Wolffskeel (Adelsgeschlecht)
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Das Geschlecht der Reichsfreiherren Wolfskeel, später Grafen Wolffskeel von Reichenberg, ist fränkischer Uradel.
Geschichte
Das Geschlecht kann urkundlich bis ins früheste 13. Jahrhundert zurückverfolgt werden, wo es in der Person des Otto von Wolfskeel als bischöflicher Ministeriale in Würzburg in Erscheinung tritt. Die Stammlinie der Familie reicht jedoch sogar bis ins Jahr 810 zurück. Die Familie ist gleichen Ursprungs mit den Herren von Grumbach.
1376 kam Ritter Eberhard von Wolfskeel in den Besitz von Schloss Reichenberg bei Würzburg, seitdem nennt sich die Familie nach ihrem Stammsitz Reichenberg „Wolfskeel von Reichenberg zu ...“
War die Familie Wolfskeel lange eng mit dem Bistum Würzburg verbunden, fand im frühen 16. Jahrhundert jedoch eine Wende statt und die Wolfskeel traten mehr und mehr aus dem Umkreis des Bistums Würzburg heraus und banden sich fester an die fränkische Reichsritterschaft, wobei sie sich zuerst dem Ritterkanton Steigerwald zurechneten, ab 1492 aber dem Ritterkanton Odenwald. Dieser Prozess wurde noch dadurch beschleunigt, als Wolf Bartholomäus Wolfskeel zu Reichenberg (1535 – 1605) in der Zeit der Gegenreformation Streit mit dem Würzburger Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn bekam und schließlich mit seiner Familie um 1580 dem protestantischen Glauben beitrat. Weil damals des Fürsten Glauben auch der des Volkes sein musste, sind seitdem die Dörfer im „Wolfskeel’schen Ländle“ überwiegend evangelisch-lutherisch. [1] Aufgrund damit verbundenen Ausscheidens aus den meisten Ämtern des Bistums Würzburg, suchten die Wolfskeels Karrieren an fremden Fürstenhöfen wie Österreich, Brandenburg-Ansbach, Württemberg, Sachsen-Weimar, Hessen und Wolfenbüttel, wo sie ebenfalls in die höchsten Ämter gelangten.
Eine große Bedeutung für das Haus Wolffskeel hatte der Mainfeldzug des Deutschen Krieges im Jahr 1866, als in Uettingen die letzte Entscheidung zu Gunsten Preußens geschlagen wurde. Zum einen wurde der Gutshof zerstört und das Schloss brannte ab. Viel weitreichendere Konsequenzen hatte jedoch, dass sich Freifrau Karoline Wolfskeel zu Uettingen in der Pflege der Verwundeten aufopferte. Hierdurch wurde der Name Wolfskeel auch in Bayern in allerhöchsten Kreisen bekannt. Auch König Ludwig II. von Bayern hielt sich bei seiner Rundreise im November 1866 in Schloss Uettingen auf, um die Freifrau zu ehren.
1901 wurde Karolines Sohn Freiherr Karl Wolffskeel von Reichenberg zu Uettingen in den erblichen Grafenstand erhoben. Der erhöhte Rang wurde nun durch ein zweites „f“ im Namen angedeutet, also „Wolffskeel“ statt „Wolfskeel“. Zum so genannten „Wolffskeel’schen Ländle“ gehörten Reichenberg, Albertshausen, Hattenhausen, Uengershausen, Lindflur, Rottenbauer, Fuchsstadt, Geroldshausen und Uettingen.
Aktuelle Herrschaftssitze
Die Grafen Wolffskeel leben heute auf Schloss Uettingen, von Seydlitz-Wolffskeels auf Schloss Reichenberg in Unterfranken.
Persönlichkeiten
Vor dem Konfessionswechsel
Gründer der Linie Wolfskeel zu Reichenberg war Ritter Eberhard von Wolfskeel. Die Wolfskeels waren bis ins frühe 16. Jahrhundert eng mit dem Bistum Würzburg verbunden und gelangten dort bis in die höchsten Ämter. Im Mittelalter brachte das Geschlecht Wolffskeel den Fürstbischof Otto II. von Wolfskeel (1333–1345) hervor.
- Wiprecht von Wolfskeel, Propst in Stift Haug (1359-1379)
- Johannes von Wolfskeel, Propst in Stift Haug (1379-1381)
Nach dem Konfessionswechsel
Einige Beispiele für die herausragenden Karrieren der Wolffskeel:
- Wolf Bartholomäus Wolfskeel zu Reichenberg (1535 – 1605) trat zum evangelischen Glauben über.
- Reichsfreiherr Philipp Erhard Wolffskeel von Reichenberg (1627-1706), Amtmann in Remlingen und Neubrunn
- Reichsfreiherr Julius Friedrich zu Reichenberg: Oberamtmann und Hofratspräsident im Fürstentum Brandenburg-Ansbach (1674–1703); in dieser Eigenschaft war er ranghöchster Hofdiener, mit einem Kanzler zu vergleichen. Er überwachte alle Verwaltungs-, Polizei-, und Justizangelegenheiten im Fürstentum.
