Mainfränkisches Museum

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Im Januar 2017 ging das Mainfränkische Museum in das bayerische Landesmuseum Museum für Franken über und wird als solches bis in die 2020er Jahre bei laufendem Betrieb umgestaltet.

Mainfränkisches Museum Würzburg
Mainfränkisches Museum
Eingangsbereich des Mainfränkischen Museums
Zugang vom Schönborntor

Das Mainfränkische Museum auf der Festung Marienberg gehörte zu den großen Kunstsammlungen Bayerns. Aufgrund der künstlerisch bedeutenden Werke fränkischer und für Franken arbeitender Künstler, konnte sich das Museum zu einem Haus von internationalem Rang entwickeln. In den insgesamt 45 Schauräumen waren Gemälde, Skulpturen und Kunsthandwerk aus Würzburg und Mainfranken von der Frühzeit bis ins 19. Jahrhundert zu sehen. Das Museum beherbergte die weltweit größte Sammlung von Riemenschneiderarbeiten.

Geschichte des Museums

Gründung bis 1945

Die Anfänge der Sammlungen reichen zurück bis in das 19. Jahrhundert. Das „Antiquarium“ des Historischen Vereins für den Untermainkreis, der 1831 begründet worden war. Die Museumsräume befanden sich zunächst bis 1852 im Hof Katzenwicker und siedelten 1859 in die auf demselben Grundstück erbaute Maxschule, ab 1877 in den sogenannten Karussell-Saal im Nordoval der Residenz um.

1893 wurde auf Anregung von Regierungspräsident Friedrich Graf von Luxburg der Fränkische Kunst- und Altertumsverein gegründet, der die Errichtung eines „Fränkischen Museums“ fördern sollte. [1] All diese Entwicklungen führten schließlich 1913 zur Gründung des Fränkischen Luitpoldmuseums. Dieses integrierte die Sammlungen der Stadt, des Historischen Vereins und des Fränkischen Kunst-und Altertumsvereins zu einer gemeinsamen Schausammlung.

Für das Museum wurde 1896 das spätklassizistische Gebäude des ehemaligen Chemischen Instituts in der Maxstraße 4 erworben und nach Entwürfen des ersten Museumsleiters August Stoehr umgestaltet. Am 17. Mai 1913 öffnete das Museum erstmals seine Pforten. 1931 wurde es um eine Riemenschneider-Halle erweitert. 1939 wurde der Name des Museums in „Mainfränkisches Museum Würzburg“ geändert.

Beim Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 wurde das Museumsgebäude durch eine schwere Sprengbombe völlig zerstört. Ein Großteil der Bestände wurde dabei vernichtet. Ein Wiederaufbau am ursprünglichen Platz war inmitten der zerstörten Stadt undenkbar. Für die durch rechtzeitige Verlagerung geretteten bzw. die aus dem Schuttberg ausgegrabenen und vielfach beschädigten Kunstwerke gab es zunächst keine adäquate Bleibe. [2] [3]

1945 bis heute

Am 8. Mai 1945 wurde Prof. Dr. Max Hermann von Freeden mit der Leitung des Museums beauftragt. Unter von Freeden kam es zu einem Neuanfang des Museums auf der Festung Marienberg. 1947 wurden die ersten fünf Säle im Neuen Zeughaus und in der daran anschließenden Echterbastei eröffnet. Schrittweise erfolgte der Ausbau weiterer Museumsräume. 1950 wurde der Südflügel des Zeughauses mit dem Gartensaal sowie die Südbastion der Echterbastei mit den Rittergrabmälern der Gotik und Renaissance und die Kelterhalle mit den Zeugnissen fränkischer Weinkultur eingerichtet. Im folgenden Jahr konnte die Schönbornhalle mit den beiden monumentalen Grabmälern der Schönbornbischöfe aus dem Bamberger Dom präsentiert werden, im Jahr darauf die Echterbastei mit den kunstgewerblichen Sammlungen und die archäologische Abteilung im Erdgeschoss der Echterbastei. 1967 wurde eine Volkskundliche Abteilung eröffnet.

Eine Erweiterung erfuhr das Mainfränkische Museum im Herbst 1990 mit der Eröffnung der neu konzipierten Stadtgeschichtlichen Abteilung im Fürstenbaumuseum, das im zweiten Obergeschoss des Stadtflügels der Hauptburg untergebracht ist. Insgesamt stehen dem Museum 45 Schauräume zur Verfügung, die vielfach neu gestaltet werden. So wurde bspw. der Gartensaal 2008 nach einer Neukonzeption wieder eröffnet.

2013 feierte das Mainfränkische Museum sein 100jähriges Bestehen. Vom 18.5. bis 6.10 wurde eine Jubiläumsausstellung mit dem Titel „Ans Werk – 100 Jahre Mainfränkisches Museum Würzburg“ gezeigt. Außerdem gab es über das ganze Jahr zahlreiche Einzelveranstaltungen der Museums.

