Georg Sebastian Urlaub
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Georg Sebastian Urlaub (* 9. Mai 1685 in Thüngersheim; † 20. Mai 1763 ebenda) war ein fränkischer Maler des Barock.
Familiäre Zusammenhänge
Georg Sebastian Urlaub wurde als erstes Kind des Ägidius Urlaub (* 23. September 1621 in Thüngersheim; † 29. Mai 1696 in Thüngersheim) in seiner zweiten Ehe, die er im Alter von 62 Jahren am 17. April 1684 mit der am 5. März 1654 geborenen Maria Behr geschlossen hatte, in Thüngersheim geboren. Der Vater war Ratsherr in der kleinen Winzergemeinde am Main und „handwerklicher” Maler. [1] Als Georg Sebastian 11 Jahre alt war, verstarb sein Vater. Wer die väterliche Werkstatt zunächst weiterführte, ist nicht bekannt, ebenfalls nicht, wann und bei wem Georg Sebastian das Malerhandwerk (Tüncherhandwerk) erlernte.
Leben und Wirken
Ausschlaggebend für seinen Entschluss zur Erlernung des Malerberufes könnte die nähere Bekanntschaft mit der Familie des Lehrers Johann Kaspar Kern, der 1695 von Marktheidenfeld nach Thüngersheim gekommen war, gewesen sein, der bei seinem am 9. September 1684 geborenen vierten Sohn Johann Bernhard Kern und dem gleichaltrigen Georg Sebastian, die beide in eine gemeinsame Schulklasse gingen und bestimmt miteinander befreundet waren, zeichnerische Begabungen entdeckte.
Georg Sebastian könnte als Sohn eines Handwerksmeisters seine Lehre bereits 1697 im Alter von zwölf Jahren begonnen und um das Jahr 1701 abgeschlossen und seine Gesellen- und Wanderjahre bis 1709 absolviert haben. Seine Meisterprüfung muss in die Jahre 1709 bis 1710 datiert werden, denn spätestens als er am 27. Januar 1711 die am 28. Februar 1690 geborene Anna Maria Feser, Tochter eines vom Nachbarort Güntersleben stammenden Zimmermanns, heiratete, muss er Meister gewesen sein, denn zum einen wird er im Traumatrikel als „pictor” bezeichnet [1] [2] und zum anderen war eine Verehelichung ohne Meisterbrief in aller Regel nicht möglich. [3]
Nach seiner Hochzeit wählte Georg Sebastian Thüngersheim als seinen Wohnsitz und hatte seine Werkstatt und Wohnung in einem neu erbauten Haus in der Unteren Hauptstraße direkt neben dem Würzburger Tor.
In seiner 47-jährigen Ehe mit Anna Maria Feser schenkte sie ihm 9 Kinder, fünf Söhne und vier Töchter. Am 20. Juni 1713 wurde Georg Anton Urlaub geboren, am 20. Februar 1718 Georg Christian Urlaub und am 17. Juli 1722 Johann Georg Urlaub.
Es ist anzunehmen, dass Georg Sebastian sich bereits während seiner „handwerklichen” Malerausbildung Grundkenntnisse in der Kunstmalerei erwarb. Außerdem orientierte er sich mit Sicherheit an den vorhandenen Vorbildern, vor allem an Oswald Onghers, der den jungen Georg Sebastian bei seinen Studien ebenso beeinflusste wie der Bamberger Hofmaler und Onghersschüler Sebastian Reinhard. Das erste von Georg Sebastian gesicherte Werk sind zwei Ölbilder eines Christuszyklus aus dem Jahre 1714 im Kloster Schönau bei Gemünden im Bistum Würzburg. [4] Die Franziskaner-Minoriten betrauten Georg Sebastian in den späteren Jahren immer wieder mit der Ausstattung ihrer Kirche. So entstanden auch die letzten urkundlich nachweisbaren Bilder Urlaubs für dieses Kloster. Obwohl Georg Sebastian zur Erledigung seiner Aufträge in mehr oder minder weit entfernten Orten weilte, blieb die Familie in Thüngersheim wohnhaft. Von 1714 bis 1724 bildete Bamberg, das unter Fürstbischof Lothar Franz von Schönborn (Regierungszeit 1693 - 1729) zu politischer und künstlerischer Bedeutung gelangte, den Schwerpunkt des künstlerischen Schaffens von Georg Sebastian. Ab 1725 setzte er sein Wirken im Hochstift Würzburg mit der Arbeit in der Pfarrkirche Erzengel Michael in Thüngersheim fort.