- Johann Gottfried Ignaz von Wolfskeel (1693–1779), Domherr
- Johann Wilhelm von Wolfskeel (1669-1716), Domherr und Stiftskanoniker
- Johann Christoph von Wolfskeel (1686–1694) Ritterhauptmann des Ritterkantons Odenwald
- Reichsfreiherr Christoph Friedrich zu Uettingen: Ehrentitel Exzellenz, wirklicher Hofrat, Kanzler, Generalsuperintendent im Herzog- bzw. Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach (1785–1817). Als Kanzler (ranghöchster Beamter) verhandelte er mehrmals mit Napoleon um die Existenz des Fürstentumes, um die Freilassung von hohen Persönlichkeiten; 1813 sollte er auskundschaften, wann ein günstiger Zeitpunkt wäre, um aus der Koalition mit Napoléon auszuscheren. Sein Herzog überlegte sogar lange, ihn als Bundesgesandten nach Frankfurt zu schicken.
- Christian Franz Sigmund Wolfskeel zu Reichenberg (1761-1809), Reichsfreiherr und Feldmarschall in österreichischen Diensten.
- Sigmund Philipp August Wolfskeel zu Uettingen: (1762-1828) Reichsfreiherr und Major in österreichischen Diensten.
- Karl Wolffskeel von Reichenberg zu Uettingen: Als Flügeladjutant wurde der Freiherr und spätere Graf Karl von Prinz Luitpold, dem späteren Prinzregenten, an den Hof von München gerufen. Dort lernte ihn Prinz Luitpold aufgrund seines sauberen Charakters, seines Mutes und seiner Loyalität zu schätzen, so dass er ihn gerne in seiner Nähe hatte. Außerdem war Karl ein ausgezeichneter Jäger, was zur Jagdleidenschaft des Monarchen passte. Karl bekleidete am Hof als Oberststallmeister des Marstalls einen sehr hohen Rang. Ihm oblagen die Pflege der wittelsbachischen Gestüte, die Jagden, die Pflege der Kultur und die Verwaltung der Hofkasse. Außerdem war er der Kurator und Vermögensverwalter für den entmündigten eigentlichen Thronfolger Otto I.. Als Titularoffizier erhielt er den Rang eines Generalleutnants. Auch darf Karl als persönlicher Freund des Wittelsbachers gelten, der seine Treue hoch schätzte. 1901 wurde Karl vom Prinzregenten in den erblichen Grafenstand erhoben. Mit dem Tod des Prinzregenten 1912 legte auch Graf Karl seine Ämter nieder. Der Prinzregent wurde sogar Taufpate für Karls zweiten Sohn, Graf Luitpold. Dieser gelangte zur Fliegerei und baute als „Rittmeister der Lüfte“ ab 1912 die bayerische Luftwaffe auf.
- Luitpold Graf Wolffskeel von Reichenberg war deutscher Offizier und erster Kommandeur der Bayerischen Luftwaffe.
- Eberhard Wolffskeel von Reichenberg war preußischer Major und Befehlshaber im Ersten Weltkrieg.
Damen des Hauses Wolfskeel
- Aus der Vielzahl der Hofdamen ragt Freiin Christiane Wolfskeel von Reichenberg heraus, welche den preußischen Justizminister Christoph von Katsch heiratete und nach dessen Tod Hofdame der Elisabeth Christine von Braunschweig-Bevern wurde, welche sie auf die Heirat mit dem späteren König Friedrich II. von Preußen vorbereitete.
- Am bekanntesten ist indes Freiin Henriette Antonia Albertine Wolfskeel von Reichenberg (* 1. Mai 1776 in Stuttgart; † 17. August 1859 in Thonberg) geworden, deren Konterfei eine weite Verbreitung gefunden hat. Als Tochter des württembergischen Hofkriegsrates Reichsfreiherr Johann Karl Albrecht zu Ludwigsburg kam sie in jungen Jahren als 2. Hofdame der Herzogin Anna Amalia an den Hof Sachsen-Weimar. Zu dieser Zeit richtete die Herzogin eine Gesellschaft der schönen Künste ein, zu der auch Goethe, Meyer, Schiller u.v.m. gehörten. So verkehrte Henriette auch in diesen Kreisen, spielte für Goethe Theater und musizierte. Goethe, der sie 1823 „Keele“ − „das allergefälligste Wesen, das ich je gekannt“ nannte, schrieb für sie durch sie inspiriert die kleine Ballade „Magische Netze“. Am 17. Mai 1803 verehelichte sie sich in Weimar mit dem Freiherren Karl Wilhelm von Fritsch.
- Freifrau Karoline Wolfskeel zu Uettingen: Im Jahr 1866 fand in Uettingen die letzte Schlacht des bayrisch-preußischen Krieges statt. Freifrau Karoline opferte sich in der Pflege der Verwundeten auf. Hierfür erhielt sie anlässlich der Besuches der Königinmutter Marie von Bayern am 19. September 1866 den Theresienorden. Auch König Ludwig II. von Bayern ehrte Karoline und überreichte ihr persönlich das Ritterkreuz des Verdienstorden der Bayerischen Krone als er sich im November 1866 in Schloss Uettingen bei einer Tasse Kakao aufhielt. Die Tasse wird immer noch in Ehren gehalten. Ihr Sohn Karl wurde in den erblichen Grafenstand erhoben.
