ihren jeweiligen Symbolen dargestellt: Matthäus mit einem Menschen oder Engel, Markus mit einem Löwen, Lukas mit einem Stier, Johannes mit einem Adler. Diese vier Bilder sind der Offenbarung des Johannes (4, 6) entnommen, wo es in einer Vision des Gottesthrones heißt: „Das erste Lebewesen glich einem Löwen, das zweite einem Stier, das dritte sah aus wie ein Mensch, das vierte glich einem fliegenden Adler.“ Auch die Darstellung der vier Wesen mit Flügeln ist dieser Bibelstelle entnommen. Der Kirchenlehrer Hieronymus (347 bis 419) ordnete die vier Lebewesen den einzelnen Evangelisten zu, indem er auf die Anfänge ihrer Evangelien verwies: Matthäus beginnt mit dem Stammbaum und der Menschwerdung Jesu, daher der Mensch. Markus stellt an den Anfang seines Textes die Bußpredigt des Johannes, der wie ein Löwe seine Stimme in der Wüste erschallen lässt. Lukas berichtet zuerst vom Opferdienst des Priesters Zacharias, so dass der Stier als Opfertier zu seinem Attribut wurde. Und Johannes schließlich beginnt mit dem Prolog über das Wort Gottes und schwingt sich in einer Art „geistigem Höhenflug“ wie der Adler in Höhen, die die anderen nicht erreichen.
    Außer dieser Zuordnung zu den Evangelisten symbolisieren alle vier Wesen in der gemeinsamen Darstellung Jesus Christus selbst, dessen vier wichtigste Heilstaten in den Evangelientexten bezeugt werden: Der Mensch ist Abbild der Menschwerdung, der Stier bedeutet seinen Opfertod, der Löwe die Auferstehung und der Adler seine Himmelfahrt.
    (Quelle: Würzburger katholisches Sonntagsblatt)
  3. Informationen zu Vischer, Bronze- und Metallgießer auf deutsche-biographie.de
  4. Sebald Rech von Rechenberg auf herrensitze.com

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