St. Andreas (Ochsenfurt)

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Blick vom Kleinochsenfurter Herrenberg auf die katholische Stadtpfarrkirche St. Andreas
Katholische Stadtpfarrkirche St. Andreas in Ochsenfurts Stadtmitte
Turm und Langhaus
Innenansicht des Langhauses
Blick ins nördliche Seitenschiff
Blick ins südliche Seitenschiff

Die katholische Stadtpfarrkiche St. Andreas ist das katholische Zentrum des Dekanats Ochsenfurt in der Stadtmitte von Ochsenfurt im Landkreis Würzburg.

Patrozinium

Die Kirche ist dem Hl. Andreas (* in Bethsaida oder in Kafarnaum,† 30. November 60 (?) in Patras), Apostel Jesu und Märtyrer, geweiht. Er war Bruder des Simon Petrus und wie dieser von Beruf Fischer (Markusevangelium 1, 16).

Baugeschichte

Der erste Kirchenbau in Ochsenfurt entstand schon zu Zeiten des Heiligen Bonifatius als Klosterkirche. Bereits im Jahr 835 ließ Gozbald von Henneberg, Kanzler von König Ludwig dem Frommen, eine Haupt- und Pfarrkirche in Ochsenfurt an heutigen Standort erbauen, die der Würzburger Bischof Hunbert zu Ehren der Heiligen Cyprianus (200-258) und Sebastian († um 288 in Rom) weihte. Reste des Kirchturms wurden in spätere Kirchenbauten integriert.

Die erste St. Andreas-Kirche wurde am 30. Juni 1288 geweiht. Die heutige dreischiffige spätgotische Hallenkirche mit einschiffigem Chor stammt aus dem 14. bzw. 15. Jahrhundert. Der sechsgeschossige Turm an Nordseite des Chors ist noch vom Vorgängerbau aus dem 13. Jahrhundert. 1736 wurde an der Südostecke an der Stelle einer älteren Kapelle die Johann-Nepomuk-Kapelle angebaut. [1] Eine Restaurierung im neugotischen Sinne fand 1892 statt. Im 20. Jahrhundert wurde durch Restaurierungsmaßnahmen versucht das ursprüngliche Erscheinungsbild wieder herzustellen. Die letzte Außenrenovierung wurde 1974 durchgeführt, das Innere wurde 1987/1988 erneuert.

Baubeschreibung

Das nach Osten ausgerichtete Gotteshaus erhebt sich auf dem ansteigenden Hang in der Stadtmitte. Der Bau ist eine dreischiffige, gotische Hallenanlage mit einschiffigem Chor, welcher die Breite des Mittelschiffs aufweist. Der zweijochige [2] Chor entwickelt sich im Grundriss aus den fünf Seiten eines Achtecks; das Langhaus hat sieben Joche. Im zweiten und sechsten Joch führen auf der Nord- und Südseite des Langhauses Portale in den Kirchenraum. Zwischen Chor und Langhaus steht auf der Nordseite der Turm der Kirche, dem die Sakristei angegliedert ist. Auf der Gegenseite befindet sich die aus der Gotik stammende Sakristei, die 1736 in den Neubau der Johann-Nepomuk-Kapelle einbezogen und vergrößert wurde.

Außenbau

Das äußere Erscheinungsbild des Gotteshauses wird bestimmt durch die hohen Fenster und die dazwischen aufsteigenden Strebepfeiler. Hohe Spitzbogenfenster mit reichem Maßwerk [3] aus Nasen und Dreipässen [4] durchbrechen die Chorwandung. Die Fenster des Langhauses sind ebenfalls spitzbogig geschlossen und haben unterschiedliche Größen. Besonders hervorstechend sind auf der Nordseite das große Fenster über der westlichen Kapelle und das Maßwerk-Tympanon des östlichen Portals.