Nach einer Schaffenspause in den Jahren von 1745 bis 1755 malte er in der Klosterkirche Schönau die Bilder des Kreuzweges. Am 22. Juli 1758 verstarb seine Ehefrau Anna Maria, im Jahr darauf am 20. Februar 1759 sein Sohn Georg Anton Urlaub. Am 10. Mai des gleichen Jahres heiratete Georg Sebastian im Alter von 74 Jahren in zweiter Ehe die Witwe Anna Apollonia Treutlein.
Georg Sebastian Urlaub starb am 20. Mai 1763 in Thüngersheim. [5]
Gemälde und Fresken
Von Georg Sebastian Urlaub sind heute noch erhalten
- die Holztafelgemälde „Christus mit zwölf Apostel” aus dem Jahr 1725 gemeinsam mit dem einheimischen Maler Philipp Kern in der katholischen Pfarrkirche Erzengel Michael in Thüngersheim. Die Halbbrustbilder der Apostel sind in dunklen Farben gemalt und zeigen das jeweilige Apostelsymbol. Ursprünglich schmückten die Bilder die Orgelempore, die die ganze Breite des Kirchenschiffs einnahm. 1859 wurde bei der Erweiterung der Kirche eine Seitenempore angesetzt und man brachte die Bilder vollständig an dieser an. Im Jahre 1981 wurde bei der jüngsten Kirchenrenovierung ein großer Teil der Bilder in Rahmen an der Wand des nördlichen Seitenschiffes angebracht, fünf Bilder verblieben an der verkürzten Seitenempore. Das Christusbild hängt seitdem über der Sakristeitüre. Statt Judas Ischarioth ist nicht - wie üblich - Matthias als 12. Apostel abgebildet, sondern Paulus.
- das Deckengemälde des „Heiligen Andreas” im Chor und „Die vier Evangelisten” [6] aus den Jahren 1727/28 seitlich in den Wölbungen der Stuckdecke der katholischen Pfarrkirche St. Andreas in Retzstadt
- das linke Seitenaltarblatt „Mariä Verkündigung” und rechte Seitenaltarblatt „Heiliger Sebastian” aus dem Jahre 1727 in der katholischen Pfarrkirche St. Andreas in Retzstadt
- das Hochaltargemälde „Mariä Himmelfahrt” aus dem Jahre 1733 und das Altarblatt des ersten rechten Seitenaltars (Sebastiansaltar) „Die Anbetung der Heiligen Drei Könige” aus dem Jahre 1739 in der katholischen Stadtpfarrkirche St. Bartholomäus und St. Georg in Volkach
- das linke Seitenaltarblatt „Beweinung Christi” aus dem Jahre 1734 in der katholischen Pfarr- und Walfahrtskirche Mariä Geburt in Höchberg
- das Hochaltarblatt „Marter des Heiligen Laurentius” aus dem Jahre 1737 in der katholischen Pfarrkirche St. Laurentius in Marktheidenfeld
Siehe auch
Quellen und Literatur
- Wolfgang Kümper: Georg Sebastian Urlaub - ein fränkischer Barockmaler, 108 S., Mainfränkische Hefte, Heft 89, 1989, Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V.
- Georg Anton Urlaub - ein fränkischer Maler im Banne Tiepolos, Hrsg.: Mainfränkisches Museum Würzburg, Sonderausstellung des Mainfränkischen Museums Würzburg, 24. April - 23. Juni 1996, 270 S., Mainfränkisches Heft 95, Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V.
Erläuterungen und Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 In den Matrikelbüchern des Pfarrarchivs Thüngersheim wird Ägidius Urlaub bei seinen Eheschließungen und den Geburten seiner Kinder als Taufpate, Trauzeuge, Bräutigams- oder Brautvater insgesamt 33 mal benannt, allerdings immer ohne Berufsangabe. Dies entsprach den Gepflogenheiten jener Zeit, die bei Bauern und in Winzerorten auch bei Häckern, Berufen ohne Lehr- und Gesellenzeit und ohne Meisterprüfung die Erwähnung einer Berufsangabe als überflüssig empfand.
