Michael Beckert

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Michael Beckert

GR Michael Beckert (* 9. Januar 1822 in Aub; † 22. September 1893 [1] in Würzburg) war Geistlicher Rat und Stadtpfarrer von St. Peter und Paul.

Leben und Wirken

Kindheit

Michael Beckert wurde als jüngstes von drei Kindern eines Webers, der auch das Mesneramt als Nebenverdienst in Aub versah, geboren. Bevor der kleine Michael in die Schule kam, musste er mit den übrigen Geschwistern Faden aufspulen, kleinere häusliche Arbeiten und Gänge machen und auch beim Kirchendienst des Vaters mithelfen. Ebenso durfte er die Mutter auf ihren Besuchen bei armen und kranken Leuten begleiten. Als Michael in die Schule kam, hörte seine Beihilfe zum Erwerb des täglichen Unterhaltes nicht auf. Nach der Schule mussten sich die Kinder rechts und links vom Webstuhl aufstellen, laut den Katechismus lernen und Rechenschaft ablegen, wie es ihnen in der Schule ergangen war; dann hieß es wieder: ans Spulen!

Der Kaplan des Ortes, der säkularisierte Augustinerpater Biber, fand Gefallen an dem Knaben, der sich in der Schule so fleißig und beim Ministrieren so geschickt zeigte, dass er meinte, es wäre schade, wenn man den Knaben nicht studieren lasse. Der Kaplan bot sich an, den Knaben so vorzubereiten, dass dieser in das Singknaben-Institut nach Kitzingen kommen könne. Nachdem Michael einige Zeit im Kitzinger Alumnat [2], wo er sich überhaupt nicht wohl fühlte, verbracht hatte, brachte ihn der Vater zum Studium nach Würzburg.

Student in Würzburg

Dem Studenten Michael erging es ebenfalls nicht gut. Er suchte bekannte Auber Landsleute in der Kaserne auf und konnte sich dort satt essen. Dieses edle Verhalten der Soldaten machte auf Michael einen solchen Eindruck, dass er den Entschluss fasste, Soldat zu werden. Der Vater war jedoch dagegen und sorgte dafür, dass Michael eine bessere Wohnung und mehr zu Essen erhielt und suchte zusätzlich für seinen Sohn Kosttage. [3] Michael schämte sich aber so sehr die Kosttage anzunehmen, dass er von der Hausfrau mehr als einmal in die Wohnung der Kostgeber geführt und zur Tür förmlich hineingeschoben werden musste. Als er in die oberen Klassen des Gymnasiums kam, besserten sich seine Geldverhältnisse, aber an manchen Tagen fehlte doch der Mittagstisch.

Inzwischen hatte sich der Geist der Frömmigkeit in ihm mehr entwickelt und er brachte die Mittagsstunden an den „kostfreien“ Tagen in der Marienkapelle zu. Nach seinen vollendeten Gymnasialstudien musste er sich für einen Beruf entscheiden. Seine Mutter wünschte, er würde Geistlicher werden, der Vater allerdings wollte für seinen Sohn einen „ordentlichen“ Beruf, „und wenn es Soldat wäre.“ Seine Schwester, die viel mit Krankenpflege zu tun hatte, empfahl ihm Arzt zu werden. Michael aber entschied sich für den Priesterstand; nun kam die Frage, ob Welt- oder Klostergeistlicher? Sein Auber Ratgeber Kaplan Biber brachte ihn davon ab ins Kloster zu gehen.

Über Beckerts Aufenthalt im Priesterseminar ist nichts besonderes zu berichten. Er nahm die Berufswahl un die Vorbereitungszeit im Seminar ernst, wobei ihm seine Beichtväter aus dem Karmelitenkloster zur Seite standen.

