Gaukönigshofen im Dreißigjährigen Krieg

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Vorgeschichte

Die konfessionspolitischen Spannungen im Heiligen Römischen Reich kumulierten an der Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert und entluden sich im bis dahin verheerendsten bewaffneten Konflikt der frühen Neuzeit. Zwischen 1618 und 1648 tobte in Mitteleuropa der Dreißigjährige Krieg, der zum großen Teil auf deutschem Boden ausgetragen wurde. Auch Franken war als „Kornkammer Deutschlands“ begehrtes Ziel der Heerführer auf beiden Seiten. Vorerst jedoch hatte die Bevölkerung zwischen Main und Tauber keine Kriegsdrangsal zu fürchten. Die Kämpfe fanden weit weg in der Pfalz und Böhmen statt. Der Fürstbischof allerdings ließ die Schatzung [1] anheben, Rekruten für das Landausschussregiment ziehen und seine Festungen Königshofen und Marienberg durch Erdschanzen verstärken. So musste Gaukönigshofen in den Jahren 1621 und 1622 jeweils 15 fl. [2] und 14 kr. Schatzung [3] zahlen, was der doppelten Summe des Friedensfußes entspricht. Von 1621 bis 1624 spielten sich die Kämpfe am Rhein und in der Pfalz ab, berührten Franken also nicht. Dennoch musste auch der Fürstbischof Johann Gottfried von Aschhausen seine Truppen [4] beim kaiserlichen Heer besolden und verpflegen, sodass die Landbevölkerung jedes Jahr Rekruten zu stellen und Schatzung zu entrichten hatten. 1622 war die Pfalz von den Kaiserlichen besetzt und der Winterkönig Friedrich V. vertrieben worden. Seine Kurwürde fiel an Maximilian von Bayern. Die bayerische Rekatholisierung in der Oberpfalz sowie die Übertragung einer protestantischen Kurwürde auf den Katholiken Maximilian erschütterte das gesamte Machtgefüge des Heiligen Römischen Reiches. Mit Christian IV. von Dänemark erhob sich ein neuer Gegner, der sich als Vorkämpfer des Protestantismus in Deutschland generierte.

Für die Niederwerfung der protestantischen Reichsstände sammelte sich im Sommer 1625 ein ligistisches Heer unter dem kaiserlichen Generalissimus Albrecht von Wallenstein bei Schweinfurt. Unter anderem musste das Hochstift Würzburg für die Verpflegung der Truppen aufkommen. So hatte auch Gaukönigshofen seinen Beitrag mit einem Kreuzer und sechs Pfennigen zu bezahlen, zusätzlich zur diesen Jahres geringer ausfallenden Schatzung von 2 fl., 2 kr. und 8 Pf. [5] Hielten sich die Kosten der Schatzung noch gering, musste die Gemeinde im Kriegsjahr 1625 ein Mehrfaches für die Landesdefension aufbringen. So wurde der Ochsenfurter Gau mit Einquartierungen der Truppenteile belegt, die auf dem Weg zum Heerlager nach Schweinfurt waren. In Gaukönigshofen zog im Juli 1625 eine Reiterkompanie unter dem Regiment des Grafen Melchior von Hatzfeld unter. Sie kosteten an Verpflegung nur die Bewirtung der Offiziere, was sich auf 1 fl., 12 kr. und 64 Pf. belief. Weit kostspieliger waren die Musterungen und Übungen der Ausschüsser [6], also der gezogenen Landsoldaten. Bei Gaukönigshofen exerzierte der Ausschuss aus Baldersheim und Bieberehren. Die Kosten für die Bewirtung der Landsoldaten beriefen sich im Sommer 1625 auf 15 fl., 19 kr., 123 Pf. [7] Während des sogenannten dänisch-niedersächsischen Krieges fanden die Kampfhandlungen wiederum weit weg von Franken statt. Gekämpft wurde in Niedersachsen und in Norddeutschland. Jedoch hatten auch die Ortschaften des Ochsenfurter Gaus ihre Schatzungen zu leisten und wiederum Rekruten zu stellen. Für Gaukönigshofen sind im Jahr 1629 1 fl., 6 kr. als Kriegssteuer gelistet. Der Fürstbischof lies derweil alle älteren Waffen in den Kellereien sammeln, sodass auch Gaukönigshofen die „ältere Rüstung“ 1629 in Aub abzuliefern hatte. 1630 entstanden der Gemeinde durch den Ausschuss wiederum hohe kosten. Exerziert wurde diesmal in Sonderhofen und Aub. Die Kosten für Verpflegung der Offiziere, Feldwebel und Landsoldaten beliefen sich auf 19 fl. und 6 kr. Gaukönigshofen musste hierbei vermutlich 28 Ausschüsser [8] stellen, die mit langen Büchsen bewehrt wurden. Als neuer Ausschüsser wurde 1630 der Landwirt Heinrich Grüb (1605-1691) nach Würzburg kommandiert, vereidigt und ausgebildet. Hierbei muss allerdings erwähnt werden, dass die Ausbildung vordergründig im Exerzieren und Marschieren bestand, da fast jeder Landbewohner schießen konnte. [9]

