St. Cosmas und Damian (Rothof)
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Die katholische Filialkirche St. Cosmas und Damian liegt im Rottendorfer Ortsteil Rothof im Weiler Unterer Rothof.
Geschichte
Bei der Errichtung des Truppenübungsplatzes Hammelburg im Jahre 1937 wurden die Bewohner des bis dahin zum Würzburger Juliusspital gehörenden Weilers Hundsfeld ausgesiedelt. [1] 18 Bauernfamilien und weitere vier umgesiedelte Familien aus der Eifel und Wildflecken in der Rhön fanden im Rottendorfer Ortsteil Rothof eine neue Bleibe. Bereits damals wurde ihnen von der Reichsumsiedlungsgesellschaft [2] der Bau einer Kirche in Rothof versprochen. Errichtet wurden die Höfe als Musteranlagen auf Flächen des von den Nationalsozialisten enteigeneten Juliusspitals. Obwohl im Bebauungsplan Baugrund für die Kirche ausgewiesen und ebenso ein Entschädigungsgeld für die ehemalige Hundsfelder Kirche gezahlt worden war, wurde erst 1956 nach der Genehmigung des umgestalteten Bauplans mit dem Bau der Kirche und der Grundsteinlegung begonnen. Die Kirche wurde bis 1958 nach den Plänen von Oberregierungsrat Hubert Groß errichtet und am 26. Mai des selben Jahres durch Prälat Dr. Eugen Kainz feierlich eingeweiht. Zum Bau der neuen Kirche hatte jede Familie in Rothof 1.000 DM gespendet, die Gemeinde Rottendorf hatte 2.000 DM dazu gegeben. Den Grundstock bildete die in den 1930er Jahren gezahlte Entschädigung.
Patrozinium
Die Kirche ist den Zwillings-Brüdern Cosmas und Damian (* in Syrien (?); † 287 (?)in Aigeai in Cilicien (heute Yumurtalık/Türkei) geweiht. Sie waren ärztlich tätig und wirkten einer Überlieferung zufolge im Sohn-Gottes-Hospital in Pheremma bei Kyrrhos - heute Ruinen bei A'zaz in Syrien. Sie behandelten die Kranken kostenlos und bekehrten dadurch viele Menschen zum Christentum. Das römisch-katholische Patrozinium der beiden Märtyrer ist am 26. September. [3]
Baubeschreibung
Die Rothofer Kirche ist ein Saalbau mit leicht eingezogenem Chor und östlichem Turm mit Pultdach, Hausteinmauerwerk, 1956-58; Wappenrelief, ehem. aus Hundsfeld (Hammelburg) stammend, Sandstein, barock, um 1750. nachqualifiziert.
Innenraum
Der Innenraum misst 18,60 x 11,00 m und bietet Platz für 200 Personen. Zum Kircheninventar gehören einige Exponate aus der alten Hundsfelder Kirche. Besondere Beachtung bei den Denkmalschützern findet ein großes Altarbild hinter dem Altar. [4] Es zeigt den Gekreuzigten im Weinstock, flankiert von den beiden Zwillingsbrüdern Cosmas und Damian, der Ortsheiligen von Hundsfeld in für die 1950er Jahre typisch stilisierten Formen. [5].
Das Rothofer Altarbild stammt von Karl Manninger, einem Kirchenmaler aus Würzburg. Es illustriert das Wirken (linke Seite) und das Martyrium (rechte Seite) der Heiligen Zwillingsbrüder Cosmas und Damianus. Neben dem Eingang steht in einer Nische das alte Taufbecken und die Figur von Johannes, dem Täufer aus der Hundsfelder Kirche. 2014 wurde die Kirche umfangreich renoviert und die beiden Seitenaltäre entfernt. Links vom Altar steht nun ein Vortragskreuz mit goldenem Kruzifix und rechts eine Madonna mit Kind, beides aus dem Bestand des ehemaligen Domkapitulars und Kunstreferenten der Diözese Würzburg Dr. Jürgen Lenssen, die dort nach der Renovierung platziert wurden.
Bildergalerie
Geläut
1971 erfolgte die Weihe der drei größeren Glocken durch Ortspfarrer Leo Giegerich.
Orgel
Die Orgel mit acht Registern, zwei Manualen und 534 Pfeifen wurde von der Firma Gustav Weiß und Söhne aus Zellingen geschaffen. Der Orgelprospekt ist aus Eichenholz gefertigt und wurde 1980 von Pfarrer Siegfried Vogt geweiht.
