Gut Moschee

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Gut Moschee mit dem Kloster Himmelspforten (vor 1934)
Gut Moschee (vor 1934)
Gut Moschee (bis 1934)
Stadtplan von 1894 (Brockhaus' Konversationslexikon): Ausschnitt Zellerau

Das Gut Moschee war eines von drei landwirtschaftlichen Gütern in der Zellerau.

Namensherkunft

Vom Gutshof Moschee ist heute nur noch der Name erhalten. „Und selbst der ist geheimnisumwittert: Wurden hier in einem Lager im Krieg gefangene osmanische Soldaten gehalten, die sich eine kleine Moschee errichteten? Dann hätte vor dem Kloster Himmelspforten vor mehr als 300 Jahren ein kleines muslimisches Gotteshaus gestanden. Oder hat ein adeliger Gutsbesitzer im 18. Jahrhundert einen Gartenpavillon errichten lassen, der einem orientalischen Gebäude nachgebaut war und deswegen als ,Moschee‘ bezeichnet wurde. Irgendwann übertrug man jedenfalls den Namen auf den gesamten Gutshof, der damit eine exotische Aura erhielt.“ [1] Thomas Memminger unterstützt die zweite Bedeutungsherleitung, denn nach ihm hatten früher „verschiedene Fürsten, namentlich die Markgrafen von Baden in Schwetzingen neben anderen Häusern und Grotten in ihren Gärten auch Moscheen angelegt. Diese Liebhaberei für fremdartige Gebilde hatte sich auch nach Würzburg verpflanzt und einen Überrest derselben bildet auch das Gut Moschee“. [2]

Geschichte

Ab 1711 wurde direkt gegenüber dem Kloster Himmelspforten mit der Errichtung des Gutes Moschee begonnen. Hier hatte der Oberjägermeister Georg Christian von Milchling, ein führender Beamter der Stadt Würzburg [3], ein Haus mit Garten gekauft, ließ einige Felder urbar machen, ein Wohnhaus errichten und ein Ökonomiegebäude anlegen. Es war das erste Adelsgut in der heutigen Zellerau.

In Richtung Stadt errichtete man zur gleichen Zeit das Gut Moskau. 1719 kam das später als „Talavera-Schlösschen“ bekannte Gut hinzu. Die Güter Moschee, Moskau und Talavera waren die größten landwirtschaftlichen Güter der Zellerau im 19. Jahrhundert, lediglich der kirchliche Weinbergbesitz (vor der Säkularisation) in der Zellerau überstieg die Größe der genannten Güter. Die Zellerau und ihre Güter waren von ca. 1700 bis 1930 beliebte Ausflugziele.

Ab 1762 war Josef Nikolei Pächter und Moscheewirt; das Gut Moschee entwickelte sich daraufhin zu einem sehr beliebten Ausflugsziel für die kleinen Leute der Stadt.

Bei der Schlacht von Würzburg im Jahre 1796 wurde das Gut Moschee zerstört. Es dauerte mehr als zwei Jahrzehnte bis das Gut wieder aufgebaut war und sich in bürgerlichem Besitz befand. [4] 1853 kaufte der Fabrikant Josef Anton Bolongaro Crevenna, der ältere Bruder des Johannes Bolongaro Crevenna, den Gutshof, der mehr als 46 Morgen Acker, 6 Schweineställe, eine Branntweinbrennerei und einen Gutspark umfasste für 29.000 Gulden. [5] Sein Schwiegersohn, der Arzt und Magistratsrat Dr. Leofried Adelmann [6] vergrößerte den Landbesitz des Gutes Moschee um das Doppelte. Nach seinem Tod übernahm seine Witwe Anna Johanna Antonia die Leitung. Das Gut Moschee blieb Sommersitz der Familie Adelmann. Die Verwaltung des herrschaftlichen Gutsbereiches übernahm für mehrere Jahrzehnte der Gärtnermeister Johann Frisch.

Zwischen 1901 und 1928 gingen alle drei Güter (das Gut Moschee 1913 [7]) in den Besitz der Stadt über, die das Gut Moschee bis 1934 an die Familie Frisch verpachtete. 1934 wurde das Gut Moschee unter den Nationalsozialisten abgerissen um dort eine neue Kaserne zu errichten. Die Flächen des Guts Moskau wurden 1904 zum Bau der Artilleriekaserne gegen Flächen in der Innenstadt getauscht; das Wohnhaus des ehemaligen Gutes Moskau besteht heute noch (Eiseneckstraße 7) und wird als Wohnhaus genutzt.

Vom stilvollen Gut Moschee blieb nichts als der Name einer Straße.

Siehe auch

Quellen

Weblinks

Einzelnachweise und Hinweise

  1. Hans Steidle: Ehemalige Güter. Untergegangene Zellerau - das Adelsgut Moschee. in: Zellerauer 3-11, S. 4
  2. Thomas Memminger: Würzburgs Straßen und Bauten. 2. Auflage, Gebrüder Memminger Verlagsbuchhandlung, Würzburg 1921, S. 183
  3. Georg Christian Burckhardt von Milchling war 1703 fürstbischöflicher würzburgischer Geheimerrath und Oberschultheiß der Stadt. Er dürfte mit dem genannten Oberjägermeister identisch sein.
  4. In den ersten Adressbüchern der Stadt tauchte des Gut Moschee erstmals wieder 1829 auf, als Ausflugsziel für die niedrige Bevölkerung.
  5. Leo H. Hahn: Streiflichter zur Geschichte der Zellerau und der Stadt Würzburg. Mainpresse Zeitungsverlagsgesellschaft mbH & Co, Würzburg 1995, S. 47
  6. Achim Schürer: Die Schürer-Chronik. Erlebte Geschichte. Druckerei Theis GmbH, Würzburg 2001, S. 196-203 und 265-268
  7. Achim Schürer, a.a.O., S. 202 f.

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