Natürlich hatte der Ort auch wieder die mit den Kriegsläufen einhergehenden Einquartierungen zu ertragen. Im Februar 1629 mussten 16 Soldaten nebst ihrer Frauen und Kinder im Wirtshaus verpflegt werden. Sie wurden angeführt von einem Fähnrich namens Jakob Kippscheidt aus Mergentheim. Die Kosten für die Gemeinde beliefen sich auf 1 fl., 4 kr. und 8 Pf. In der Nacht vom 18. auf den 19. März 1630 mussten 30 kaiserliche Soldaten in Gaukönigshofen verpflegt werden, die mit dem Auftrag nach Schweinfurt zogen, dort Munition, Pulver und Musketen abzuholen und ins Württemberger Land zu führen. Weitere Einquartierungen folgten. Schließlich mussten auch öfters ansässige Bauern Vorspanndienste leisten. So bekamen 12 ansässige Bauern im Sommer 1630 den Auftrag, Munition, welche im Ochsenfurter Steinbruch gelagert war, nach Rothenburg ob der Tauber zu führen. Ein anderes Mal musste Munition in Obernbreit abgeholt werden. [10]

Im Sommer 1630 war auch Rittershausen von Einquartierungen betroffen. Der Obristwachtmeister [11] eines Regimentes hatte auf dem Weg ins norddeutsche Kriegsgebiet dort sein Hauptquartier aufgeschlagen und musste samt seinen Soldaten verpflegt werden. Hierzu hatten auch die Einwohner von Gaukönigshofen 3 fl. 29 kr. und 70 Pf. beizusteuern. [12]

Der Schwedeneinfall 1631

Bürgermeisterrechnung Gaukönigshofen aus dem Jahre 1630

Nachdem Albrecht von Wallenstein und das Heer der Liga das Aufgebot des dänischen Königs Christian IV. in der Schlacht bei Lutter am Barenberg 1626 besiegt hatte, folgte nach längeren Verhandlungen 1629 der Frieden von Lübeck. Der habsburgische Kaiser Ferdinand II. befand sich auf dem Höhepunkt seiner Macht. Jeder Gegner im Reich war besiegt. Im Gefühl der Überlegenheit erließ der Kaiser am 6. März 1629 das Restitutionsedikt, welches den Besitzstand im Reich wieder auf den Zeitpunkt des Augsburger Religionsfriedens vom Jahre 1552 bringen sollte. Dies rief massiven Widerstand auf der protestantischen Seite hervor. Zugleich entließ der Kaiser seinen fähigsten General, Graf Wallenstein, aufgrund einer Hofintrige. Das Machtvakuum, welches der geschlagene dänische König Christian IV. im Ostseeraum hinterlassen hatte, füllte der junge schwedische König Gustav Adolf II. aus. Er landete am 16. Juli 1630 in Pommern und erschuf sich ohne Gegenwehr eine Machtbasis in Norddeutschland. Ein großer Teil der sich durch das Restitutionsedikt in ihrer Existenz bedroht fühlenden protestantischen Reichsstände schloss Bündnisse mit den Schweden, so etwa der Markgraf von Brandenburg, der Herzog von Mecklenburg und der Kurfürst von Sachsen. [13]

