Universitätsbibliothek
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Die Universitätsbibliothek (abgekürzt UB) ist eine Einrichtung der Julius-Maximilians-Universität. Sie besteht aus der Zentralbibliothek, die in einem eigenen Gebäude auf dem Campus Hubland Süd untergebracht ist, sowie aus ca. 70 Teil-, Instituts- und Klinikbibliotheken an zahlreichen Standorten. Allerdings wird die Zentralbibliothek im allgemeinen Sprachgebrauch oft auch mit der Universitätsbibliothek gleichgesetzt. Die Universitätsbibliothek beherbergt die weltweit größte Literatursammlung über Franken (viele Medien sind Alleinbesitz) und ist seit 40 Jahren Regionalbibliothek für Unterfranken. Sie besteht seit 1619 [1] und umfasst 3 587 078 Monographien und Zeitschriften (gedruckt) (Stand: 2021). [2] Träger ist der Freistaat Bayern.
Geschichte
Die 'Bibliotheca Academica Godefridiana' wurde im Jahr 1619 durch Fürstbischof Johann Gottfried von Aschhausen gegründet und in der Alten Universität in der Domerschulstraße (bzw. in der Neubaustraße 11 [3]) beheimatet (heute Juristische Fakultät). Die Zahl der Bücher stieg durch Ankauf privater Büchersammlungen des Augsburger Domherrn Johann Georg von Werdenstein, des Würzburger Domvikars Paul Wenger und des Augsburger Bürgers Johann Baptist Welser rasch an. Während des Dreißigjährigen Krieges kam es jedoch zu großen Verlusten, da die Bibliotheksbestände zur Kriegsbeute der Schweden wurden. Fürstbischof Johann Philipp von Greiffenclau förderte die Bibliothek aus eigenem Besitz, erwarb für sie aber auch die privaten Sammlungen Johann Salentin Faust von Stromberg und Johann Wolfgang Fabricius. Schließlich fielen die Bibliothek des Würzburger Jesuitenkollegs nach Auflösung des Ordens im Jahr 1773 und die Privatbibliothek des aufklärerisch gesinnten Fürstbischofs Franz Ludwig von Erthal an die Universitätsbibliothek.
Die größten Verluste erlitt die UB durch die Bombenangriffe auf Würzburg am 16. März 1945: Etwa 80% der bis dahin gesammelten rund 500.000 Bücher wurden zerstört, ebenso das gesamte Bibliotheksgebäude. Erst Ende der 1950er Jahre konnten die Räumlichkeiten wieder hergestellt werden.
1981 zog die Bibliothek dann auf den Hubland-Campus (heute Campus Hubland Süd) um: Alexander Raimund Freiherr von Branca, Architekt und Künstler, gestaltete den Neubau in einem asiatisch anmutenden Stil (siehe Gebäude). Am 15. Juli 1981 wurde der Bau eröffnet. Die Bauzeit betrug sieben Jahre (1974 - 1981).
Fast 30 Jahre nach der Eröffnung wurde im Sommer 2010 eine Dachsanierung begonnen. Die Maßnahme kostete rund 1,5 Millionen Euro und wurde aus dem Konjunkturpaket II der Bayerischen Staatsregierung gefördert. Bei der Sanierung wurde die immer wieder undichte und in die Jahre gekommene bituminöse Abdichtung des Daches entfernt und durch eine moderne Folienabdichtung ersetzt. Darunter wurde zudem eine Wärmedämmung verlegt. [4] Umbauarbeiten gab es auch im Inneren: In den Lesesälen wurden zusätzliche Arbeitsplätze installiert, die Aufzüge wurden saniert.
2019 feierte die Universitätsbibliothek ihr 400-jähriges Bestehen mit einem vielfältigen und umfangreichen Jubiläumsprogramm [5]. Einer der Höhepunkte im Jubiläumsjahr war die Ausstellung „Elfenbein & Ewigkeit“ [6], in der über 70 Spitzenstücke aus den Sondersammlungen in einer einzigartigen Zusammenstellung präsentiert wurden.