Der junge Priester

Am 16. August 1845 wurde Beckert in Würzburg zum Priester geweiht und ging im Herbst 1845 als Kaplan nach Mellrichstadt. Im September 1846 wurde er Kaplan am Stift zu St. Peter und Alexander in Aschaffenburg. [4] Stiftspfarrer in Aschaffenburg war damals der geistliche Rat Maier, ein frommer, gutmütiger, gastfreundlicher und eifriger Herr von reifer Lebenserfahrung und edlem Charakter, aber in der neuen Zeit vermochte er sich nicht mehr recht zu finden und deshalb überließ er es gerne den jungen, ihm zur Seite stehenden Kaplänen, auf neuen Wegen den revolutionären Bestrebungen entgegenzutreten. [5] Jedoch machte die revolutionäre Bewegung entschieden Fortschritte, verwirrte allmählich auch die religiösen Anschauungen und erschütterte das Ansehen auf dem Gebiet des Glaubens, um auf politischem Gebiet leichteres Spiel zu haben. Kaplan Beckert gab den Rat, man möge den Hofrat Joseph von Buß in Freiburg [6], einen bewährten Volksredner einladen, auch in Aschaffenburg eine Versammlung abzuhalten. Das Studienrektorat stellte die Aula des Gymnasiums zur Verfügung und Hofrat Buß hatte mit seiner Rede durchschlagenden Erfolg. Die Revolutionäre rotteten sich vor dem Stiftshof zusammen. Dorthin hatte Beckert den Redner mitgenommen. Als mit einbrechender Nacht sich immer mehr aufgeregtes Volk ansammelte und der Lärm und die Bedrohung wuchs, wurde der Pfarrhof auf polizeiliche Anordnung hin mit bewaffneten Posten besetzt und auch den darauf folgenden Tag über bewacht. Die scheinbare Ruhe in den nächsten Tagen trog, denn die republikanischen Haufen kamen wieder und tobten weiter. Die Geistlichen ließen sich jedoch nicht einschüchtern und gründeten auf Anraten von Hofrat Buß einen „Piusverein“, [7] der ein gefährlicher Feind der Revolution wurde. Um in die breite Öffentlichkeit zu gelangen, gründete man eine Zeitung. „Mainzeitung“ hieß das neue Blatt.

Beckert arbeitete unterdessen als Kaplan in der Seelsorge weiter und eilte dem langsameren Verständnis für die Nöte in jener Zeit bei einer großen Zahl von Geistlichen und Laien voraus. 1853 gründete er in Aschaffenburg den ersten „Gesellenverein“ [8] im Bistum Würzburg. Da die Zeit heranrückte, dass Beckert eine Pfarreistelle annehmen musste, meldete er sich, um in der Nähe seines alten Wirkungskreises bleiben zu können, um die Pfarrkuratie Mainaschaff, die ihm auch verliehen wurde und welche er am 1. Mai 1857 antrat. Er kümmerte auch hier nicht nur aufopferungsvoll um seine Gemeinde, sondern war auch ein genialer Prediger. [9] Bischof Georg Anton von Stahl hörte seine Predigt über die wahre Kirche Christi und war darüber, wie er selbst sagte, geradezu entzückt; denn es sei nicht nur die beste aller Missionspredigten gewesen, sondern überhaupt einer der vorzüglichsten Predigten, die er je gehört habe.

Nach einjähriger Tätigkeit in Mainaschaff erhielt er unerwartet die Ernennung als Dompräbendat [10] in Würzburg, welche Stelle er am 1. Mai 1858 antrat.

Dompräbendat in Würzburg

Als Dompräbendat wurde Beckert im Konsistorium für Eheangelegenheiten eingesetzt, in dem damals viele Prozesse anhängig waren und es jede Menge Arbeit gab. Die freie Zeit, die ihm verblieb, verwendete er in „priesterlicher Weise“ und stellte sich bereitwillig jedem zur Verfügung, der seine seelsorgerische Hilfe benötigte. Besonders versuchte man ihn für Festreden zu gewinnen. Es gab kaum eine religiöse oder kirchliche Veranstaltung, bei der man nicht seine Mithilfe oder wenigstens einen Rat gesucht und gefunden hätte. Dies galt in erster Linie für die Stadt Würzburg, aber auch im Bereich der Diözese Würzburg und darüber hinaus.

1863 veranlasste Beckert die Gründung der ersten katholischen Studentenverbindung in Würzburg, den „Theologenbund“, der sich 1864 zur K.St.V. Walhalla Würzburg erweiterte.

Gesellenpräses

1849 erschien Adolf Kolpings Schrift „Der Gesellenverein. Zur Beherzigung für Alle, die es mit dem wahren Volkswohl gut meinen.“ [11] Diese Schrift trug das Motto „Thätige Liebe heilt alle Wunden, bloße Worte mehren nur den Schmerz.“ Das war Beckert aus der Seele gesprochen. Am 11. April 1853 gründete Beckert den ersten Katholischen Gesellenverein der Diözese Würzburg in Aschaffenburg. Der Gesellenverein in Aschaffenburg entwickelte sich unter seiner Leitung bestens und beim ersten Stiftungsfest des Würzburger Gesellenvereins am 14. Januar 1854 erschienen zur Festversammlung auch der Aschaffenburger Präses Stiftskaplan Michael Beckert.

