St. Laurentius (Darstadt)

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Katholische Pfarrkiche St. Laurentius im Ochsenfurter Stadtteil Darstadt (Südwest-Ansicht
Innenansicht der katholischen Pfarrkirche St. Laurentius in Darstadt
Blick auf die Orgelempore der katholischen Pfarrkirche St. Laurentius in Darstadt

Die katholische Pfarrkiche St. Laurentius ist das katholische Gotteshaus des Ochsenfurter Stadtteils Darstadt, gelegen an der Kreisstraße WÜ 13 im Ortszentrum.

Patrozinium

Die Kirche ist dem Heiligen Laurentius von Rom geweiht (* in Osca (Spanien) oder Laurentum; † 10. August 258 in Rom). Er war zur Zeit von Papst Sixtus II. römischer Diakon und starb als christlicher Märtyrer. Patrozinium ist am 10. August.

Geschichte

Steinkreuz mit der Jahreszahl 1597 auf dem Giebel der kath. Pfarrkirche

Ursprünglich gehörte Darstadt als Filiale zur Pfarrei Kleinochsenfurt. Wohl aufgrund des weiten Weges zur Pfarrkirche auf der jenseitigen Mainseite erfolgte durch Bischof Otto von Wolfskeel am 30. Januar 1344 die Erhebung der vorhandenen Kapelle zur eigenständigen Pfarrkirche. Möglicherweise ging diese Eigenständigkeit später wieder verloren, denn in den Archivalien finden sich Hinweise, dass Darstadt später Filiale von Herchsheim war, nach der Reformation von Euerhausen. Die Einweihung der in der Echterzeit erbauten heutigen Kirche erfolgte am 25. Mai 1597. 1921 wurde das Langhaus zur Straße hin um eine Fensterachse verlängert. Am 21. Oktober 2007 erfolgte die Weihe des neuen Sandsteinaltares durch Bischof Paul-Werner Scheele nach Abschluss der umfassenden Renovierung, bei der Epitaphien (Grabplatten) im Boden freigelegt und dann an den Wänden angebracht wurden.

Die Bau- und Ausstattungsgeschichte der Pfarrkirche ist wesentlich von der örtlichen Adelsfamilie Zobel von Giebelstadt geprägt. Bauherr des jetzigen Gotteshauses war Stephan Franz Zobel von Giebelstadt zu Darstadt mit seiner Ehefrau Cordula, einer Schwester des Würzburger Fürstbischofs Julius Echter von Mespelbrunn (1545-1617).

Baubeschreibung

Trotz der Erweiterung von 1921 gibt die Kirche im wesentlichen den Eindruck ihrer Erbauungszeit wieder. Das rechteckige Langhaus mit heute je drei leicht spitzbogigen Fenstern, mit Sandsteingewänden und einem äußeren Emporenaufgang (erst seit 1921) besitzt einen massigen geschindelten Dachreiter aus dem Jahre 1597, der einen Helm in der Art einer Echterspitze trägt. Der Chor mit seinem Netzgewölbe, das unvermittelt aus der Wand entspringt, ist leicht eingezogen und weist einen dreiseitigen Schluss auf. Als einzigen Schmuck trägt das Gewölbe das Ehewappen der Zobel-Echter als Schlussstein. Bei der Kirchenerweiterung hat man offensichtlich das alte Westportal aus Sandstein erneut verwendet, wie auch das Steinkreuz auf dem Giebel, das rückseitig die Jahreszahl 1597 trägt.

Innenraum

Hochaltar

Hochaltar

1598 ließ Cordula von Zobel den Renaissance-Hochaltar der Dorfkirche nach dem Tod ihres Mannes Stephan als Erstlingswerk des Miltenberger Bildhauers Johannes Juncker errichten, das er bereits im Alter von 16 Jahren schuf. Diese künstlerische Arbeit bringt ihm von der Kunstgeschichte die Bezeichnung „Wunderkind mit Hammer und Meißel“ oder „frühreifes Wunderkind“ ein.

Der Darstädter Hochaltar ist ein typisches Werk der Renaissance. In der Predella befindet sich zwischen den Figuren des Hl. Stephanus und Jakobus d. Jüngeren ein Relief der Beschneidung Christi. Darüber, flankiert von zwei korinthischen Säulen, erscheint die Darstellung der Himmelfahrt Christi. Das Gebälk trägt die Stifterinschrift. Der Auszug des Altars zeigt ein Relief der Hl. Dreifaltigkeit; bekrönt wird der Altar wiederum vom Ehewappen Zobel-Echter.

