Heuchelhof

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Luftaufnahme des Heuchelhofs vom 17.06.2010
Heuchelhof H 1, Bewegungsfeld Römer Straße
Heuchelhof H 1, Treffpunkt Altes Schwimmbad

Der Heuchelhof ist ein Stadtbezirk von Würzburg. Er liegt auf einer Anhöhe im Süden der Stadt auf der linken Mainseite und gehörte früher zu Heidingsfeld. Der Heuchelhof, ab 1968 gebaut, ist der jüngste Teil dieser Stadt. Beim Bau des Körperbehindertenzentrums stieß man im Jahr 1974 auf Spuren der vermutlich ältesten Siedlung in der Region, aus der Jungsteinzeit, die bis dahin unbekannt waren.

Geografie

Lage des Stadtbezirks Heuchelhof in Würzburg

Der Ort mit einer Fläche von 7,82 Quadratkilometern [1] liegt auf dem Hochplateau des Katzenbergs, welches sich etwa 100 Meter über dem Maintal erhebt. Aufgrund seiner hohen Lage, der Entfernung und Trennung von der Kernstadt weist es eine Insellage auf. Außerdem liegt der Heuchelhof oberhalb der Inversionsgrenze und ist damit gegenüber den nördlichen Bezirken klimatisch begünstigt.[2]

Lage

Im Süden der Stadt gelegen grenzt der Heuchelhof im Nord-Westen an das Steinbachtal an, im Norden an Heidingsfeld und im Süden an Rottenbauer. Östlich befindet sich die Gemeinde Randersacker, im Westen Reichenberg.

Bevölkerung

Die ersten Einwohner des neu entstehenden Stadtteils bezogen ihre Wohnungen im Jahr 1972. In den Folgejahren wuchs die Einwohnerzahl rasch. Im Oktober 1975 wurden 3.000, 1982 bereits 5.000 Einwohner gezählt. Zum 31. Dezember 2021 lag der Heuchelhof mit 9.608 Einwohnern an siebter Stelle der 13 Stadtbezirke. [1]

Gliederung

Lage der Abschnitte bzw. der namengebenden ringförmig angelegten Straßen: H 1 = Straßburger Ring, H 2 = angrenzende Flächen südwestlich der Heuchelhofstraße, H 3 = Wiener Ring, H 4 = Madrider Ring, H 5 = Prager Ring, H 6 = Athener Ring, H 7 = Moskauer Ring.

Geschichte

Namensherkunft

Im Jahr 856 wird „Heuchelheim" erstmals urkundlich erwähnt als Wohnsitz des „Huchilo“, der sein Gut später an den Ritter Ludwig, auch Buschel genannt, verkauft.

Vorgeschichte

849 taucht die Siedlung nachweislich unter dem Namen "Huchelheim" auf. Eine Aufzeichnung besagt, dass Ludwig II. der Deutsche sein Lehen an den Abt von Fulda übergibt. 856 wird "Heuchelheim" erstmals urkundlich erwähnt, als Wohnsitz des "Huchilo" der sein Gut später an den Ritter Ludwig, auch Buschel genannt, verkauft. 1257 erwirbt das Benediktinerkloster St. Stephan den "Weyler Heuchelheim" für 320 Pfund Heller) von Ritter Ludwig. 1288 verkauft das Kloster den Weiler wieder mit riesigen Verlust. 1389 wird der Weiler erneut an den Freiherrn von Zobel verkauft und 1396 wird Heuchelheim im Zinsbuch des Nikolaus-Spitals genannt. 1412 erwirbt der Bürgermeister und der Rat der Stadt Heidingsfeld den Weiler auf dem Berg.

Drei Höfe waren von dem früheren Weiler Heuchelheim verblieben und nun Stadtteil der freien Reichsstadt Heidingsfeld. 1881 kauft Freiherr Otto Groß von Trockau das Gelände der Stadt Heidingsfeld ab. Es stand hier nur noch der große fränkische Vierseithof „Heuchelhof“, sowie die beiden Gesindehöfe „Vogelshof" und „Zwickerleinshof“. 1893 verpachtete Baron Trockau die Höfe an den Ökonomen Johannes Hunsinger, einem strenggläubigen und sehr sozial eingestellten Mennoniten, der das Gut bis 1948 bewirtschaftete. Hunsinger machte ein Mustergut daraus. Vor allem durch seine Schafzucht wurde er sehr bekannt.