Im Sommer 1630 bemerkte die fränkische Bevölkerung noch nichts vom Nahen des „Löwen aus Mitternacht“. [14] Erst als er seinen Siegeszug nach Süden begann, wurde man auch in Franken unruhig. Bei der Schlacht von Frankfurt a. O. im April 1631 erzwang er den Übergang über die Oder und belagerte die kaiserlichen Garnisonen in Mecklenburg. Ende des Sommers zog er nach Sachsen und schlug am 17. September 1631 die ligistischen Truppen unter Feldmarschall Graf Johann T'Serclaes von Tilly bei Breitenfeld vernichtend. Die Vorherrschaft des Kaisers in Norddeutschland brach daraufhin vollständig zusammen und der König von Schweden rückte mit 26.000 Mann südwärts auf Franken vor. Bereits am 10. Oktober ergab sich ihm die Fürstbischöfliche Landesfestung (Bad) Königshofen kampflos. Am 15. Oktober begann er den Marienberg in Würzburg zu belagern, welcher am 18. Oktober gestürmt wurde. Die Soldateska richtete ein Massaker unter den Nonnen, Priestern und Soldaten auf dem Marienberg an. Nach Einnahme der bischöflichen Residenz und der Flucht des Bischofs Franz von Hatzfeld nach Mainz wurde Bevölkerung des Hochstifts wurde mit einer Kontribution in Höhe von 80.000 Talern belegt. Hierbei ist davon auszugehen, dass auch die Ortsteile der Gemeinde Gaukönigshofen ihren Teil dazu beitragen mussten, diese aufzubringen. Das Gemeindeprotokollbuch aus dem Jahr 1631 teilt mit:

„In diesem 1631er Jahr ist zum Ende des Monats Oktober der Schwede ins Land gekommen und ist jenes vollständig an die Schwedische Krone gefallen“.

Die Pfarrmatrikel Gaukönigshofen berichten, von dutzenden Toten während der „schwedischen Jahre“:

„1631-1632 in Kriegstreffen sind in Schrecken, in der Verfolgung und Trübsal hier 33 Personen gestorben.“

König Gustav II. Adolf, der König von Böhmen [15] und der Pfalzgraf August [16] reisten am 12. März 1632 durch Ochsenfurt, wobei auch hier sicher Abgaben zu leisten waren. Zwischen dem 23. und 27. Juli langte das 76 Fahnen starke schwedische Heer vom Rhein kommend in Würzburg an und lagerte im Maintal zwischen der Residenzstadt und Randersacker. Für dessen Verpflegung musste eine Kontribution von 200.000 Talern vom Hochstift gezahlt werden. Gaukönigshofen musste zwei Kühe beisteuern. [17]

Am 8. August 1632 weilte sogar die schwedische Königin, Maria Eleonora, mit 1.000 Reitern 11 Kutschen und 12 Reisewägen in Würzburg. Alleine hierfür musste Würzburg täglich 24.000 Pfund Brot, 12.000 Pfund Fleisch, 1.200 Maß Wein, 30 Malter Haber, 3 Ochsen, 24 Hammel, 6 Kälber, Hühner und Gänse aufbringen. Auch für diese Unkosten dürfte das Umland mit herangezogen worden sein.

Zu den Schrecken des Krieges kam 1632 die Geisel der Pest hinzu. Sie raffte bis 1634 155 Personen aus Gaukönigshofen dahin.

Die Schweden und ihre Verbündeten, die Truppen des Herzogs Bernhard von Sachsen-Weimar, müssen zwischen 1631 und 1634 im Ochsenfurter Gau furchtbar gehaust haben. Pfarrer Simon Blatz aus Gaukönigshofen berichtet in seinem Testament vom Verlust seiner gesamten Ersparnisse und der Pfarrakten samt Pfarr-Bibliothek beim Schwedeneinfall 1631.

„So habe ich etwas an zeitlicher Nahrung angesammelt, so war es aber Alles bei diesem schwedischen Einfall durchgegangen ...“.

