St. Bartholomäus (Greußenheim)

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Nordost-Ansicht der katholischen Pfarrkirche St. Bartholomäus
Nordwest-Ansicht der katholischen Pfarrkirche St. Bartholomäus
Turm der katholischen Pfarrkirche St. Bartholomäus

Die katholische Pfarrkirche St. Bartholomäus in Greußenheim liegt mitten im Ort an der Birkenfelder Straße.

Patrozinium

Die Pfarrkirche ist dem hl. Bartholomäus (* Anfang des 1. Jahrhunderts in Kana, † um 51 (?) in Armenien (?)) geweiht, einem Apostel Jesu und Märtyrer. Er war laut Markusevangelium (Mk 3, 14 - 19) einer der zwölf Jünger Jesu. Patrozinium ist am 24. August.

Geschichte

1102 wird Pfarrer Gerung (Dechant des Stiftes Neumünster in Würzburg) als erster Pfarrer in Greußenheim erwähnt. Über ein Kirchengebäude ist allerdings nichts bekannt. Aus dem Unterbau der Kirche lässt sich durch ein frühgotisches Kreuzrippengewölbe in der jetzigen alten Sakristei die Existenz eines Kirchenbaus auf das 12. Jahrhundert datieren. In ihrer heutigen Form findet die Pfarrkirche 1609 Erwähnung, als der Turm verändert wurde. Seine mächtigen aus Bruchsteinen errichteten Mauern des Untergeschosses lassen sich in die Zeit der Romanik zurückdatieren. 1609 machte man sich Gedanken, den nahezu quadratischen Turm zu erhöhen. In einem sehr ausführlichen Visitationsprotokoll gleichen Jahres des Amtes Rothenfels [1], dem Greußenheim in der weltlichen Verwaltungshierachie untergeordnet war, wird die Höhe des Turmes mit „37 Schuh in der Mauer“ [1] angegeben. Legt man hier als Maßeinheit den Würzburger Schuh mit 0,292 m [2] zugrunde, so ergibt sich für den Turm eine Höhe von 10,804 m. Vorgeschlagen wurde nun in dem oben genannten Protokoll, den Turm um weitere 25 Schuh = 7,30 m zu erhöhen und ihm eine neue Spitze aufzusetzen. Die „gemeine und mit Ziegeln eingedachte, gar unförmige alte Spitze“ [1] gefiel offenbar nicht mehr. Bereits im folgenden Jahr 1610 wurde die Erhöhung des Turmes ausgeführt und der schiefergedeckte Spitzhelm aufgesetzt. [3] Julius Echter von Mespelbrunn hat also auch hier, wie an vielen anderen fränkischen Orten, sein Markenzeichen, den spitzen Juliusturm, hinterlassen. In den folgenden Jahrhunderten hat der Turm keine wesentlichen Veränderungen erfahren, so dass sich festhalten lässt, dass die Höhe des Turms seit dem Jahr 1610 bis heute unverändert gleich geblieben ist.

Fünf Jahre nach dem verheerenden großen Brand vom 17. Mai 1691 ist im Protokoll des Jahres 1696 folgendes über das Bauwesen zu lesen: „Hat Kreußen eine baufällige und vom Brand hart verwüstete, gar eng und kleine Kirchen, die gar wohl einen reichen Bauherrn vonöthen hat, aber man weiß nit, wers aigentlich handhaben muß, wie noch täglich darumb disputiert wird.“ Die Zehntherren, der Vikar von Sankt Bricctius in der hochfürstlichen Kanzlei zu Würzburg zu ⅓ sowie das Kloster Himmelspforten zu ⅔, suchten sich offenbar der Verantwortung zu entziehen. Nur notdürftig repariert, verblieb die Kirche in einem bedauernswerten Zustand. 1725 dachte man wieder einmal daran, die Kirche zu erweitern. Am 19. April 1732 fügte ein erneuter Brand Dorf und Kirche schwerste Schäden zu. Nur drei Wohnhäuser blieben verschont.

