Leighton Barracks

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Ehemaliges Zufahrtstor in der Rottendorfer Straße

Mit Leighton Barracks wird das Gelände der ehemaligen US-Kaserne im Osten Würzburgs bezeichnet. 2008 zogen die Streitkräfte von dem Standort ab. Ein Teil des Areals wird inzwischen von der Universität genutzt. Zudem entsteht hier künftig der neue Stadtteil Hubland. Auf dem Gelände fand die Landesgartenschau 2018 statt.

Vorgeschichte

Die Geschichte begann 1936 mit der Errichtung des Fliegerhorstes Würzburg der Reichs-Luftwaffe als operative Basis. Die Landebahn war eine Graspiste, wo die Flugzeuge je nach Windrichtung starten und landen konnten. Der Flugplatz war während des gesamten Zweiten Weltkriegs in Betrieb. Im April 1945 wurden Würzburg und sein Flugplatz durch die United States Army als Teil der Invasion der Westalliierten erobert.

Geschichte der US-Army in Würzburg

Von 1945 bis September 2008 besaß Würzburg eine Garnison der US-Streitkräfte. Es existierten vier Kasernen, die Emery Barracks (bis 1990), die Hindenburg-Kaserne (bis 1990), die Faulenbergkaserne (bis 2006) und die Leighton Barracks (bis 2008), in denen bis zum Jahr 2006 ca. 6.000 Soldaten mit 3.000 Familienangehörigen angesiedelt waren. Die Leighton Barracks waren von 1945 bis 1955 und von 1996 bis 2006 der Sitz des Hauptquartiers der 1. US-Infanteriedivision, der „Big Red One“, eines gepanzerten Großverbandes in Stärke von vier Brigaden, von denen zuletzt drei in Franken und der Oberpfalz (u. a. Schweinfurt, Kitzingen, Vilseck) und die 4. Brigade in Fort Riley in Kansas stationiert waren. Zuvor waren Teile der 3. US-Infanteriedivision von 1958 bis 1996 sowohl in Würzburg als auch in Schweinfurt, Kitzingen sowie anderen ehemaligen Standorten der US-Streitkräfte in Deutschland stationiert.

Deutsch-Amerikanische Freundschaftswoche

Öffentlich zugänglich war das Gelände unter anderem zur jährlichen Deutsch-Amerikanische Freundschaftswoche, das immer in der ersten Maiwoche jeden Jahres die Würzburger Bevölkerung u.a. mit amerikanischer Eiscreme lockte und das zuletzt 2006 stattfand. [1] Bis zur Schließung der Leighton Barracks waren insgesamt 51.000 GIs auf dem Durchmarsch, dazu zählen auch die ungenannte Zahl der Unterstützungseinheiten, die alle der 1. US-Infanteriedivision unterstellt waren.

Namensgeber

Namensgeber des Militärareals war Hauptmann John A. Leighton, Kommandeur der G-Kompanie des 10. US-Infanterie-Batallions der 4. gepanzerten Infanterie-Division, der im Zweiten Weltkrieg am 19. Juli 1944 fiel. [2] [3]

Militärische Gebäude und Einrichtungen

Das gesamte Areal der Leighton Barracks wurde in Ost-West-Richtung durch eine geteerte Flugzeug-Landebahn durchschnitten.

Nördlich der Landebahn waren die Funktionsbauten der Division. Das Headquarter der Division gleich nach dem Tor links, das Ceremony Field auf der gegenüberliegenden Seite mit täglich zweimaligem Fahnenappell und Trompetensignal. Entlang der Rottendorfer Straße befand sich eine Bibliothek, ein Supermarkt der AAFES (Army and Air Force Exchange Services), eine Filiale von Burger King, die Wache der Military Police, die Feuerwache der Flugplatzfeuerwehr, der Tower und noch einige Funktions- und Verwaltungsgebäude.

Hinter dieser Häuserzeile etwas tiefer liegend befand sich der Exerzierplatz mit dem Recreation Center, der u.a. den Offiziersklub mit Livemusikangebot, ein Restaurant und eine Bowlingbahn beinhaltete. Auf dem Exerzierplatz fand ursprünglich die gesamte Deutsch-Amerikanische Freundschaftswoche statt, bis der dortige Platz zu klein wurde und Teile des Festes auf das Airfield verlagert wurden.

Am hinteren Ausgang des Platzes befanden sich die Sendeanlagen von AFN Würzburg (American Forces Network), des amerikanischen Soldatenrundfunks, eines auch bei Würzburgern beliebten Radiosenders.

PX Shopping Mall

Im Jahre 1996 wurden im Rahmen der AAFES European Strategic Modernization Programm die Leighton Barracks zu einem regionalen Einkaufszentrum für das östliche Deutschland ausgebaut. In diesem Zusammenhang entstand die größte PX Shopping Mall in Europa, die vor allem eigens aus den USA importierte Lebensmittel anbot. Geöffnet waren der Supermarkt und die 14 Zapfsäulen umfassende Tankstelle an sieben Tagen der Woche für 24 Stunden.

