Rudolf II. von Scherenberg
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Rudolf II. von Scherenberg (* ca. 1401 wahrscheinlich in Frankenwinheim [1]; † 29. April 1495 auf der Festung Marienberg in Würzburg) war von 1466 bis zu seinem Tod im Jahre 1495 Fürstbischof von Würzburg.
Familiärer Kontext
Rudolf II. stammte aus dem fränkischen Adelsgeschlecht der von Scherenberg aus dem Steigerwald und war der Sohn von Erhard von Scherenberg und Anna von Masbach. Mit seinem Tod starb das Geschlecht aus.
Leben und Wirken
Rudolf II. von Scherenberg war 1416 an der 1409 gegründeten Universität Leipzig immatrikuliert, 1438 an der Universität Heidelberg und später in Rom. Er wollte damit den Wirren in Würzburg entgehen, die unter Johann II. von Brunn entstanden waren. 1427 erhielt er zu seiner Existenzsicherung eine Pfründe am Dom St. Kilian in Würzburg. 1435 stieg er zum Domkapitular auf. In dieser Eigenschaft übernahm Scherenberg wichtige Ämter. 1444 wurde Scherenberg Mitglied des bischöflichen Rates (sog. Oberrat) zur Verwaltung der Stadt Würzburg. Wenige Jahre später wurde Scherenberg das Amt des Domscholasters, des Leiters der Domschule, übertragen; die erste Erwähnung findet sich am 13. März 1450.
Generalvikar im Bistum Würzburg
Von 1457 bis 1459 fungierte Scherenberg als Generalvikar im Bistum Würzburg.
Rudolf II. als Bischof
Am 11. April 1466 verstarb Bischof Johann III. von Grumbach. Bereits am 30. April 1466 wurde Scherenberg einstimmig zum Bischof gewählt und am 20. Juni von Papst Paul II. bestätigt. Am 28. September erhielt er die Weihe, welche die Würzburger mit einem drei Tage andauernden Fest [2] feierten. Obwohl Scherenberg bei der Wahl 65 Jahre alt war, konnte er noch fast 30 Jahre dieses hohe Amt bekleiden.
Obwohl es sich bei der Wahl Scherenbergs um eine reine Verlegenheitswahl handelte, zeigte sich sehr schnell, dass er seine Aufgabe mit Energie und klaren Zielvorstellungen anging. Rudolf II. von Scherenberg galt als talentierter Verwalter. Es gelang ihm, die auf dem Bistum lastenden Schulden abzubauen und Besitz und Ämter auszulösen bzw. zurückzugewinnen. Er setzte sich für die Aufrechterhaltung des Landfriedens ein und erneuerte die Bündnisse seiner Vorgänger. Auch gelang ihm die Aussöhnung mit dem Hochstift Bamberg.
Auseinandersetzungen
Wiederholt war Markgraf Albrecht Achilles sein Gegner, der mit der Einführung der „Pfaffensteuer“ für sein Gebiet, neben weiteren Maßnahmen, den Klerus in seinem Einflussbereich stärker von ihm abhängig machen wollte. Der Konflikt zwischen geistlicher und weltlicher Macht wurde damit offen ausgetragen. Zusammen mit dem Bamberger Bischof Philipp von Henneberg sprach Rudolf II. den Kirchenbann [2] und das Interdikt [3] gegen ihn aus. Bereits im Bayerischen Krieg ergriffen die beiden Fürstbischöfe auf der Seite Ludwigs des Reichen von Bayern-Landshut in einem Zweckbündnis auch militärisch Partei gegen Albrecht Achilles.