- Gräfin Angelika Gräfin Wolffskeel von Reichenberg, Heilpraktikerin und Kommunalpolitikerin
Wappen
Der Mohr mit drei Rosen als Wappen der Familie Wolfskeel taucht erstmals in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts am Grabmal des Fürstbischofs Wolfram Wolfskeel von Grumbach auf. Es ist somit genau so alt wie auch der fränkische Rechen.
Als sich die Wolfskeels im 14. und 15. Jahrhundert immer mehr von ihrer Linie aus Grumbach entzweiten und eine Wappentrennung von der unbeliebten Verwandtschaft forderten, wurde 1492 von Kaiser Maximilian festgelegt, dass der Mohr im Wappen der Wolfskeels nach rechts, im Wappen der Grumbachs nach links schreiten soll.
Das Wappen der Wolfskeel und Grumbach hat Einzug in verschiedene Gemeindewappen gefunden und war bis 1974 auch Bestandteil des Wappen des Landkreises Würzburg.
Historische Blasonierung
Wappenbeschreibung der Grafen Wolffskeel von Reichenberg in der Ernennungsurkunde zum erblichen Grafenstand für Freiherr Karl Wolfskeel am 12. März 1901: In Gold ein halbrechtsgekehrter, schreitender, nackter, schwarzer Mohr mit schwarzen Federhüftschurz, in der Rechten drei goldbesaamte rote Rosen an grünen Stilen haltend.
Auf dem Schilde ruht ein goldener Turnierhelm mit schwarz-goldenen Decken, welcher einen hermelingestülpten, schwarzen Turnierhut trägt; der letztere ist bedeckt mit einem geschlossenem, von Schwarz und Silber schräggeteilten Adlersflug und zwischen demselben mit einem schräggestellten, schwarz-gold-geteilten und mit einem goldenen Reichsapfel belegten zweizipfeligen Turnierfähnchen mit goldenem Schaft und silberner Lanzenspitze.
Schildhalter sind zwei auswärts gekehrte nackte, schwarze Mohren mit schwarzen Federhüftschürzen und goldenen Stirnspangen, je eine goldene Lanze mit silberner Spitze und roter Quaste haltend.
Das ganze Wappen umgibt ein hermelingefütterter purpurner Wappenmantel, welcher oben von einer neunperligen Grafenkrone zusammengehalten wird.
Wappendeutung
Neben verschiedenen Entstehungsgeschichten gilt es am wahrscheinlichsten, dass dem Mohr der Heilige Mauritius zugrunde liegt. Dies wird durch die folgenden Indizien untermauert:
- Die Erwähnung eines Stammherrn der Wolfskeels 930 durch die Teilnahme an einem Magdeburger (Schutzpatron Mauritius) Turnier, war ein familiengeschichtlich herausragender Meilenstein. Die Schlacht auf dem Lechfeld, in Verbindung mit der heiligen Lanze 25 Jahre später und die 962 bestätigte Verehrung Mauritius´ waren vermutlich ursächlich dafür, dass der Heilige seinen Weg in das Wappen gefunden haben könnte.
- Die drei Rosen als christliches Symbol symbolisieren vermutlich das christliche Märtyrertum von Mauritius.
- Die Lanzen haltenden Mohren spielen wahrscheinlich auf den Krieger an, der Mauritius ebenfalls war.
Namenspatenschaften
- Im Jahre 1967 wurde in Würzburg die Wolffskeel-Realschule im Stadtteil Lindleinsmühle gegründet. Man wählte den Namen Wolffskeel, da dieses alte fränkische Adelsgeschlecht sowohl in der Stadt als auch im Landkreis bleibende Spuren hinterlassen hat.
- Im Stadtbezirk Rottenbauer ist die Wolfskeelstraße nach dem Adelsgeschlecht benannt.
- Auf der Festung Marienberg ist der „Raum Wolfskeel“, in Reichenberg die Wolffskeelhalle (Reichenberg) nach der Familie benannt.
Letzte Ruhestätte
Die Grablege der Adelsfamilie von Wolffskeel befindet sich im Friedhof Reichenberg. Das Mausoleum ist ein neugotischer Massivbau mit Arkadenöffnungen und Maßwerkdachreiter aus Sandstein aus der Mitte des 19. Jahrhunderts.
Siehe auch
Quellen
- Geschichte Eßfelds mit Informationen zum Kauf Reichenbergs durch Eberhart von Wolfskeel
- Die Wolfskeels und Burg Grumbach
- Michael Renner, Erich Stahleder: Archiv der Grafen Wolffskeel von Reichenberg. Inventar und Regesten zum Familienarchiv des unterfränkischen Adelsgeschlechts der Wolfskeel von Reichenberg, Bayerische Archivinventare, H. 17, Karl Zink Verlag, München 1961.