Gartenstadt Keesburg
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Die Gartenstadt Keesburg ist eine Wohnsiedlung auf dem Neuberg im Süden des Stadtbezirks Frauenland. Der alte Kern der Siedlung wurde zwischen 1927 und 1938/1939 unter dem Namen Hindenburg-Siedlung als Gartenstadt erbaut. [1] Ein Teil der Wohngebäude wurde unter Stadtbaurat Hubert Groß in den Jahren 1936 bis 1938 in Form von Reihenhäusern mit zugehörigen Gärten errichtet. Im September 1950 wurde die Wohnsiedlung in Gartenstadt Keesburg umbenannt.
Namensgeber und Geschichte
Kees-Burg
Nachdem der Maurermeister Joseph Georg Kees († 1823) aus Gaubüttelbrunn rund zehn Jahre in Würzburg gewohnt hatte und zu Wohlstand gekommen war, erbaute er sich in den Jahren 1811/1812 [2] einen Sommersitz in überschaubarer Größe inmitten seiner neu erworbenen Ländereien südwestlich des Galgenbergs im Bereich der Flurlage Sanderroth. 1823 verstarb Joseph Kees und seine Witwe verpachtete den Landsitz an Johann Christoph, der unter Kastanienbäumen 1838 eine Gartenwirtschaft eröffnete. Es folgten mit Johann Weiß und dem Ehepaar Rittmann weitere Pächter. 1857 erwarb der Privatier Bernhard Roth von Kees-Enkelin Apolonia Hetz das Anwesen. Dazu gehörten nach einer Erweiterung 1859 durch Roth und dem nachfolgenden Eigentümer Georg Popp ein Wohnhaus (Herrenhaus mit Mansarddach), eine Scheune, Gewölbekeller und ein doppelter Schweinestall, die als Vierseithof (Vierung) [1] um einen durch einen Torbogen erreichbaren Innenhof angeordnet waren. [2] Der Name Keesburg, der heute die gesamte Gartenstadt bezeichnet, entstand, weil die ursprünglich alleinstehenden Gebäude aus der Ferne wie eine Burg wirkten („Kees-Burg“, „Keesburg“, gelegentlich auch „Käsburg“ – die Schreibweise des Nachnamen änderte sich öfter). Es folgten weitere Eigentümer- und Pächterwechsel, zuletzt pachteten Katharina Hunsinger und Sohn Hans-Heinrich das Anwesen.
Hindenburg-Siedlung
Ab 1927 entstand nördlich der „Keesburg“ in mehreren Abschnitten die Hindenburg-Siedlung. Die Häuser der Hindenburg-Siedlung bildeten eine Heimstättensiedlung für Kriegsbeschädigte, kinderreiche Familien und andere sozial Benachteiligte.
- ► siehe Hindenburg-Siedlung
Gartenstadt Keesburg
Im September 1950 erfolgte die Umbenennung der Hindenburg-Siedlung in Gartenstadt Keesburg. Einher ging mit der Umbenennung ein massiver Ausbau des Stadtteils mit weiteren Wohnhäusern: Vor 1955 wurden vor allem an Sanderroth-, Schanz- und Bodelschwingstraße Doppel- und Reihenhäuser errichtet – die Siedlung dehnte sich außerdem in Richtung Süden an Matthias-Ehrenfried-Straße, Cronthalstraße und Fröbelstraße aus. Es handelte sich um ein- und zweistöckige Gebäude mit Gartenanlagen, die ab der Cronthalstraße nicht mehr streng symmetrisch angeordnet waren. Ein Name, der fest in Verbindung mit der Gartenstadt Keesburg steht, ist Anton Mokroß: Der Stadtbaurat stellte 1950 den Bebauungsplan auf, mit dem 1.400 neue Wohnungen realisiert werden sollten. Die Pläne sahen ursprünglich eine als Allee ausgeführte Ringstraße vor, die mit der gebogenen Matthias-Ehrenfried-Straße zwar begonnen wurde, aber letztendlich in dieser Form nicht umgesetzt wurde. [3] Auch Sondervorschriften wie Heckengröße, Tierhaltung, Gestaltung etc. wurden schon bald wieder fallen gelassen.
Vom 29. November 1954 bis 30. September 1955 wurde unterdessen das alte Gut mitsamt Gewölbekeller abgerissen und 1958 mit dem Gebäude in der Hans-Löffler-Straße ersetzt, das gegenwärtig das griechische Restaurant Akropolis zur Keesburg beherbergt. Zeugen des einstigen Landsitz sind die im Biergarten des Restaurants stehenden, alten Kastanien und ein im Sommer 2012 zum 200. Jubiläum des Stadtteils eingeweihter Keesburg-Gedenkstein in der Hans-Löffler-Straße. [2]
In den 1950er Jahren wurde die Gartenstadt Keesburg in südliche Richtung erweitert. Teil der Erweiterung war unter anderem die Polizei-Siedlung. In den 1960er und 1970er Jahren dehnte sich die Siedlung vor allem nach Osten bzw. Südosten aus – so entstanden beispielsweise in den 70er Jahren die Gebäude des Studentenwohnheims an der Peter-Schneider-Straße, die mittlerweile modernisiert und teilweise durch Neubauten ersetzt wurden. Jüngste Bautätigkeiten gab es vor allem am Abtsleitenweg, darüber hinaus entsteht das kleine Neubaugebiet „Am Rebenbogen“ an der Ilse-Trotzke-Straße.