Ende des Mainfränkischen Museums

Am 1. Januar 2017 übernahm der Freistaat Bayern das Mainfränkische Museum von der Stadt Würzburg, welches zum Museum für Franken wurde. Die entsprechende Vereinbarung wurde am 19. Dezember 2016 von Wissenschaftsminister Dr. Ludwig Spaenle, Finanzminister Dr. Markus Söder und Oberbürgermeister Christian Schuchardt unterzeichnet. [4]

Museumsdirektoren

Der Sammlungsbestand

Archäologie

Die archäologische Abteilung mit Bodenfunden aus Mainfranken, von der Altsteinzeit bis zum frühen Mittelalter, zeugte von den ersten Siedlungen in der Region. Eines ihrer bekanntesten Stücke war der spätbronzezeitliche Kesselwagen von Acholshausen. (heute Exponat in der Archäologischen Staatssammlung München)

Malerei, Plastik, Grafik

Die Romanische Bauplastik erinnerte an Würzburgs Blüte zur Stauferzeit. Zu den erwähnenswerten Stücken gehört ein Kapitell mit Kämpfer.

Neben wertvollen gotischen Skulpturen des 14. Jahrhunderts bildeten die einzigartige Sammlung von Werken des Bildschnitzers Tilman Riemenschneider den Kern des Museums, darunter die Statuen von Adam und Eva von der Würzburger Marienkapelle aus dem Jahr 1493 sowie die Trauernde Maria, die um 1505 entstanden ist.

Von den zahlreich vertretenen barocken Bildhauern seien Jakob van der Auwera, Johann Wolfgang van der Auwera, Claude Curé, Balthasar Esterbauer, Ferdinand Tietz und Johann Peter Wagner genannt. Ein besonderer Akzent lag neben der Großplastik auch auf der Kollektion der Kleinbildwerke aus dem 18. Jahrhundert. Eine Bozzetti-Sammlung, die anschaulich den künstlerischen Schaffensprozess zeigt, sowie autonome Kleinplastiken wurden präsentiert.

Die Malerei war mit Werken von der Spätgotik bis ins frühe 19. Jahrhundert vertreten, darunter Gemälde von Johann Rudolf Byss, Lucas Cranach d.Ä., August Christian Geist, Vater und Sohn Tiepolo, Peter von Hess, Ferdinand von Rayski, Georg Anton Urlaub, Georg Christian Urlaub und Januarius Zick.

In der Grafischen Sammlung warend fast lückenlos die druckgrafischen Ansichten Würzburgs aus vier Jahrhunderten vorhanden, hinzukommen seit dem 19. Jahrhundert Handzeichnungen und Aquarelle. Besonderen dokumentarischen Wert besaßen die Ansichten der 1945 zerstörten Stadt. Besonders hervorzuheben sei auch die wissenschaftliche Bedeutung der sog. Sammlung Eckert, die Pläne aus dem Baubüro des Balthasar Neumann enthält sowie die Architekturskizzen des 1964 verstorbenen Schulrats Dr. Franz Seberich, nach denen die Universität Würzburg ein virtuelles Stadtmodell entwickelte.

Kunsthandwerk und Volkskunst

Eine Folge kostbarer Möbel begann mit dem Ratstisch von Riemenschneider und erreichte mit Arbeiten des 18. Jahrhunderts ihren Höhepunkt. Wichtige Textilien seit dem frühen Mittelalter, zahlreiche Fayencen, bemalte und geschnittene Gläser, Goldschmiedearbeiten und eine Sammlung historischer Uhren, wie etwa die des Würzberger Meisters Martin Schipani sowie die älteste erhaltene Räderuhr dokumentierten das reiche Kunsthandwerk Frankens. Bemalte Bauernschränke, Hinterglasbilder und Trachten gaben eine Vorstellung von der Volkskunst dieser Region. Mit Hilfe der Büttnerzunft konnte 1982 eine Büttnerwerkstatt eingerichtet und damit die Tätigkeit eines für Würzburg einst sehr bedeutungsvollen Handwerkszweiges gezeigt werden. In der Kelterhalle sind Zeugnisse der fränkischen Weinkultur ausgestellt. Auch eine Auswahl der berühmten Würzburger Lügensteine war im Mainfränkischen Museum zu sehen.

Stadtgeschichte

In der stadtgeschichtlichen Abteilung beeindruckten besonders die beiden Großmodelle der Stadt Würzburg; das Bild des spätmittelalterlichen Würzburgs dokumentierte das Stadtmodell „Würzburg um 1525“, das Ausmaß der Zerstörung der Stadt vergegenwärtigte das Modell „Würzburg nach dem 16. März 1945“.

Zusätzliche fachliche und pädagogische Angebote

Sonderausstellungen

Im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit präsentierte das Museum regelmäßig Sonderausstellungen, die von Führungsprogrammen begleitet wurden.

Museumspädagogik

Die museumspädagogische Abteilung erarbeitete spezielle erlebnisorientierte Führungen. Mit einer Plakatserie machte das Museum auf seine vielfältigen Kunstsammlungen aufmerksam.

