Schloss Gelchsheim

Das Schloss Gelchsheim liegt am südlichen Rand der Marktgemeinde Gelchsheim.
Geschichte
Über die Entstehung des Schlosses liegen keine Urkunden vor. Es war sicherlich von den Herren Hohenlohe erbaut worden, die zur Zeit der Gauverfassung Gaugrafen im Ochsenfurter Gau waren. Durch den Eintritt der Gebrüder Andreas und Heinrich von Hohenlohe und dem im Dezember 1219 abgeschlossenen Teilungsvertrag ihrer Güter und Burgen wurde Gelchsheim ab 1220 teilweise Besitztum des Deutschen Ordens.
Zu dieser Zeit war der ganze Ort mit einer wehrhaften Befestigung umgeben, in die auch die „Veste Gelchsheim“ eingebunden war. Das „Schloss“ war als Wasserburg mit einem breiten Ringgraben und mit Sumpfgelände umgeben und wurde 1369 erstmals urkundlich erwähnt, als es neben anderen Gütern von Gerlach von Hohenlohe (* vor 1344; † 16. Oktober 1387) an die Rothenburger Bürger Berthold Holtschuher und Dietrich Goltsmit verpfändet wurde. [1] Nach der Wiederlösung wurde die Wasserburg von den Brüdern Gerlach und Gottfried von Hohenlohe an den Würzburger Bischof Gerhard von Schwarzburg verkauft. Ein Rückkauf durch Hohenlohe erfolgte aber nicht, denn der Bischof scheint das Schloss den Brüdern Ernbolt und Dietrich Zobel von Giebelstadt verpfändet zu haben. Die Ablösung dieser Pfandschaft der Zobel in Höhe von 9.000 Gulden erfolgte 1386 an Johann Hofwart zu Würzburg, Ludwig von Hutten, Amtmann zu Schwarzenberg, und Heinrich von Hüne, Vormünder und Pfleger der Kinder des Ritters Konrad von Hutten.
Als Mitbesitzer von Gelchsheim erscheint auch diese Zeit Ulrich von Ahelfingen, der vom Hochstift Würzburg einen Teil der Burg und zwei Bauernhöfe zu Gelchsheim für 3.790 Gulden - auf Wiederlösung - erhalten hatte. 1391 verkauften Ulrich von Ahelfingen und seine Frau Anna ihren Anteil an dem Schloss zu Gelchsheim, mit Ausnahme des Fremdenhoffs und des Ullingenhofes und was zu den beiden Bauernhöfen gehörte, um 2.000 Gulden dem Würzburger Domherrn Johann Hofwart und seinem Bruder Eberhart. 1396 verkaufte Bischof Gerhard von Schwarzenberg das Schloss und das Amt Gelchsheim für 9.000 Gulden an Ritter Eberhart Hoffwarth von Kirchheim. Von diesem muss Hohenlohe das Schloss und Amt Gelchsheim wieder erworben und dem Ritter Dietrich von Heidingsfeld überlassen haben, der 1401 dem Deutschmeister Konrad von Egloffstein und dem Deutschen Orden die Burg und das Dorf Gelchsheim, sowie Einkünfte und Liegenschaften in den Ortschaften Hemmersheim, Pfalenheim, Giselheim (Geislingen), Osthausen und den Weiler Erlach für 13.500 Gulden rhn. verkaufte. [2]
Seit 1401 war die Burg Gesamtbesitz des Deutschen Ordens, der hier seinen Amtssitz einrichtete. Seitdem ist die Geschichte von Burg und Dorf Gelchsheim eng mit der Geschichte des Deutschen Ordens verknüpft.
Im Bauernkrieg wurde die alte Wasserburg 1525 von durchziehenden ortsfremden Bauern erstürmt, ausgeplündert und zerstört. Das Oberamt des Deutschen Ordens in Mergentheim errichtete auf den Fundamenten der alten Veste einen neuen Schlossbau, der jedoch nicht mehr so stark bewehrt wurde wie die frühere Wasserburg. So entfiel z.B. der Bau eines Rundturmes und einer Zugbrücke. In der Mitte des 17. Jahrhunderts wurde die Feste zu einem dreiflügeligen Schloss ausgebaut. Die Gesamtanlage blieb wie die alte Burg mit einem Ringgraben umgeben, über den an der Ostseite eine gemauerte Brücke an Stelle der alten Zugbrücke führte; außerhalb des Ringgrabens befanden sich die Zehntscheune, der Speicher und Nebengebäude für die Landwirtschaft. Das Deutschherrenamt blieb auch weiterhin mit einem Amtmann (Vogt) besetzt; es bildete ab 1668 ein selbständiges Außenamt, das direkt dem Hoch- und Deutschmeister in Mergentheim unterstand.
