St. Bartholomäus (Kist)

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Katholische Pfarrkirche St. Bartholomäus in Kist
Blick in das Kirchenschiff und auf die Altäre

Die heute existierende Pfarrkirche St. Bartholomäus wurde Ende des 19. Jahrhunderts im neoromanischen Stil errichtet und am 14. Juli 1872 eingeweiht.

Lage

Die katholische Pfarrkirche liegt in der Ortsmitte von Kist an der Oberen Dorfstraße.

Patrozinium

Die Pfarrkirche ist dem hl. Bartholomäus (* Anfang des 1. Jahrhunderts in Kana, † um 51 (?) in Armenien (?)) geweiht, einem Apostel Jesu und Märtyrer. Er war laut Markusevangelium (Mk 3, 14 - 19) einer der zwölf Jünger Jesu. Patrozinium ist am 24. August.

Geschichte der Pfarrgemeinde

Ursprünglich gehörte Kist zur Urpfarrei Tauberbischofsheim, ehe es 1423 zu einer eigenen Pfarrei erhoben wurde. In jedem Fall aber bestand diese erste Pfarrei spätestens seit 1487, da in jenem Jahr die Pfarrei Kist als die östlichste im Landkapitel Taubergau des Erzbistums Mainz ausgewiesen war, zu welchem sie bis nach dem Dreißigjährigen Krieg 1656 gehörte. In der Folge bestand eine Rechtsunsicherheit über den Status der Gemeinde. Verbürgt ist, dass ab 1780 Kapläne der Pfarrei St. Martin (Kleinrinderfeld) als Seelsorger in Kist tätig waren. Klarheit bringt ein Schreiben der königlichen Regierung von Unterfranken und Aschaffenburg vom 3. Mai 1870: „Die angebliche Filialeigenschaft der Kirche zu Kist stellt sich als unbegründet dar. Nach der Bestätigung des bischöflichen Ordinariates vom 15. Juli 1854 war die spätere Vereinigung von Kist mit Kleinrinderfeld eine Vereinigung auf Rechtsgleichheit, durch welche die vorher bestandenen rechtlichen Verhältnisse eine Änderung nicht erlitten, infolge dessen für Kist auch noch immer ein eigenes Pfarrsiegel und eigene Pfarrmatrikel besteht und der Pfarrer von Kleinrinderfeld sich noch bis in die neueste Zeit „Pfarrer von Kleinrinderfeld und Kist“ genannt habe“. Legt man diese Ansicht einer Vereinigung auf Rechtsgleichheit zugrunde, welche im 17. Jahrhundert erfolgt sein soll, kann mithin davon gesprochen werden, dass in jener Zeit noch zwei eigenständige Pfarreien bestanden und der Pfarrer von Kleinrinderfeld in Personalunion auch Pfarrer von Kist war, der Pfarrei Kist aber gleichwohl ein Kaplan zugeordnet war. Nachdem die Gemeinde im Jahr 1890 den Status einer Expositur[1] erhielt und als solcher der Pfarrei St. Martin zugeordnet war, erlangte sie 1952 wieder ihre rechtliche Selbstständigkeit.

Baugeschichte

Eine erste Kirche dürfte bereits um das Jahr 900 existiert haben und den Heiligen Kilian, Kolonat und Totnan geweiht gewesen sein. Eine zweite Kirche existierte vermutlich bereits um das Jahr 1344, die wohl der Hl. Margarethe geweiht war. Jene Kirche wurde aufgrund ihrer Baufälligkeit ersetzt durch eine ebenfalls der Hl. Margarethe geweihten dritten Kirche, die der damalige Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn ab 1596 errichten ließ, und die im Jahre 1598 eingeweiht wurde. Wohl einziges Überbleibsel dieses Renaissance-Baus ist ein Gedenkstein mit einer Mahnung des Fürstbischofs und der Jahreszahl 1598, die beim Bau der heutigen Kirche im Bereich des Haupteingangs angebracht wurde.

Die heutige Pfarrkirche wurde im 19. Jahrhundert unter dem Rimparer Baumeister Balthasar Schömig im neoromanischen Stil errichtet. Die Grundsteinlegung erfolgte am 5. August 1871, endgültig vollendet wurde der Bau am 1. Oktober 1872. Die feierliche Einweihung des Gotteshauses durch den damaligen Würzburger Bischof Johann Valentin von Reißmann erfolgte bereits am Sonntag, den 14. Juli 1872. Ab 1980 wurde die Kirche einer grundlegenden Renovierung unterzogen, und der ursprüngliche Zustand durch Wiederaufstellen der noch vorhandenen, zuvor eingelagerten Ausstattung annähernd wiederhergestellt. Die so neu gestaltete Pfarrkirche wurde zu ihrem 110-jährigen Jubiläum am 18. Juli 1982 von Paul-Werner Scheele neu konsekriert.

Innenraum

Den Kriegstoten des Ersten und Zweiten Weltkriegs sowie den Deutschen Kriegs von 1866 und Deutsch-Französischen Kriegs von 1870/71 ist eine eigene Kapelle gewidmet zwischen dem Haupteingangstor im Turm und dem durch Glastüren kaum getrennten Kirchenschiff. Wand- und raumbeherrschend erinnert ein in barocken Formen geschnitztes und vergoldetes Epitaph an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs. Dieses trägt als Bekrönung die Figuren der drei Frankenapostel: Heiliger Kilian (Bischof), Heiliger Kolonat (Priester) und Heiliger Totnan (Diakon) (wohl 18. Jahrhundert). Dazu passend sind zwei Schnitztafel mit den Namen der Kister Kriegstoten aus dem Zweiten Weltkrieg neu geschaffen worden. Unter dem Haupt-Epitaph hat auch das gegossene Wappenschild mit den Namen der Kriegsopfer von 1866 und 1870/71 einen Platz gefunden, samt einer Konsole für Schmuck.