Housing Area

Südlich der eigentlichen Kaserne befand sich sogenannte Housing Area mit Wohnblocks für die Mannschaftsdienstgrade und Einfamilienhäusern entlang der Straße Am Galgenberg für höhere Offiziere mit ihren Familien, die Würzburg American Elementary School und die Würzburg American High School und weitere soziale Einrichtungen. 1948 hatte die US-Army in der Stadt 113 Häuser beschlagnahmt. Diese Maßnahmen resultierten aus dem Beschluss der US-Regierung von 1945, den Angehörigen der amerikanischen Truppen und der Militärregierung den Zuzug der Familien zu gestatten. Abhilfe versprach der Beschluss im Jahre 1950, auf dem Galgenberg ein Wohnareal für die amerikanischen Truppen zu errichten, die aus dem Besatzungskostenetat finanziert werden musste. Zunächst wurden nur 256 Wohnungen im Anschluss an die Kaserne errichtet. Insgesamt wurden 1303 Wohneinheiten für die US-Army erstellt, die 1957 die letzten Beschlagnahmungen aufhoben.

Ehrungen und Auszeichnungen

1988 wurde das bayerischen Fahnenband an die 3. US-Infanteriedivision in den Würzburger Leighton Barracks durch Barbara Stamm als Fahnenpatin, damals Staatssekretärin im bayerischen Sozialministerium, in Anwesenheit von Generalmajor Nicholas Krawciw vergeben. [4]

Barbara Stamm und Generalmajor Nicholas Krawciw bei der Vergabe des US-Fahnenbandes

Fotos: © Roland Pleier

Abzug der Streitkräfte

Seit 2004 ist der beabsichtigten Abzug der amerikanischen Soldaten aus Unterfranken bekannt. Anfang 2009 erfolgten die Übergabe der Leighton Barracks. Bis September 2008 zogen alle Streitkräfte der US-Armee ab. Tatsächlich verlegten die US-Streitkräfte schon 2001 ihre Supporteinheiten nach Kuwait. Durch die damalige Bedrohung Husseins sind aus Würzburg die 68-SIG,101MI und Teile der 98 ASG abkommandiert worden, darunter Einheiten aus Schweinfurt, Bamberg, Illesheim und Kitzingen. Die Panzerbattalione aus Baumholder kamen erst später in den Irakkrieg.

Das Gelände im Jahre 2013

Weitere Nutzung

Das Gelände von 134,5 Hektar wurde am 14. Januar 2009 an die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben übergeben. Die Stadt Würzburg plant auf einem Großteil der Fläche Umgestaltungs- und Ausbaumaßnahmen für einen neuen Stadtteil Hubland, der in Zukunft bis zu 4500 Bewohner aufnehmen soll. Der Stadtrat hat dem Rahmenplan für die Baumaßnahmen im April 2011 zugestimmt. [5] 2018 soll angrenzend an das Wohngebiet auf 25 Hektar des Ex-Leighton-Geländes die Landesgartenschau stattfinden.

Einen Teil des Geländes erwarb der Freistaat Bayern zum Ausbau des Universitätscampus am Hubland. Der 39 Hektar umfassende neue Campus Hubland Nord wurde im April 2011 gemeinsam mit dem neuen Hörsaal- und Seminargebäude am Hubland offiziell in Betrieb genommen. [6] Der Campus soll an die geplante Straßenbahnlinie 6 angeschlossen werden. Als Zwischenlösung wurde die Buslinie 10 zum Campus Hubland Nord (Haltestelle Sprachenzentrum) verlängert.

Seit Anfang Dezember 2012 ist die Stadt Würzburg der Besitzer des Kasernenareals. Die Übergabe fand durch die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BIMA) am 7. Dezember 2012 statt. Oberbürgermeister Georg Rosenthal nahm symbolisch den Schlüssel von Frau Sommer (BIMA) in Empfang. [7] Ebenfalls im Dezember gab die Stadt bekannt, dass der Zeitplan des Rahmenkonzepts in den Quartieren des neuen Stadtteils eingehalten werden soll: In der ersten Phase von 2012 bis 2015 sollen bis Ende 2014 die Quartiere I (Am Frauenland), II (Am Leighton Park), III (An der Landebahn) und VII (Skyline Hill, östlich angrenzend an den Uni-Campus Hubland Nord) erschlossen werden. Außerdem sollen in diesem Zeitraum die Sporthalle mit Jugendzentrum sowie ein Stadtteilzentrum im Tower hergestellt sowie Bauflächen vermarktet werden. In der zweiten Phase von 2016 bis 2019 geht es um die Planung und Durchführung der Gartenschau sowie den Bau der Straßenbahnlinie 6. Außerdem soll zur Gartenschau im Wohnquartier an der Landebahn einer erste Wohnzeile fertiggestellt sein. Nach Ende der LGS sollen die Quartiere II, III und VI vervollständigt werden. In der dritten Phase nach 2019 sollen die Quartiere IV und V entwickelt werden sowie noch übrige Bauflächen vermarktet werden. Die Fertigstellung der Quartiere IV und V ist bis 2021 bzw. 2024 vorgesehen. [8]

Straßenverzeichnis

Die Straßen auf dem Gelände des Leighton Barracks wurden ursprünglich mit amerikanischen Namen (insbesondere Namen früherer US-Präsidenten) belegt. Im Zuge der Konversion zu Campus und Wohngebiet werden sie wie folgt umbenannt:

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise und Erläuterungen

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