Siedlungshäuser An der Sternwarte aus den 1960er Jahren
Einrichtungen
- Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt (Sanderheinrichsleitenweg)
- Goethe-Kepler-Schule
- Freie Waldorfschule Würzburg
- Volkssternwarte Würzburg
- Goldenes Kinderdorf
- Studentenwohnheim Peter-Schneider-Straße
- Studentenheim Karlsburse
Kirchen
- Auferstehungskirche (evangelisch-lutherisch)
- St. Alfons (katholisch)
Vereine
- Siedlervereinigung Würzburg Sieboldshöhe 1952 e.V.
- Markttreff Keesburg e.V. (Werbegemeinschaft von Betrieben der Gartenstadt Keesburg) [2]
- Sammlergemeinschaft Keesburg (Münzen, Geldscheine, Ansichtskarten - kein eingetragener Verein!) [3]
- Post-SV Würzburg e.V.
- Schwimmverein Würzburg 05 e.V.
- Kind und Familie e.V. als Träger des Goldenen Kinderdorfes
- Volkssternwarte Würzburg e.V.
Einzelhandel
In der Gartenstadt Keesburg gibt es noch ein begrenztes Angebot an Einzelhandelsbetrieben. Diese befinden sich vor allem in der Hans-Löffler-Straße. Mit dem Markttreff Keesburg e.V. haben die Einzelhändler eine eigene Werbegemeinschaft. In der Hans-Löffler-Straße befand sich bis 2015 außerdem eine Kupsch-Filiale. Der Supermarkt wurde abgerissen und durch ein größeres Wohnhaus ersetzt.
Sehenswertes
- Turm der Volkssternwarte Würzburg, im Umfeld eine steinerne Himmelkugel mit Merkierung der Sternbilder.
- Informationsstelen des Planetenwegs.
- Sieboldbrunnen
Grünanlagen
- Begrünung am Oberen Neubergweg mit Spiel- und Bolzplatz
- Sieboldswäldchen (im Norden angrenzend)
ÖPNV
Die Gartenstadt Keesburg wird seit Mai 1950 durch die Buslinie 6 (Stadtmitte - Gartenstadt Keesburg) erschlossen. Aufgrund der Gaststätte Sieboldshöhe, die in der Anfangszeit noch die Endhaltestelle war, wurde für diese Buslinie lange Zeit die Zielbezeichnung Sieboldshöhe verwendet, wobei die eigentliche Sieboldshöhe nur das Areal nördlich bzw. nordöstlich der Gartenstadt Keesburg bezeichnet. Erst 1994 wurde die Zielbezeichnung der Linie 6 korrigiert zu Gartenstadt Keesburg. Sie hält an folgenden Haltestellen: Haltestelle Sanderrothstraße - Haltestelle St.-Alfons-Kirche - Haltestelle Hans-Löffler-Straße (Endhaltestelle mit Wendeschleife). Darüber hinaus hält an der Haltestelle Fachhochschule die verlängerte Buslinie 114.
Unterwegs in Würzburg (Video)
„Stadtteilspaziergang Gartenstadt Keesburg in Würzburg“ von wuerzburg-fotos.de (28. November 2021)
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Siehe auch
Literatur
- Erwin Schmollinger: Geschichte und Chronik der Keesburg und ihrer Umgebung. Würzburg, 2013, Eigenverlag. (erhältlich bei Papierwaren Schmollinger, ausleihbar in der Universitätsbibliothek und Stadtbücherei Würzburg)
Quellen
- Stadtheimatpfleger Hans Steidle: Projekt Gartenstadt/Kolonie im Kontext der LGS 2018
- Angaben von Heimatforscher Erwin Schmollinger
Weblinks
- Fotos und Informationen auf www.wuerzburg-fotos.de
- Main-Post: „Ein Stadtteil feiert Geburtstag“ (14. Juni 2012)
- Stadtheimatpfleger Hans Steidle: Projekt Gartenstadt/Kolonie im Kontext der LGS 2018
Einzelnachweise
- ↑ Wikipedia: Gartenstadt
- ↑ 2,0 2,1 2,2 Main-Post: „Ein Stadtteil feiert Geburtstag“ (14. Juni 2012)
- ↑ Stadt Würzburg (Hrsg.): Würzburg 1945-55, Würzburg 1950, S. 106.