Festung Marienberg

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Festung Marienberg von Osten
Festung Marienberg von Norden
Blick von der Festung Marienberg auf Würzburg
Festung Marienberg vom Flugplatz Schenkenturm aus
Grün erstrahlte Festung Marienberg am Aktionstag „Städte für das Leben – Städte gegen die Todesstrafe“

Die Festung Marienberg diente über Jahrhunderte als Herrschaftssitz der Würzburger Fürstbischöfe. Die Burg thront in einer Höhe von 267 m ü. NN auf dem Marienberg, der sich linksmainisch über die Würzburger Altstadt erhebt. Sie wurde im Lauf der Zeit mehrfach um- und ausgebaut und mit zahlreichen Befestigungsanlagen umgeben. Als ältestes Gebäude auf dem Marienberg gilt die Marienkirche, der älteste Kern ist aus dem frühen 11. Jahrhundert. [1]

Die Festung ist ein Wahrzeichen und touristischer Anziehungspunkt Würzburgs. Heute befinden sich in den Gebäudeteilen u.a. das Mainfränkische Museum, heute Museum für Franken, und ein Tagungszentrum. An den Hängen unterhalb der Burganlage finden sich bedeutende Weinlagen und der Park der Landesgartenschau 1990.

Lage

Die Festung erhebt sich - von weither sichtbar - auf der Höhe des Marienbergs linksmainisch über der Stadt Würzburg. Der Bergrücken fällt nach drei Seiten steil ab: Am Süd- und Osthang finden sich bedeutende Weinlagen (Innere Leiste und Schlossberg), zum Mainufer erstreckt sich das Mainviertel, am Nordhang der Park der Landesgartenschau 1990 und Kleingärten. Nur nach Westen setzt sich der Höhenzug fort und führt in Richtung Höchberg.

Geschichte

Kupferstich „Schloss Marienberg - Vogelschauansicht von Osten“ von Johann Leypolt (1603/1604)
Darstellung von Matthäus Merian (1656)
Darstellung von Matthäus Merian (1656)

Schon früh erkannten die Menschen die Vorteile der Bergkuppe des Marienbergs: Sie bot Schutz vor dem Hochwasser, vor wilden Tieren und eine beachtliche Weitsicht über die Umgebung. Am Standort der Festung erzählen älteste Bodenbefunde, dass sich dort bereits in der späten Bronzezeit (Urnenfelderkultur) und in der frühen Eisenzeit (Hallstattzeit) Menschen niederließen, denn Grabungen im Burghof förderten Tonscherben aus jener Zeit zutage. [2] Eine keltische Fliehburg, wie von Max H. von Freeden beschrieben [3], gab es nicht. [4] Am nördlichen Fuße des Berges (heutige Zellerau) fand man Gräber aus frühgermanischer Zeit. Ab dem 6. Jahrhundert wurde die bereits befestigte Burg von den Franken unter ihren Merowingerkönigen genutzt.

Gemäß verbreiteter Annahme war der Festungsberg vor der Christianisierung Mainfrankens Kultplatz einer germanischen Muttergöttin. Diese These stützt sich hauptsächlich auf die beiden folgenden Gegebenheiten: Zum einen wird die Tatsache, dass infolge der Christianisierung eine Marienkirche im Zentrum der heutigen Festung errichtet wurde, als Indiz dafür gesehen, dass sich an der selben Stelle zuvor das Heiligtum einer heidnischen Muttergottheit befunden haben könnte, zumal sich vergleichbare Umwidmungen vormals heidnischer Kultstätten in der antiken Welt häufiger finden, etwa in Ephesus in Kleinasien [5]. Zum anderen wird in der Kilians-Legende in ihrer lateinischen Fassung aus dem 8. Jahrhundert in Zusammenhang mit dem Geschehen rund um die Ermordung des Heiligen Kilian und seiner beiden Gefährten, die sich in Würzburg zugetragen haben soll, unter anderem die römische Göttin Diana erwähnt. Diese Benennung wird als Latinisierung (Interpretatio Romana) des Namens einer der römischen Diana entsprechenden germanischen Gottheit gewertet, die je nach Lesart mit Frigga, Freya oder Holda (Frau Holle) identifiziert werden kann. [6] Auch das Deckenfresko der Diana im Gartensaal der Würzburger Residenz verweist auf ihre Nennung in der Kilians-Legende. Unter anderem berichtete das ZDF im Rahmen der Sendereihe Terra X in dem Sendebeitrag Frau Holle und ihre versunkene Welt in einem kurzen Ausschnitt über die mutmaßliche Verehrung der Frau Holle bzw. einer mit ihr gleichzusetzenden Muttergottheit auf dem Würzburger Festungsberg. [7]

