Kriegsspuren und Kriegsruinen des Zweiten Weltkriegs
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Kriegsspuren und Kriegsruinen des Zweiten Weltkriegs in Stadt und Landkreis Würzburg.
Kriegsspuren, Kriegsruinen und behelfsmäßiger Wiederaufbau in Würzburg
In den meisten Fällen lässt es sich nicht mehr abschließend rekonstruieren, ob die Schäden durch Luftangriffe oder durch den Einzug der US-Truppen und damit verbundenen Gefechten entstanden sind.
Stand der Auflistung: März 2016.
Alte Mainbrücke
Zahlreiche Einschusslöcher und Splittereinwirkungen sind am ersten, rechtsmainischen Bogen der Alten Mainbrücke auszumachen. Die Kriegsspuren setzen sich im Bereich der Podesttreppe (Silberstiege, Aufgang vom Oberen Mainkai) fort. Man erkennt die Schäden am besten vom Podest vor dem Bekleidungsgeschäft Wöhrl.
Alte Kasernstraße, Ecke Laufergasse
An der Alten Kasernstraße, Ecke Laufergasse befindet sich die derzeit wohl noch am besten erhaltene Kriegsruine im Stadtgebiet. Die Außenmauern mit Fenstern und Kelleröffnungen sind noch deutlich erkennbar, ein Fenstergitter ist noch im Originalzustand erhalten. Umrankt wird die Ruine von Efeu. Die Mauerreste umfassen heute einen Privatparkplatz.
Badergasse
Entlang der Badergasse ist eine lange Außenmauer aus der Vorkriegszeit erkennbar. Die Fenster der Mauerreste wurden zugemauert. Die Außenmauer wurde wiederum in nunmehr bestehende Gebäude integriert.
Bahnbetriebswerk
Am Ringlokschuppen I (Haus I) des Würzburger Bahnbetriebswerks sind an der Südseite Splittereinwirkungen zu erkennen.
Bibrastraße
In der Bibrastraße bildet eine frühgotische Doppeltoranlage den letzen Überrest des einst dort befindlichen Reuerer Vogteihof.
Bronnbachergasse
Ein typischer behelfsmäßiger Wiederaufbau aus der unmittelbaren Nachkriegszeit befindet sich in der Bronnbachergasse 33 mit Eingang zur Grabengasse. Auffällig sind die unterschiedlichen Baumaterialien, die zum Wiederaufbau herangezogen wurden. Das Gebäude beheimatet den Antiquitätenladen von Gustav Ewald.
Burkarderstraße
In der Burkarderstraße sind noch das Rundbogenportal und Mauerreste des Burkardushofs erhalten.
Dürrbachtal
An der Pietà Dürrbachtal 102: Splittereinwirkungen am Sockel nach dem Bombenangriff auf Unterdürrbach am 31. März 1945.
Huebergasse
Einige Außenmauern sind noch im Bereich der Huebergasse nahe des Mainfranken Theaters erhalten. Fenster und Türen wurden nachträglich zugemauert, angrenzend befindet sich ein Privatparkplatz.
Jägerstraße
Am östlichen Ende der Jägerstraße ist ein typischer Wiederaufbau der Nachkriegszeit in einer Häuserlücke erhalten.
St. Johanniskirche
Die St. Johanniskirche wurde beim verheerenden Luftangriff auf die Stadt am 16. März 1945 fast völlig zerstört. Der Wiederaufbau erfolgte ganz bewusst nicht in der ursprünglichen Form, heute steht nur noch der Stumpf des alten Turmes über dem Eingangsportal. Die Kirche erinnert mit ihren Kriegsspuren als Mahnmal an den Krieg.
Die zerstörte St. Johanniskirche nach der Bombardierung Würzburgs am 16. März 1945
Juliuspromenade
Sehr massive Splittereinwirkungen und Einschusslöcher sind an der Außenfassade des Juliusspitals zur Juliuspromenade hin erkennbar. Sichtbare Kriegsschäden sind vor allem entlang des Mauersockels, aber auch am repräsentativen Eingangsbereich deutlich erkennbar. Die Kriegsspuren wurden bei Sanierungsarbeiten bewusst ausgespart. Das Juliusspital wurde bereits am 19. Februar 1945 bei einem Luftangriff der Royal Air Force getroffen.
