Volkssternwarte Würzburg
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Die Volkssternwarte Würzburg ist eine von einer amateurastronomischen Vereinigung betreute Sternwarte. Sie befindet sich auf dem Gelände der Johannes-Kepler-Schule im Frauenland. Ihre geografische Lage beträgt 9° 57' 34,5“ östliche Länge und 49° 46' 33,4“ nördliche Breite, Höhe 271 m über Normalnull.
Geschichte
In der Zeit der Aufklärung begann man bereits 1657 unter Fürstbischof Johann Philipp von Schönborn auf der Festung Marienberg mit der Himmelsbeobachtung. 1757 errichtete Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim die erste Würzburger Sternwarte im Turm der Neubaukirche - dort im zweiten Turmgeschoss. Eng verbunden ist mit dieser Beobachtungsplattform der Name Franz Huberti: Der Professor der Mathematik und Astronomie an der Universität Würzburg beschaffte die Instrumente und Uhren und leitete mehrere Jahrzehnte die Sternwarte. Überlieferungen zu Folge soll er fast ständig auf dem Turm gewohnt haben. Vom Turm beobachtete er unter anderem am 6. Juni 1761 den Venus-Vorübergang vor der Sonne. 1907 brach in der Sternwarte unter Prof. Georg Rost mit neuen Instrumenten eine neue Ära an. 1927/1928 konnte eine weitere Sternwarte auf dem Westflügel der Sanderuni mit drehbarer Kuppel und 20 cm Refraktor errichtet werden. Die „Neue Sternwarte“ bzw. „Universitätssternwarte“ bot beste Voraussetzungen für die örtliche Astronomie.
Einen herben Rückschlag erlitt die Würzburger Himmelsbeobachtung jedoch am 16. März 1945: Beide Observatorien wurden zerstört, mit ihnen viele Aufzeichnungen und etwa 3.000 fotografische Platten. Bereits kurz nach dem Krieg bemühte sich Otto Volk, Professor für Mathematik und Astronomie, um einen Wiederaufbau. 1961 wurde unter seiner Leitung eine Notsternwarte auf der Kanzel des Hof Oberfrankfurt (Wohnhaus von Balthasar Neumann) in der Franziskanergasse eingerichtet. Die Ausstattung war sehr einfach und umfasste einige Instrumente. Bald begannen aber unter seiner Initiative die Vorarbeiten und Planungen für eine „Sternwarte auf der Keesburg“. Die Lage auf der Anhöhe bot ideale Voraussetzungen: Weder störte der Nebel im Talkessel, noch die Lichtverschmutzung durch die Stadt den Blick auf den Horizont. 1964 erfolgte der erste Spatenstich. Nach zweijährigem Bau wurde im Mai 1966 die Sternwarte an der Johannes-Kepler-Straße eingeweiht. Die Baukosten von 178.000 DM wurden von Stadt und Universität getragen. Otto Volk gilt in Würzburg durch sein Engagement als „Vater der Sternwarte“. Bei den Würzburgern erfreute sich die neue Sternwarte großer Beliebtheit: Viele Besucher nutzten das neue Angebot und bekamen einen Einblick in die Himmelsbeobachtung. 2007 wurde die Sternwarte zuletzt teilweise saniert (Austausch der Fenster). 2015 erhielt das Gebäude einen neuen Verputz. 2016 wurden in der Beobachtungskuppel ein Schmidt-Cassegrain-Teleskop mit 35,6 cm Öffnung und 3,92 m Brennweite sowie ein Refraktor der Firma Carl Zeiss mit 13 cm Öffnung und 1,92 m Brennweite durch neues Beobachtungsequipment ersetzt.
