Hindenburg-Siedlung

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Siedlungshäuser in der Kettelerstraße

Die Häuser der Hindenburg-Siedlung bildeten eine Heimstättensiedlung für Kriegsbeschädigte, kinderreiche Familien und andere sozial Benachteiligte in der Gartenstadt Keesburg.

Basisfinanzierung und Namensgeber

Namensgeber war Reichspräsident Paul von Hindenburg, der 1927 anlässlich seines 80. Geburtstag mit einer Spende („Hindenburg-Spende“) an die Stadt Würzburg den Bau der Siedlung ermöglichte und letztendlich auch deren Namensgeber wurde. Das Geld hatte Hindenburg von der Bevölkerung zu seinem Geburtstag erhalten.

Geschichte und Entwicklung

Hindenburg-Siedlung 1

4er-Karte der Hindenburg-Siedlung (1940)

Nach 1927 entstand nördlich der „Keesburg“ an der Nordseite der Damaschkestraße die Hindenburg-Siedlung 1 (auch als Hindenburg-Heimstätten bezeichnet). Dieser erste Teil umfasste fünf zweigeschossige Doppelhäuser an der Damaschkestraße und ein ebenfalls zweigeschossiges Reihenhaus am westlichen Straßenende hin zur heutigen Sanderrothstraße (heute mit nachträglich angebautem Blumenladen), also einen L-förmigen Grundriss. Markant waren die Jägerzäune [1] aus Holz, die man teilweise heute noch vorfindet. [1] Die Grundstücke wurden von der Stadt den Bauherren im Erbbaurecht [2] (ohne Erbpacht) über 90 Jahre (1928–2018) zur Verfügung gestellt. Da die Nachfrage größer als das Angebot war, erfolgte eine Auswahl unter bestimmten Kriterien. Es handelte sich um sogenannte Kinderreiche und Kriegsbeschädigte. Die Häuser wurden 1928 gebaut und bezogen und kosteten zusammen 304.000 Reichsmark.

Erweiterung Hindenburg-Siedlung 2

1929 wurde die Siedlung durch die Häuser der GAGFAH (Gemeinnützige Aktien-Gesellschaft für Angestellten-Heimstätten) ebenfalls an der heutigen Sanderrothstraße erweitert: Es handelte sich um zwei Reihenhäuser mit zehn Heimstätten mit den heutigen Anschriften Sanderrothstraße 15-23 (östliche Straßenseite) und Sanderrothstraße 25-33 (ebenfalls Ostseite). Die GAGFAH-Häuser kosteten 19.000 Reichsmark. 1930/1931 wurde die Wohnsiedlung um den Abschnitt Hindenburg-Siedlung 2 erweitert: Der Abschnitt umfasste die drei Wohnblöcke Schanzstraße 2-12 (gerade Nummern, Westseite), Schanzstraße 1-11 (ungerade Nummern, Ostseite) und Bodelschwinghstraße 2-12 (gerade Nummern, Westseite). Die Häuser wurden 1931 bezogen, die Baukosten betrugen 226.897 Reichsmark. 1932 entstand das Haus mit der heutigen Anschrift Sanderrothstraße 1.

Erweiterung Sanderrothstraße

Sanderrothstraße (1958)

1934 wurde die Gemeinnützige Baugesellschaft für Kleinwohnungen e. G. gegründet. Der Zusammenschluss aus Stadt und privaten Investoren übernahm fortan die Bautätigkeiten. Im Anschluss an die Hindenburg-Siedlung wurden unter Stadtbaurat Hubert Groß weitere Häuser errichtet. Der Name Hindenburg-Siedlung wurde auf diese übertragen, obwohl es keinen Zusammenhang zu der Hindenburg-Spende gab. 1936 wurde mit fünf zweigeschossigen Doppelhäusern an der Schanzstraße (Hausnummern 14/16, 18/20, 13/15, 17/19 und 22/24) begonnen, die wie alle anderen Häuser auch mit großen Gärten umgeben waren. Bezogen wurden die Häuser im Januar 1937. Bei den neuen Bewohnern der genannten Hausnummern handelte es sich mit Ausnahme von Hausnummer 15 um frühere Siedler aus der Rottendorfer Straße der Kriegersiedlung Galgenberg, die zwangsumgesiedelt wurden. 1939/1940 kam das Doppelhaus Schanzstraße 21/23 hinzu – hierbei handelte es sich nicht um Zwangsumgesiedelte. [2]

An der Sanderrothstraße realisierte die Gesellschaft ab November 1936 vier große, zweistöckige Wohnblocks, die pro Block 12 Wohnungen umfassten (insgesamt somit 48 Wohnungen). In der Literatur wird in diesem Zusammenhang oft von zwölf Häusern mit je vier Wohnungen gesprochen, was im Hinblick auf die Hausnummern zwar korrekt ist (jeweils drei je Block), sich im Gegensatz zu den anderen Reihenhäusern baulich allerdings nicht bemerkbar macht (z. B. gegliederte Fassade, unterschiedliche Farbgestaltung etc.). Die Einweihung der Wohnungen an der Sanderrothstraße war im Frühjahr 1937. [3]

Erweiterung Kettelerstraße

Zeitlich parallel entstanden an der damaligen Bauriedl-Straße (heute: Kettelerstraße) ab 1936 36 kleine Siedlungshäuser mit 72 Wohnungen und kleinen Gärten. Richtfest war im Januar 1937[3] Eine Besonderheit ist, dass die Häuser an der Westseite der Straße ganz nah an die schmale Kettelerstraße herangebaut wurden (die Gehsteige grenzen beinahe an die Haustüren), während man auf der Ostseite Platz gelassen hat. Die Kleinhäuser stehen gepaart oder vierfach als Reihenhaus zusammen. Lediglich ein Vierer-Reihenhaus (Kettelerstraße 1/3/5/7) wurde Ende der 1990er Jahre abgerissen und 1998 durch eine moderne Wohnanlage ersetzt, ansonsten sind die Häuser im Originalzustand erhalten und stehen – im Gegensatz zum Rest der Hindenburg-Siedlung – unter Denkmalschutz.

Weitere Planungen

1939 wurden unter Groß weitere Häuser an der Bodelschwinghstraße gebaut – die eigentlichen Pläne konnten jedoch aufgrund des Zweiten Weltkriegs nicht komplett realisiert werden. So haben Baupläne beispielsweise an der Schanzstraße einen Platz vorgesehen, der letztendlich nie realisiert wurde.

Bildergalerie

Siehe auch

Quellen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Peter Moser: Würzburg. Alltag in schwerer Zeit (1933–45). Babenberg Verlag, Bamberg, 2003, S. 87
  2. Erwin Schmollinger: Geschichte und Chronik der Keesburg und ihrer Umgebung. Würzburg, 2013, S. 102 / 103
  3. 3,0 3,1 Annemarie Brenner: Die sozialen Aktivitäten der Nationalsozialisten in Würzburg. Würzburg, 1985, S. 31 ff.
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