Kreuzweg
1995 schuf der Rothofer Künstler Wenzel Forster 14 nummerierte Kreuzwegstationen, die er der Kirchengemeinde stiftete. Der Kreuzweg wurde an der Westseite des Kirchengrundstücks errichtet, die letzte Station endet gegenüber der Eingangstüre zur Kirche. Am Fest „60 Jahre Neuansiedlung - 40 Jahre Kircheinweihung“ wurde der Kreuzweg 1998 gesegnet. 2002 wurde der Stationenweg gebaut. Der Obst- und Gartenbauverein Rottendorf e.V. übernahm die Kosten für eine Kreuzwegstation.
Auf rechteckigen Zementsockeln sitzen schlichte hochformatige, von der Firma Hemm aus Heidingsfeld gefertigte Muschelkalkrahmen, welche die im Relief auf Zement gearbeiteten Bildtafeln umfassen und oben giebelförmig abgeschlossen werden. In den Giebelfeldern sind die goldfarbenen Ziffern der Stationen eingemeißelt. Die Darstellung des Leidensweges Christi, von der Firma Trageser farbig gefasst, erinnern in ihrer Gestaltung an Werke aus der Naiven Malerei. Unabhängig von der intensiven Farbgebung zeichnet die 14 Stationen ein gemeinsames Merkmal insofern aus, dass die Gesichter der dargestellten Personen überwiegend in Vorderansicht und mit einem eindringlich fragenden Blick an den Betrachter gezeigt werden.
Einordnung
Die Filialkirche St. Cosmas und Damian gehört zur Pfarrgemeinde St. Vitus (Rottendorf). Seit 1. März 2018 wird die Kirche seelsorgerisch von der Pfarreiengemeinschaft Würzburg Ost betreut und ist heute Teil des Pastoralen Raums Würzburg Süd-Ost.
Siehe auch
- Baudenkmäler in Rottendorf
- Kirchengebäude im Landkreis Würzburg
- Pastoraler Raum Würzburg Süd-Ost
- Rothof
Quellen und Literatur
- Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler in Rottendorf, Nr. D-6-79-185-30
- Irene Meeh: Rottendorf - 1933 bis 2015. Hrsg.: Gemeinde Rottendorf 2015, ISBN: 9783000526183, S. 398
- Pfarrblatt der PG Würzburg Ost, Ausgabe St. Barbara/Unsere Liebe Frau, Dezember 2017, S. 15 f.
- Ortsbeschreibung der Gemeinde Rottendorf auf dem Hinweisschild am Unteren Rothof
Weblinks
- Internetseiten der Filialgemeinde St. Cosmas und Damian
- Cosmas und Damian in Heiligenlexikon.de
- Filialkirche St. Cosmas und Damian im DenkmalAtlas 2.0
Erläuterungen und Einzelnachweise
- ↑ Franz Gräser: Auf den Spuren von Kosmas und Damian in Hessen und der Rhön. Versuch einer Zusammenstellung (Mit einem Anhang: Die Kosmas- und Damian-Legende aus dem Fuldaer Kodex AA 129). Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 1 (1983), S. 212-241; S. 221 f.
- ↑ Die Reichsumsiedlungsgesellschaft (RUGes) war 1935 als Vollzugsorgan der Reichsstelle für Landbeschaffung für die Neuansiedlung oder Entschädigung von für Zwecke der Wehrmacht enteigneten Grundbesitz eingerichtet worden. Grundlage dafür bildete das Gesetz über die Landbeschaffung für Zwecke der Wehrmacht vom 29. März 1935. Neben der Zentralstelle in Berlin bestanden im gesamten Reichsgebiet verteilt rund 50 Zweig- und Nebenstellen für den Landankauf. Darüber hinaus gab es 10 Güteroberverwaltungen, 87 Gutsverwaltungen und 20 örtliche Hoch- und Kulturbauleitungen. [1]
- ↑ Franz Gräser, a.a.O., S. 224-231
- ↑ Nähere Informationen zum Rothofer Altarbild auf den Internetseiten der Pfarrei St. Vitus Rottendorf [2]
- ↑ Main-Post: „Rothofer Kirche steht auf der Denkmalliste“ (13. Juni 2014)