Kunstsprechstunde

Resonanz erfuhr die monatlich stattfindende Kunstsprechstunde, in der Privatleute Kunstwerke von Fachwissenschaftlern begutachten lassen können.

Museumskonzerte

In der Schönbornhalle fanden Museumskonzerte statt, der Gewölberaum der Keltherhalle wird für Veranstaltungen und Feiern genutzt.

Publikationen

Bestandskataloge des Mainfränkischen Museums

  • Band 1: Tilman Riemenschneider - Die Werke des Bildschnitzers und Bildhauers, seiner Werkstatt und seines Umkreises im Mainfränkischen Museum Würzburg. (1982)
  • Band 2: Die Bozetti-Sammlung
  • Band 3: Gesamtansichten und Pläne der Stadt Würzburg
  • Band 4: Schutz- und Blankwaffen 13.-17. Jahrhundert
  • Band 5: Form- und Scherzgläser, geschliffene und geschnittene Gläser des 17. und 18. Jahrhunderts
  • Band 6: Emailbemaltes Glas, Römer und barockes Farbglas
  • Band 7: Fächer des 17.-20. Jahrhunderts aus den Sammlungen des Mainfränkischen Museums Würzburg
  • Band 8: Zier und Gebrauchsglas des 19. und 20. Jahrhunderts - Aus der Glassammlung des Mainfränkischen Museums Würzburg
  • Band 9: Sonnenuhren und wissenschaftliche Instrumente
  • Band 10: Ansichten aus dem alten Würzburg, 1545-1945, Teil I
  • Band 11: Ansichten aus dem alten Würzburg, 1545-1945, Teil II
  • Band 12: Uhren aus 12 Jahrhunderten
  • Band 13: Ansichten aus dem alten Würzburg, 1545-1945, Teil III
  • Band 14: Figuren der Steingutfabrik Damm in den Sammlungen des Mainfränkischen Museums Würzburg.
  • Band 15: Funde aus Franken in den Sammlungen des Mainfränkischen Museums Würzburg.
  • Band 16: Taschenuhren aus vier Jahrhunderten - Aus den Sammlungen des Mainfränkischen Museums Würzburg.
  • Band 17: Die Stadtgeschichtliche Abteilung des Mainfränkischen Museums Würzburg im Fürstenbaumuseum der Festung Marienberg.

Einzelpublikationen

  • Hans-Peter Trenschel (Hrsg.): 150 Meisterwerke aus dem Mainfränkischen Museum. Würzburg, Mainfränkisches Museum, 1997. 335 Seiten.
  • Zu Tisch: Tafelsitten vergangener Zeiten. Würzburg 2005, ISBN: 3-932461-24-X.
  • Gut betucht: Textildesign und Handwerk in fränkischen Trachtenstoffen. Würzburg 2006, ISBN: 3-932461-25-8.
  • Claudia Lichte (Hrsg.): Ferdinand von Rayski: Ein Dresdener Maler in Franken. Katalog zur Sonderausstellung im Mainfränkischen Museum Würzburg vom 25. Oktober 2006 bis 11. Februar 2007. Mainfränkisches Museum Würzburg, 2006. ISBN: 3-932461-26-6
  • Form und Funktion: Gefäße und Geräte aus den Sammlungen des Mainfränkischen Museums Würzburg und der Formsammlung Walter und Thomas Dexel, Braunschweig. Würzburg 2007.

Lieferbare Titel

Eine Liste der bestellbaren Publikationen des Mainfränkischen Museums kann hier online eingesehen werden.

Siehe auch

Quellen und Literatur

  • Max H. von Freeden: Vom Werden und Wachsen des Mainfränkischen Museums Würzburg auf der Festung Marienberg. In: Mainfränkisches Jahrbuch für Geschichte und Kunst. Band 53, S. 6-14
  • Hanswernfried Muth u. a.: Mainfränkisches Museum Würzburg. Regensburg, Schnell & Steiner, 1994. 64 Seiten
  • Felix Mader: Die Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern. Band XII, Hrsg.: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, R. Oldenbourg Verlag München/Wien, Würzburg 1915

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Hanswernfried Muth: Ein Spiegelbild mainfränkischer Kunst und Kultur. Die Entwicklung des Mainfränkischen Museums zum Landesmuseum Unterfrankens und seine Schätze, in: 15 Jahrhunderte Würzburg, hrsg. v. Heinz Otremba, Echter Verlag, Würzburg 1979, S. 333-339, S. 336
  2. Hanswernfried Muth: Mainfränkisches Museum Würzburg. 1. Auflage, Schnell & Steiner, Regensburg 1994
  3. Hans-Peter Trenschel: 150 Meisterwerke aus dem Mainfränkischen Museum Würzburg. 1. Auflage, Mainfränkisches Museum, Würzburg 1997
  4. Pressemitteilung des Bayerischen Staatsministeriums für Bildung, Kultus, Wissenschaft und Kunst vom 19. Dezember 2016 (Onlinefassung)

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