Synagoge in Reichenberg
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Die ehemalige Synagoge in Reichenberg entstand Ende des 18. Jahrhunderts. Das Gebäude hat die Anschrift Schindersberg 11.
Jüdische Gemeinde Reichenberg
1587 wird erstmals ein jüdischer Einwohner genannt: Abraham Jud, der für einen Hof in Hattenhausen abgabepflichtig war. 1612 wohnten drei, 1659 fünf jüdische Familien in Reichenberg. 1774 waren es 21 jüdische Haushaltungen. In Reichenberg bestand eine jüdische Gemeinde bis 1941/42. Beerdigungen fanden auf dem jüdischen Bezirksfriedhof in Allersheim statt.
Geschichte
Zunächst war vermutlich ein Betsaal oder eine erste Synagoge vorhanden. 1797 wurde eine Synagoge am Schindersberg im ägyptischen Stil auf Verfügung von Kurfürst Maximilian I. Joseph von Bayern erbaut, die für fast 140 Jahre Mittelpunkt des jüdischen Gemeindelebens am Ort war. Die Inneneinrichtung bestand aus Frauenempore, Thoraschrein und Lesepulten. Im Dezember 1924 wurden aus der Synagoge Silbergeräte, Becher und andere wertvolle Ritualien gestohlen, die sich seit Auflösung der jüdischen Gemeinde Rottenbauer hier befanden. Beim Novemberpogrom 1938 blieb die Synagoge verschont. Am 24. November 1939 wurde bei neuen Ausschreitungen am Ort die Inneneinrichtung der Synagoge durch SA-Leute zerstört. Eine versuchte Brandstiftung 1942 konnte vereitelt werden. Danach wurde das Gebäude zunächst als Holzlager und später als Stofflager der Wehrmacht zweckentfremdet. Das Synagogengebäude blieb auch nach 1945 bis heute erhalten.
Heutige Nutzung
Von 1950 bis 1972 nutzte die neu entstandene katholische Pfarrgemeinde Erscheinung des Herrn bis zur Fertigstellung des Kirchenneubaus die Synagoge als Kirche St. Bonifatius. Danach wurde das Gebäude profaniert und dient heute als Wohnhaus.
Gedenktafel
Am Gebäude ist eine Hinweistafel vorhanden mit dem Text: "1797-1938 Synagoge, 1950-1972 Katholische Kirche St. Bonifatius". 1988 wurde eine weitere Tafel mit folgendem Text angebracht: "Zum Gedenken an unsere ehemaligen jüdischen Mitbürger. 'Wir klagen uns an, dass wir nicht mutiger bekannt, nicht treuer gebetet, nicht fröhlicher geglaubt, nicht brennender geliebt haben'. [1]
Siehe auch
Quellen
- Informationen zur ehemaligen jüdischen Gemeinde Reichenberg bei Alemannia Judaica
- Informationen zur ehemaligen jüdischen Gemeinde Reichenberg auf jüdische-gemeinden.de
- Jüdische Gemende in Reichenberg auf spd-reichenberg.de
- Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler in Reichenberg, Nr. D-6-79-176-6
Weblinks
- Synagoge Reichenberg im DenkmalAtlas 2.0
- Jüdische Gemeinde Reichenberg (bei Würzburg) (ohne Anspruch auf Vollständigkeit)
Einzelnachweise
- ↑ (Stuttgarter Erklärung der EKD, 1945). Reichenberg, den 9. November 1988. Evang.-Luth. Kirchengemeinde Reichenberg."