Der Kirchturm, der noch aus der Zeit um 1288 stammt, ist aus sechs, durch Gurtgesimse [5] markierte Geschosse mit Spitzbogenfriesen [6] auf Ecklisenen [7] aufgebaut. Die einzelnen Geschosse werden durch unterschiedlich gestaltete Öffnungen belichtet. Die Mauerbekrönung bildet ein Zinnenkranz. Seit dem 17. Jahrhundert ist der Turm mit einem hohen achteckigen Spitzhelm versehen.

Kircheninneres

Die doppelt gekehlten Rippen des Kreuzgewölbes [8] im durchlichteten Chor sitzen auf Konsolen, die, ebenso wie die großen, tellerförmigen Schlusssteine mit Laubwerk und Masken verziert sind. Der spitze Chorbogen ist mit einer Hohlkehle [9] profiliert und markiert den Übergang zum Langhaus mit seinem stark überhöhten Mittelschiff. Die Schiffe werden von Scheidbögen [10] getrennt, die auf achteckigen Pfeilern lagen. Die Rippen des Kreuzgewölbes ruhen im Mittelschiff auf Konsolen, die mit Laubwerk und Figuren geschmückt sind. In den Seitenschiffen entwachsen die Rippen des Kreuzgewölbes ohne Vermittlung der Wand. Die Schlusssteine aller Gewölbefelder sind mit Reliefs verziert.

Das westliche Joch nimmt die Empore ein, die durch alle drei Schiffe zieht und mit Kreuzrippen unterwölbt ist und über Wendeltreppen erreicht werden kann. Spitzbogenblenden betonen die Steinbrüstung der Empore.

Kunstwerke

Hochaltar

Der Hochaltar wurde in den Jahren von 1610 bis 1612 vom Windsheimer Bildhauer Georg Brenck d.Ä. geschaffen. Die Schreinerarbeiten stammen von Hans Reuß. Bei einer Neugotisierung des Innenraums der Kirche im Jahre 1892 wurde der Altar abgebrochen und verschiedene Teile zur Ausstattung der Kirche an diversen Stellen weiterverwendet. 1953 entschloss man sich zu einer Rekonstruktion des Altars. Die Leitung der Arbeiten hatte der Restaurator Anton Menna aus Würzburg, die Bildhauerarbeiten wurden von Adolf Friedrich ausgeführt.

Der dreigeschossige Altaraufbau ruht auf einer gotischen Steinmensa, die mit Maßwerkblenden verziert ist und 1892 restauriert wurde. Der 1764 hinzugefügte Tabernakel ist verschollen, der heutige Tabernakel aus dem Jahre 1953 stammt vom Ochsenfurter Goldschmied Hugo Schülling und Adolf Friedrich, der ebenfalls das stilisierte Tabernakel-Kruzifix in Bronzeguss schuf. Die Kreuzigungsgruppe im Mittelstück des Altars ist original erhalten, ebenso die beiden Reliefs mit der Handwaschung des Pilatus sowie der kreuzschleppende Christus in den Sockeln der seitlichen Säulenstellungen. Auch die beiden Reliefs über den Säulen, die die Geißelung und Dornenkrönung Christi zeigen, sind im Original erhalten. Dagegen sind die beiden Engel mit dem Schweißtuch der Veronika über dem bogigen Abschluss des Mittelstücks Neuschöpfungen von Adolf Friedrich. Ein Originalrelief im Mittelstück des zweiten Altargeschosses zeigt die Kreuzigung des hl. Andreas. Auch die seitlichen vier Apostelfiguren sind im Original erhalten. Im großen, ebenfalls im Original erhaltenen Relief des dritten Altargeschosses ist die Krönung Mariens zu sehen. 1953 von Adolf Friedrich neu geschaffen wurden die vier seitlichen Apostelfiguren sowie die bekrönenden Statuen der hll. Kilian, Kolonat und Totnan.

