Zellerau

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„Zellerauer Marktplätzle“ - im Rahmen des „Soziale Stadt“-Programms neugestaltetes Stadtteilzentrum mit Zunftbaum

Die Zellerau ist der viertgrößte Stadtbezirk Würzburgs und erstreckt sich westlich/nordwestlich des Mainviertels zwischen Main und Höchberger Straße. Die Geschichte der Zellerau ist im besonderen Maße von ihrer militärischen Vergangenheit geprägt.

Geographie

Lage

Lage

Lage des Bezirks
Fläche 3,26 km²
Einwohner 12.037 (31. Dezember 2022)
Die Zellerau im PHARUS-Plan Würzburg 1921
Die von Baudenkmälern geprägte Frankfurter Straße
Durch eine Allee begrünte Friedrichstraße

Die Zellerau ist ein westlicher, linksmainischer Stadtbezirk. Er umfasst ein Gebiet von 3,26 Quadratkilometern. [1] Begrenzt wird er durch den Main mit seinen Mainwiesen im Norden und Nordosten, sowie einen im Nordwesten am Main beginnenden Grüngürtel und eine steile Hanglage am Marienberg im Süden. Daher wird umgangssprachlich auch von der „unteren“ (nördlichen) und „oberen“ (südlichen) Zellerau gesprochen. [2]

Benachbarte Stadtbezirke sind im Norden das Dürrbachtal, im Osten die Altstadt und im Süden das Steinbachtal. Im Westen grenzen die Gemeinden Höchberg und Zell a. Main an.

Bevölkerung

Mit 12.037 Einwohnern mit Hauptwohnsitz (Stand: 31. Dezember 2022) ist die Zellerau der viertgrößte Stadtbezirk Würzburgs. Auch bei der Bevölkerungsdichte (3.662 Einwohnern pro Quadratkilometer) steht die Zellerau auf Platz vier. [1] [3]

Die Zellerau galt ab den 1950er Jahren als Problemviertel, da nach dem Abzug der Soldaten viele Sozialwohnungen entstanden und sich vor allem eine ärmere Arbeiterschicht etablierte. Dies gilt in erster Linie für die „untere“ Zellerau. Oberhalb der Frankfurter Straße („obere“ Zellerau) hat sich dagegen eine Mittelschicht angesiedelt. [2] Viele Wohnanlagen vor allem der Stadtbau Würzburg GmbH wurden und werden modernisiert, was auch das Preisniveau angehoben und einkommensstärkere Personen und Familien angezogen hat.

Der Stadtteil verzeichnete zwischen 1988 und 2006 einen Einwohnerverlust von 10%, wobei ab 2000 ein kleiner Zuwachs zu verbuchen ist. Letztere Zuwächse sind vor allem durch Binnenwanderung innerhalb Würzburgs zu erklären. [2]

Geschichte

Auf dem Gebiet der heutigen Frankfurter Straße wurden bei Straßenarbeiten Germanengräber aus den ersten Jahrzehnten nach Christus entdeckt.