Nach der Auflösung des Deutschen Ordens durch Napoleon im Jahre 1809 gingen die Schlossanlage und das landwirtschaftliche Gut in Privatbesitz über, unter anderem an Theodor und Gerhard Carl vom Rath, die hier fünf Jahre lang die Zuckerfabrik Gelchsheim betrieben. Am 14. April 1910 kaufte der Ökonomierat Georg Heil aus Tückelhausen das Schloss und Gut Gelchsheim und baute unter Leitung des Architekten Fritz Saalfrank anstelle der alten Obergebäude, die abgerissen wurden, in den Jahren von 1918 bis 1921 ein herrschaftliches Landhaus mit Nebengebäuden, das heutige Schloss Gelchsheim. Auch dieser dritte Bau zeigt in der Anlage die Ausmaße der ursprünglichen Wasserburg, blieben doch die Fundamente bei allen baulichen Veränderungen bestehen. Der Einzug der Familie Heil in das neue Heim am 28. Juni 1921 wurde durch schlechten gesundheitlichen Zustand von Georg Heil getrübt. Heil, der an einer Herzkrankheit litt, erlebte noch mit, wie am 31. August 1921 aus Anlass der Hochzeit seiner Tochter Emma mit dem Kapitänleutnant Carl Fenner (1893-1941) sein neues Anwesen festlich erstrahlte, allerdings verschlechterte sich das Befinden von Georg Heil wenige Tage nach der Hochzeit und er verstarb 55-jährig am 9. September 1921. Die Inflation 1923 und die nachfolgende Weltwirtschaftskrise führten dazu, dass der Unterhalt des Schlosses durch die Erträge des Gutes nicht mehr finanziert werden konnte, so dass die Familie Heil in das Wohnhaus des Gutshofes zog.
Nachdem das Gebäude nach 1931 längere Zeit leer gestanden hatte, erwarb 1938 die NSDAP das Gebäude mit dem rund zwei Hektar großen Park und richtete die unterfränkische Parteischule „Gauschulungsburg Florian Geyer“ dort ein, die am 25. Juni 1939 vom unterfränkischen NSDAP-Gauleiter Otto Hellmuth als „neues Bollwerk nationalsozialistischen Geistes“ eröffnet wurde. Bereits 1935 wurde zwischen den Orten Gelchsheim und Oellingen der Fliegerhorst Gelchsheim der Luftwaffe gebaut. Diesem Flugplatz fielen Teile der besten Äcker des Gutes zum Opfer. 1945 kamen Schloss und Parkanlagen in den Besitz der staatlichen Vermögensverwaltung und wurden von 1946 bis 1954 der Bayerischen Landpolizei als Landpolizeischule zur Verfügung gestellt. Danach wurde das Schloss als „Regierungsflüchlingslager“ zur Unterbringung für Heimatvertriebene und „Sowjetzonenflüchlinge“ bereitgestellt.
In der Zeit von 1962 bis 1971 blieb der Komplex ungenutzt bis Freia Rothe das Schloss, das inzwischen in einem ziemlich desolaten Zustand war, kaufte und dort ein Pflegeheim für Schwerbehinderte einrichtete. In den knapp 29 Jahren ihres Wirkens gelang es der neuen Eigentümerin, dem Schloss seinen ursprünglichen Glanz zurückzugeben und das Anwesen um weitere Gebäude zu erweitern.
Heutige Nutzung
Im Frühjahr 2012 wurde das Schloss verkauft und dient jetzt einer Privatklinik für Naturheilverfahren im Sinne Hildegard von Bingens als Domizil.
Bauten
Das ehemalige Schloss besteht aus einem Hauptbau mit Nebentrakten und einem Pavillon. Dazu gehört eine Bogenbrücke aus dem Jahr 1920 und ein Gutshof. Die Zufahrt verfügt über ein schmiedeeisernes Einfahrtsgitter. Die Gebäude sind von weitläufigen Gartenanlagen eingerahmt.
Baubeschreibung
Der Hauptbau ist ein zweigeschossiger Massivbau mit Eckpavillons mit Walmdächern sowie segmentbogigem Zwerchhaus und Balkon im Stil des Neobarock von Fritz Saalfrank zwischen 1918 und 1921 über älterem Kern der Vorgängerbauten aus dem 14. bis 17. Jahrhundert. Der Westflügel ist ein eingeschossiger Satteldachbau, der Pavillonanbau trägt ein Mansardwalmdach. Die Terrassierung wird von einer Bruchsteinstützmauer aus der Zeit um 1920 umsäumt.
Bildergalerie
Siehe auch
- Baudenkmäler in Gelchsheim
- Fritz Saalfrank
- Hofgut Heil-Fenner (Gelchsheim)
- Historische Befestigungsanlagen in Stadt und Landkreis Würzburg
- Zuckerfabrik Gelchsheim
Quellen und Literatur
- Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler in Gelchsheim, Nr. D-6-79-135-11
- Fred Helmerich: Gelchsheim im Ochsenfurter Gau mit seinen Ortsteilen Oellingen und Osthausen. Hrsg.: Marktgemeinde Gelchsheim im Ochsenfurter Gau, 1985, S. 82-88
- Main-Post: „Schloss Gelchsheim: Ein bewegtes Kapitel der Ortsgeschichte“ (19. Juni 2021)
- Walter Schilling: Die Burgen, Schlösser und Herrensitze Unterfrankens. Echter Verlag GmbH, Würzburg 2012
Weblinks
- Schloss Gelchsheim auf den Internetseiten der Marktgemeinde Gelchsheim
- Internetseiten der Naturheilkundeklinik
- Schloss Gelchsheim im DenkmalAtlas 2.0
Einzelnachweise und Hinweise
- ↑ Siehe hierzu auch: Markus Naser: Rothenburg im Spätmittelalter - Der Aufbau eines reichsstädtischen-rothenburgischen Territoriums. In: Rothenburg ob der Tauber - Geschichte der Stadt und ihres Umlands. Hrsg.: Horst F. Rupp und Karl Borchardt, Konrad Theiss Verlag, Darmstadt 2016, S. 114 ff., ISBN 978-3-8062-2962-2
- ↑ Ochsenfurter Zeitung, Beilage „Rund um den Landturm“ vom 10. Juni 1961