Um 700 hat Herzog Heden für seine Tochter Immina ein Kloster auf dem Würzburger Marienberg gestiftet. Immina soll, laut der jüngeren Vita Burchardi aus dem 12. Jahrhundert, bis zur Gründung des Bistums Würzburg (im Jahre 742), über 40 Jahre lang dieses Nonnenkloster mit der Marienkirche (Würzburgs älteste Kirche) geleitet haben. Um 789 soll Karl dem Großen eine sechs Meter hohe Wehranlage aus Holz und Lehm mit Erdwall und Fachwerkbauten errichtet haben.

Erstmals eine Steinmauer errichtete in der Stauferzeit (11. bis 13. Jahrhundert) im Zuge der Auseinandersetzungen zwischen Staufern und Welfen der Würzburger Bischof Konrad von Querfurt: [8] Es handelte sich um eine hohe, mit gedecktem Wehrgang ausgestattete Ringmauer, an deren Westseite sich ein Halsgraben mit Zugbrücke befand. Die Mauer musste damals noch nicht Feuerwaffen standhalten können. Unter Konrad von Querfurt begann auch der Bau des Bergfriedes um das Jahr 1200, sowie des nördlichen Fürstenbaus. Von Freeden nimmt an, dass die Außenwände der heutigen Gebäude auf Querfurts Mauer aufsitzen - Teile des Nordbaues sind außerdem noch zu sehen. [9]

Ab dem 13. Jahrhundert wurde außerdem die Hofhaltung der Fürstbischöfe auf dem Marienberg eingerichtet. Hermann I. von Lobdeburg war der erste Fürstbischof, dem die Festung ab 1253 als Quartier diente. 1308 wurde mit der Verlängerung der Bauten begonnen und es entstand der erste Turm an der südöstlichen Ecke, der Randersackerer Turm (Sonnenturm). Das alte Zeughaus, der Hofstubenbau und das Scherenbergtor (von Wolfskeel begonnen, 1482 von Scherenberg fertiggestellt) entstanden ab 1466 und schlossen die Hauptburg ab. Außen herum wurde von Otto II. von Wolfskeel ein erster Befestigungsring mit Graben gezogen, die sogenannte Wolfskeelsche Ringmauer (bzw. Wolfskeelscher Bering).[9] Die heute noch vorhandene Ringmauer der Hauptburg war Querfurts Mauer vorgelagert und wesentlich stärker und höher, um auch Feuerwaffen standzuhalten. Von der ersten Kanone auf der Festung Marienberg ist in einer Aufzeichnung aus dem Jahr 1347 die Rede. [9] Die Ringmauer wird fälschlicherweise auch Scherenbergbering genannt, obwohl Rudolf II. von Scherenberg diese Mauer lediglich verstärkte und auf der Nordseite mit einer Galerie (gewölbter, heute noch zugänglicher Verteidigungsgang mit Schießscharten ausstattete. [10]

