Erscheinung des Herrn (Reichenberg)
Dies ist die bestätigte sowie die neueste Version dieser Seite.
Die Filialkirche Erscheinung des Herrn ist das Gotteshaus für die katholischen Christen der Marktgemeinde Reichenberg.
Lage
Die katholische Filialkirche befindet sich in der Straße Unterer Weinberg im nordwestlichen Teil des Ortes.
Patrozinium
Die Pfarrkirche ist dem Festtag Erscheinung des Herrn oder auch Taufe Jesu geweiht. Das Epiphaniasfest, das „Fest der Erscheinung des Herrn“, ist das älteste Fest der Kirche, das kalendarisch festgelegt war. Patrozinium ist am Dreikönigstag dem 6. Januar.
Geschichte
Das überwiegend evangelisch-lutherische Reichenberg erhielt nach dem Zweiten Weltkrieg durch Zuzug aus den ehemaligen Ostgebieten eine katholische Minderheit. Die katholischen Neubürger bekamen Hilfe von der Patronatsherrin Gräfin Sofie-Henriette von Wolffskeel, die ihnen von 1945 bis 1947 die evangelische Kirche für ihre Gottesdienste zur Verfügung stellte. Danach kamen die Katholiken im Schulhaus, dem heutigen Rathaus, unter. Bischof Julius Döpfner forderte die Reichenberger 1949 auf, für den Bau einer katholischen Kirche zu sorgen. Noch im gleichen Jahr gelang es Pfarrer Ludwig Schneider nach langwierigen Verhandlungen mit der zuständigen israelitischen Behörde in Nürnberg die 1797 errichtete Synagoge am Schindersberg zu kaufen Der Erwerb wurde am 8. Dezember 1949 im Grundbuch eingetragen. Nach den Plänen von Diözesanarchitekt Hans Schädel wurde die ehemalige Synagoge in ein katholisches Gotteshaus umgebaut, am 17. Dezember 1950 durch Bischof Julius Döpfner geweiht und bis 1972 als Kirche St. Bonifatius genutzt.
Aufgrund der stetig wachsenden Zahl von Katholiken in der Marktgemeinde, kaufte die katholische Kirchengemeinde am 6. August 1968 das rund 7.000 m² große Grundstück am Unteren Weinberg. Im Mai 1969 wurde das gekaufte Grundstück vermessen. Im September 1970 begann der Kirchenneubau. Die Diözese Würzburg stellte 1970 die Summer von 300.000 Mark und ein Jahr darauf 260.000 Mark für den Kirchenbau bereit.
Am 27. Juni 1971 war die Grundsteinlegung und Namensgebung für die neue „Epiphanie-Kirche“ mit Dekan Ludwig Müssig, dem evangelischen Pfarrer, Bürgermeister und dem Posaunenchor Fuchsstadt. Im Juli 1971 wurde das Dach gedeckt; im August hatte der Glockenträger Form angenommen; im November wurden die Spenglerarbeiten beendet, die Wände verglast und der Fußboden verlegt. Am 25. April 1971 wurden die Glocken am Schindersberg abmontiert und am Unteren Weinberg installiert.
Am 17. Juni 1972 wurde das neue Gotteshaus von Weihbischof Alfons Kempf konsekriert. Am 20. Juli 1972 konnte die ehemalige Kirche am Schindersberg verkauft und mit dem Erlös ein Großteil der Schulden abgedeckt werden. Durch bischöflichen Organisationsakt vom 8. September 1972 und durch Entschließung des bayerischen Staatsministeriums für Unterricht und Kultus vom 10. Oktober 1972 wurde auch die katholische Kirchengemeinde kanonisch errichtet. Sitz der Verwaltung war das katholische Pfarrhaus Rottenbauer. Die Kirchengemeinde Reichenberg umfasste Reichenberg, Lindflur und Albertshausen; Uengershausen wurde nach Kirchheim umgepfarrt; Fuchsstadt verblieb direkt bei der Kirchengemeinde Rottenbauer. Zum 1. August 1988 beschloss Bischof Paul-Werner Scheele nach Zustimmung der betroffenen Gremien, Reichenberg von der Pfarrei Rottenbauer abzutrennen und in die Pfarrei Kist einzugliedern, zu der sie bis 2021 als Filiale gehörte.