Am 27. Januar 1863 wurde der bisherige Präses des Würzburger Gesellenvereins als Pfarrer nach Güntersleben versetzt. Schon kurz darauf bat der Vereinsausschuss Michael Beckert, die Stelle des Präses zu übernehmen. Auch Bischof Georg Anton von Stahl wünschte dies und ließ ihn am 24. Mai 1863 vom Domkapitular Georg Joseph Götz dem Verein als Präses vorstellen.

Gleich das nächste Stiftungsfest am 28. Juni 1863 bewies Beckert, dass der Geistlichkeit selbst die Bedeutung des Vereins noch wenig bewusst war. Dompfarrer Franz Xaver Himmelstein, allem Neuen feindlich eingestellt, machte Schwierigkeiten, dem Gesellenverein zur Festfeier das Neumünster zu überlassen, so dass Bischof Georg Anton von Stahl selbst in letzter Stunde noch angerufen werden musste, welcher zu Gunsten des Vereins entschied.

Der Würzburger „Gesellenverein“ nahm unter Beckert einen ungeahnten Aufschwung. So erkannte Beckert, dass das Vereinshaus vergrößert werden musste, wolle man dem Verein zu größerer Verbreitung und Wirksamkeit verhelfen. Im Juli 1864 wurde mit dem Bau eines großen Saales begonnen. Nach dessen Fertigstellung verstand es Beckert, seine Vorträge so interessant zu gestalten, dass der neue große Saal nicht nur voll belegt, sondern auch bald wieder zu klein war. Der Gesellenverein bildete damals den einzigen Sammelplatz aller katholischer Männer, die im gesellschaftlichen oder öffentlichen Leben für die Kirche offen eintraten oder sich dafür heranbilden wollten. Im Verein waren deshalb neben den Gesellen auch Erwachsene und junge Männer aus allen Klassen der Gesellschaft, vorzugsweise katholische Studenten.

Damit seine Gesellen auf den Gebieten, die sie interessierten, immer auf dem Laufenden blieben, gewann er Juristen und Professoren, die über die neuen Gesetze, Erfindungen auf mechanischem, chemischem und technologischem Gebiet Vorträge hielten. Beim Unterricht war Franz Adam Göpfert sein unermüdlicher Mitarbeiter. Um die religiöse Gesinnung der Gesellen zu pflegen, gab Beckert selbst an den Montagabenden eine Art von „Christenlehrunterricht“, während er an den Sonntagen mehr allgemeine Themen behandelte.

Das Bewusstsein durch die Leitung des Gesellenvereins der Sache Gottes zu dienen, hielt ihn auch in den schwierigsten Lagen aufrecht. Als man nach dem Attentat von Eduard Kullmann [12] auf den Reichskanzler Otto von Bismarck am 13. Juli 1874 mit der Aufhebung der Gesellenvereine drohte, kam er guten Mutes abends zur Versammlung und sagte: „Wenn man uns auflöst, wird Gott uns schon in anderer Weise wieder zusammenführen.“

Stadtpfarrer von St. Peter und Paul

Als Anfang Januar 1870 die Pfarrstelle der Stiftspfarrei in Aschaffenburg neu besetzt werden musste, hatte sich Beckert nicht ohne Aussicht auf Erfolg um sie gemeldet, weil ihm Generalvikar Johann Valentin von Reißmann selbst dazu geraten hatte. Am 27. Januar erklärte Reißmann allerdings wider Erwarten, er erkenne es als den Willen Gottes, dass Beckert hier bleibe; der Gesellenverein habe ihn in der dringlichsten Weise gebeten, er möge das Seinige dazu beitragen, dass Beckert ihm erhalten bleibe. Doch nahm Reißmann, der inzwischen Bischof geworden war, auf den Wunsch Beckerts nach einer eigenen Pfarrei Rücksicht. Als die Pfarrei St. Peter und Paul 1872 zu besetzen war, bestimmte er ihn für die Annahme dieser Pfarrei. Beckert zog sich deswegen aber nicht von der Leitung des Gesellenvereins zurück, sondern tat noch soviel wie es seine pfarramtlichen Geschäfte zuließen. Sonntagabend kam er ziemlich regelmäßig, um einen Vortrag zu halten, auch wenn er schon zwei oder drei Mal am Tag gepredigt hatte, was gar nicht selten der Fall war. War er dazu zu müde, so sprach er einige kurze Worte oder ging doch wenigstens nach seiner Gewohnheit unter freundlichen Gesprächen durch die Gesellenrunde. Litt sein gesundheitlicher Zustand, besonders in den letzten Jahren vor seinem Tod, oder ließ es das Wetter nicht zu, dass er in das Vereinshaus gehen konnte, so fuhr er dorthin und ließ Gäste, Freunde oder Besuche im Pfarrhof ruhig sitzen. Er hatte es sich zur Maxime gemacht, was Kardinal Karl August von Reisach bei der Audienz am 10. August 1863 zu ihm gesagt hatte: „Papst Pius IX. nennt die Gesellenvereine seinen Trost für die Kirche Deutschlands“ und liebte den Gesellenverein treu bis zu seinem Tod.