Lorenz von Bibra ließ die Burg zu Beginn des 16. Jahrhunderts im Stil der Renaissance ausbauen und die Wehranlagen erweitern. Bekannt ist vor allem die achteckige Bibratreppe, ein beeindruckender Treppenturm am Fürstenbau. Letztendlich hielt die Burg dem Ansturm im Bauernkrieg im Jahr 1525 stand. Ende des 16. Jahrhunderts kam es zu einem Großbrand, wobei Teile der Burg zerstört wurden. Julius Echter ließ in der Folge (ab 1573) die Burg weiter im Stil der Renaissance um- und ausbauen: Der Südflügel wurde zur Bibliothek und Winterwohnung ausgebaut, der Marienturm wurde errichtet und die Marienkirche erweitert. Das Erscheinungsbild, das teilweise auch mit Echterstil umschrieben wird, blieb bis heute erhalten. Die Anlage wurde dabei auch um einen zweiten Hof bis zur Echterbastion erweitert, der Echterschen Vorburg. Ziel war es, die flache Westseite besser abzusichern und neuen Raum zu gewinnen. Zwar war die Echterbastei massiv mit schweren Geschützen bewaffnet, jedoch zeichnete sich im Nahbereich (dem „toten Winkel") eine eklatante Schwäche ab: Die Schweden konnten mühelos mit einer Petarde [1] das Echtertor sprengen: Im Dreißigjährigen Krieg eroberte Gustav II. Adolf von Schweden 1631 die Stadt und die Festung. [11] Nach der Vertreibung der Schweden wurde die Burg 1648 zur Reichsfestung erhoben. Sie wurde ab 1642[12] zur barocken Festungsanlage ausgebaut (Hauptburg und Echtersche Vorburg blieben jedoch unverändert) und mit den damaligen Waffen entsprechenden Bastionen und Toren versehen. Vorreiter war Johann Philipp von Schönborn, der das gleichnamige Schönborntor und das Neutor errichtete und dessen Wappen an vielen Bastionen prangt. So wurde die unsichere Westseite abgesichert und der Angriff der Schweden blieb letztendlich der einzige erfolgreiche in der Geschichte der Festung. Von Johann Gottfried von Guttenberg wurde das Innere Höchberger Tor fertiggestellt.

Ab dem Jahr 1708 erfolgte eine Erweiterung der Burganlage um einen dritten Hof (Greiffenclauhof) mit dem (neuen) Zeughaus und Spital durch Johann Philipp von Greiffenclau. Die Befestigung wurde um mehrere Vorwerke und das Äußere Höchberger Tor ergänzt. 1720 wurde die Residenz der Fürstbischöfe von der Burg mitten in die Stadt hinunter verlegt. Die Festung behielt zunächst ihren militärischen Charakter. Als letzte größere Verteidigungsanlage wurde 1724-1729 an der Südwestflanke der Maschikuliturm zur Absicherung der Bastionen errichtet. Angriffe auf die Festung konnten 1800 (Franzoseneinfall) und 1866 (Bruderkrieg) abgewehrt werden. Nach dem Aufheben der Festungseigenschaft 1867 begann die Burg zu verfallen. Von 1871 bis 1919 beherbergte die Festung die königl. bayer. 2. Train-Abteilung.[13]

Von 1920 bis 1933 diente die Festung der Landespolizei als Unterkunft.[13] Ab 1937 wurden große Teile der Burg als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme durch die bayerische Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen restauriert. Dabei kamen viele verborgene Teile wieder zum Vorschein, zum Beispiel das zum Schutz vor Kanonenkugeln grob eingemauerte Brunnenhaus und die Pferdeschwemme. Zu dieser Zeit wurde auch ein erstes Museum im Fürstenbau errichtet. Im Zweiten Weltkrieg wurde bei den Luftangriffen Würzburgs am 16. März 1945 auch die Festung stark beschädigt: Große Flammen schlugen insbesondere aus den Dachstühlen der Echterbastei und der Bauwerke rund um den inneren Burghof. Die Bewohner der Burg (darunter vor allem Frauen und Kinder) unternahmen mit einer auf der Festung untergebrachten Saug- und Druckspritze die erste Brandbekämpfung. Trotz vieler Schwierigkeiten und Nahrungsmangel gelang es der Feuerwehr nach zehn Tagen und neun Nächten, die Brände auf der Festung zu löschen und so das Wahrzeichen der Stadt dauerhaft für die Nachwelt zu sichern. [14] Bereits ab 1950 wurde die Festung Marienberg wieder aufgebaut.

Heutige Nutzung

Im barocken Neuen Zeughaus befindet sich heute das Museum für Franken. Dort gibt es eine Sammlung fränkischer Kunstwerke, u.a. die Plastiken von Tilman Riemenschneider und eine vorgeschichtliche Sammlung sowie Zeugnisse fränkischer Weinkultur und eine Volkskunde-Abteilung.

Im Ostflügel befindet sich das Fürstenbaumuseum mit fürstbischöflichen Wohnräumen, der Schatzkammer und einer Abteilung zur Stadtgeschichte Würzburgs. [15]

Besucherinformation

Burgführungen

  • von April bis Oktober
Dienstag bis Sonntag: 10.00, 11.00, 13.00, 14.00, 15.00 und 16.00 Uhr
  • von November bis März
Dienstag bis Sonntag: 11.00, 13.00, 14.00 und 15.00 Uhr
  • Treffpunkt: Museumsladen im Echtertor
Haltestelle Schönborntor

Festungsführung via Smartphone

  • Auf Youtube gibt es hier eine 1 1/2 stündige Zeitreise rund um die Festung fürs Handy. Einfach auf dem unteren Besucherparkplatz den Link mit dem Smartphone aufrufen und die Führung starten.