- ↑ Pfarrarchiv Thüngersheim, Pfarrbuch 1658-1743, Traumatrikel, S. 69
- ↑ Herbst des Alten Handwerks - Zur Sozialgeschichte des 18. Jahrhunderts. Hrsg.: Michael Stürmer, dtv, München 1979, S. 46: „Die ledige Meister von Goldtschmiden betreffent, so lange dieselbe keine aygene Haushaltung führen, noch gemeiner Statt onera gleich anderen Verheürathen Meistern durchgehenst tragen, sollen nicht befuegt seyn, aygene offene Läden, oder Werckstätte zu haben, noch Gesind zu halten, sondern sollen biss zu ihrer Verheürathung bey anderen Maisteren Gesellenweiss arbeyten.”
- ↑ Informationen über das Kloster Schönau bei Wikipedia [1]
- ↑ Pfarrarchiv Thüngersheim, Pfarrbuch 1744-1803, Sterbematrikel, S. 676
- ↑ Symbole der Evangelisten
- Auf vielen Bildern werden die vier Evangelisten mit ihren jeweiligen Symbolen dargestellt: Matthäus mit einem Menschen oder Engel, Markus mit einem Löwen, Lukas mit einem Stier, Johannes mit einem Adler. Diese vier Bilder sind der Offenbarung des Johannes (4, 6) entnommen, wo es in einer Vision des Gottesthrones heisst: „Das erste Lebewesen glich einem Löwen, das zweite einem Stier, das dritte sah aus wie ein Mensch, das vierte glich einem fliegenden Adler.” Auch die Darstellung der vier Wesen mit Flügeln ist dieser Bibelstelle entnommen. Der Kirchenlehrer Hieronymus (347 bis 419) ordnete die vier Lebewesen den einzelnen Evangelisten zu, indem er auf die Anfänge ihrer Evangelien verwies: Matthäus beginnt mit dem Stammbaum und der Menschwerdung Jesu, daher der Mensch. Markus stellt an den Anfang seines Textes die Bußpredigt des Johannes, der wie ein Löwe seine Stimme in der Wüste erschallen lässt. Lukas berichtet zuerst vom Opferdienst des Priesters Zacharias, so dass der Stier als Opfertier zu seinem Attribut wurde. Und Johannes schließlich beginnt mit dem Prolog über das Wort Gottes und schwingt sich in einer Art „geistigem Höhenflug” wie der Adler in Höhen, die die anderen nicht erreichen.
- Außer dieser Zuordnung zu den Evangelisten symbolisieren alle vier Wesen in der gemeinsamen Darstellung Jesus Christus selbst, dessen vier wichtigste Heilstaten in den Evangelientexten bezeugt werden: Der Mensch ist Abbild der Menschwerdung, der Stier bedeutet seinen Opfertod, der Löwe die Auferstehung und der Adler seine Himmelfahrt.
- (Quelle: Würzburger katholisches Sonntagsblatt)
- Auf vielen Bildern werden die vier Evangelisten mit ihren jeweiligen Symbolen dargestellt: Matthäus mit einem Menschen oder Engel, Markus mit einem Löwen, Lukas mit einem Stier, Johannes mit einem Adler. Diese vier Bilder sind der Offenbarung des Johannes (4, 6) entnommen, wo es in einer Vision des Gottesthrones heisst: „Das erste Lebewesen glich einem Löwen, das zweite einem Stier, das dritte sah aus wie ein Mensch, das vierte glich einem fliegenden Adler.” Auch die Darstellung der vier Wesen mit Flügeln ist dieser Bibelstelle entnommen. Der Kirchenlehrer Hieronymus (347 bis 419) ordnete die vier Lebewesen den einzelnen Evangelisten zu, indem er auf die Anfänge ihrer Evangelien verwies: Matthäus beginnt mit dem Stammbaum und der Menschwerdung Jesu, daher der Mensch. Markus stellt an den Anfang seines Textes die Bußpredigt des Johannes, der wie ein Löwe seine Stimme in der Wüste erschallen lässt. Lukas berichtet zuerst vom Opferdienst des Priesters Zacharias, so dass der Stier als Opfertier zu seinem Attribut wurde. Und Johannes schließlich beginnt mit dem Prolog über das Wort Gottes und schwingt sich in einer Art „geistigem Höhenflug” wie der Adler in Höhen, die die anderen nicht erreichen.