Unter solch wenig ermutigenden Voraussetzungen übernahm der aus Würzburg stammende Priester Georg Andreas Vogel im Alter von 31 Jahren 1737 die Pfarrei. Mit Entschlossenheit und Energie machte sich der neue Pfarrer ans Werk. 1740 konnte er Dank einer vom Domkapitel erhaltenen mildtätigen Stiftung von 300 Gulden den Wiederaufbau des bei dem Brand am 19. April 1732 eingeäscherten Pfarrhauses abschließen. Mit ebensolcher Tatkraft ging er daran, auch für seine Gemeinde die längst erforderliche neue Kirche zu bauen. Auf vorrangige Unterstützung aus Würzburg konnte er für seine Pläne allerdings nicht hoffen, denn dort bereiteten dem Fürstbischof Friedrich Carl von Schönborn der desolate Zustand sehr zahlreicher Pfarrkirchen seines Bistums Sorgen. So verlangte er zu Beginn des Jahres 1742 vom Geistlichen Rat erneut ein Verzeichnis baufälliger Kirchen, nachdem deren Zahl in den Jahren zuvor nicht merkbar abgenommen hatte. Bereits im Februar 1742 legt der Geistliche Rat die geforderte „Specificatio über zu reparierende Gebäude“ vor, in der endlich auch Greußenheim mit erfasst war.

Doch erst nach weiteren drei Jahren konnte Pfarrer Georg Andreas Vogel in Anwesenheit des Oberamtmannes Ernst Phillip von Hedersdorf, der örtlichen Honoratioren, insbesondere des Schultheißen Georg Rügemer und des Bürgermeisters Michael Öchsner, sowie der ganzen Gemeinde am 29. März 1745 den Grundstein zum neuen Kirchenbau legen. Baumeister dieser neuen Kirche war Meister Joseph Lang aus Karbach. Er nahm entscheidende Veränderungen vor und gab entsprechend dem vorgelegten Plan der Kirche ihr heutiges Aussehen. Chor und Langhaus der mittelalterlichen Kirche wurden gänzlich abgebrochen und soweit in nördlicher Richtung den Hang hinauf verlegt, dass der Turm nun unmittelbar seitlich am Chor zu stehen kam. Auf diese Weise wurde Raum gewonnen für die mittlerweile auf 565 Seelen angewachsene Gemeinde. Die im Vergleich zum Vorgängerbau jetzt gut doppelt so große Kirche erreichte eine Länge von 101 Schuh (= 29,492 m) und eine Breite von 40 Schuh (= 11,68 m). Die Kosten für das neue Gotteshaus brachte Pfarrer Georg Andreas Vogel im Wesentlichen durch Kapitalaufnahme, Stiftungen und Schenkungen auf. Die von ihm sehr genau geführte „Greußenheimer Baurechnung des daselbsten Neu Aufgeführten Kirchenbaues“ weist am Ende auf der Ausgabenseite einen Betrag von 1.448 Gulden und 5 Denaren auf.

Der Bau hatte, wie im Grundsteinbrief erhofft, einen glücklichen Anfang, Fortgang und ein glückliches Ende gefunden, so dass am 11. Juni 1748 die Kirche feierlich durch Weihbischof Daniel von Gebsattel aus Würzburg konsekriert werden konnte. Lange Jahre vermochte Pfarrer Georg Andreas Vogel seine Gemeinde im neuen Haus um sich zu scharen. Er verstarb am 17. Oktober 1770 im Alter von 64 Jahren und wurde als Bauherr im Chor seiner Kirche zur letzten Ruhe gebettet. Beim Einbau der Kirchenheizung im Jahre 1962 wurde das Grab gefunden. Trotz sehr starker Zersetzung waren die Gebeine noch deutlich zu erkennen. Die Gruft wurde wieder verschlossen und ist heute im Boden mit einem Stern gekennzeichnet.