Seitenaltäre

Die beiden Seitenaltäre sind schlichte Arbeiten aus der Zeit um 1850, ihr zweisäuliger Aufbau mit Dreiecksgiebel und Kreuz lehnt sich an den Hochaltar an. Die beiden Gemälde mit der Darstellung der Gottesmutter mit Kind sowie dem Hl. Laurentius auf Wolken sind 1851 entstanden und von dem Würzburger Maler Andreas Leimgrub.

Volksaltar, Ambo, Sedilien

Der moderne Volksaltar, der Ambo und die Sedilien wurden von Domkapitular Dr. Jürgen Lenssen entworfen. Bei diesen Kunstwerken werden die Dreiecksgiebel der Seitenaltäre aufgegriffen und so alte und neue Ausstattung verbunden.

Sakramentshaus

Sakramentshaus an der nördlichen Chorwand

An der nördlichen Chorwand befindet sich das Sakramentshaus aus der Bauzeit. Die in Sandstein ausgeführte Nische ist im Vergleich zum Hochaltar relativ schlicht. Zwischen zwei Pilastern aus Sandstein befindet sich ein schmiedeeisernes Gitter. Den Abschluss bildet ein Dreiecksgiebel, der in schlichtes Christushaupt zeigt.

Kanzel und Taufstein

Die hölzerne Kanzel stammt aus der Zeit um 1615 und wird dem Windsheimer Bildhauer Georg Brenck, der Ältere zugeschrieben. Der Kanzelkorb trägt in angedeuteten Nischen die vier Evangelisten mit ihren Symbolen [1], darunter befinden sich im Sockel Reliefs alttestamentlicher Propheten. Den Kanzeldeckel bekrönt ein kleiner „Gnadenstuhl“ - Gott Vater trägt seinen toten Sohn im Schoß - sowie Verkörperungen der Kardinal-Tugenden, erkennbar an den Attributen: Glaube (Kreuz), Hoffnung (Anker), Liebe (Kind) und Gerechtigkeit (Waage).

Vor der Kanzel steht der schlichte achteckige Taufstein aus der Bauzeit - mit aufgemalten Engelsköpfen.

Deckenfresko

An der Decke des Langhauses befindet sich ein Medaillon mit der Darstellung des Martyriums des Kirchenpatrons Laurentius. Das Fresko stammt von Franz Andreas Thalheimer und wurde von ihm 1765 signiert.

Kreuzweg

Der Kreuzweg mit seinen neobarocken Rahmen wurde 1925/1926 angeschafft, die Bilder schuf der Aschaffenburger Kunstmaler Ludwig Hepp, die Rahmen schnitzte Pfarrer Wilhelm Hefner aus Wiesthal.

Weitere Kunstwerke

  • Neben dem Marienaltar hängt ein Tafelbild aus der Zeit um 1620 mit einer Darstellung der Gottesmutter mit dem Jesusknaben, der einen Rosenkranz hält. Eingerahmt wird sie von sechs Medaillons zum Marienleben.
  • Ein Bild mit der Himmelfahrt Mariens aus der südlichen Langhausseite bildete wohl ehemals das Altarblatt des barocken Marienaltars und stammt aus dem Jahre 1730 vom Würzburger Maler Johann Adam Remele.

Orgel

Die Orgel mit ihren sieben Registern von 1750 stammt aus der Werkstatt des Würzburger Hoforgelbaumeisters Johann Philipp Seuffert. Bei einer Renovierung 1975 wurde nicht mit Materialien aus der Entstehungszeit der Orgel gearbeitet. So wurde das komplette Spielwerk durch Aluminium ersetzt, das sich im Gegensatz zu Eisen mächtig ausdehnen kann. Im Laufe der Jahre kam es zu Reibung und dadurch entstand Rost. 2020 reparierte und reinigte die Markelsheimer Orgelbauwerkstatt Heissler das Instrument. [2]

Am 17. April 2014 wurde die Darstadter Kirchenorgel zum ersten Mal von einem Roboter (dem Orgamat eines Schweizer Herstellers) bedient.