Anfahrt/Fußwege

Architektonischer Aufbau

Lageplan

Innere Burg

Im Inneren Burghof finden sich die Marienkirche, der Bergfried und der Brunnentempel mit dem Tiefen Brunnen. Um die Freifläche bildet die Hauptburg eine Vierflügelanlage, bestehend aus dem Fürstenbau (Ostflügel) mit Bibratreppe, dem Bibliotheks- und Hofstubenbau (Südflügel), dem Alten Zeughaus (Westflügel) und der Schottenflanke (Nordflügel). Zur Anlage zählen auch der Kiliansturm im Nordwesten, der Marienturm im Nordosten sowie der Randersackerer Turm und Küchenturm im Südosten. Der Zugang zum Inneren Burghof erfolgt über das Scherenbergtor an der Westfront. Um die alte Burg legt sich dreiseitig die Wolfskeelsche Ringmauer mit dem vorgelagerten Halsgraben. Im Osten, unterhalb der fürstbischöflichen Wohnräume, erstreckt sich nach einem schmalen Wehrgang der Fürstengarten.

Im Inneren Burghof befinden sich die Zugänge zum Fürstenbaumuseum, zu Teilbereichen der Ringmauer sowie zum Fürstengarten.

Echtersche Vorburg

Jenseits des Halsgrabens, vor dem Scherenbergtor, ließ Julius Echter um 1605 an Stelle der bestehenden Wirtschaftsgebäude eine Vorburg anlegen. Der etwa 45 x 50 Meter große Hof wird im Norden und Süden von zweigeschossigen Flügelbauten gesäumt, welche einst reich mit Giebeln geschmückt waren. Diese dienten als Wirtschafts- und Lagerräume sowie als Pferdestall. An der gefährdeten Westseite entstand ein neues Bollwerk: die Echterbastei, durch welche ein neues Zufahrtstor, das Echter- oder Michaelstor eingerichtet wurde. Bei der Echterbastei handelt es sich um einen oberirdischen Kasemattenbau mit Kanonenständen und einer mächtigen, überdachten Brustwehr (ähnlich: Hirtenturm). Der zum Echterhof ausgerichtete Treppenturm mit Wendeltreppe wird auch als Salpeterturm bezeichnet. Etwa mittig im Hof entstand eine große Pferdeschwemme mit Brunnen für die Säuberung und Abkühlung der Pferde. Die Pferde wurden hierzu über die flachen, relativ breiten Stufen in das Wasserbecken geführt und konnten dort festgebunden werden. Der Untergrund war so gestaltet, dass die Tiere mit ihren Hufen den Boden nicht aufwirbeln konnten. Die Wasserversorgung erfolgte über eine Bleileitung aus Höchberg. Vom Echterhof führen Treppenwege einerseits in den Halsgraben (links vor der Brücke zum Scherenbergtor), andererseits zum Wall jenseits des südlichen Halsgrabens. Im Bereich der Echterschen Vorburg befindet sich der Museumsladen mit dem Treffpunkt für die Burgführungen, ein Kiosk und eine Toilettenanlage.

Greiffenclauhof

Das Neue Zeughaus entstand ab 1709 unter Fürstbischof Johann Philipp von Greiffenclau auf der Esplanade vor der Echterbastei. Es umschließt zweiseitig einen Platz, der auch Greiffenclauhof genannt wird. Im Bereich des Greiffenclauhofs befinden sich der Zugang zum Mainfränkischen Museum und die Burgschänke. Zugänglich ist dieser äußerste Hof der Burganlage über das Schönborntor und über den Fußweg durch die Schönbornsche Ausfallpforte. Durch das nördliche Neue Zeughaus führt ein Tor zur Schwedenschanze.