Entstehung des Stadtteils

Gut Heuchelhof um 1970

Das Gebiet am Heuchelhof gehört zur Heidingsfelder Gemarkung und ist seit der Eingemeindung im Jahr 1930 Teil der Stadt Würzburg. Als das Gut 1960 zum Verkauf stand, sah die Stadt Würzburg die Chance, hier ein dringend benötigtes neues Wohngebiet für die stark wachsende Bevölkerung zu schaffen. Prüfungen hinsichtlich Baugrund und nötiger Infrastruktur sprachen für die Durchführbarkeit des Projekts, das jedoch insbesondere wegen der hohen finanziellen Belastung der Stadt umstritten war. Bei den Verhandlungen mit dem Eigentümer setzte sich die Stadt Würzburg schließlich gegen die weiteren Interessenten - eine Immobilienfirma und die Bundeswehr - durch und erwarb das Gut Heuchelhof mit einer Gesamtfläche von 216,12 ha im Juli 1961 zum Preis von ca. 13 Millionen DM von Baron Otto Groß von Trockau. Entstehen sollte hier nach den Plänen des Nürnberger Architekten Dittrich und später auch des Münchner Architekten Alexander von Branca [3] keine reine Schlaf- und Trabantenstadt, sondern ein Stadtteil mit vielfältigen Beziehungen zur Kernstadt, welcher auch Funktionen der Gesamtstadt übernehmen sollte. Neben Wohngebäuden in möglichst vielfältigen Bauformen sollten auch Gewerbe und öffentliche Einrichtungen angesiedelt werden. Anfangs war geplant Platz für rund 20.000 Einwohner in 7.000 Wohnungen zu schaffen, aufgrund eines verringerten Wachstums der Stadt wurde dieses Ziel aber reduziert und dem Plan attraktiven Lebensraum zu bieten untergeordnet.

Baubeginn

Der erste Bauabschnitt (H 1) begann 1968 mit der Erschließungsstraße von Heidingsfeld bis zum heutigen Straßburger Ring. Hierbei wurde bereits eine zukünftige Anbindung per Straßenbahn berücksichtigt und der Mittelstreifen freigehalten. 1970 waren Kanäle und Tiefgaragen im Bau, schließlich auch die ersten Hochbauten und Eigenheime im Bereich Straßburger Ring. Der Baustil ist eine typische Großsiedlung mit verdichtetem Wohnen und bis zu zwölfgeschossigen Hochhäusern. Auf einer Fläche von 56 Hektar entstanden etwa 1.400 Geschosswohnungen und etwa 370 Wohnungen in Ein- und Zweifamilienhäusern. Die ersten Wohneinheiten konnten im März 1972 bezogen werden. Im Bereich H 1 entstand außerdem um den Place de Caen ein Handels- und Dienstleistungszentrum. Aufgrund der anfangs sehr kahlen und einfachen Bauweise und der geringen Mieten zogen viele Russlanddeutsche, Spätaussiedler, Heimatvertriebene und Osteuropäer in diesen Bereich und die sozialen Spannungen wuchsen.

Inzwischen war beim Verlag der Main-Post die Entscheidung gefallen, aus der Innenstadt in den neuen Stadtteil umzuziehen, was nach anfänglichen Verzögerungen (bedingt durch die Rezession zu Beginn der 1970er Jahre) zu einem Aufschwung des gesamten Heuchelhof-Projekts beitrug. 1972 wurden die ersten Gebäude der Main-Post errichtet, 1976 erfolgte bereits die Erweiterung. 1973 eröffnete das erste Geschäft, im Jahr darauf nahmen Grundschule, Kindergarten, das Zentrum für körperbehinderte Kinder und das Rechenzentrum des Verbandes der deutschen Rentenversicherung den Betrieb auf (H 2). Es entstanden die katholische Pfarrei St. Sebastian ebenso wie die evangelische Gethsemanekirche. 1977/78 eröffnete das Ladenzentrum am zentral gelegenen Place de Caen.