Epitaphe

An der nördlichen Chorwand befinden sich drei Epitaphe der Zobel von 1553, 1554 und 1560 - also noch aus der Vorgängerkirche -, die den Arbeiten des Würzburger Bildhauers Peter Dell, den Jüngeren nahestehen. Weitere Epitaphe aus dem 18. Jahrhundert waren schon 1952 beim Einbau eines neuen Fußbodens entdeckt worden - nur zwei davon kamen damals an die Außenwand der Sakristei, die anderen verblieben im Boden. Bei der letzten Restaurierung wurden diese alle geborgen und im Innenraum angebracht. An der nördlichen Chorwand befinden sich die Epitaphien von:

  • Anastasia Zobel von Giebelstadt-Darstadt, geb. Freyin von Thüngen († 22. Juni 1560)
  • Hans Melchior Zobel von Giebelstadt-Darstadt († 12. Juli 1554)
  • Ernst Stefan Zobel von Giebelstadt-Darstadt († 15. Mai 1553)
  • Johann Philipp Christoph von Zobel († 1721 im Alter von 11 Jahren)

An der südlichen Chorwand befindet sich das Epitaph von:

  • Maria Theresia von Zobel, geb. von Redwitz zu Küps († 1772 im Alter von 23 Jahren)

Kein Grabmonument erinnert an das wohl letzte in der Kirche bestattete Mitglied der Familie, den 1737 geborenen Domherrn Johann Philipp Gottfried Amand Karl Adalbert Zobel von Giebelstadt.

Geläut

Im Dachreiter hängen drei Glocken aus dem 19. Jahrhundert.

Patronatsrecht

Die Zobel von Giebelstadt, seit dem Teilungsvertrag des Hauses Zobel im ausgehenden 16. Jahrhundert die Linie Zobel von Giebelstadt zu Darstadt und Messelhausen, besitzen in Darstadt immer noch nominell das Patronatsrecht, das sich als Vorschlagsrecht für die Besetzung der Pfarrstelle bis heute erhalten hat.

Pfarrgebiet

Die Pfarrkirche St. Laurentius ist zuständig für die Katholiken in Darstadt und den Weilern Rothmühle und Scheckenmühle.

Seelsorger (Auszug)

Pfarreiengemeinschaft

Pfarreiengemeinschaft Tückelhausen

Die Pfarrei St. Laurentius in Darstadt gehört seit 2002 zur Pfarreiengemeinschaft Tückelhausen.

Siehe auch

Quellen und Literatur

  • Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler in Ochsenfurt, Nr. D-6-79-170-241
  • August Amrhein: Realschematismus der Diöcese Würzburg. Hrsg. im Auftrag des Bischöflichen Ordinariats, Würzburg, 1897, S. 450
  • Dr. Petra Gold: Ochsenfurter Mühlentäler: Schafbachtal und Thierbachtal. Stadt Ochsenfurt 2013
  • Ausgelegtes Faltblatt in der Kirche

Weblinks

Einzelnachweise und Erläuterungen

  1. Symbole der Evangelisten
    Auf vielen Bildern werden die vier Evangelisten mit ihren jeweiligen Symbolen dargestellt: Matthäus mit einem Menschen oder Engel, Markus mit einem Löwen, Lukas mit einem Stier, Johannes mit einem Adler. Diese vier Bilder sind der Offenbarung des Johannes (4, 6) entnommen, wo es in einer Vision des Gottesthrones heißt: „Das erste Lebewesen glich einem Löwen, das zweite einem Stier, das dritte sah aus wie ein Mensch, das vierte glich einem fliegenden Adler.“ Auch die Darstellung der vier Wesen mit Flügeln ist dieser Bibelstelle entnommen. Der Kirchenlehrer Hieronymus (347 bis 419) ordnete die vier Lebewesen den einzelnen Evangelisten zu, indem er auf die Anfänge ihrer Evangelien verwies: Matthäus beginnt mit dem Stammbaum und der Menschwerdung Jesu, daher der Mensch. Markus stellt an den Anfang seines Textes die Bußpredigt des Johannes, der wie ein Löwe seine Stimme in der Wüste erschallen lässt. Lukas berichtet zuerst vom Opferdienst des Priesters Zacharias, so dass der Stier als Opfertier zu seinem Attribut wurde. Und Johannes schließlich beginnt mit dem Prolog über das Wort Gottes und schwingt sich in einer Art „geistigem Höhenflug“ wie der Adler in Höhen, die die anderen nicht erreichen.
    Außer dieser Zuordnung zu den Evangelisten symbolisieren alle vier Wesen in der gemeinsamen Darstellung Jesus Christus selbst, dessen vier wichtigste Heilstaten in den Evangelientexten bezeugt werden: Der Mensch ist Abbild der Menschwerdung, der Stier bedeutet seinen Opfertod, der Löwe die Auferstehung und der Adler seine Himmelfahrt.
    (Quelle: Würzburger katholisches Sonntagsblatt)
  2. Main-Post: „Darstadt: Warum die Kirchenorgel jetzt aufwendig restauriert wird“ (4. Juli 2020)

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