Die Pfarr-Bibliothek in Gaukönigshofen sei von den Schweden „zerstümmelt, distrahiert, verderbt“ worden. Außerdem mussten etliche durchziehende schwedische Soldaten verpflegt werden. [18]

So etwa am 24. Februar 1633, als sich ein Leutnant Dollfuß, geb. in Albertshausen, mit seiner Kompanie in Gaukönigshofen einquartierte. [19] Auch die Klosterchronik Tückelhausen gibt Kunde von den Schrecken des Schwedeneinfalls:

„Anno 1631 mense octobris ist der leidige schwedische Einfall ins Frankenland geschehen und das Kloster am 16. Oktober von den benachbarten lutherischen Edelleuthen, den Geyern und Wolfskehlen zum erstenmal geplündert worden, haben neun gute Pferde, drei Kelche, ein silbernes Ciborium [20] und pixidem Sancti olei [21] genommen, zwei Professen [22] und einen Novizen [23] mitgenommen, welche sie jedoch wieder entließen, worauf sie sich nach Ochsenfurt begaben, wohin die übrigen Fratres entflohen waren. (…) unterdessen wurde das Kloster ganz spoliiert [24], wozu die lutherischen Dorfmannschaften, vor allem Winterhausen und Sommerhausen fleißig geholfen. (…) seint also Patres sub pane arito et vino tenui, außerhalb was etliche Bürger mitgetheilt, zu Ochsenfurt verblieben, bis Gott der Allmächtige die Katholischen mit seiner Barmherzigkeit wiederum angesehen und die sieghafte Victoriam bei Nördlingen verliehen hat, auf welchen das Schwedengeschmeiß sich bald gepacket und Verwalter mit Abführung von Roß, Wägen und allem, was er mitbringen können, davon gemacht ...“. [25]

Nachdem die Schweden am 5. und 6. September 1634 bei Nördlingen von den Kaiserlichen unter Generalissimus Wallenstein schwer geschlagen wurden und ihre Vormachtstellung in Oberdeutschland verloren, wurde es für die Zivilbevölkerung keinesfalls besser. Nun drangsalierten die Kaiserlichen und vor allem die Kroaten unter Graf Isolani  [26] die fränkische Bevölkerung.

Unterdessen schlossen der Kaiser und die meisten deutschen Reichsfürsten im Sommer 1635 den Prager Frieden, was die Schweden in Bedrängnis brachte, die nun einer vereinigten Front protestantischer und katholischer Reichsfürsten gegenüberstanden. Vor allem der Wechsel Sachsens ins kaiserliche Lager war von diplomatischer Bedeutung. Frankreich allerdings wollte den Machtzuwachs der Habsburger nicht hinnehmen und trat auf Seite des protestantischen Schweden in den Krieg ein.

Unterdessen hatte die Bevölkerung des Ochsenfurter Gaues weiter zu leiden. Zwischen dem 18. und 27. Dezember 1637 zogen Kroaten [27] plündernd durch die Orte, die Bevölkerung flüchtete sich in feste Plätze. Im Frühjahr 1638 setzte eine allgemeine Flucht der Landleute aus den Flecken nach Ochsenfurt, Eibelstadt, Röttingen und Würzburg ein, da die Plünderungen entsetzlich wurden. [28]

Die letzten zehn Jahre des Dreißigjährigen Krieges waren von Truppendurchzügen, Kontributionen und Plünderungen geprägt. Zu Beginn des Jahres 1640 quartierten sich ein Leutnant, ein Wachtmeister und sechs Dragoner einer Leibkompanie in Gaukönigshofen ein. Sie blieben vom 2. Februar bis 5. April und kosteten den Ort 134 fl., 2 kr. und 6 Pf. Zur gleichen Zeit lagerten andere Kompanien dieses Dragonerregiments in Hopferstadt. Nachdem der Leutnant weitergezogen war, verlangte der Wachtmeister weitere 22 fl., 2 kr. und 24 Pf. zur Salvaguardia. Zusätzlich zu den Einquartierungskosten mussten auch Brandschatzungen gezahlt werden. So etwa am 16. September 1640, als das Amt Röttingen mit einer Kontribution belegt wurde, wozu auch Gaukönigshofen 45 fl. beizutragen hatte. Weitere Kosten verursachten angeordnete Schanzarbeiten in Ochsenfurt, Vorspannleistungen und Musterungen, sodass bis Jahresende weitere 17 fl., 41 kr. und 84 Pf. zu entrichten waren. [29]

