St. Nikolaus (Euerhausen)
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St. Nikolaus ist das Gotteshaus für die kath. Christen im Giebelstadter Ortsteil Euerhausen.
Lage
Die kath. Pfarrkirche befindet sich in der Mitte des Ortes oberhalb der Ortsdurchfahrt der Bundesstraße 19. Nach einem Jahr Bauzeit wurde der Platz neben der Kirche und dem Bürgerheim im Juni 2024 eröffnet. Dort hatte die Gemeinde schon 2010 ein leerstehendes Gebäude gekauft. Dieses wurde im Sommer 2022 abgerissen, wenige Monate später begannen die Bauarbeiten für den neuen Dorfmittelpunkt. [1]
Geschichte
Die Quellen zum Grundbesitz und Zehnt in Euerhausen belegen zunächst, dass um 1368 in Euerhausen eine Pfarrei mit Kirche existierte, deren Zehnt dem Stift Neumünster zustand, und dass Neumünster in Euerhausen Grundbesitz hatte. Dies macht wahrscheinlich, dass die Grafen von Komburg spätestens etwa 1100 entweder die Euerhäuser Pfarrei gründeten und die Kirche zu Ehren des Hl. Nikolaus errichteten oder die vorhandene Kirche dem Hl. Nikolaus weihten. Da der Besitz in der Grafschaft der Komburger liegt, ist die Annahme rechtfertigt, dass Grundbesitz und Zehnt auf Königsgut zurückgeht und damit eine die Existenz von Dorf und Kirche im 8. Jahrhundert anzusetzen ist. Diese Vermutung stützt die Tatsache, dass 1089 Graf Emehard von Komburg aus den Reihen der Domherrn heraus zum Bischof im Bistum Würzburg gewählt wurde.
Im Jahre 1405 ist bereits mit Friedrich Model ein Pfarrer zu Euerhausen namentlich zu fassen. Aus dem Ablassbrief für die Pfarrkirche St. Nikolaus von 1456 geht der Kirchenpatron hervor und die Gewissheit, dass Euerhausen ein Pfarrdorf war. In Euerhausen beginnen die Aufzeichnungen der Pfarrmatrikel, eine Folge von Reformation und Trientiner Konzil, mit den exakten Einträgen zu Taufe, Hochzeit und Geburt nicht erst wie sonst üblich nach dem Dreißigjährigen Krieg (ab 1650), sondern bereits 1596, als die mittelalterliche Kirchenburganlage durch eine neue spätgotische Kirche ersetzt wurde. Man errichtete aber keinen neuen Turm, sondern erhöhte den bestehenden Torturm und stattete diesen mit der typischen „Echternadel“ aus. Das Zobelwappen auf einer Sandsteintafel an der Ostseite des Torturmes kündet noch heute von den Zobel von Giebelstadt zu Darstadt als Patronatsherrn in Euerhausen. Im Dreißigjährigen Krieg brannten nicht nur viele Häuser, sondern auch die Kirche ab. 1728 wurde eine neue Kirche im Ort gebaut, nachdem die alte fast eingefallen war. Am 18. Juni 1730 konnte der Barockbau eingeweiht werden.
In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, als die Euerhäuser Filiale Darstadt an den Eßfelder Pfarrer vergeben worden war, blieb die Pfarrei Euerhausen unbesetzt. Die Gläubigen mussten nach Sächsenheim oder Wolkshausen zum Gottesdienst und der Bischof von Würzburg besetzte die Pfarrei erst wieder, als die Gemeinde sich 1698 bereit erklärte, die Pfarrdotation um 45 fl. zu erhöhen. Im 18. Jahrhundert erhalten die katholischen Herchsheimer Untertanen der Giebelstadter Zobellinie, die seit 1695 wieder katholisch geworden waren, die Genehmigung, in der katholischen Kirche zu Euerhausen sich trauen und ihre Kinder taufen zu lassen. Die Pfarrei Euerhausen gehörte 1820 zum Landkapitel Heidingsfeld, war mit einem Pfarrer und einem Cooperator besetzt und zählte 254 Seelen, zu denen noch die 158 Herchsheimer Katholiken kamen.
Eine Außenrenovierung wurde 1981/82 vorgenommen, eine Innenrenovierung 1986/87.
Patronat
Nikolaus von Myra (* 15. März 270 in Patara/Lykien, heute Ruinen bei Kalkan(?) in der Türkei, † 6. Dezember 343 in Myra, heute Demre in der Türkei), Metropolit von Myra und Wundertäter. Patrozinium ist am 6. Dezember.