Sakramentshaus

Das Sakramentshaus in der Nordostecke zu Seiten des Chorbogens wurde in den Jahren 1496 bis 1498 von einem unbekannten Meister aus Sandstein gefertigt, hat einen monstranzähnlichen Aufsatz und reicht mit seiner Höhe bis in das Gewölbe des Langhauses. Am Schaft stehen auf Konsolen die hll. Wolfgang, Kilian und Andreas. Der Tabernakel wird von kleinen Figuren der hll. Laurentius, Johannes Evangelist und Johannes der Täufer flankiert. Im Aufsatz über dem Tabernakel finden sich die Skulpturen von Christus als Schmerzensmann, Maria und Johannes. Der einstige reiche Figurenschmuck des Auszugs ist nur noch teilweise erhalten geblieben.

Pfeilerskulpturen

  • Südseite (von vorne nach hinten):
    • Christus als Guter Hirte (Lindenholz, farbig gefasst, Mitte 18. Jahrhundert)
    • Hl. Johannes der Täufer (Lindenholz, farbig gefasst, Kopie nach Veit Stoß, 2000)
    • Mater dolorosa [11] (Lindenholz, farbig gefasst, um 1480)
    • Christus als Schmerzensmann (Sandstein, farbig gefasst, um 1345)
    • Hl. Kilian (Sandstein, farbig gefasst, 1940 von Adolf Friedrich)
  • Nordseite (von vorne nach hinten):
    • Mutter Gottes mit Jesuskind (Sandstein, farbig gefasst, um 1375)
    • Anbetungsgruppe der hl. drei Könige (Sandstein, farbig gefasst, um 1410)
    • Hl. Judas Thadäus (Sandstein, farbig gefasst, 1940 von Adolf Friedrich)

Weitere Kunstwerke

  • Mittlere Brüstung der Empore: Terrakotta-Plastik des hl. Andreas (um 1420)
  • Empore: Orgel von Claudius Winterhalter (Oberharmersbach) aus dem Jahre 1997. Das barocke Orgelgehäuse stammt aus dem Jahre 1754 und wurde für das nicht mehr vorhandene Orgelwerk des Würzburger Hoforgelbauers Johann Philipp Seuffert errichtet.
  • Rückwand der Empore: Ölgemälde mit dem Martyrium des hl. Sebastians und der hl. Barbara von Oswald Onghers aus dem Jahre 1677
  • Nördliches Seitenschiff:
    • Herz Jesu Skulptur (weiß gefasst, Lindenholz, Heinz Schiestl)
    • Hl. Joseph (Lindenholz, Heinz Schiestl), flankiert von der hll. Dorothea und Margarethe (Lindenholz, Anfang 16. Jahrhundert)
  • Südliches Seitenschiff:
    • Maria mit dem Jesuskind (Lindenholz, farbig gefasst, um 1500)
    • Bronzetaufbecken (um 1514/1515 aus der Werkstatt von Peter Vischer d. Ä. in Nürnberg [12]. Deckel von Max Bessler aus dem Jahre 1893.)
    • Hl. Nikolaus (Lindenholz, farbig gefasst, um 1500 von Tilman Riemenschneider)
    • Kruzifix (Lindenholz, farbig gefasst, 16. Jahrhundert)

Orgel

Orgel mit Barockgehäuse

Orgelmechanik und -pfeifen von Claudius Winterhalter aus dem Jahr 1997 wurde in den historischen Orgelprospekt von Johann Philipp Seuffert von 1754 eingebaut.

Wallfahrt

Die Stadtpfarrkirche von Ochsenfurt liegt am Fränkisch-Schwäbischen Jakobsweg von Würzburg über Rothenburg ob der Tauber nach Ulm und an der Via Romea von Stade nach Rom. Die Andreaskirche ist Bruderschaftskirche der Ochsenfurter Kreuzbruderschaft.

Pfarrgebiet

Seelsorger (Auswahl)

Pfarreiengemeinschaft

Katholische Pfarreiengemeinschaft Ochsenfurt

Die Stadtpfarrei St. Andreas in Ochsenfurt gehört zur Pfarreiengemeinschaft Ochsenfurt mit der innerstädtischen Filialkirche St. Burkard in der Westsiedlung und der Pfarrkirche St. Thekla im Stadtteil Lindhard/Bärentalsiedlung.

