Institut für Anatomie und Zellbiologie

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Gartenpavillon des Juliusspitals
Anatomisches Institut in der Koellikerstraße

Das Institut für Anatomie und Zellbiologie ist Teil der Medizinischen Fakultät der Julius-Maximilians-Universität Würzburg.

Geschichte

Schon kurz nach der (zweiten) Gründung der Universität wurde im Herbst 1593 mit dem Anatomie-Unterricht begonnen. Den theoretischen Teil der Lehrveranstaltungen übernahm bis 1604 Professor Adriaan van Roomen, der in Würzburg auch Mathematik lehrte. Die praktische Anatomie vermittelte bis 1608 der Chirurgieprofessor Georg Leyer.

1726 erfolgte unter dem durch Johann Philipp Franz von Schönborn zum Anatomieprofessor bestallten Johannes Simon Bauermüller die Einrichtung des barocken Theatrum Anatomicum im Gartenpavillon des Juliusspitals. Die zur Erforschung der menschlichen Anatomie notwendigen Körper waren, wie aus einer Anordnung von Karl Philipp von Greiffenclau aus dem Jahr 1749 hervorgeht, meist Leichen von Hingerichteten und von in den Spitälern Verstorbenen (neben den im Juliusspital Verstorbenen gelangten auch Leichen der Kreisirrenanstalt Werneck, der Zuchthäuser von Würzburg, Ebrach, Kaiserslautern und Zweibrücken in die Würzburger Anatomie [1]). [2]

Etwa bis zum Ende der Amtszeit von Carl Siebold (1803), der erstmals einen reglementierten Anatomieunterricht einführte, war ein Anatom meist auch Kliniker, die wissenschaftliche Medizin vor allem Anatomie und die Anatomie noch weitgehend makroskopisch. Danach kam es zur Ablösung der Anatomie von der klinischen Medizin und sowohl die Erforschung der Entwicklungsgeschichte als auch die, vor allem in der Zootomie (ab 15. April 1825 in der ehemaligen Veterinärschule in der Kapuzinergasse) erforschte Tiermorphologie kamen hinzu. Hierzu wurde dann auch vermehrt das Mikroskop eingesetzt.

Mit Professor Koelliker stellte das Würzburger Anatomische Institut eine überregional anerkannte und die medizinische Welt aktiv prägende Einrichtung dar. Der seit 1845 an der Universität Würzburg bestehende Lehrstuhl für Pathologische Anatomie war bei seiner Gründung der einzige neben Wien. Erster Lehrstuhlinhaber war Prof. Martin Münz. Unter Koelliker erfolgte 1853 die Zusammenlegung von Anatomischem und Zootomischem Institut in das an der Nordseite des Juliusspital-Gartens neuerrichtete, von Martin Münz bereits vorgeplante Gebäude (am Ort des späteren Medizinischen Kollegienhauses) und im Herbst 1883 der Umzug in das heutige Anatomie-Gebäude. Bereits 1855 (Handbuch der Gewebelehre) erkannte Koelliker, dass zur Erforschung der Vorgänge im Zellinneren eine Kenntnis der Zellchemie vonnöten sei, die seinerzeit noch nicht gegeben war, womit er die im 20. Jahrhundert verwirklichte Zellbiologie schon voraussah. Nach etwa 1920 setzte ein Bemühen um tiefergehendes Verständnis von funktionalen Zusammenhängen auch auf molekularer Ebene durch Integration von Morphologie, Physiologie und Biochemie ein. [3] 1966/67 entstand ein zweiter Lehrstuhl am Institut, das 2001 in „Institut für Anatomie und Zellbiologie“ umbenannt wurde.