Korngasse
Reste eines Kellergewölbes und Mauerreste mit Fenstern befinden sich in der Korngasse 17 hinter einem Bretterverschlag. Das Grundstück ist stark verwildert. Auch das benachbarte, als Parkplatz genutzte Grundstück (Korngasse 15) ist noch unbebaut, so dass die Häuserlücke deutlich wahrnehmbar ist.
Leistenstraße, Ecke Weg zur Neuen Welt
Reste des Beer'schen Felsenkellers befinden sich an der Gabelung Leistenstraße/Weg zur Neuen Welt im Hangbereich des Nikolausbergs. Aus Sicherheitsgründen ist das Privatgelände nicht zugänglich.
Ludwigsbrücke (Löwenbrücke)
An der rechtsmainischen Brückeneinfassung der Löwenbrücke sind heute noch deutliche Spuren vom Tieffliegerbeschuss durch die kleinen Mosquito-Jagdbomber erkennbar. Diese waren aus Holz gebaut und unterflogen mit ca. 600 km/h im Tiefflug jedes Radar. Ein rechtsmainischer Löwe weist am Rücken ebenfalls Einschusslöcher auf.
Reuerergasse
Am südlichen Beginn der Reuerergasse ist eine größere Fläche zwischen Rosengasse und Korngasse unbebaut. Das als Parkplatz genutzte Areal wird deutlich von Mauerresten umfasst. Zur Korngasse hin sind zwei zugemauerte Fenster sichtbar.
In der schmalen Häuserlücke zwischen der Reuerergasse 14 und 18 ist der Teil einer Außenmauer erhalten. Das große Fenster wurde nachträglich mit Ziegelsteinen verschlossen. Erkennbar ist ferner ein Kellerfenster.
Rosengasse
Mauerreste befinden sich in der Rosengasse 8 und 11. Die Baulücke in der Rosengasse 11 wurde 2016 teilweise verfüllt, das daran angrenzende Gebäude ausgebaut.
Sterngasse
Das Portal der ehemaligen Kurie Krautheim besteht heute aus einem Mauerrest mit rustiziertem Rundbogenportal und Wappenrelief aus Sandstein. Das (zugemauerte) Portal blieb nach dem Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 erhalten und steht heute unter Denkmalschutz.
Tellsteige
An der Treppe der Tellsteige sind beidseitig noch Außenmauern mit einer Tür und diversen Fenstern erhalten.
Virchowstraße
Bekannt als Ruchti-Haus befand sich in der Virchowstraße 10 lange Zeit eine bewohnte Kriegsruine. Eigentümer und Bewohner Wilhelm Ruchti wollte mit der Ruine ein Zeichen gegen den Krieg und für den Erhalt des Friedens setzen. Nach dem Tod Ruchtis wurde das Gelände ab 2006 - auch auf dessen Wunsch - neu bebaut und ein Teil der früheren Fassade nach alten Plänen in den Neubau integriert. [1] Das Haus ist ein gelungenes Beispiel für einen sensiblen Umgang mit der Stadtgeschichte.
Virchowstraße mit dem Sanderrasen. Links im Bild das Ruchti-Haus vor 1945.
Kriegsspuren, Kriegsruinen und behelfsmäßiger Wiederaufbau im Landkreis Würzburg
Buch
Im Bieberehrener Ortsteil Buch gibt es mit dem Bildstock im hinteren Ansbach einen neugotischen Bildstock, der im Zweiten Weltkrieg am 12. April 1945 von einem amerikanischen Panzer durchschossen wurde. Das deutlich sichtbare Loch wurde als Mahnung für den Frieden nicht repariert.