Klöster und Wirtschaft

Zeit des Militärs

  • Für das das neunte Infanterieregiment baute die Königlich Bayerische Armee ab 1879 die Neue Infanterie – Kaserne, auch „Neuner Kaserne“ genannt. Sie war im nördlichen Mainviertel beheimatet und erstreckte sich von der Weißenburgstraße zur Fasbenderstraße und nutzte die südlichen Teile des Gutes Talavera. [2] Der Neunerplatz, bestehend aus Neuner-Denkmal (mit dem bayerischen Löwen) und einer Grünanlage, erinnert noch heute daran.
  • Zwischen 1882 und 1893 wurde eine neue Infanteriekaserne zwischen Weißenburgstraße und Wörthstraße errichtet. Zu dieser Zeit lebten 2000 Soldaten in der Kaserne. In dem damaligen Offizierskasino ist heute das Fraunhofer-Institut für Silicatforschung untergebracht.
  • Am 1. Mai 1897 wurde Würzburg in neue Verwaltungsbezirke eingeteilt. Der ehemalige Distrikt V (Mayntzerviertel) wurde dabei aufgeteilt in die Stadtteile Zellerau und Mainviertel.
  • Richtung Main befanden sich zur Jahrhundertwende noch Äcker, Gärten und Obstbaumbestände. Diese gehörten zum Großteil den drei Zellerauer Gütern. Die Weinberge am Marienberg waren dagegen in kirchlichem Besitz.
  • Zwischen 1901 und 1928 gingen die drei Güter Moschee, Moskau und Talavera in den Besitz der Stadt über.
  • Zwischen 1906 und 1909 ließ das bayerische Militär die Artilleriekaserne für das 13. Königliche Artillerieregiment bauen. Dafür wurde 1904 das Gut Moskau gegen Flächen in der Innenstadt getauscht. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde die bayerische Armee aufgelöst, die Reichswehr übernahm die Kasernen. Die ehemalige Kaserne mit ihrer repräsentativen, symmetrischen Bebauung dient gegenwärtig der Bereitschaftspolizei als Unterkunft.
  • In der Weißenburgstraße befand sich auch die Dampfwaschanstalt von Johann Rüttinger, welche das alleinige Recht zur Reinigung der Kasernenwäsche hatte. Dadurch gelang ein Aufstieg zu einer modernen Waschanstalt. Von 1909 bis 1912 wurde dafür das erste Stahlbetongebäude Bayerns errichtet. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs war die Waschanstalt der größte Arbeitgeber der Zellerau. Im Krieg wurde die Einrichtung aber zerstört und die Besitztümer verkauft. Das große Wäschereigebäude wurde wieder hergerichtet und wird bis heute benutzt. [2]
  • Im Nationalsozialismus begann erneut eine Zeit der Aufrüstung: 1934 wurde an der Weißenburgstraße das Gut Moschee abgerissen und stattdessen eine weitere Kaserne errichtet. Im Oktober 1935 wurde diese eröffnet und nach dem Reichspräsidenten Paul von Hindenburg benannt. Im Oktober 1936 wurde des weiteren in unmittelbarer Nachbarschaft die Ritter-von-Horn-Kaserne eröffnet, die heute nicht mehr existiert. Sie war die größte Kaserne und erstreckte sich von der Sedanstraße zum Moscheeweg und von der Weißenburgstraße zur Mainaustraße.
  • In der Spitze lebten in der Zellerau über 8000 Soldaten, was die Zellerau zu einem der größten Militärstandorte des Deutschen Reichs machte.
  • Viele der Straßen wurden in dieser Zeit nach Generälen und Schlachtorten benannt: Sedan-, Ysenburg-, Moltkestraße und auch der Name des größten Festplatzes der Stadt, der Talavera, stammen beispielsweise aus der Zeit der napoleonischen Feldzüge.
  • Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Ritter-von-Horn-Kaserne nicht weiter verwendet.
  • Bis in die 1990er Jahre waren amerikanische Truppen der Hindenburg-Kaserne untergebracht.

Wohnungsbau

  • Der Bedarf nach Wohnungen in der Zellerau entstand erstmals durch den Bedarf an Unterkünften für die Familien der Soldaten. Die Stadt Würzburg errichtete in den 1930er Jahren etwa 450 Wohnungen. [2] Zu dieser Zeit wurde auch die katholische Pfarrkirche Heiligkreuz erbaut (1934/35).
  • Auch Koenig und Bauer ließ Wohnungen für seine Mitarbeiter in der Hartmannstraße und Wredestraße errichten.
  • Die Handwerker-Baugenossenschaft errichtete ab 1928 zwei große Wohnblöcke mit 152 Wohnungen als sozialen „Reform-Bau“. Diese Gebäude wurden 1972 von Heinz Denckler übernommen und so erhielten die Gebäude ihre Namen „Denckler-Bau“ oder Dencklerblock.
  • Mit der flächendeckenden Bebauung der Zellerau als Wohngebiet wurde durch die Nutzung der ehemaligen Kasernengrundstücke begonnen.
  • Die katholische Pfarrkirche St. Elisabeth wurde 1954/55 erbaut.
  • Im südlichen Teil der Zellerau an Hanglage befinden sich die einzigen Ein- und Zweifamilienhäuser des Stadtteils.