Scherenberg setzte alles daran, seinem Nachfolger ein durch Reformen erneuertes Bistum zu übergeben. Mit dem Auftreten von Hans Böhm, dem Pauker von Niklashausen, bekam Rudolf II. von Scherenberg einen Vorgeschmack des späteren Bauernkrieges zu spüren. Zwar konnten die bedrohlich erscheinenden, jedoch weitgehend friedlichen Ansammlungen der Bauern und das neue Gedankengut mit dem Ruf nach Veränderungen zerstreut werden, in seinen Predigten kam Böhm jedoch immer wieder auch auf die kirchlichen Missstände zu sprechen. Hans Böhm wurde gefangengenommen und zum Tode verurteilt. Am 19. Juli 1476 führte man ihn zum Richtplatz hinter dem Jacobskloster, fesselte ihn an einen Pfahl und verbrannte ihn. Scherenberg war mit aller Konsequenz gegen Böhm vorgegangen. Die Situation eskalierte aber etwa 50 Jahre später im Bauernkrieg erheblich und wandte sich in aller Schärfe auch gegen die Obrigkeit.
Epitaphaltar von Tilman Riemenschneider im Würzburger Dom
Fürstbischof Rudolf II. von Scherenberg ist bekannt wegen seines Grabes im Würzburger Kiliansdom. Dieses wurde von Tilman Riemenschneider im Auftrag von Fürstbischof Lorenz von Bibra, dem Nachfolger Scherenbergs gefertigt. Lorenz von Bibra hatte Riemenschneider ebenfalls beauftragt sein eigenes Grab nur ein paar Meter entfernt von Scherenbergs Grab anzulegen. Heute stehen die beiden Grabdenkmäler aus Adneter Marmor aus Österreich nebeneinander und mit vergleichbaren Motiven, aber in zwei verschiedenen Stilen, denen der Spätgotik und der Renaissance. Ein Merkmal, an dem man die Veränderung der Stile erkennt, sind die Gesichtszüge der beiden Fürstbischöfe: Scherenbergs Gesicht zeigt jede Falte, Lorenz' Gesicht ist dagegen idealisiert. Die beiden Gräber zählen zu Riemenschneiders bekannten Werken.
Posthume Würdigung
Auf der Festung Marienberg ist das Scherenbergtor und die Scherenbergstraße im Stadtteil Zellerau nach Rudolf II. von Scherenberg benannt.
Bildergalerie
Siehe auch
Quellen und Literatur
- Ernst Schubert: Rudolf von Scherenberg. In: Gerhard Pfeiffer (Hrsg.): Fränkische Lebensbilder. Band 2. Kommissionsverlag Ferdinand Schöningh, Würzburg 1968, (Veröffentlichungen der Gesellschaft für Fränkische Geschichte, Reihe VII A. Band 2), S. 133-158
- Franz Xaver von Wegele: Rudolf II. von Scherenberg. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 29, Duncker & Humblot, Leipzig 1889, S. 566–569
- Alfred Wendehorst: Das Bistum Würzburg: Teil 3. Die Bischofsreihe von 1455 -1617. 1978. ISBN: 3-11-007475-3. S. 20-51
- Wissenschaftliche Vereinigung für den Deutschen Orden e.V. und Historische Deutschorden-Compaigne zu Mergentheim 1760 e.V. (Hrsg.): 1300 Jahre Würzburg - Zeichen der Geschichte, Bilder und Siegel der Bischöfe von Würzburg. Heft 23. Lauda-Königshofen 2004. S.42
- Klaus Wittstadt: Würzburger Bischöfe 742 - 1979. Echter Verlag, Würzburg 1979
Weblinks
- Willi Boehm, Die Pfaffensteuer von 1480/81 in den fränkischen Gebieten des Markgrafen Albrecht Achilles, Verlag Weidmann 1882
- Lorenz Fries: Chronik der Bischöfe von Würzburg auf Franconia Online
- Rudolf von Scherenberg auf opac.regesta-imperii.de
- Wappen in der Marienburg zu Würzburg, Teil 1: Scherenberg-Wappen auf welt-der-wappen.de
Einzelnachweise und Hinweise
- ↑ Nähere Informationen zu Frankenwinheim auf den Internetseiten der Gemeinde [1]
- ↑ Klaus Stahmer: Musiker spielen nicht allein zur Ergötzlichkeit ..., in: 15 Jahrhunderte Würzburg, hrsg. v. Heinz Otremba, Echter Verlag, Würzburg 1979, S. 310-320, S. 313
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
Johann III. von Grumbach | Bischof 1466 - 1495 |
Lorenz von Bibra |