Bibliotheksleiter und Abteilungsleiter (Auszug)
- Johann Georg von Eckhart: Bibliothekar von 1724 bis 1730
- Heinrich Endres (Bibliothekar und Einbandforscher)
- Johannes Andreas Brand: Bibliothekar nach 1750
- Johann Michael Feder: Bibliotheksdirektor von 1791 bis 1811
- Johann Caspar Goldmayer: „wirklicher“ Oberbibliothekar von 1814 bis 1832 [7]
- Johann Philipp Gregel: Bibliotheksdirektor von 1787 bis 1791
- Maria Günther (Oberamtsrätin, Landeskundliche Abteilung)
- Otto Handwerker (1928 bis 1937)
- Josef Hofmann (Handschriftenabteilung)
- Georg von Laubmann (1875 bis 1878)
- Georg Ludwig: Bibliotheksleiter von 9. November 1839 bis 1848
- Gottfried Mälzer: Bibliotheksdirektor von 1979 bis 1998
- Carl Augustin Høffding Muus: Bibliothekar bis 1870
- Max Pauer Bibliotheksdirektor bis 1964
- Eva Pleticha-Geuder (Landeskundliche Abteilung)
- Friedrich Anton Leopold Reuss (Professor für germanische Philologie): Leitung ab 1848
- Anton Ruland: 1850 bis 1873 Vorstand (Oberbibliothekar); Zweiter Bibliothekar von 27. März 1833 bis 1837 [8]
- Johann Peter von Richarz: Oberbibliothekar von 1832 bis 1835
- Hans-Günter Schmidt: Bibliotheksdirektor ab 1. Oktober 2016
- Georg Konrad Siegler: Bibliothekar von 1712 bis 1723
- Karl Südekum: Bibliotheksdirektor von 1999 bis 2016
- Hans Thurn (Byzantinist) (Handschriftenabteilung)
- Josef Tiwisina: Bibliotheksdirektor von 1967 bis 1978
Gebäude
Gegenüber der Mensa wurde die Zentralbibliothek auf dem erhöhten Plateau des Forums errichtet und erschließt sich auch von dort. Mensa und Zentralbibliothek zeichnen sich beide durch eine prägnante Architektur mit leicht geschwungenen, teilweise vertikalen Schieferdächern und horizontal gegliederten Fassaden aus Holz und Betonfertigteilen aus. Das Ensemble bildet somit ein modernes Pendant zur Festung Marienberg, die sich etwa auf Augenhöhe befindet und auf die sich je nach Wetterlage vom Plateau aus ein beeindruckender Blick bietet.
Die Zentralbibliothek ist im Inneren durch eine zweigeschossige Eingangshalle mit Galerie erschlossen. Hier befinden sich auf der oberen Ebene Verwaltungsräume, unten PC-Arbeitsplätze für die Recherche, Kataloge, angegliedert auch Ausstellungs- und Veranstaltungsräume. Im Erdgeschoss befindet sich auch die zentrale Ausleihe, die die halbrunde großzügige Treppenanlage als einzigen Zugang zu den auf mehreren Ebenen darüber liegenden Freihandbereichen kontrolliert.
Bibliothek in Zahlen (2022)
Gesamtbestand: | 3.594.641 |
Digitale Bestände insgesamt: | 497.959 |
Neuzugang (gedruckt): | 29.993 |
Digitalisierte Seiten: | 98.582 |
Nutzfläche (Benutzungsbereiche): | 23.600 m² |
Registrierte Nutzer: | 58.928 |
Öffnungstage/Woche: | 7 |
Öffnungsstunden/Woche: | 104 |
Auskunftsanfragen: | 20.591 |
Aufrufe E-Learning-Angebote: | 2.931 |
Kurse und Schulungen (Teilnehmende): | 5.733 |
Entleihungen: | 408.728 |
Lernarbeitsplätze (zentral und dezentral): | 2.539 |
Kataloge
Die Universitätsbibliothek umfasst neben der Zentralbibliothek am Hubland noch ca. 70 Teil-, Instituts- und Klinikbibliotheken. [9] Diese befinden sich teilweise auf dem Hubland-Campus, sind außerdem aber auch über das gesamte Stadtgebiet verteilt. Bei den Teilbibliotheken handelt es sich ausschließlich um Präsenzbibliotheken, das heißt, die Bestände sind in der Regel nur vor Ort zu benutzen und (bis auf Ausnahmeregelungen) nicht ausleihbar.
Die Bestände der Universitätsbibliothek (außer Handschriften, Inkunabeln und noch einem großen Teil der frühen Drucke) sind im elektronischen Katalog erschlossen. Dieser umfasst:
- den lokalen Bestand der UB Würzburg (Zentralbibliothek ab 1959, Teilbibliotheken ab 1983, teilweise auch Altbestand)
- Katalog FH Würzburg - Schweinfurt - Aschaffenburg - Coburg
- Katalog des Bibliotheksverbunds Bayern (mit Fernleihe-Möglichkeit)
- Aufsatzdatenbank des Bibliotheksverbunds Bayern
Der Katalog enthält auch E-Books, E-Zeitschriften, E-Zeitungen.