Verein Volkssternwarte Würzburg
Am 10. Juni 1985 wurde unter der Leitung von Elmar Ullrich und Hermann Frick der Verein Volkssternwarte Würzburg e.V. gegründet. Ziel des Vereins ist die Verbreitung von astronomischem Wissen in der Bevölkerung. Auf dem Gelände der heutigen Goethe-Kepler-Grundschule wurde ab 1992 die Sternwarte angemietet, bereits seit 1987 wird eine 140 m² große Beobachtungsplattform auf dem Dach genutzt. Der Verein bietet regelmäßig astronomische Vorträge, thematische Führungen, Kinderführungen und öffentliche Himmelsbeobachtungen an. Von der einfachen Mond- und Planetenbeobachtung über den Teleskopbau bis hin zur Entdeckung neuer Kleinplaneten bietet dieses Hobby für jeden etwas. Am 7. Mai 2011 weihte der Verein den Planetenweg ein.
Bauwerk
Die Sternwarte ist ein typischer Rundbau mit 6,8 m Außendurchmesser und 10 m Höhe, darunter befindet sich noch ein Kellergeschoss. Gekrönt wird der Turm von der 3,1 m hohen und mit Aluminium verkleideten Holzkuppel, die drehbar gelagert ist. Der Kuppelraum weist einen Innendurchmesser von 6,0 m auf und liegt 8,4 m über dem Gelände. Zentral durchs Gebäude verläuft der 80 cm durchmessende und 11 m hohe Rundpfeiler, der am oberen Ende die Teleskopmontierung trägt. Mit dem Schulgebäude, auf dem sich die 140 m² große Beobachtungsplattform befindet, ist die Sternwarte durch einen 33 m langen überdachten Gang verbunden. [1]
Instrumente
Den 50. Geburtstag der Sternwarte hat der Verein Volkssternwarte Würzburg e.V. zum Anlass genommen, 2016 die in die Jahre gekommene Beobachtungstechnik auf den neuesten Stand zu bringen: Ein Meade 16 Zoll ACF Spiegelteleskop und ein 160/1600 mm Doublet APO-Chromat Linsenteleskop der Astromanufaktur wurden auf einer neuen Montierung mit GoTo-Steuerung (quasi ein Navigationssystem für die Beobachtung des Sternenhimmels) platziert. [1] Der in geringer Auflage produzierte APO-Chromat - insgesamt gibt es davon nur fünf Stück - ist zuständig für brillante Bilder von Mond und Planeten. Das neue Spiegelteleskop kann so viel Licht sammeln, dass auch auf diesem von der Lichtverschmutzung her nicht optimalen Standort, großartige Einblicke in das „tiefe Universum“ gewonnen werden können. Galaxien, Sternhaufen und planetarische Nebel – Überbleibsel eines Sternentodes – lassen sich mit der GoTo-Montierung im anspruchsvollen Führungsbetrieb problemlos einstellen. Ein kleines Sonnenteleskop rundet das komplett neue Beobachtungsequipment in der Sternwarte Würzburg ab. Für das große Technik-Upgrade wurden Spendeneinnahmen und Sponsorengelder von über 36.000 Euro eingesetzt. So konnten unter anderem über eine Sterntaler-Spendenaktion Sterne mit Namensgravuren erworben werden, deren Erlös in die neue Ausrüstung investiert wurde. Das neue Equipment bietet den Besuchern der Sternwarte in den kommenden Jahren attraktive Beobachtungsmöglichkeiten auf dem neuesten Stand der Technik. [1]
Auf der Beobachtungsplattform werden bei Bedarf diverse transportable Teleskope aufgebaut. Auf dem Gelände befindet sich ein Radioteleskop mit drei Meter Durchmesser, das derzeit (Februar 2019) jedoch nicht betriebsbereit ist.
Siehe auch
Weblinks
- Webseite des Volkssternwarte Würzburg e.V.
- Facebook-Seite des Volkssternwarte Würzburg e.V.
- Main-Post: Bild vom Bau der Sternwarte (1963/1964)
- Otto Volk auf history.didaktik.mathematik.uni-wuerzburg.de
Quellen
- Erwin Schmollinger: Geschichte und Chronik der Keesburg und ihrer Umgebung. Würzburg 2013, S. 183 ff.