Siehe auch

Quellen und Literatur

Weblinks

Erläuterungen und Hinweise

  1. Johann Adam Deninger, Mühlenbesitzer im Thierbachtal und kaiserlicher Rat, wollte ursprünglich nahe seiner Mühlen eine Kapelle zu Ehren des Hl. Johannes Nepomuk zu bauen. Die geistlichen Räte in Würzburg rieten ihm, er solle lieber einen Anbau an die vorhandene Stadtpfarrkirche zu finanzieren. Mit Zustimmung des Domkapitels, des Ochsenfurter Pfarrers und des Ochsenfurter Stadtrates wurde 1736 der Anbau begonnen. Den Eingang in die Pfarrkirche von der Kapelle aus verschloss ein verziertes Eisengitter.
  2. Joch oder Säulenjoch wird in der Architektur der Achsabstand zwischen zwei Säulen oder Pfeilern genannt. Nähere Informationen zum Joch bei Wikipedia [1].
  3. Mit Maßwerk bezeichnet man in der Architektur die filigrane Arbeit von Steinmetzen in Form von flächigen Gestaltungen von Fenstern, Balustraden und geöffneten Wänden. Das Maßwerk ist ein Element der gotischen Architektur und ist eines der wichtigsten Merkmale der Hoch- und Spätgotik, wo es ein unabdingbarer Bestandteil der Fenster war. Nähere Informationen zum Maßwerk bei Wikipedia [2].
  4. Ein Dreipass besteht aus drei nach außen weisenden Kreisbögen mit gleichen Radien, die einem Kreis einbeschrieben sind. Die nach innen weisenden Spitzen an den Schnittpunkten zweier Kreisbögen werden als Nasen bezeichnet. Nähere Informationen zum Dreipass bei Wikipedia [3].
  5. Das Gesims ist ein meist horizontales Bauglied, das aus einer Wand hervorragt. Nähere Informationen zum Gesims bei Wikipedia [4].
  6. Als Fries wird in der Architektur ein lineares, meist waagerechtes Stilelement bezeichnet. Es ist ein schmaler Streifen, der einer Umgrenzung, Abgrenzung, Gliederung und Dekoration von Teilen eines Bauwerks dient. Nähere Informationen zu Friesen bei Wikipedia [5].
  7. Die Lisene (von frz. lisière „Saum“, „Rand“‚ „Kante“), auch Mauerblende, ist im Bauwesen eine schmale und leicht hervortretende vertikale Verstärkung der Wand. Nähere Informationen zur Lisene bei Wikipedia [6].
  8. Ein Gewölbe ist eine nach oben hin gewölbte Gebäudedecke, die nicht – wie etwa eine Balkendecke – flach auf den Wänden aufliegt. Verschiedene Bautypen (etwa Tonnengewölbe, Klostergewölbe, Kreuzgratgewölbe, Kreuzrippengewölbe) leiten die aus der Nutzlast und dem Eigengewicht entstehenden Kräfte als Drucklast auf Wände und/oder Pfeiler ab. Nähere Informationen zum Kreuzgewölbe bei Wikipedia [7]].
  9. Eine Hohlkehle ist die negative (konkave) Ausrundung einer Kante. Nähere Informationen zur Hohlkehle bei Wikipedia [8].
  10. Der Scheidbogen (auch Scheidebogen) ist ein Bogen, der als Arkade das Mittelschiff einer Kirche vom Seitenschiff scheidet. Es findet sich vor allem in Hallenkirchen. Nähere Informationen zum Scheidbogen bei Wikipedia [9].
  11. Mater Dolorosa (lateinisch für „schmerzensreiche Mutter“), auch Schmerzensmutter, ist eine im Rahmen der Marienverehrung gebrauchte Bezeichnung für Darstellungen der Schmerzen Mariens, der lebenslangen Sorge Marias um ihren Sohn Jesus Christus. Nähere Informationen zur Mater dolorosa bei Wikipedia [10].
  12. Die Familie Vischer war eine Künstlerfamilie aus Nürnberg, die durch ihre Gießarbeiten bekannt geworden ist. Nähere Informationen zur Familie Vischer bei Wikipedia [11].

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