Die Bastionen und Befestigungsanlagen

Perspektivischer Plan der Festung Marienberg © Bayerische Schlösserverwaltung

Bereits ab 1610 hielt Julius Echter den Ausbau der Verteidigungsanlagen seines Fürstensitzes für notwendig. Er ließ erste Planungen erstellen, kam jedoch nicht mehr zu deren Umsetzung. Unmittelbar nach seinem Tod 1617 gab das Domkapitel Anweisung zum Bau von Wachhäusern sowie einer Schanze am Marienturm. Unter Echters Nachfolger Johann Gottfried von Aschhausen wurden Vorläufer der Bastionen Caesar, St. Michael sowie der Werke Werda, Bellona und Mars errichtet. Bei der Erstürmung der Festung durch die schwedischen Truppen 1631 war der Vorläufer der Bastion St. Michael bereits aufgemauert, aber noch nicht verfüllt. Hunderte Tote Soldaten und Zivilisten wurden nach der blutigen Erstürmung hier in einem Massengrab bestattet. [16]

Gustav Adolf gab gleich nach der Einnahme der Festung Anweisung zur massiven Erweiterung der Verteidigungsanlagen. Die so genannte Schwedenschanze westlich des Neuen Zeughauses (Greiffenclauhof) mit mehreren Bastionen (= Basteien) und Festungsbauwerken entstand:

  • Die Bastionen Belona (bzw. Bellona) und Mars flankieren die Schwedenschanze im Nordwesten bzw. Südwesten. Mit dem Bau wurde ca. 1649 begonnen. [12] Charakteristisch für diese Bollwerke sind die hohen Mauern und der Eigenschutz, der durch die hervorstehende Bauweise möglich ist.
  • Unterhalb dieser Bastionen befinden sich vorgelagert die Werke Frankenland (Südwesten) und Teutschland (Nordwesten, Greiffenclautor) und der Niederwall (unmittelbar unterhalb der Bastionen), die mit Wehrgängen und Geschützen ausgestattet waren. Bei Frankenland und Teutschland handelt es sich um Vorwerke, die nicht direkt mit der Burg verbunden sind. Auch das zentral gelegene Reichsravelin (auch „Schwarze Katz“) mit seinem fast dreieckigen Grundriss stellt ein eigenständiges Außenwerk dar. Das Ravelin („Wallschild“) sollte die Bastionen und Vorwerke zusätzlich schützen und die Angreifer in bestimmte Richtungen kanalisieren - dessen Mauern erreichen jedoch nicht die Höhe der Bastionsmauern. Frankenland, Teutschland und Reichsravelin wurden 1673 bis 1730 errichtet. [12]

Nach Süden hin schließen sich die Bastionen St. Nikolaus (südlich der Echterschen Vorburg) und St. Johann Baptist (Südosten) an, die in etwa zeitgleich mit den Bastionen Belona und Mars errichtet wurden. Der an St. Johann Baptist anschließende Höllenschlund (Schänzle) wurde erst 1715 gebaut. [12]

Nach Norden ist die Burg durch die Bastion Werda (heute befindet sich darauf der Biergarten Schänke zur alten Wache), die Bastion Caesar (auf Höhe des Kiliansturmes, mit vorgelagerter Bastion St. Michael) und die Bastion St. Johann Nepomuk (ganz im Nordosten) abgesichert, mit deren Bau ebenfalls um etwa 1649 begonnen wurde. [12] Dem vorgelagert sind im Norden weitere Bastionen - beispielsweise im Bereich des Neutores: Östlich vom Tor die Bastion St. Georg, westlich davon die Bastion St. Sebastian. Auf halber Strecke zwischen St. Johann Nepomuk und St. Georg trifft man auf die zur Stadt hin ausgerichteten Bastion St. Carl.

Eine Besonderheit stellt auch die um 1719 begonnene und 1737 fertiggestellte Teufelsschanze dar: Das Außenwerk war eigenständig, bewaffnet mit schweren Geschützen und sollte die Angreifer von den Bastionen fernhalten. Auch ein unterirdisches Sprengen der Mauern sollte so verhindert werden. Von der Teufelsschanze wurden gezielt auch Gegenangriffe vorgenommen, die durchaus Erfolg hatten. [12]

Türme

Freistehend im inneren Burghof erhebt sich der ca. 40 Meter hohe Bergfried, der als Wachtturm, als Verließ, aber auch als letzter Zufluchtsort im Fall der feindlichen Erstürmung der Festung diente.

Drei Türme befinden sich an den Ecken der Hauptburg:

Zur Befestigung um die Hauptburg gehören mehrere kleinere Rundtürme, welche die Wolfskeelsche Ringmauer spätestens seit der Scherenbergzeit begleiten.