Auch im Winter 1641/1642 waren wieder Truppen im Winterquartier in Franken. [30] Das Amt Röttingen hatte mehrere Kavallerieregimenter zu verpflegen. Ein Obrist war in Gaukönigshofen im Haus des Landwirts Nikolaus Hofmann einquartiert. Die Dragoner lagen in Wolkshausen, Gaukönigshofen und Rittershausen. Insgesamt kostete die Verpflegung der Reiter die Gemeinde Gaukönigshofen von 19. Dezember 1641 bis 1. März 1642 131 fl. [31]

Kaum waren die Reiter des Obristen Truckmüller weitergezogen, logierte ein anderes bayerisches Korps im Amt Röttingen. Eine französische Armee unter Jean-Baptiste Budes de Guébriant [32] stieß nach Württemberg vor und bedrohte Franken, weshalb das kaiserliche Heer sich dort bereithielt. Die Regimenter des Feldzeugmeisters von Holtz [33] die der Armee des Grafen Ottavio Piccolomini [34] angehörten, lagen im Frühjahr 1642 in der Gegend zwischen Röttingen und Ochsenfurt. Alleine zwischen 1. März 1642 und Dezember desselben Jahres musste die Gemeinde 480 fl., 16 kr. und 151 Pf. für Verpflegung, Kontributionen, Kost und Logis und andere mit dem Krieg zusammenhängende Ausgeben aufwenden. Etwa 22 fl. Entschädigung für den Schulmeister Sebastian Wolf [35], dessen Pferde von Soldaten gestohlen wurden. Auch ließen sich die Herren Offiziere reiche Douceurs [36] verabreichen und auf Kosten der Einwohner Schuhe und Strümpfe flicken. [37]

Für die den Unterhalt des kaiserlichen Heeres musste das Hochstift Würzburg einen Betrag aufbringen. Dieser setzte sich aus den Zahlungen seiner Ämter zusammen. Gaukönigshofen musste ab Februar 1644 monatlich 33 fl., 3 kr. und 10 Pf. beisteuern. 1644 fiel erneut ein französisches Heer unter Turenne in das Reich ein und zwang am 17. September 1644 Mainz zur Kapitulation. Die Regimenter des mit Frankreich verbündeten sächsisch-weimaranischen Heers lagerten im Taubergrund [38], wofür das Amt Röttingen eine Salvagaurdia aufbringen musste, um von Einquartierung verschont zu werden. Gaukönigshofen zahlte 58 fl., 4 kr. und 48 Pf. Franken war wiederum akut bedroht. Zur Abwehr wurden bayerische und kaiserliche Truppen ins Hochstift verlegt. Auch in Gaukönigshofen und Umgebung wurden wieder Soldaten einquartiert. Im Ort selbst waren 20 Musketiere, ein Gefreiter und ein Korporal einquartiert, die von Januar bis März verpflegt werden mussten. [39] Zudem mussten durch die Bauern Peter Blatz [40] und Georg Backmund [41] Pferde ins kaiserliche Magazin nach Meiningen abgeliefert werden.

Im September und Oktober 1644 lagerte das Heer des Feldmarschalls Melchior von Hatzfeld im Ochsenfurter Gau. Der Marschall reiste mit einer vierspännigen Kutsche an. Der Obrist Georg von Nassau [42] und seine Leibkompanie waren in Gaukönigshofen einquartiert und erhoben eine Salvaguardia, welche den Ort in den beiden Monaten 215 fl. kostete.