Letzte Ruhestätte

Letzte Ruhestätte von Michael Beckert

Michael Beckert starb am 22. September 1893 und wurde im Würzburger Hauptfriedhof beerdigt.

Weitere Werke

  • 1872: Gründung des „Vereins der Christlichen Mütter“.
  • 1875: Wahl ins Kommitee, das für alle Fragen, die den Kirchenbau in der Sanderau und die neue Pfarrei betrafen, zuständig sein sollte. Bis 1888 erster Vorsitzender des „Katholischen Kirchenbau-Vereins Sanderau (KBV)“ zum Bau einer Bürgerkirche in der Sanderau. [13]
  • 1876: Gründung der Marienanstalt.
  • 1879: Religiöse Leitung des Blindeninstituts und Beteiligung an der am 12. Oktober 1879 erfolgten Gründung von Knabenhorten.
  • 1890: Gründung des „Katholischen Arbeitervereins für die Stadt Würzburg“.

Siehe auch

Quellen und Literatur

  • Dr. C. Braun: Stadtpfarrer Michael Beckert zu St. Peter in Würzburg. Sein Antheil an der Entwicklung des religiösen Lebens in Stadt und Diözese Würzburg. Verlag von Andreas Goebel, Würzburg 1894
  • Die Fundstellen zu den biographischen Angaben entstammen der Klerikerdatenbank des Diözesanarchivs Würzburg.

Einzelnachweise, Hinweise und Erläuterungen

  1. Würzburger Totenzettel auf bibliothek.uni-wuerzburg.de
  2. Nähere Informationen zum Alumnat bei Wikipedia [1].
  3. Kosttage sind Tage, an denen man eine Mahlzeit bei fremden Leuten bekommt, die einen aus Gutherzigkeit füttern. Dafür hat man sich fügsam zu erweisen und muss bescheiden sein. (aus: Jakob Wassermann: Christian Wahnschaffe. 2. Auflage, dtv 1997)
  4. Nähere Informationen zu St. Peter und Alexander in Aschaffenburg bei Wikipedia [2].
  5. Ausführliche Informationen zur Deutschen Revolution 1848/49 bei Wikipedia [3].
  6. Nähere Informationen über Joseph von Buß bei Wikipedia [4].
  7. Die Piusvereine für religiöse Freiheit waren die ersten organisierten Formen des politischen Katholizismus während der Revolution von 1848/49 in Deutschland. Weitere Informationen bei Wikipedia [5].
  8. Nähere Informationen zu Gesellenvereinen bei Wikipedia [6].
  9. Wenn man Beckert in späteren Jahren fragte, wie er sich die ungewöhnliche Leichtigkeit und Fertigkeit erworben habe, jedes Thema auf der Kanzel oder bei sonstigen Gelegenheiten zu behandeln, so antwortete er: weil ich zehn Jahre nach dem Muster der Jesuiten meine Predigten ausgearbeitet und die ganze Glaubens- und Sittenlehre in zusammenhängenden, mühevoll angefertigten Predigten in Aschaffenburg als Kaplan behandelt habe.
  10. Das Dompräbendat bezeichnet das Amt des Dompräbendars oder Domvikars. Er ist zum liturgischen Dienst und zur Seelsorge am Dom verpflichtet und arbeitet als Mitarbeiter des Domkapitels. (LThK III, 503)
  11. Siehe hierzu bei Wikipedia [7]
  12. Eduard Kullmann, Mitglied des katholischen Gesellenvereins in Salzwedel, verübte am 13. Juli 1874 in Kissingen inmitten einer jubelnden Menschenmenge einen Anschlag auf den damaligen Reichskanzler Otto von Bismarck. Bismarck erlitt nur eine leichte Schusswunde an der Hand. Weitere Informationen bei Wikipedia [8].
  13. Andreas Barz: Die Kirche St. Adalbero zu Würzburg. In: Würzburger Diözesangeschichtsblätter 52. Band, Echter Würzburg, Fränkische Gesellschaftsdruckerei und Verlag GmbH, Würzburg 1990, S. 351 ff.
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