Baubeschreibung
Die Euerhäuser Kirche, ein schmucker Barockbau aus dem frühen 18. Jahrhundert, wurde an der Stelle einer mittelalterlichen Kirchenburganlage errichtet, wovon noch heute die typischen Merkmale des spätmittelalterlichen Torturmes steinernes Zeugnis geben. Der knapp 10 m südwestlich der Kirche stehende Turm ist ursprünglich ein Torturm der mittelalterlichen Friedhofsbefestigung aus unregelmäßigem Bruchsteinmauerwerk, dessen westlicher Zugang vermauert ist. Der Zugang zum Turm ist nur über eine hölzerne Außentreppe möglich, deren Antritt auf zwei Kragsteinen liegt. Im Turm haben sich zwei nach Süden gerichtete Schlüsselschießscharten erhalten. Der echterzeitliche Aufbau, die nach allen vier Seiten vorhandenen, spitzbogigen Schallöffnungen mit Fischblasenmaßwerk, entsprechen dem Turmaufbau, wie er auch in Herchsheim, Allersheim und Sulzdorf zu sehen ist.
Ausstattung
Mit großer Wahrscheinlichkeit ist das prachtvolle Altargemälde des Hochaltars (von Leopold Kurzhammer aus dem Jahre 1737) ein Werk von Georg Sebastian Urlaub. Das Hochaltarblatt, welches nach den Attributen den heiligen Bischof Nikolaus darstellt, dürfte um 1729 entstanden sein, als der Künstler in der benachbarten Schutzengelkirche in Gaukönigshofen tätig war. Den Tabernakel von ca. 1764 erschuf Johann Georg Auwera. 1767/1768 erneuerte Johann Georg Auwera die Kanzel; von ihm stammt die Rokoko-Ornamentik sowie die drei Putti mit den Attributen der Kirchenväter: Bienenkorb (Ambrosius), Herz, Pfeile und Mitra (Augustinus), Tiara (Gregor der Große).
Die Seitenaltäre aus dem Jahre 1744 stammen von dem Ochsenfurter Bildhauer Leopold Kurzhammer. Die Altarbilder der Seitenaltäre schuf 1743 der Ochsenfurter Johann Georg Völck.
Eulogius Böhler, der 1918 die Deckengemälde des flach gedeckten Langhauses und die Kreuzwegbilder in Euerhausen schuf, hat auch die Darstellung der Hl. Familie gemalt.
Geläut
Im Turm befinden sich vier Glocken:
- Glocke, 13. Jh., Umschrift mit gotischen Majuskeln, Schlagton g''
- Muttergottesglocke, 1509, Schlagton gis', 600 kg
- Muttergottesglocke, 1510, Schlagton h', 450 kg
- Michaelsglocke, 1952 von Fa. Czudnochowsky/Erding, Schlagton cis'', 200 kg
Patronatsrecht
Die Zobel von Giebelstadt, seit dem Teilungsvertrag des Hauses Zobel im ausgehenden 16. Jahrhundert die Linie Zobel von Giebelstadt zu Darstadt und Messelhausen, besitzen in Euerhausen das Patronatsrecht, das sich als Vorschlagsrecht für die Besetzung der Pfarrstelle bis heute erhalten hat und vom Zobel`schen Patronatsherrn bei der Übernahme der Pfarrei im Jahre 1987 auch wahrgenommen wurde.
Pfarrgebiet
Die kath. Pfarrei St. Nikolaus ist zuständig für die katholische Bevölkerung der beiden Giebelstadter Ortsteile Euerhausen und Herchsheim.
Pfarreiengemeinschaft
Die Pfarrkirche St. Nikolaus in Euerhausen gehört zur Pfarreiengemeinschaft Giebelstadt–Bütthard.
Seelsorger (Auszug)
- Johann Stephan Gehrig (1754-1771)
- Johann Seuffert (1771-1788)
- Hermann Zwilcher (1810-1813)
- Georg Deppert (1823-1827)
- Pankraz Heim (1828-1827)
- Bonifaz Bott (1838-1849)
- Matthias Ziegler (1849-1881)
- Karl Bauer (1884-1914)
- Albin Lenhart (1914-1946)
- Heribert Arnold (1976-2012)
- Georg Hartmann (2013-2022)
- Franz Schmitt (2022-2024)
Siehe auch
- Baudenkmäler in Giebelstadt
- Euerhausen
- Friedhof Euerhausen
- Kirchengebäude im Landkreis Würzburg
- Kriegerdenkmal Euerhausen
- Missionskreuz Julius-Echter-Straße (Euerhausen)
- Pfarreien im Pastoralen Raum Ochsenfurt
Quellen und Literatur
- Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler in Giebelstadt, Nr. D-6-79-138-38
- Die Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern, III. Bd.: Die Kunstdenkmäler von Unterfranken und Aschaffenburg, Heft 1: Bezirksamt Ochsenfurt, bearb. von Hans Karlinger, München 1911, S. 80 f.
- Georg Menth: Die Bildhauerfamilie Auwera in Aub. Stadt Aub: Kunst und Geschichte, Band 2, Aubanusverlag, Wolfratshausen 1987, S. 106; S. 272
- Thomas Wehner (Bearb.): Realschematismus der Diözese Würzburg - Dekanat Ochsenfurt. Echter Verlag, Würzburg 1991, S. 41 ff.
Weblinks
- Katholische Pfarrkirche St. Nikolaus im DenkmalAtlas 2.0
- Geschichte von Euerhausen auf den Internetseiten der Marktgemeinde Giebelstadt
- Nikolaus von Myra in Heiligenlexikon.de