St. Nikolaus (Eibelstadt)
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Die katholische Stadtpfarrkirche St. Nikolaus in Eibelstadt liegt mitten in der Altstadt am nördlichen Ende des Marktplatzes.
Patrozinium
Nikolaus von Myra (* 15. März 270 in Patara/Lykien, heute Ruinen bei Kalkan(?) in der Türkei, † 6. Dezember 343 in Myra, heute Demre in der Türkei), Metropolit von Myra und Wundertäter. Patrozinium ist am 6. Dezember.
Geschichte
1215 findet sich in historischen Unterlagen Eibelstadt als Pfarrsitz mit Filialkirchen in Sommerhausen und Lindelbach. Ende des 12. Jahrhunderts entstand eine romanische Kirche wie die Bauart des Untergeschosses im Turm vermuten lässt. 1484 wurde die Kirche durch einen Chorraum ergänzt, 1507 und 1521 entstanden die beiden Seitenschiffe. Am 26. April 1568 predigte der Jesuit Petrus Canisius in Eibelstadt. 1619 wurde der Friedhof, der sich bisher um die Kirche befand, außerhalb der Stadtmauer neu eingeweiht.
Am 3. Juni 1622 wurden die Kirche und der Turm durch einen Blitzschlag beschädigt. Ab April 1624 erfolgte die Schadensbeseitigung und eine umfangreiche Erneuerung durch Giacomo Bonalino aus Graubünden. Im Zuge dieser Arbeiten veränderte der Turm sein Aussehen durch das Aufsetzen eines Oberhauses im Stil der Renaissance auf das vierte Geschoss, die Schaffung einer Galerie sowie eine achteckige Turmverjüngung mit welschem Doppelturm samt Laterne. Damals wurde auch die nach dem Einbau der Emporen erforderlich gewordene Wendeltreppe harmonisch durch ein Rundtürmchen bis zur Galerie an den Turm angebaut. 1799 entstand das klassizistische Chorgestühl.
Am 10. Oktober 1848 vernichtete ein Kirchenbrand Teile des Turmes und viele spätgotische Figuren, welche sich auf dem Speicher der Kirche befanden. Der Wiederaufbau des Turmes erfolgte 1850 im neugotischen Stil mit spitzem Helm. Die Renovierung von 1962 bis 1965 hatte im Außenbereich die Neueindeckung des Kirchendaches, die Wiederherstellung des Kirchturmes entsprechend der Zeit vor 1848 und die Neugestaltung der Außenanlagen (Kirchhof) zur Folge.
Baubeschreibung
Die katholische Stadtpfarrkirche ist ein dreischiffiger Hallenbau mit einschiffigem Chor, unter Beteiligung von Hans Bock zwischen 1480 und 1525 erbaut. Bei den Umbauarbeiten der Jahre 1621 bis 1624 durch Giacomo Bonalino entstand als eines der ersten im süddeutschen Raum das jetzige Tonnengewölbe. Es hat zwar noch eine gotische Gesamtprägung, ein geschlossener Halbkreis mit aufgesetzten Stuckrippen zeigt jedoch schon frühbarocken Einfluss. Eine überzeugendere gotische Wirkung vermittelt das netzförmige Rippengewölbe des Chores mit Reliefschmuck auf den Schlusssteinen in der Mitte (Christuskopf, St. Nikolaus und Wappen von Eibelstadt). Der Chor ist durch einen profilierten Triumpfbogen und durch eine Stufe vom Langhaus getrennt. Über dem Chorbogen ist ein altes Fresko mit dem Wappen des Fürstbischofs Johann Philipp von Greiffenclau zu sehen.
Um mehr Platz zu erhalten, bauten Giacomo und Giovanni Bonalino 1624 an der Westmauer zu beiden Seiten des Turmes zweitgeschossige Emporen, verbunden mit einem schmalen Gang, der als Orgelbühne dient. Um die Emporen zu erreichen, war der Bau von Wendeltreppen zwischen Turm und Joch erforderlich. Die Unterwölbung bildet ein flaches Kreuzgewölbe; im Obergeschoss tragen die Gewölbe rautenförmig angeordnete Rippen. Die vorspringende Orgelempore ist später als die Steinemporen entstanden (1688).
Ausstattung
Altäre
Beschreibungen
- Der Barockaufbau des Hochaltars stammt von S. Bez aus Würzburg aus dem Jahre 1695/1696. Das Altarblatt von Oswald Onghers, geschaffen 1695, schildert die „Ermordung des Heiligen Kilians“. Zwischen den Säulen stehen die Figuren des Heiligen Burkards und des Heiligen Urbans, des Patrons der Weinbauern. Durch geschwungene Gebälkstücke, Engel und reiches Schnitzwerk mit dem Wappen Frankens in der Mitte erhält der architektonische Aufbau des Altars eine malerische Umrisslinie. Den krönenden Abschluss des Hauptaltars bildet ein Giebelfeld mit dem überlebensgroßen geschnitzten Bildnis des Kirchenpatrons, des Hl. Nikolaus, aus der Zeit um 1480.