Mit der Eingemeindung Rottenbauers 1974 entstand eine neue Planungseinheit Heuchelhof-Rottenbauer (zunächst gemeinsamer Stadtbezirk) und erweitere die Planfläche von 280 ha auf 450 ha. Im Folgejahr wurde ein Wettbewerb für den zweiten Bauabschnitt durchgeführt. Die Planungen berücksichtigten neue städtebauliche Vorstellungen, insbesondere den Verzicht auf Wohntürme und Massenwohnungsbau. Stattdessen sollten „Wohndörfer" um Plätze angeordnet und von Eigenheimen umgeben werden. Der Lebensqualität wurde insgesamt mehr Gewicht zugeordnet. Der Bebauungsplan für die Abschnitte H 3 und H 4 wurde 1981 genehmigt, kurz darauf wurde mit deren Erschließung begonnen.

Bis heute entstanden weitere Bauabschnitte H 5 bis H 7. Zudem entstand 1984 das Gewerbegebiet Heuchelhof-Rottenbauer. Die Straßenbahn verkehrt seit 1989 zum Heuchelhof.

Soziale Stadt

Im August 1999 wurde der Bereich H1 in das Bund-Länder-Städtebauförderungsprogramm „Soziale Stadt" aufgenommen. Das Konzept sieht eine ganzheitliche Aufwertungsstrategie vor. Die Stadt kaufte das Evangelische Gemeindezentrum und baute es zum Stadtteilzentrum um. Dieses wurde zum beliebten Treffpunkt und es werden regelmäßig Veranstaltungen durchgeführt. Auffällig sind vor allem die Erneuerungen am Place de Caen und die Neugestaltung des Spielplatz an der Römer Straße. Außerdem wurden soziale Einrichtungen geschaffen. 2007/2008 kamen mit dem „Treffpunkt Altes Schwimmbad“ weitere multifunktional nutzbare und barrierefrei erschlossene Räumlichkeiten in zentraler Lage hinzu. [4] Insgesamt hat das Soziale Stadt-Programm zu einer außerordentlich positiven Entwicklung des Teilbereichs H 1 beigetragen - in vielen Belangen ist der Heuchelhof besser als sein Ruf.

Kultur

Vereine

Sportvereine

Veranstaltungen

Religion

Einrichtungen

Schulen

Kindergärten

Büchereien

Weitere Einrichtungen

Café H1

Spielplätze

  • Bewegungsfeld Pariser/ Römer Straße
  • Spielplatz Bonner/ Brüsseler Straße
  • Spielplatz Den Haager/ Luxemburger Straße
  • Spielplatz Wiener/ Madrider Ring
  • Spielplatz Mwanza-Weg
  • Schwarzer Platz

Infrastruktur

Straßenverkehr

Die vierspurige Heuchelhofstraße zweigt in Heidingsfeld von der Stuttgarter Straße ab, führt steil bergauf zum Heuchelhof und durchzieht den Stadtteil halbkreisförmig und mit zwei Spuren als zentrale Verkehrsader. An der Weiterführung Richtung Reichenberg besteht eine Auffahrt zur B19 (Anbindung an den Stadtring Süd). Bis zum Abzweig am Madrider Ring bzw. bis zum Athener Ring verläuft die Straßenbahnlinie parallel zur Fahrbahn auf einem getrennten Gleiskörper. Von der Heuchelhofstraße biegen meist halbkreisförmig Sammelstraßen ab, welche die einzelnen Bereiche (H1 - H7) bedienen und von denen aus mehrere Stichstraßen abgehen.

Weitere Verkehrsanbindungen bestehen über die Kopenhagener Straße zur Heidingsfelder Katzenbergsiedlung und über die Stauffenbergstraße nach Rottenbauer.

Die Autobahn A 3 umfährt den Heuchelhof im Norden und Osten. Die näheste Anschlussstelle Würzburg-Heidingsfeld ist über die B19 zu erreichen.