Lehrstuhlinhaber und bedeutende Dozenten (Auszug)

Baudenkmal

„Universitätsgebäude, Anatomisches Institut der Universität, zweigeschossiger Dreiflügelbau mit Walmdächern über Sockelgeschoss, Mittelrisalit mit Säulenportal über Freitreppe und seitliche Eckrisalite, Putzmauerwerk mit Putz- und Sandsteingliederungen, Neorenaissance, 1880-83, teilweise vereinfachter Wiederaufbau nach 1945.“ Die Pläne des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes stammten vom Universitätsarchitekten Georg Lutz.

Lehrstühle

  • Lehrstuhl I für Anatomie und Zellbiologie (Prof. Dr. Süleyman Ergün)
  • Lehrstuhl II für Anatomie und Zellbiologie mit Klinisch-Anatomischem Fortbildungszentrum

Arbeitsgruppen

  • AG Stammzellbiologie
  • AG Neuroimmunologie
  • AG Neuromorphologie
  • AG Kardiovaskuläre Forschung
  • AG Tumorbiologie

Körperspende

Wer auch nach seinem eigenen Tod der medizinischen Wissenschaft weiterhelfen möchte, kann seinen Körper dem Institut für Anatomie und Zellbiologie der Universität Würzburg für die Ausbildung angehender Ärzte, für die medizinische Fort- und Weiterbildung von Ärzten sowie für die wissenschaftliche Forschung und Lehre zur Verfügung stellen. Nach Abschluss der Untersuchungen und Diagnosen werden die Probanden in einem Gemeinschaftsgrab der Körperspender auf dem Waldfriedhof in einer feierlichen Zeremonie beigesetzt, bei der sowohl Angehörige der Verstorbenen als auch Studenten und Dozenten der Universität teilnehmen.

Kontakt

Institut für Anatomie und Zellbiologie
Koellikerstraße 6
97070 Würzburg
Telefon: 0931 - 31-82790

Siehe auch

Quellen und Literatur

  • Eugen Kohlmann: Die Anatomie im juliusspitälischen Garten während des ersten Jahrhunderts ihres Bestehens (1726-1826), medizinische Dissertation, Würzburg 1960
  • Georg Feser: Das Anatomische Institut in Würzburg 1847-1903, medizinische Dissertation, Würzburg 1977
  • Oskar Schultze: Das Anatomische Institut, in: Hundert Jahre bayerisch. Ein Festbuch von der Stadt Würzburg, Würzburg 1914, S. 126-136
  • Theodor Heinrich Schiebler: Anatomie in Würzburg (von 1593 bis zur Gegenwart), in: Vierhundert Jahre Universität Würzburg. Eine Festschrift, hrsg. von Peter Baumgart, Verlag Degener & Co., Neustadt an der Aisch 1982, S. 985-1004
  • derselbe: Zur Geschichte der Würzburger Anatomie, Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 1 (1983), S. 139-145
  • Peter Schättin: Das Anatomische Institut in Würzburg von 1897-1925, medizinische Dissertation, Würzburg 1977
  • Hans-Georg Münch: Das Anatomische Institut in Würzburg von 1925-1966, medizinische Dissertation, Würzburg 1978
  • Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler in Würzburg, Nr. D-6-63-000-283

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Karl Bernhard Lehmann: Würzburg, insbesondere seine Einrichtungen für Gesundheitspflege und Unterricht. Festschrift, Verlag von J. F. Bergmann, Wiesbaden 1892, S. 285
  2. Wolfgang Schwerd: Rechtsmedizin (Gerichtliche Medizin), in: Vierhundert Jahre Universität Würzburg. Eine Festschrift, hrsg. von Peter Baumgart, Verlag Degener & Co., Neustadt an der Aisch 1982, S. 1005-1009, S. 1006
  3. Theodor Heinrich Schiebler: Anatomie in Würzburg (von 1593 bis zur Gegenwart), in: Vierhundert Jahre Universität Würzburg. Eine Festschrift, hrsg. von Peter Baumgart, Verlag Degener & Co., Neustadt an der Aisch 1982, S. 985-1004, S. 985-989 und 992 f.

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