Rahmenplan der Stadt

Nachdem dem Abzug der amerikanischen Truppen wurde eine Umgestaltung des zentralen Bereichs der Zellerau forciert. Per Stadtratsbeschluss wurden 2003 folgende Hauptziele für den Rahmenplan gesetzt:

  • Die Zellerau erhält durch die Überplanung des zentralen Bereiches am DJK-Stadion eine kompakte integrierte Nutzung. Hierbei werden kurze, neue Wegeverbindungen zu den vorhandenen Wohnquartieren angeboten.
  • Der Stadtteil erhält entsprechend dem Einzelhandelsrahmenkonzept einen Vollsortimenter.
  • Brachliegende Flächen im Zuge der Kasernenauflösung werden aktiv in den Stadtteil integriert und stehen der Allgemeinheit durch eine neue „grüne Mitte“ zur Verfügung.
  • Brachflächen am 2. Siedlungsweg (Bolzplatz) werden für einen familienfreundlichen Wohnungsbau in innerstädtischer Lage zur Verfügung gestellt.
  • Die Verlagerung des Spielzentrums in nördlicher Richtung an die Weißenburgstraße ermöglicht nicht nur eine notwendige Erneuerung des Bauprojektes, sondern gibt dem Abenteuerspielplatz auch das entsprechende Umfeld.
  • Die geänderten Rahmenbedingungen, insbesondere auf dem Wohnungsmarkt, führten letztlich zu einer Überarbeitung des städtebaulichen Konzeptes Zellerau-Mitte. Dieses betrifft sowohl inhaltliche Aussagen, als auch die Reduzierung der Abgrenzung in nördlicher Richtung bis zur Weißenburgstraße. Mit dem Verkauf des östlichen Geländes der DJK an einen Vollsortimenter ist die Finanzierung dafür gesichert.

Integriertes Handlungskonzept Zellerau

Seit 2007 ist die Zellerau im Bund-Länder-Städtebauförderprogramm „Stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf – die soziale Stadt“. Quartiersmanagerin ist Mechthild Flott. Am 4. Dezember 2008 beschloss der Stadtrat das Integriertes Handlungskonzept Zellerau, welches städtebauliche Maßnahmen zur Stabilisierung und Aufwertung des Stadtteils beinhaltet. Das Konzept ist nicht statisch, sondern wird stetig überarbeitet und aktualisiert. [4] Ziele des Handlungskonzeptes 2008 sind vor allem die Stärkung von Image und Identität, Integration von oberer und unterer Zellerau sowie die Verbesserung der Kommunikation. [2] 2010 wurde eine Fortschreibung erstellt, in der bisherige Fortschritte dokumentiert wurden und neue Ideen vorgestellt wurden. Es wurden dabei Maßnahmenvorschläge aus folgenden Themenfeldern gelistet:

  • Infrastruktur/ Gewerbe/ Brachflächen
  • Grün- und Freiflächen
  • Verkehr/ öffentlicher Raum
  • Wohnen,
  • Soziales sowie
  • Kultur und Freizeit

Aus dem Integrierten Handlungskonzept gingen unter anderem folgende Veränderungen hervor:

  • Mitte Juli 2009 wurde der Quartiersplatz im neuen Wohngebiet Zellerau-Mitte eröffnet.
  • Im Juni 2010 wurden in einem ersten Schritt die Mainwiesen um einen Spielplatz aufgewertet. Ein Grillplatz und ein Skatepark folgten 2011 bis 2013.
  • Am 25. Juni 2012 wurde das Zellerauer Marktplätzle eröffnet.