- Der Kreuzaltar im rechten Seitenschiff hatte 1625 als Hochaltar gedient. 1696 wechselte er nach der Beschaffung des neuen Hochaltars seinen Platz. Das Altarblatt zeigt die „Grablegung Christi“ und ist signiert mit J.G.H. = Henneberger 1626. In den Nischen der Predellen stehen die Büsten des Hl. Johannes Evangelist und des Hl. Johannes des Täufers. Auf zwei kannelierten Säulen mit korinthisierenden Kapitellen sitzt ein Architrav [1] mit dem Wappen der in Eibelstadt wohnhaft gewesenen Adelsfamilie von Reibelt.
- Der Marienaltar im linken Seitenschiff stand von 1696 bis 1964 an der Stelle des Kreuzaltars. Die sechs Holzreliefs auf den flügelartigen Seitenteilen mit Darstellungen aus dem Leben der Gottesmutter Maria (Rosenkranzgeheimnisse) sowie die beiden Reliefs am Giebel (Aufnahme Mariens in den Himmel und Krönung Mariens) stammen aus der Werkstatt eines angeblich in Kitzingen lebenden Meisters und dürften zwischen 1624 und 1633 entstanden sein. 1656 ließ Wilhelm Doles, späterer Ratsherr und Wohltäter Eibelstadts, den Altar restaurieren und die Säulen mit Laubwerk verzieren. 1696 erhielt der Marienaltar seinen mächtigen hölzernen Unterbau mit zwei Nischen für die Büsten der Hl. Elisabeth und der Hl. Maria Magdalena, die beide um 1484 geschaffen wurden. Sie stammen wahrscheinlich ebenso vom ehemaligen gotischen Hochaltar, wie die seitlichen Assistenzfiguren des Hl. Petrus und Hl. Paulus aus der Zeit zwischen 1470 und 1480 und die Figuren der Hll. Laurentius und Stefan. Mittelpunkt des Marienaltars ist die Darstellung Mariens mit dem Jesuskind, die vermutlich ein Werk des Landauer Bildhauers Ulrich Hagelfutter († 1520) ist.
Bildergalerie
Kreuzigungsgruppe
Im Chorbogen befindet sich eine Kreuzigungsgruppe. In der Mitte des Chorbogens hängt das Kruzifix, seitlich davon stehen die Statuen der Maria und des Johannes auf Podesten. Die Gruppe ist zwischen 1505 und 1510 unter direktem Einfluss Tilman Riemenschneiders in dessen Werkstatt entstanden. Die Jahreszahl 1626 am Kreuzbalken bezeichnet den Zeitpunkt einer früheren Restaurierung.
Taufstein
Unter der linken Empore wurde ein nach Osten offener kleiner Raum für Taufzwecke mit dem Taufstein eingerichtet. Dieser Taufstein ist ein Kunstwerk des Zacharias Juncker, des Älteren. Die Kirchenrechnungen weisen für das Werk das Entstehungsjahr 1613 aus. Auf einer gedrungenen Säule ruht das runde, großformatige Taufbecken, umfasst von vier Voluten, die vier Felder mit Hochreliefs abteilen. Die dunkle Farbe des Kalksteins wird durch die weißen Alabasterarbeiten belebt. Am Schaft befinden sich sechs Kinderfiguren, am Becken vier Engelsköpfchen. Die Kinder und Engel spielen auf Taufgnade und Sündelosigkeit an; die vier rechteckigen, ehemals vergoldeten Reliefs direkt auf die Taufe. Dargestellt sind die Beschneidung Christi, die Taufe im Jordan, die Pfingsttaufe durch Petrus und die Taufe des Herzogs Gosbert durch den Hl. Kilian in Würzburg.
Weitere Kunstwerke
Beschreibungen
- Links unterhalb des Kreuzaltars wurde ein Kindergrabstein in die Wand eingelassen. Dargestellt ist das 1626 verstorbene, nur wenige Wochen alt gewordene Töchterchen des Schultheißen Johann Georg Krauschent. Es hält den Totenschädel im Arm und eine gebrochene Blume in der Hand. Das Alabasterwerk dürfte aus der Hand von Zacharias Juncker dem Älteren stammen.
- Links neben dem Kreuzaltar findet man das um das Jahr 1450 entstandene spätgotische Sakramentshäuschen. Das Schweißtuch der Veronika wurde um 1500 geschaffen. Seit 1625 befand sich das Kunstwerk in der Ostmauer der Kirchhofbefestigung, kehrte in das Gotteshaus zurück und wurde 1969 restauriert.