Erweiterung

Katholische Pfarrkirche St. Bartholomäus Gedenkstein vom 4. Mai 1839

Wegen der stark angewachsenen Bevölkerung war die Erweiterung der Pfarrkirche von Nöthen. Der bereits im Jahre 1837 gefertigte Plan des Amtsgeometers Bauer aus Rothenfels sah eine Erweiterung des Langhauses um 22 Schuh (= 6,424 m) nach Westen hin vor, wozu ein Teil der Kirchhofmauer abgebrochen werden musste. Die Ausführung dieses Planes wurde dem Maurer- und Steinhauermeister Thomas Schmitt aus Holzkirchen übertragen unter der Bedingung, dass am 1. April 1839 begonnen werde und die Arbeiten bis längstens 25. September 1839 beendet seien. Die feierliche Grundsteinlegung erfolgte am 4. Mai 1839 durch Pfarrer Joseph Lutz. Mit dieser Erweiterung gewann die Kirche eine Länge von 118 Schuh (= 34,456 m). Die Kosten hierfür beliefen sich auf 3.480 Gulden und wurden sämtlich aus Mitteln der Kirchenstiftung aufgebracht. Die Erweiterung des Langhauses 1839 stellt die bisher letzte bedeutende Veränderung der Greußenheimer Kirche dar. Eine erneute Erweiterung scheint derzeit nicht geboten. Auch sind ihr, zumindest in Ost-West-Richtung, auf Grund der örtlichen Gegebenheiten Grenzen gesetzt.

Neue Sakristei

Die neue Sakristei wurde 1856/57 nördlich an den Chor angebaut. 1981 wurde letztmals eine Außenrenovierung der Kirche vorgenommen, 1984 die Innenrenovierung der Kirche begonnen und 2010 abgeschlossen.

Historische Abbildungen

Innenraum

Beschreibung

Innenraum von St. Bartholomäus
  • Der Hochaltar hat einen viersäuligen Baldachinaufbau mit durchbrochenem Retabel von Schreinermeister Caspar Balling aus Würzburg aus dem Jahre 1749. Fassung von Johann Christian Friderich (Gerchsheim), 1752: kuppelförmiger Tabernakelaufbau (Veränderung Ende des 19. Jahrhunderts) mit zwei seitlichen Engeln, auf dem Gebälk zwei Vasen, als Altarbekrönung eine Krone. Die Altarkonsekration zu Ehren des Hl. Bartholomäus mit Reliquien der Märtyrer Alexander, Sixtus und Felicissima erfolgte am 11. Juni 1748 durch Weihbischof Daniel von Gebsattel.
  • Die zwei Seitenaltäre mit je zweisäuligem Aufbau sind ein Stiftung von Pfarrer Georg Andreas Vogel. Fassung von Johann Christian Friderich (Gerchsheim), 1752:
    • Nördlicher Marienaltar (1750/51), Altarblatt mit Herz-Marien-Darstellung, Mitte 19. Jahrhundert (teilweise Übermalung 1884, auf dem Gebälk zwei geflügelte Engel, im Auszug Gemälde mit Darstellung des letzten Abendmahls (Übermalung 1884), seitlich zwei Vasen, als Bekrönung Marienmonogramm im Strahlenkranz:
    • Südlicher Josefsaltar (1749/50), Altarblatt mit Darstellung des Heiligen von Andreas Leimgrub, 1856 (Stiftung der Dorthea Hetzer, Übermalung 1884), auf dem Gebälk zwei geflügelte Engel, im Auszug Gemälde mit Darstellung Tod des Hl. Josef, seitlich zwei Vasen, als Bekrönung IHS-Monogramm im Strahlenkranz. Beide Seitenaltäre wurden gemeinsam mit dem Hochaltar konsekriert.
  • Das Deckengemälde mit der Darstellung der zwölf Apostel wurde 1910 von Philipp Rauch geschaffenen. Das Sakramentshäuschen aus Sandstein mit geschweiften Spitzbogen im Chor der Kirche stammt aus der Zeit um 1400, der als Tulpenschale auf Balusterfuß geformte Taufstein aus rotem Sandstein aus dem 17. Jahrhundert. Die Meister der 14 Nothelfer aus dem 18. Jahrhundert an der Südwand sowie des großen Triumphbogenkreuzes sind bis heute unbekannt. Die drei Chorfenster mit Glasmalerei (1882/83) zeigen in der Mitte den Hl. Bartholomäus, nördlich den Hl. Georg und südlich die Hl. Anna mit Tochter Maria. Die 14 gemalten Kreuzwegstationen entstanden Ende des 19. Jahrhunderts.