Baubeschreibung
Der Diözesanbaumeister Hans Schädel und der Architekt Friedrich Ebert haben die neue Kirche in den Jahren 1970 bis 1972 in Zeltform mit Glaswänden („Zelt Gottes unter den Menschen“) geplant und erbaut. Die vier Eckpfeiler tragen außen die Symbole der Evangelisten Matthäus (Engel), Markus (Löwe), Lukas (Stier) und Johannes (Adler), entworfen vom Höchberger Künstler und Bildhauer Herbert Spielmann und in Beton gegossen. Der linke Pfeiler des Haupteingangs trägt das Wappen von Bischof Josef Stangl und den Namen der Kirche „Epiphania Domini“ (Erscheinung des Herrn), geschaffen von Herbert Spielmann.
Ausstattung
Das aus Glas gebaute Viereck der Umfassungswände lässt viel Tageslicht in den Raum. Von den vier Eckpfeilern streben Holzleimbinder zur Dachspitze auf, wo ein Dreiecksfenster weiteres Licht von Osten herabfallen lässt und damit Beziehung vom Altar aufnimmt. Der aus Eibelstädter Muschelkalk hergestellte Altar, der in seiner Form an die Geburtsgrotte in Bethlehem, den Berg Golgatha oder das Felsengrab erinnern soll, steht dominierend in der Mitte des Gotteshauses. Um den Altar herum sind auf drei Seiten die Bänke für die Gläubigen angeordnet. Über dem Altar schwebt eine Lichtkrone.
Die nach dem Altar wichtigsten liturgischen Orte - Tabernakel (geschaffen vom Würzburger Goldschmied Hans Fell), Priestersitz und Taufkapelle - sind durch konchenartige Betonschalen räumlich festgelegt. Sie wurden vom Maler Karl Clobes aus Tückelhausen verschiedenfarbig gestaltet und durchbrechen die gläsernen Außenwände der Kirche.
Inmitten der Großräumigkeit der Kirche ist ein Bereich für die stille Medidation abgegrenzt. Im Blickpunkt dieses Bereiches erhebt sich eine Stele mit der Pietà eines unbekannten Barockmeisters. Ebenso wie der Altar, sind Taufstein, Ambo und Priestersitz aus Eibelstädter Muschelkalk gehauen. Die Fußbodenplatten kommen aus Kirchheimer Steinbrüchen.
Seit dem 23. März 1986 leuchten in der Kirche 15 farbige Glasbilder eines Kreuzweges, die von Josef Scheuplein entworfen und dem Kunstglasermeister Rudolf Schieblon aus Veitshöchheim ausgeführt wurden. Seit Juli 2004 existiert ein 2,5 Meter mal 2,5 Meter großes Glaskunstwerk links vom Tabernakel, das die Geburt Jesu und die Heiligen Drei Könige thematisiert und vom Heilbronner Künstler Raphael Seitz [1] auf Vermittlung von Kunstreferent Jürgen Lenssen ausgeführt wurde.
Bildergalerie
Orgel
Zu Ostern 1979 löste eine Orgel, die von St. Bruno (Steinbachtal) erworben wurde, das alte Harmonium ab.
Geläut
Die drei Glocken des katholischen Gotteshauses waren 1953 für die 1950 geweihte Kirche St. Bonifatius beschafft worden. Die große St.-Elisabeth-Glocke war vom Schuhfabrikanten Norbert Seibel, die kleine St.-Josefs-Glocke vom Malzfabrikanten Ernst Ruckdeschel gestiftet worden. Die mittlere St.-Michaels-Glocke (Baujahr 1825), die im Zweiten Weltkrieg eingeschmolzen werden sollte, schenkte damals die Mutterpfarrei St. Josef in Rottenbauer ihrer Tochtergemeinde Reichenberg. 1972 zogen die Glocken mit in die neue Reichenberger Kirche um.