- Die an der Nordwand hängenden holzgeschnitzten Figuren der 14 Nothelfer entstammen der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
- 1965 wurde an einer Säule des rechten Seitenschiffes eine neuzeitliche Herz-Jesu-Figur von Otto Sonnleitner aus Würzburg angebracht.
Bildergalerie
Orgel
Prospektpfeifen und Gehäuse stammen aus der Barockzeit und wurden um 1680 gefertigt. Das neue Orgelwerk wurde 1933 durch die Orgelbauanstalt Siemann (München) eingebaut. [2]
Ölbergkapelle
Die Ölbergkapelle beherbergt überlebensgroße Sandsteinfiguren aus dem Jahr 1620.
Geläut
Es besteht aus vier Glocken, die auf das Salve Regina Motiv abgestimmt sind. Die drei Größeren von ihnen wurden im Jahr 1948 von der Gießerei Junker in Brilon gegossen, während die kleine Glocke 1926 von der Glockengießerei Gebrüder Klaus in Heidingsfeld gefertigt worden ist.
- Glocke 1: Nikolaus. Schlagton: des´, Gewicht: ca. 1800 Kilogramm.
- Glocke 2: Maria. Schlagton f´, Gewicht: ca. 900 Kilogramm.
- Glocke 3: Barbara. Schlagton: as´, Gewicht: ca. 550 Kilogramm.
- Glocke 4: Urbanus. Schlagton: b´, Gewicht: ca. 450 Kilogramm.
Pilgerweg
Die Stadtpfarrkirche in Eibelstadt liegt am Fränkisch-Schwäbischen Jakobsweg von Würzburg über Rothenburg ob der Tauber nach Ulm und ist Zwischenstation der Via Romea.
Pfarreisprengel
Die Pfarrei St. Nikolaus ist für die katholischen Christen der Stadt Eibelstadt und des Marktes Sommerhausen verantwortlich.
Seelsorger (Auszug)
- Christoph Krener (um 1754)
- Georg Anton Rost (um 1771)
- Kaspar Leymeister (um 1813)
- Johann Eckert (bis 1823)
- Joseph Gregor Bayer (1823-1826)
- Nikolaus Straub (1827-1842)
- Michael Fick (1843) (Pfarrvikar)
- Anton Sichler (1846-1848)
- Vakanz (1849)
- Andreas Kunz (1854-1856)
- Johann Baptist Bauer (1860-1863)
- Franz Xaver Ringer (1864-1879)
- Valentin Manger (ab 1893)
- Peter Vogt (1923-1932)
- Dr. Nikolaus Gengler (bis 1956)
- Alfons Deppisch (1956-1969)
- Erich Büttner (1970-2009)
- Frederic Fungula, Pfarradministrator (2009-2018)
- Tobias Fuchs (seit 2018)
Pfarreiengemeinschaft
Die Pfarrei St. Nikolaus bildet zusammen mit der Pfarrei St. Johannes der Täufer (Theilheim) und St. Stephanus (Randersacker) die Pfarreiengemeinschaft Randersacker-Theilheim-Eibelstadt und ist heute Teil des Pastoralen Raums Würzburg Süd-Ost.
Siehe auch
- Baudenkmäler in Eibelstadt
- Eibelstadt
- Katholisches Pfarrhaus Eibelstadt
- Kirchengebäude im Landkreis Würzburg
- Pastoraler Raum Würzburg Süd-Ost
Quellen und Literatur
- Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler in Eibelstadt, Nr. D-6-79-124-48
- St. Nikolaus Eibelstadt., Verlag Schnell & Steiner GmbH, Regensburg 1994
- Rudi Siegler: 1200 Jahre Eibelstadt 787-1987. Festschrift und Heimatbuch. Hrsg.: Stadt Eibelstadt 1987, S. 132 ff.
Weblinks
- Internetseiten der Pfarreiengemeinschaft Randersacker-Theilheim-Eibelstadt
- Nikolaus von Myra in Heiligenlexikon.de
- Fränkisch-Schwäbischer Jakobsweg
- Katholische Pfarrkirche St. Nikolaus im DenkmalAtlas 2.0
Erläuterungen und Hinweise
- ↑ Der Architrav (italienisch architrave; aus altgriechisch ἀρχι- archi- „Haupt-“ und lateinisch trabs „Balken“) ist ein auf einer Stützenreihe ruhender Horizontalbalken, zumeist der den Oberbau tragende Hauptbalken. Weitere Informationen bei Wikipedia [1].
- ↑ Weitere Informationen zur Orgel St. Nikolaus in Eibelstadt bei lingualpfeife.de [2].