Das Kriegsjahr 1645 lief für die Kaiserlichen schlecht an. Bei Yankau siegte ein schwedisches Heer am 6. März 1645 über die Kaiserlichen unter Feldmarschall Hatzfeld. Zugleich drangen französische Truppen wiederum in Süddeutschland ein. Ihnen stellte sich eine kaiserlich-bayerische Armee unter Marschall Franz Freiherr von Mercy entgegen, welche die Franzosen in der Schlacht bei Herbsthausen-Mergentheim am 5. Mai 1645 schlug. Zum Schutz Frankens mussten im Sommer 1645 wieder kaiserliche Soldaten unter dem Kommando des Obristwachtmeisters Salis [43] im Ochsenfurter Gau einquartiert werden. Gaukönigshofen bekam den Korporal Hans Philipp Schreiber und 12 Musketiere zugewiesen. Sie ließen Lunten für Musketen requirieren, benötigten Heu, brauchten Kost und Logis und verlangten Salvaguardia. [44] Zudem mussten die örtlichen Bauern Georg Moser, Andreas Eberhard und Kilian Rappolt mehrere Botengänge für sie tätigen. Ins Hauptquartier nach Ochsenfurt lieferte Gaukönigshofen Wein, zwei Kälber, acht Hühner, 8½ maß Butter, „etlich“ Laib Brot und Heu. Zudem zahlte der Ort 43 fl., 7 kr. und 23 Pf. Kontribution, wozu einer der ortsansässigen Juden zehn Taler und vier Kreuzer beisteuerte.

Im Juli 1645 zog das wieder aufgefrischte vereinigte Schwedisch-Französisch-Weimaranische Heer erneut nach Franken und erpresste von Fürstbischof Johann Philipp von Schönborn 35.400 Reichsthaler an Brandschatzung. Die Franzosen eroberten Mergentheim und Rothenburg ob der Tauber. Die Bewohner des Gaues flohen in das befestigte Ochsenfurt. Der Pfarrer Heydt aus Gaukönigshofen berichtete:

„In diesem 1645jahre ist durch den ganzen Sommer wegen der französischen Armee, welche hierum und in anderen Orten bald alles wüst und öd gelegt hat, die größte Konfusion und Unruhe gewesen, also dass das geistliche Wesen samt dem weltlichen, schier ganz und gar zugrunde gegangen ist. In welcher Disturbio dann das Pfarrprotokoll auch ist verstrebt worden und nicht eher wiederum bis auf den Monat März ist gefunden worden. Haben also die Namen der Täuflinge, der Hochzeiter und auch verstorbenen Personen, bisweilen wegen der Furcht, bisweilen aus Mangel an Tinte und Feder und Papier nicht allerdings ordentlicherweis mögen verzeichnet werden.“

Für die französischen Truppen mussten 37 fl., 3 Kr. und 39 Pf. an Geld ausgegeben werden. Bereits einige Tage vor ihrer Ankunft brachte ein Bote aus Röttingen die Nachricht, dass französische Kavallerie im Anmarsch sei. Sie requirierten mehrere Pferde, ließen sich ihr Zaumzeug reparieren und die Pferde beschlagen, natürlich ohne dafür zu bezahlen. Außerdem sprachen Sie dem im Ort vorhandenen Wein zu. Auch wenn sich die französischen Truppen im Juli 1645 wieder zurückzogen und nach der Schlacht bei Allersheim nahe Nördlingen am 3. August 1645 dieses Jahr nicht wieder nach Franken vorrückten, so mussten doch die im August eintreffenden Regimenter des Erzherzogs Leopold verpflegt werden, die der geschwächten Bayerischen Armee als Verstärkung geschickt worden waren. In Gaukönigshofen und Umgebung war das Reiterregiment des Grafen Ilassi [45] einquartiert. Die Soldaten verlangten 119 fl., 26 kr. und 118 Pf. Salvaguardia, verzehrten bei Gastwirt Nicolaus Hofmann sämtliches Brot und tranken sämtliche Weinbestände des Ortes aus, sodass beim Kloster Tückelhausen neuer Wein gekauft werden musste. Auch beim bauern Matthäus Blatz waren Soldaten einquartiert. Ein Korporal samt Frau und Kindern verzehrte dort Speisen im Wert von über 10 Gulden. Täglich tranken sie zudem 1 Maß Wein. [46]

Den Winter 1646/1647 lagen wieder schwedische Truppen in Franken, die eine Kontribution verlangten. In Gaukönigshofen mussten auch wieder Lunten und Pulver nach Röttingen abgeliefert werden. Für die Kontribution mussten monatlich 31 fl., 4 kr. und 12 Pf. dorthin geschickt werden. Von November 1646 bis Januar 1647 wurden somit 93 fl., 12 Kr. und 36 Pf. gezahlt. Ab Februar erhöhte sich die Summe auf 52 fl., 4 kr. und 13 Pf., welche noch bis April ausgezahlt werden musste. Ebenso mussten die Bauern Vieh nach Ochsenfurt abgegeben und Douceurs an französische Offiziere verteilt werden, insgesamt beliefen sich die Kosten auf über 90 fl. Zwei Pferde im Wert von 97 fl. mussten nach Würzburg geliefert werden.

