Würzburger Dombibliothek
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Die Dombibliothek des ehemaligen Würzburger Domstifts gehört zu den bedeutendsten Handschriftenensembles in Mitteleuropa.
Geschichte
Schon bald nach der Gründung des Bistum Würzburg um 742 muss bereits der Grundstein für diese Schriftensammlung gelegt worden sein. Bereits in einer um 800 datierten Augustinus-Handschrift findet sich eine Art Katalog, der einen Teil des damaligen Würzburger Bücherbesitzes auflistet. Dieser frühe Katalog, ergänzt um die Zahl der aus dieser Zeit erhaltenen Handschriften, ist ein Beleg dafür, dass sich in der Würzburger Dombibliothek um 900 schon mindestens 200 Bände befunden haben. Von 1260 bis zur Säkularisation 1803 zgehörte die Sammlung um Domstift Würzburg. Noch im 18. Jahrhundert hatten Bildungsreisende bei einem Würzburg-Aufenthalt einen Besuch der Dombibliothek fest eingeplant. "Liber Sancti Kyliani" ist der Besitzeintrag in den altehrwürdigen Handschriften der früheren Dombibliothek.
Herkunft
Der Entstehungshintergrund der Sammlung erstreckt sich fast über den gesamten europäischen Kontinent: die Würzburger Dombibliothekshandschriften stammen aus Lorsch, Fulda, Mainz und von der Reichenau, aus St. Gallen, Rom und Luxeuil, aus Frankreich, Italien, Irland und England und natürlich aus Würzburg selbst. Stärker regionale Bezüge, etwa zu Liturgie und Verwaltung im Hochstift Würzburg zeigen die später entstandenen Handschriften aus dem Hoch- und Spätmittelalter.
Bestand
Überlieferte Texte wie die Traktate des im Jahr 385 als Ketzer hingerichteten spanischen Theologen Priscillian oder die altirischen Kommentierungen der Paulusbriefe aus dem 8. Jahrhundert, legten den Grundstein für die Rekonstruktion der frühen irischen Sprache. Auch Prunkstücke anderer Handschriftensammlungen, wie das im 6. Jahrhundert wahrscheinlich in Südfrankreich entstandene Breviarium Alarici, das heute an der Bayerischen Staatsbibliothek in München aufbewahrt wird, zählten zum Bestand der Dombibliothek. Hervorzuheben ist insbesondere der einzigartige Bestand an frühmittelalterlichen Codices: Von den 214 heute noch in Würzburg erhaltenen Dombibliothekshandschriften datieren 94 aus dem 5. bis 9. Jahrhundert, unter ihnen insbesondere die größte Sammlung früher angelsächsischer und angelsächsisch beeinflusster Handschriften auf dem Kontinent. Werke von hoher Bedeutung sind das frühmittelalterliche aus Nordfrankreich stammende Kiliansevangeliar und das Fuldaer Evangeliar.
Heutiger Verbleib
Aufgrund des nicht unmittelbar erfolgten Anschluss an das Königreich Bayern, verblieben die Bücher im Großherzogtum Würzburg und wurden nicht in die bayerische Landeshauptstadt München verbracht. 214 Exponate werden seit 1803 in der Universitätsbibliothek, heute unter hohen Sicherheitsstandards und klimatischen Idealbedingungen aufbewahrt. Gleichzeitig wurden diese Bestände zwischenzeitlich digitalisiert und stehen in einer virtuellen Bibliothek zur Verfügung. Weitere Standorte sind die Bodleian Library in Oxford/England mit rund 53 Handschriften. Ergänzt wird der ehemalige Bestand durch 16 weitere Dombibliothekshandschriften, die sich auf zehn Standorte vorwiegend in deutschen Bibliotheken verteilen.
Siehe auch
Quelle
- Pressemitteilung der Universitätsbibliothek zur Ausstellung Elfenbein & Ewigkeit vom 25. April 2019
- Das Hohe Domstift zu Würzburg 1260-1803. In: Georg Link: Klosterbuch der Diöcese Würzburg. Band I., Würzburg, 1876, S. 407 (Virtuelle Bibliothek Würzburg)
- Hans Thurn, Die Pergamenthandschriften der ehemaligen Dombibliothek (Die Handschriften der Universitätsbibliothek Würzburg 3,1), Wiesbaden 1984