Auf der gegenüberliegenden Wand hält der wappengezierte Gedenkstein das Andenken an Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn wach, dem Stifter der Margaretenkirche von 1598.

Sehenswert ist vor allem der Hochaltar, der in der Mitte den Kirchenpatron, links den Hl. Kilian und rechts die Hl. Margarethe, als Kirchenpatrone der Vorläuferkirchen, zeigt. Über dem Hl. Bartholomäus von Carl Behrens befindet sich eine Darstellung des Heiligen Geistes in Gestalt einer Taube. An dieser Stelle befand sich zuvor ein Ölgemälde, das Gott Vater und den Heiligen Geist zeigte. Dieses thront nun über dem Chorbogenkreuz, welches über dem sogenannten Volksaltar hängt. Zwischen Volks- und Hochaltar schwebt das sogenannte „Ewige Licht“, ein Werk des österreichischen Barock, das als Ersatz für das ursprünglich vorhandene Ewige Licht dient.

Die beiden Seitenaltäre zeigen links die gekrönte Gottesmutter mit dem Jesuskind, rechts den Hl. Josef ebenfalls mit dem Jesuskind.

Darüber hinaus sind an den Seitenpfeilern der Kirche sechs weitere Heiligenfiguren angebracht: Die Hl. Anna, Hl. Agnes und Hl. Lioba sowie der Hl. Wendelin, Hl. Aloisius und Hl. Antonius.

Über dem Beichtstuhl an der rückwärtigen Seite befindet sich das Gemälde „Petrus in der Reue“ aus der Schule des flämischen Hofmalers Oswald Onghers. In einer kleinen Nische unterhalb des Aufgangs zur Empore fand eine dem gotischen Original nachgebildete Pieta Platz. Ein Deckengemälde zeigt Jesus als Heiland auf der Weltkugel sitzend.

Eine ursprünglich auf der linken Seite des Kirchenschiffes befindliche Kanzel wurde nach dem Umbau der Kirche in den 1980er Jahren nicht mehr aufgestellt, was mit der veränderten, insoweit beengten Raumsituation begründet wird. [2] Einziges Überbleibsel ist die Taubengestalt des Hl. Geistes vom Schalldeckel der Kanzel, die ihren neuen Platz am Hochaltar gefunden hat (siehe oben).

Bildergalerie

Kirchturm

Historische Innenansicht, 1952

Als „Fingerzeig in den Himmel“ markiert die Spitze des Kirchturms zugleich den höchsten Punkt im Landkreis Würzburg. Nachts ist die Kirche angestrahlt.

Geläut

Das Geläut der Pfarrkirche besteht aus insgesamt vier Glocken: die größte von ihnen, die der Heiligen Dreifaltigkeit gewidmet ist, wurde im Jahr 2000 zur Ergänzung der übrigen bei Albert Bachert in Heilbronn gefertigt und durch Weihbischof Helmut Bauer gesegnet. Drei von ihnen wurden im Sommer 1951 in der Gießerei Friedrich Otto in Bremen gefertigt und am 30. September von Domkapitular Johannes Kötzner geweiht, die als Ersatz für die alten zu Kriegszwecken eingeschmolzenen Glocken gegossen wurden.

  • Josephsglocke: 250 kg, Schlagton: cis
  • Aveglocke: 350 kg, Schlagton: h
  • Christkönigglocke: 600 kg: Schlagton: gis
  • Dreifaltigkeitsglocke: 800 kg, Schlagton: f

Pfarrsprengel

Die Pfarrei St. Bartholomäus ist zuständig für die Gemeinde Kist, Forsthaus Irtenberg, Forsthaus Guttenberg und die Marktgemeinde Reichenberg mit den Gemeindeteilen Albertshausen, Lindflur und Reichenberg mit der Filialkirche Erscheinung des Herrn (Reichenberg).

Seelsorger (Auszug)

Kuratie von Tauberbischofsheim

Bis 1423 gehörte Kist zur Urpfarrei Tauberbischofsheim im Erzbistum Mainz

Pfarrei des Erzbistums Mainz

  • (ab 1423) Fridericus (Leutpriester in Kist)
  • (vor 1512) Konrad Nyckel
  • 15121515: Johann Kleyn
  • 1515-:Balthasar Engel
  • (um 1549) Sigismund Hartmann (Pfarrer von Schönfeld, Pfarrverweser)
  • (um 1625): Bernhard Hausler (Pfarrer von Kleinrinderfeld und Kist)

Kaplanei und ab 1890 Expositur der Pfarrei Kleinrinderfeld

Pfarrei des Bistums Würzburg

Pfarreiengemeinschaft

PG Kreuz Christi.jpg

Die Pfarrei St. Bartholomäus gehört zur Pfarreiengemeinschaft „Kreuz Christi“.

Siehe auch

Quellen und Literatur

  • Friedrich Ebert: Chistesbrunno - Kist. 779 - 1979. Eine Chronik. Vier-Türme-Verlag, Münsterschwarzach 1979
  • Friedrich Ebert: Kirche St. Bartholomäus und Pfarrei Kist. Krug-Druck, Würzburg 1982
  • Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler in Kist, Nr. D-6-79-154-1

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Seelsorgsbezirk ohne eigene Vermögensverwaltung unter Leitung eines Expositus bzw. Pfarrvikars [1]
  2. Konrad Martin: Kirchenführer Pfarrkirche St. Bartholomäus Kist. 2006, S. 7.

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