Jüngster Turm der äußeren Befestigungsanlagen ist der Maschikuliturm. Als letzte wehrtechnische Anlage der Festung wurde er von 1724 bis 1729 in den Weinbergen am südlichen Hang des Marienbergs errichtet.

Tore

Die Tore an der Burg und den umgebenden Befestigungsanlagen:

Grünanlagen

  • Der Fürstengarten befindet sich auf der Ostseite der Burg unterhalb der fürstbischöflichen Wohnräume.
  • Die Anlagen der Landesgartenschau 1990 erstrecken sich am nördlichen Hang des Marienbergs zwischen den Mauern der Burgbefestigung bis zum Zeller Tor.

Husarenkeller mit Lastenaufzug

Unterhalb des Marienturmes befindet sich auf der Bastion St. Johann Nepomuk nordöstlich der Wolfskeelschen Ringmauer ein unscheinbares Häuschen mit vergitterten Fenstern. Darunter befindet sich der Husarenkeller, in den man durch die Kellerfenster hineinschauen kann. Es handelt sich dabei um die „Bergstation“ eines Lastenaufzuges, der unter Johann Philipp von Schönborn um 1650 in die Bastionsanlage integriert wurde. Möglicherweise wurden auch unter Johann Philipp von Greiffenclau Veränderungen vorgenommen, da dessen Wappen das Häuschen ziert. Der schräge Aufzugschacht führte hinab zur Oberen Mainmühle nahe der Burkarder Kirche und diente gleichzeitig der Versorgung der Festung mit Wasser: Über zwei Leitungen wurde gesammeltes Quellwasser (kein Mainwasser!) von der Oberen Mainmühle den Festungsberg in den Husarenkeller hochgepumpt. Von dort ging es über ein Wasser-Pumpwerk am Marienturm weiter in die Hauptburg. Der Schrägaufzug selbst wurde in der „Bergstation“ durch Pferdekraft angetrieben. [17] Der Schacht ist teilweise erhalten - in ihm liegen mehrere Versorgungsleitungen sowie Löschwasserleitungen (trockene Steigleitungen) der Feuerwehr[18] Gerüchten zu Folge sollte der Tunnel früher unter dem Main hindurch bis zur Residenz geführt haben - Belege gibt es dafür jedoch keine.[12] Aufgrund des hohen Zeit- und Kostenaufwandes eines solchen Vorhabens und der Erschwernis durch massive Muschelkalk-Formationen im Bereich der Staustufe Würzburg ist ein solcher Tunnel jedoch unwahrscheinlich.

Eine ausführliche Beschreibung mit Skizzen enthält die Dokumentation Die unterirdischen Wehranlagen der Festung Marienberg in Würzburg von Elmar Hofmann (siehe Literatur).

Luftaufnahmen

Sonstiges

  • Seit 2004 wird die Festung immer am 30. November in grüner Farbe beleuchtet. Hierzu werden bei 50 Strahlern die Leuchtmittel ausgetauscht. Mit dieser Maßnahme beteiligt sich die Stadt Würzburg an der Aktion “Städte für das Leben – Städte gegen die Todesstrafe”. Bisher haben sich 1.500 Städte in verschiedenen Ländern der Erde dieser Aktion angeschlossen und setzen ein Zeichen, indem sie die wichtigsten Sehenswürdigkeiten für einen Tag grün beleuchten. Gewidmet ist das Datum dem 30. November 1786: An diesem Tag hat das Großherzogtum Toskana als erster Staat der Welt Todesstrafe und Folter abgeschafft. [19] [20]
  • Das Aktionsbündnis „Würzburg zeigt Schleife” installiert jedes Jahr am 1. Dezember zum Welt-AIDS-Tag in der Weinlage Würzburger Schlossberg unterhalb der Festung Marienberg eine 100 Meter lange rote Schleife aus Stoff. Am Abend wird die Schleife angeleuchtet und ist so ein deutlich sichtbares Zeichen, das dazu auffordert, offen mit HIV-positiven Menschen umzugehen.
  • An den Mauern der Bastionen befinden sich teilweise auffällige Metallösen jüngeren Datums. Diese dienen der Absturzsicherung bei Arbeiten im Bereich der Wälle oder beispielsweise beim Austausch von Leuchtmitteln der Festungsbeleuchtung.
  • An den Bastionsmauern findet man außerdem mehrere eingemauerte Kanonenkugeln. Eine dieser Kugeln befindet sich beispielsweise an der nordöstlichen Ecke der Ringmauer nahe dem Husarenkeller. Es ist schriftlich nicht überliefert, aus welchem Grund die Kugeln an den Mauern angebracht sind. Es sind jedoch zwei Beweggründe denkbar: Die Kanonenkugeln wurden einerseits als Trophäen (feindliches Beutestück), andererseits auch als Apotropäon (Abwehrzauber) eingemauert, um künftige Feinde abzuschrecken und den hohen Fortifikationswert der Festung zu suggerieren.
  • Thomas Habermann, Landrat von Rhön-Grabfeld und kommissarischer Vorsitzender der Mainfranken GmbH hat mit seinem Vorschlag, einen Aufzug zur Festung zu bauen, für Diskussionen gesorgt. Der Hintergrund: 100 Millionen Euro will der Freistaat Bayern in den nächsten Jahren in die Festung investieren. Pläne für einen Aufzug gab es in der Vergangenheit bereits: Beispielsweise wurden 1955 und Ende der 1980er Jahre der Bau eines solchen Aufzugs durchgeplant und standen kurz vor der Verwirklichung. [21] [22] [23] 2016 brachte die Würzburger Liste das Thema Festungsaufzug erneut in die Medien.
  • Das Areal der Festung Marienberg ist ein FFH-Gebiet, siehe Fledermausquartiere in der Festung Marienberg.