Bilddatenbank
In der Bilddatenbank „Pictothek“ [1] stellt die Universitätsbibliothek seit Dezember 2013 Digitalisate von Bildern, Gemälden, Druckgraphiken, Landkarten und Architekturplänen zur Verfügung. Die Dateien sind für private und wissenschaftliche Zwecke kostenfrei nutzbar. Hochauflösende Versionen können online bestellt werden. Die Pictothek befindet sich noch im Aufbau. [10]
Sondersammlungen
Unter dem Begriff „Sondersammmlungen" sind die beiden Abteilungen „Handschriften und Alte Drucke“ mit seltenen und kostbaren Büchern aus über 15 Jahrhunderten und „Fränkische Landeskunde“ , die größte Literatursammlung über Franken weltweit, zusammengefasst. Zur Benutzung einschlägiger Materialien gibt es den Lesesaal Sondersammlungen im obersten Stock des Hauses.
Angebotene Dienstleistungen
- Beschaffung nicht in Würzburg vorhandener Literatur über Fernleihe
- Lesesaal-Arbeitsplätze
- PC-Arbeitsplätze
- Gruppen- und Einzelarbeitsräume
- PC-Arbeitsplatz für blinde und sehbehinderte Nutzer, Kopierer, Drucker,
- Readerprinter, Scanner und CD-Brenner
- Verschiedene Drucker und Kopierer
- Beratung zu allen Dienstleistungen der UB, Einführungskurse
Anschrift / Kontakt
- Universitätsbibliothek
- Am Hubland
- 97074 Würzburg
- Telefon: 0931 - 31-85906
- Telefax: 0931 - 31-85970
- E-Mail: information@bibliothek.uni-wuerzburg.de
- Anfahrt: Hubland Süd, Geb. Z4
Öffnungszeiten (Zentralbibliothek)
- Montag - Freitag: 8.30 - 24.00 Uhr
- Samstag: 9.00 - 22.00 Uhr
- Sonntag: 9.00 - 22.00 Uhr
im August:
- Montag - Freitag: 8.30 - 20.00 Uhr
- Samstag: 9.00 - 18.00 Uhr
- Sonntag: geschlossen
Außerdem an gesetzlichen Feiertagen geschlossen.
ÖPNV
Nächste Bushaltestelle: | Hubland Mensa |
Siehe auch
- Alexander von Branca
- Fränkische Bibliographie
- Franz von Paula Schwerdtlen
- Julius-Maximilians-Universität Würzburg
- Karl Philipp Mayer
- Ludwig K. Walter
- Würzburger Dombibliothek
- Teilbibliothek Wittelsbacherplatz
- Johann Ulrich Kraus
Literatur
- Bibliotheksforum Bayern 1982: Heft 2: Universitätsbibliothek Würzburg.
- Karl Südekum 1999: Die Universitätsbibliothek auf dem Weg in das nächste Jahrtausend. In: Würzburg heute 67, S. 6 bis 7
- Otto Handwerker: Dreihundert Jahre Würzburger Universitäts-Bibliothek (1619-1919). In: Aus der Vergangenheit der Universität Würzburg. Festschrift zum 350jährigen Bestehen der Universität. Hrsg. von Max Buchner, Würzburg 1932, S. 102-133
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Geschichte der Universitätsbibliothek
- ↑ Wer wir sind, was wir tun
- ↑ Telephon-Anlage Würzburg: Verzeichniss der Sprechstellen, Nr. 1 - abgeschlossen am 30. September 1887, Königl. Universitätsdruckerei von H. Stürtz, Würzburg 1887, S. 37 (Königliche Universitäts-Bibliothek; „Sprechstunde Vorm. 9-10 Uhr“
- ↑ 30 Jahre Neubau der Universitätsbibliothek
- ↑ (Website zum 400-jährigen Jubiläum der UB): Jubiläumsprogramm
- ↑ (Jubiläumsausstellung "Elfenbein & Ewigkeit"):„Elfenbein & Ewigkeit“
- ↑ Otto Handwerker: Dreihundert Jahre Würzburger Universitätsbibliothek (1619-1919), in: Aus der Vergangenheit der Universität Würzburg. Festschrift zum 350jährigen Bestehen der Universität, hrsg. von Max Buchner, Würzburg 1932, S. 102-133, S. 115
- ↑ Thomas Sauer und Ralf Vollmuth: Briefe von Mitgliedern der Würzburger Medizinischen Fakultät im Nachlass Anton Rulands. Quellen zur Geschichte der Medizin im 19. Jahrhundert mit Kurzbiographien, Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 9 (1991), S. 135-206, S. 167-169
- ↑ Information auf der UB-Homepage
- ↑ Main-Post: „Bilddatenbank erweitert Angebot der Uni-Bibliothek“ (3. Dezember 2013)