Stalldorf
Die markanteste Kriegsspur in Stalldorf findet man am Turm der Kirche St. Laurentius: Anfang April 1945 fiel die Kirchturmspitze einem starken Artilleriebeschuss der vorrückenden Amerikaner zum Opfer. Die Turmspitze wurde in verkürzter und dadurch sehr markanter Form wieder rekonstruiert.
Gegenüber der Kirche steckt außerdem in einer Hauswand noch ein großer Granatsplitter als Mahnmal für den Frieden.
Veitshöchheim
In Veitshöchheim findet man am Hintereingang der Vitusschule noch deutliche Spuren der letzten Kriegstage 1945. Beim Beschuss durch die Amerikaner wurde damals die Damentoilette der Vitusschule zerstört. Die genauen Beweggründe für den Beschuss sind nicht übermittelt. Ein weiteres Zeugnis des Zweiten Weltkriegs findet man im Hofgarten des Schlosses Veitshöchheim: Am 31. März 1945 wurde die Kaskade durch eine Fliegerbombe, die eigentlich die dahinterliegende Bahnanlage treffen sollte, vollkommen zerstört. Heute zeugen nur noch vereinzelte Säulen, Architektur- und Skulpturfragmente von der historischen Gartenstaffage.
Zell am Main
In Zell am Main brannte die Klosterkirche des Klosters Unterzell nach den Bombenangriffen fast komplett ab. Die Umfassungsmauern sind als Ruine bis heute erhalten geblieben.
Zeubelried
Am Kriegerdenkmal Zeubelried: Rest eines Christuscorpus aus dem 18. Jahrhundert. Die Kreuzigungsfigur stand ursprünglich auf dem Kirchplatz und wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört.
Bombentrichter in Stadt und Landkreis Würzburg (Auswahl)
- Nördlich oberhalb der Weinlage Heinrichsleiten in Unterdürrbach befinden sich im dichten Bewuchs des Standortübungsplatzes der Bundeswehr und an der Treppenanlage zum Heinrichsleitenweg noch mindestens acht Bombentrichter. Diese entstanden beim Bombenangriff auf Unterdürrbach am 31. März 1945. [2]
- Den gleichen geschichtlichen Hintergrund haben etwa ein Dutzend Bombentrichter im Bereich Hopfenberg in Unterdürrbach. [3]
- Im Würzburger Stadtgebiet gibt es darüber hinaus etwa sieben Bombentrichter auf dem Nikolausberg am westlichen Ende des Leutfresserweges. [4]
- Am östlichen Ende der Alten Kaiserstraße in Höchberg zeugen noch mindestens acht Bombentrichter im Wald von Fliegerangriffen kurz vor dem Einmarsch der amerikanischen Truppen. Etwa an dieser Stelle stand, teilweise in ausgehobenen Erdvertiefungen, der Wagenpark einer deutschen Flakeinheit. [5] [6]
- Nördlich der Hettstadter Steige befinden sich am Zeller Berg oberhalb des Kloster Oberzell mindestens neun Bombentrichter im Wald. [7]
Siehe auch
- Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945
- Bombenangriff auf Unterdürrbach am 31. März 1945
- Luftschutzmaßnahmen in Würzburg 1945
- Würzburg im Zweiten Weltkrieg
Quellen
- Wuerzburg-fotos.de: Die letzten Kriegsruinen in Würzburg
- Burgruinen in Franken: Letzte Kriegsruinen und Kriegsspuren in Würzburg
- Burgruinen in Franken: Verschwundene Würzburger Kriegsruinen 2002 - 2012
Einzelnachweise
- ↑ Main-Post: „Neubau mit Kriegsruinen-Fassade“ (24. September 2006)
- ↑ Geländerelief im BayernAtlas
- ↑ Geländerelief im BayernAtlas
- ↑ Geländerelief im BayernAtlas
- ↑ Geländerelief im BayernAtlas
- ↑ Oehring.net: Das Pulvermagazin im Hexenbruch (dort Kapitel Kriegsende und Nachkriegszeit)
- ↑ Geländerelief im BayernAtlas