Unterwegs in Würzburg (Videos)

„Unterwegs in Würzburg zwischen Festung und Landesgartenschau“ von wuerzburg-fotos.de (25. April 2021)

(Mit dem Start des Videos stimmen Sie der Weiterleitung und Übermittlung von Daten an YouTube zu.)

„Unterwegs in Würzburg auf der Festung Marienberg“ von wuerzburg-fotos.de (2. November 2018)

(Mit dem Start des Videos stimmen Sie der Weiterleitung und Übermittlung von Daten an YouTube zu.)

Siehe auch

Literatur

(chronologisch absteigend)

  • Werner Helmberger: Festung Marienberg Würzburg mit Fürstenbaumuseum. amtlicher Führer der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten und Seen. München 2013 (UB 20/NZ 97959 F419 H4)
  • Elmar Hofmann: Die unterirdischen Wehranlagen der Festung Marienberg in Würzburg. Eine Dokumentation. Würzburg, 5. ergänzte Auflage 2010 (Stadtbücherei Würzburg Drk 4 Fes; UB 56/Rp 21,111)
  • Helmut Flachenecker, Dirk Götschmann, Stefan Kummer (Hrsg.): Burg - Schloss - Festung. Der Marienberg im Wandel. Mainfränkische Studien 78. Echter Verlag, Würzburg 2009. ISBN: 978-429-03178-7 (Stadtbücherei Würzburg Drk 4 Fes; UB 00/HV 924-78)
  • Festung Marienberg. Burgführer mit 41 Aufnahmen. Alleinvertrieb und Herstellung Wölfinger OHG. Aufnahmen von Kurt Wölfinger und Verlag Edm. von König. 2004 (Stadtbücherei Würzburg Drk 4 Fes)
  • Paul Öhring: Die historische Wasserversorgung der alten Burg zu Würzburg aus den Höchberger Quellen. Geschichtsbeitrag zur Marktgemeinde Höchberg und zur Festung. Selbstverlag, Höchberg 2003. (UB 62/Rp 23,4677)
  • Marianne Erben: Unsere Würzburger Festung. Echter Verlag, Würzburg 1998. ISBN: 3-429-01988-5. (Stadtbücherei Würzburg Drk 4 Fes; UB 20/NZ 97950 E65)
  • Hanswernfried Muth (Bearb.): Ansichten aus dem alten Würzburg 1545 - 1945. Teil II. Festung, Residenz, Kirchen Aus der Graphischen Sammlung des Mainfränkischen Museums Würzburg. Bestandskatalog des Mainfränkischen Museums, Würzburg 1998. (UB 20/NZ 97950 M992-2+2)
  • Albrecht Miller, Hans-Peter Trenschel: Festung Marienberg zu Würzburg. Amtlicher Führer der Bayerischen Verwaltung der staatlichen Schlösser, Gärten, Seen. München 1993. (UB 00/Rp 23,4933)
  • Max H. von Freeden: Festung Marienberg. Hrsg.: Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V., Stürtz-Verlag, Würzburg 1982. ISBN: 3-80030187-3 (Stadtbücherei Würzburg Drk 4 Fes; UB 61/Rp 26,146(26))
  • Max H. von Freeden: Festung Marienberg. Mainfränkische Heimatkunde Bd. 5. Hrsg.: Gesellschaft der Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V. Würzburg. Mit 66 Abb. Verlga Universitätsdruckerei H. Stürtz AG, Würzburg 1952 (UB 20/NZ 90330 M222-5)
  • Max H. von Freeden: Schloß Marienberg unter Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn. 1573 - 1617. Hrsg.: Gesellschaft der Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte, Würzburg 1951 (UB 00/Rp 23,2795)
  • Franz Seberich: Die Erstürmung des Schlosses Marienberg durch die Schweden 1631. Würzburg 1940. (UB 58/Rp 23,1285)
  • August Diehl: Die Burg zu Würzburg. Verlag Amend & Co, Würzburg ca. 1934. (UB 20/NZ 97959 D559)
  • Paul Glück: Die Festung Marienberg ob Würzburg. Verlag C.J. Becker Universitäts-Druckerei, Würzburg 1951 (Erstauflage 1932). (UB 53/Rp 23,1805)