Bildergalerie

Geläut

Beschreibung

Zwei alte Glocken der Kirche, die nach dem Brand 1691 gegossen wurden, befinden sich heute im Museum für Franken. Die beiden Glocken überstanden alle Brände und Kriegswirren. Im Zuge der Anschaffung eines neuen Geläutes für die Greußenheimer Kirche wurden sie 1921/22 nach Roßbrunn verkauft, von wo sie schließlich schon nach wenigen Jahren an das Museum gelangten.

Die für Greußenheim gegossenen Stahlglocken (Hersteller: Fa. Ulrich & Weile aus Apolda-Bockenem, Thüringen) haben Namen und werden wie folgt beschrieben:

  • Marie: Schlagton es', 2014 kg, 166 cm; Anschaffungskosten: 27.189,00 Mark
  • Bartholomäus: Schlagton f', 1345 kg, 146 cm; Anschaffungskosten 18.157,50 Mark
  • Joseph: Schlagton g', 846 kg, 126 cm; Anschaffungskosten 11.421 Mark
  • Wendelinus: Schlagton b', 514 kg, 107 cm; Anschaffungskosten 6.939 Mark

Der Würzburger Domkapellmeister und Glockenexperte Johann Strubel fertigte am 22. Februar 1922 ein Gutachten über die neuen vier Stahlglocken an. Er prüfte die Glocken und nahm die musikalische Analyse mit Appun'schen - verstellbaren - Stimmgabeln vor und bescheinigte ihnen abgesehen von kleinen unmerklichen Beanstandungen bei der g' und b'-Glocke, die vom Turm aus kaum wahrgenommen werden können, eine gute Qualität. Am 28. April 1922 bescheinigte er noch einmal einen schönen weichen Klang der vier neuen Glocken. Im März 1933 wurde eine elektrische Glockenläutmaschine, ein Kontaktapparat zur automatischen Einschaltung und sechs Stück gussgekapselte Handhebelschalter zum Ein- und Ausschalten der Läutmaschinen für 2.860,00 Mark eingebaut.

Bildergalerie

Weg der Lichter

Seit 2020 befindet sich an der Süd- und Ostseite der Pfarrkirche der Weg der Lichter.

Patronatsrecht

Das Patronatsrecht übt seit 1505 die Adelsfamilie Löwenstein-Wertheim aus.

Pfarreisprengel

Die Pfarrei St. Bartholomäus ist für die katholischen Christen der Gemeinde Greußenheim zuständig.

Seelsorger (Auszug)

Pfarreiengemeinschaft

Pfarreiengemeinschaft St. Kilian Würzburg-West

Die Pfarrkirche St. Bartholomäus in Greußenheim gehört zur Pfarreiengemeinschaft St. Kilian Würzburg-West.

Siehe auch

Quellen und Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 Diözesanarchiv Würzburg, Amt Rothenfels, VR 1609.
  2. Fritz Verdenholven: Alte Maße, Münzen und Gewichte aus dem deutschen Sprachgebiet. Neustadt/Aisch 1968
  3. Diözesanarchiv Würzburg, Dekanat Karlstadt, VR 1610; Amt Rothenfels, VR 1613

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