Vieles ist seit 2008 in der Zellerau neu entstanden und gebaut worden. Der Stadtteil hat sich positiv entwickelt und das Image des Stadtteils hat sich deutlich verbessert. Nun liegt eine Abschlussdokumentation vor, die die durchgeführten Maßnahmen nochmals zusammenfassend darstellt.

► Abschlussdokumentation Soziale Stadt Zellerau auf wuerzburg.de

Sehenswürdigkeiten

Einrichtungen

Einrichtungen für Kinder und Jugendliche

Schulen, Bildung

Ämter und Behörden

Sportanlagen

Sonstiges

Kultur

Regelmäßige Veranstaltungen

Vereine

Religion

Infrastruktur

Verkehr

ÖPNV

  • In der Zellerau verkehren die Straßenbahnen Linie 2 und Linie 4 auf der gleichen Strecke.
  • In der Zellerau verkehren die Buslinien, 7, 9, 18, 48, 520 und 8068

Hauptstraßen

Die Hauptverkehrsadern der Zellerau sind die Mainaustraße und Frankfurter Straße in ost-westliche Richtung. Von Nord nach Süd verläuft die Georg-Eydel-Straße, welche in die Wörthstraße übergeht. Die westliche Zufahrtsstraße über den Zeller Bock war von 2010 bis 2016 gesperrt. Seit Sommer 2016 ist die Zufahrt wieder frei.

Parken

Talavera

Die Talavera bildet den größten Parkplatz der Zellerau. Er ist in seiner Nutzung kostenlos. Im nördlichen Teil der Zellerau ist das Parken kostenlos möglich.

Fahrradverkehr

Am Main entlang verläuft der Main-Radweg sowie die Radachsen 2 und 3.

Gastronomie

Ehemalige Gastronomiebetriebe

  • Wörther Hof (Frankfurter Str. 9) (seit Ende 2015 geschlossen)
  • Zum Onkel (Frankfurter Str. 34) (seit 1. Dezember 2013 geschlossen [5])

Einzelhandel und Unternehmen

Unternehmen der Bereiche Einzelhandel, Gastronomie, Handwerk und Dienstleistung haben sich zur Plattform „Einkaufen in der Zellerau“ zusammengeschlossen.

Aktuelle nennenswerte Wohnbauprojekte

  • Grünes Wohnen Zellerau: Auf dem Gelände des Blumenhaus Decker in der Frankfurter Straße entsteht das erste großflächig begrünte Wohnhaus in Würzburg. 23 Eigentumswohnungen mit 2400 Quadratmetern Wohnfläche werden bis 2021 fertig gestellt. [6]
  • Die Stadtbau errichtet in der Frankfurter Straße an der Ecke zur Max-Planck-Straße, wo gewerblich genutzte niedrige Pavillons standen, zwei viergeschossige Häuser in Holzhybridbauweise mit je 12 Wohnungen bei insgesamt 1600 Quadratmetern Wohnfläche im geförderten Wohnungsbau. [7]
  • Alte Mälzerei: Zwischen Frankfurter Straße und Bohlleitenweg sollen 76 Wohnungen entstehen, ein Teil davon im erhaltenswürdigen Mälzereigebäude, der Rest als Neubauten. Ein zuvor geplanter Kindergarten auf dem Gelände wird nicht mit realisiert. [8]

Unterwegs in Würzburg (Video)

„Unterwegs im Stadtteil Zellerau in Würzburg“ von wuerzburg-fotos.de

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„Unterwegs im Stadtteil Zellerau in Würzburg (Teil 2)“ von wuerzburg-fotos.de

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Siehe auch

Quellen und Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

Kartenausschnitt

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