- Gl. 1 St.-Elisabeth-Glocke
- Schlagton G | Durchmesser 93 cm | Umschrift: Hl. Elisabeth bitte für uns und Karl*Czcnochowsy*Erding* Gegossen im Jahr 1953*
- Gl. 2 St.-Michaels-Glocke
- Schlagton B | Durchmesser 83 cm | Relief des Hl. Michael, zu seinen Füßen der Teufel in Menschengestalt, von einer Schlange umwunden in mitten des höllischen Feuers. Auf der Seite gegenüber ist ein Kruzifix dargestellt. | Umschrift: Glori in exelsis deo und C P Jaeger in Würzburg anno domini 1825
- Gl. 3 St.-Josefs-Glocke
- Schlagton C | Durchmesser 71 cm | Kreuz als Dekor | Umschrift: St. Josef schütze uns und Erding 1953
Die drei Glocken ergeben mit ihren Tönen G-B-C das Te-Deum-Motiv.
Seelsorger (Auszug)
- Karl Wenzel (1968-1974)
- Konrad Martin (1974-2008)
- Ivan Penava (2008-2010)
- Jerzy-Andrzej Jelonek (2010-2021)
- Alfred Kraus (2021-2022)
- Stefan Michelberger (Pfarradministrator) (seit 2023)
Pfarrsprengel
Die Pfarrei umfasst neben der Marktgemeinde Reichenberg deren Ortsteile Albertshausen, Lindflur und Uengershausen.
Pfarrverband
Die Filialkirche Erscheinung des Herrn gehörte seit 2010 zur Pfarrei St. Bartholomäus (Kist) in der Pfarreiengemeinschaft „Kreuz Christi“. Mit Einrichtung der Pastoralen Räume wurde die Gemeinde durch Entscheidung von Bischof Franz Jung dem Urbanen Raum Würzburg Süd-West zugeordnet. Zu diesem Zweck gehört die Gemeinde ab 1. September 2021 zur Pfarreiengemeinschaft Joseba in Würzburg, wo sie schon vor 1974 beheimatet war. [2]
Siehe auch
- Bildstock Oberer Weinberg (Reichenberg)
- St. Bonifatius (Reichenberg)
- Reichenberg
- Pastoraler Raum Würzburg Süd-West
Quellen und Literatur
- 50 Jahre Katholische Kirche und Kirchengemeinde Reichenberg - Erscheinung des Herrn 1972-2022. Hrsg.: Katholische Kirchengemeinde Reichenberg, Juni 2022.
- Katholische Kirchengemeinde Epiphania Domini Reichenberg - Kleiner Führer durch Kirche und Kirchengemeinde. Hrsg.: Pfarrbüro Kist.
- Main-Post: „Endlich wieder voller Glockenklang“ (8. Juni 2021)
Weblinks
- Internetseiten der Pfarreiengemeinschaft Joseba
- Internetseiten der Marktgemeinde Reichenberg
- Epiphanie in Heiligenlexikon.de
Einzelnachweise und Anmerkungen
- ↑ Raphael Seitz ist einer von nur wenigen Glaskünstlern, die als Maler auch figürliche Darstellungen in ihre Werke einbringen. Bei der Reichenberger Darstellung der drei Könige hat er sich einer Technik bedient, die bereits seit den im Jahr 1030 entstandenen Augsburger Prophetenfenstern bekannt ist. Seitz malte mit Schwarzlot, einer Mischung aus Glasmehl, Blei, Ruß, Wasser und Gummi arabicum. Bei 600 Grad wird es in das Glas eingebrannt. Weitere Informationen über Raphael Seitz bei Wikipedia [1].
- ↑ Main-Post: „Abschied aus der Pfarreiengemeinschaft Kreuz Christi“ (28. Juli 2021)