Weblinks

Einzelnachweise und Hinweise

  1. Bernhard Rösch: Marienkirche, Würzburg, publiziert am 10.09.2012; in: Historisches Lexikon Bayerns
  2. Paul Glück: Die Festung Marienberg ob Würzburg. S. 9
  3. Max H. von Freeden: Festung Marienberg. Hrsg.: Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V. Stürtz-Verlag, Würzburg 1982, S. 13.
  4. „Unter der Festung - Archäologie des Marienberges“, Vortrag von Benjamin Spies am 4. November 2021 im Museum für Franken
  5. Erläuterungen zur Marienverehrung auf planet-wissen.de
  6. „Der heilige Kilian, Bischof und Märtyrer und seine Gefährten Colomann und Totnan, Apostel Frankens“ auf heiligenlegenden.de
  7. Informationen über „Frau Holle“ bei Wikipedia
  8. Paul Glück: Die Festung Marienberg ob Würzburg. Verlag C.J. Becker Universitäts-Druckerei, Würzburg 1951, S. 12
  9. 9,0 9,1 9,2 Elmar Hofmann: Die unterirdischen Wehranlagen der Festung Marienberg in Würzburg. Dokumentation, Selbstverlag, Würzburg 2005, S.4
  10. Elmar Hofmann: Die unterirdischen Wehranlagen der Festung Marienberg in Würzburg. Dokumentation, Selbstverlag, Würzburg 2005, S. 5
  11. Youtube: Animation: Eindringen der Schweden an der Echterbastei (von Fenris Wolf)
  12. 12,0 12,1 12,2 12,3 12,4 12,5 12,6 Die Idee 1/2012: Die verborgene Welt - die Katakomben und Gänge der Festung Marienberg (S. 44 ff.)
  13. 13,0 13,1 Hinweistafel an der Zufahrt zur Festung
  14. Main-Post: „Festung in Flammen: Kaspar Bader berichtet über die Löscharbeiten 1945“ (8. Januar 2009)
  15. Festung Marienberg auf wuerzburg.de
  16. Max H. von Freeden: Die Festung Marienberg zu Würzburg. Mainfränkische Heimatkunde 5., Hrsg.: Gesellschaft der Freunde Mainfränkischer Kunst und Geschichte e.V., Verlag der Universitätsdruckerei H. Stürtz AG, Würzburg 1952. S. 148-157
  17. Youtube: Der Husarenkeller der Marienfestung in Würzburg (von Fenris Wolf)
  18. Bilder von einer Erkundung
  19. www.wuerzburg-fotos.de: Festung Marienberg in grün
  20. Main-Post: „Grün gegen die Todesstrafe“ (28. November 2011)
  21. Main-Post: „Vorschlag: Gläserner Aufzug zur Würzburger Festung“ (23. Mai 2014)
  22. Main-Post: „Aufzug-Pläne: Bequemer hoch zur Festung?“ (6. Juni 2014)
  23. Main-Post: „Aufzug zur Festung: Eine Bahn hinauf war 1989 schon fertig geplant“ (13. Juni 2014)

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