Siegmund Ruschkewitz
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Siegmund Ruschkewitz (geboren am 6. Februar 1871 in Danzig; gestorben vermutlich 17. Oktober 1940 im Mittelmeer vor Kreta) war Besitzer des gleichnamigen Kaufhauses in der Schönbornstraße 3.
Familiäre Zusammenhänge
Im Jahr 1898 heiratete er seine erste Ehefrau Johanna, geb. Lindemann.Gemeinsam hatten sie drei Söhne: Max (1899-1930), Fritz (1901-1967), der sich später Peretz nannte und Ernst (1903-1945). Seine Frau verstarb jedoch kurz nach der Geburt ihres dritten Kindes. 1905 ging Ruschkewitz mit Mina Metzger seine zweite Ehe ein. Diese gebar 1907 den vierten Sohn Hans (1907-1989), der seinen Namen später zu Joseph Rush änderte.
Leben und Wirken
Siegmund Ruschkewitz war seit 1898 in Würzburg ansässig. Noch im selben Jahr gründete er das Kaufhaus Ruschkewitz, das sich zunächst am Dominikanerplatz befand und später in der Schönbornstraße 3 aud dem Gelände der heutigen Galeria Kaufhof.
Als die Würzburger im Jahre 1914 die 100-jährige Zugehörigkeit Frankens zu Bayern mit einer Gartenschau feierten, fand Ruschkewitz Gefallen an dem Brunnen von Arthur Schleglmünig, den er schließlich kaufte und der Stadt Würzburg schenkte. Der Ruschkewitzbrunnen steht heute noch im Ringpark nahe dem Studentenhaus. 1931 eröffnete er ein mit dem Wohlwert-Konzern (Woolworth Deutschland) verbundenes Einheitspreisgeschäft in der Eichhornstraße 5, um die Konkurrenz dieses neuen Typs von Billigpreismärkten abzuwehren (60 Angestellte in 15 Abteilungen).
Im Zuge der „Arisierung“ jüdischer Firmen erwarb der Jungunternehmer Josef Neckermann 1935 von Siegmund Ruschkewitz dessen Textilkaufhaus in Würzburg sowie das Niedrigpreisgeschäft Merkur mit insgesamt 130 Angestellten und 60 Außendienstmitarbeitern. Der Kaufpreis lag weit unter Wert, doch vor dem Hintergrund der kurz zuvor erlassenen Nürnberger Gesetze blieb Ruschkewitz kaum eine andere Wahl, als am 25. Oktober 1935 seine Unterschrift unter den Kaufvertrag zu setzen.
Zusammen mit seiner Ehefrau zog Siegmund Ruschkewitz im Februar 1936 nach Berlin. Von dort aus versuchten sie nach Palästina zu emigrieren. Beide starben im Oktober bzw. November 1940 auf einem illegalen Flüchtlingsschiff, dem die Landung in Palästina verweigert wurde, an Typhus und wurden in Heraklion auf Kreta beerdigt.
Posthume Würdigung
Ihm zum Gedenken wurde 2006 in der Schönbornstraße 3 ein Stolperstein verlegt.
Siehe auch
Quellen
- Roland Flade: Die Würzburger Juden. 2. Aufl., Stürtz-Verlag, Würzburg 1996, S. 212, 221f, 234, 327, 369f.