ÖPNV

Der Heuchelhof wird ausschließlich durch die Straßenbahnlinie 3 und 5 erschlossen. Aufgrund der entsprechenden Planung liegt kein Wohnhaus mehr als 450 Meter von einer Straßenbahnhaltestelle entfernt.

Unternehmen

Ehemalige Unternehmen

Bildergalerie

H 1

Andere Bauabschnitte

Panorama

Fußgängersteg Straßburger Ring, Blick auf H1

Unterwegs in Würzburg (Video)

„Unterwegs in Würzburg im Stadtteil Heuchelhof (1 von 2)“ von wuerzburg-fotos.de (23. Juni 2019)

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„Unterwegs im Würzburger Stadtteil Heuchelhof (Teil 2/2)“ von wuerzburg-fotos.de (19. November 2017)

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Siehe auch

Literatur

  • Marie-Luise Kleinhans: Die Konzeption des Heuchelhof als Beispiel eines Neubaugebietes. Würzburg, 1974.
  • Horst Laugwitz: Würzburgs junger Stadtteil stellt sich vor. Berlin-West, 1975.
  • Annette Derks: Entwicklung und Struktur des Heuchelhof. Würzburg, 1976.
  • Gerhard Achterberg: Würzburg-Heuchelhof: neue Gestaltung von Räumen, Plätzen u. Straßen. Bonn-Bad Godesberg, 1976.
  • Heiss, Hanne: Der Heuchelhof, eine Trabantensiedlung. Würzburg, 1977.
  • Dietmar Goldmann: Der Heuchelhof, ein neuer Stadtteil Würzburgs: Versuch einer Analyse der Wohnsituation. Würzburg, 1977.
  • Ute Schnabel: Die Fortentwicklung des Heuchelhofprojekts unter Einbeziehung einer Bewohnerumfrage in Heuchelhof 1. Würzburg, 1980.
  • Konrad Schliephake: Urbanisierung und Suburbanisierung am Südrand der Stadt Würzburg: Strukturen und Mobilitäten in den neuen Stadtteilen Heuchelhof und Rottenbauer. Würzburg, 1987.
  • Heuchelhofgesellschaft (Städtische Entwicklungs- und Wohnungsbaugesellschaft mbH) (Hrsg.): 25 Jahre bauen auf dem Heuchelhof - Seit 25 Jahren Partner bei der Stadtentwicklung, im Wohnungsbau, in der Baubetreuung. Würzburg, 1992.
  • Ulf Claussen: Heuchelhof - „Pfahlbauten auf dem Heuchelhof" - Kleine Geschichte des Heuchelhofes mit Stadtteilplan und allen wichtigen Adressen. Evang.-Luth. Pfarramt Würzburg-Heuchelhof/Rottenbauer, 1995.
  • Barbara Kahle: Würzburg, Gut Heuchelhof. Lindenberg, 1997. ISBN: 3-931820-20-3
  • Christian Baumgart, Yvonne Beck: Soziale Stadt Heuchelhof H1: Dokumentation der Gesamtmaßnahme. Stadt Würzburg Baureferat, 2012.
  • Quartierszeitung H Eins im Rahmen des Soziale Stadt-Projekts

(im Bestand der Universitätsbibliothek)

Weblinks

Einzelnachweise

  • Abschnitt „Entstehung des Stadtteils" basiert auf: Helmuth Zimmerer: Würzburg. Aufstieg einer zerstörten Stadt. Ein Bericht. Selbstverlag, Würzburg 1982, S. 149 ff.
  1. 1,0 1,1 Statistikatlas Würzburg
  2. Stadt Würzburg: Vorbereitende untersuchungen - Heuchelhof H1 (ca 2002)
  3. Paul Heinrich Otte: Ziel: Wiederherstellung der Schönheit der Stadt. Das Werden der neuen Stadtgestalt von 1948 bis 1978 - Würzburg ist wieder Würzburg geworden. In: 15 Jahrhunderte Würzburg. Hrsg. von Heinz Otremba, Echter Verlag, Würzburg 1979, S. 249-261; S. 258 f.
  4. Heuchelhof-Quartierszeitung „H eins“ (Rubrik „Downloads“)

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