Bürgermeisterrechnung 1648/1649

Als der Dreißigjährige Krieg mit den Friedensschlüsseln von Münster am 16. Mai 1648 und Osnabrück am 24. Oktober 1648 endete, hörten zwar die Kampfhandlungen im Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation auf, die Schweden und Franzosen musterten ihre Heere jedoch erst ab, nachdem sie dem Land eine horrende Summe [47] für die Heimkehr ihrer Soldaten abgepresst hatten, was sich bis 1650 hinzog.

An diesem Betrag musste auch das Hochstift Würzburg seinen Anteil leisten. Gaukönigshofen zahlte 271 fl., 6 kr. und 18 Pf. Friedensgeld nach Röttingen. Außerdem mussten zwei Kühe nach Schweinfurt geliefert werden. Die Soldaten des schwedischen Feldmarschalls Karl Gustav Wrangel lagen noch bis 1650 in Süddeutschland und ließen sich verpflegen und bezahlen. An Kontribution verlangten sie für 1648 222 fl., 52 kr. und 60 Pf. Noch 1649 musste Gaukönigshofen eine Kontribution von 39 fl., 3 kr. und 10 Pf. monatlich, das ganze Jahr über aufbringen. [48]

Es ist nicht mehr zu rekonstruieren wie viele Menschen aus der Gemeinde Gaukönigshofen in diesem ersten „Krieg aller Kriege“ ihr Leben durch Pest und Gewalt lassen mussten, es kann jedoch angenommen werden, dass es ein schrecklich hoher Blutzoll war. Nicht umsonst hat sich ein regionales Gedicht bis heute erhalten:

„bet, Kindlein bet, morgen kommt der Schwedt,
morgen kommt der Oxenstirn,
wird den Kinldein s´ Beten lehrn“

Siehe auch

Quellen

  • Georg Menig, M.A. Archivpfleger der Gemeinde Gaukönigshofen.

Erläuterungen und Einzelnachweise

  1. Kriegssteuern für die Militärausgaben des Bischofs
  2. 1fl. = 72 kr. = 288 fr. Pfennige
  3. Bürgermeisterrechnung Gaukönigshofen 1621/1622
  4. Das Hochstift Würzburg stellte in den 1620er Jahren zum Heer der Katholischen Liga zwei Regimenter zu Fuß an regulären Truppen unter Oberst Wolf-Dietrich Truchseß von Wetzhausen auf Weißendorf und Weisenbach (1586-1639) und Oberst Georg Peter von Hirschberg (Lebensdaten unbekannt) sowie ein Reiterregiment unter Oberst von Otto Fritz von Schönburg (1589-1631) und ein Streifkorps unter Rittmeister von Steinau (konnte nicht verifiziert werden). Für die Verteidigung des Hochstifts wurde in der Gefahr das auf Landesdefension ausgerichtete Landausschussregiment aufgeboten.
  5. Bürgermeisterrechung Gaukönigshofen 1624/1625
  6. Die Ausschüsser wurden in Kompanien eingeteilt und mussten den Umgang mit Spieß oder Gewehr lernen. Ausgebildet wurden sie von Soldaten der fürstbischöflichen Truppen.
  7. Bürgermeisterrechung Gaukönigshofen 1624/1625
  8. Im Jahr 1630 musste die Gemeinde 28 lange Büchsen am Hof abholen, die anscheinend für die örtlichen Ausschüsser gedacht waren.
  9. Bürgermeisterrechnung Gaukönigshofen 1629/1630
  10. Bürgermeisterrechnung Gaukönigshofen 1630
  11. Obristwachtmeister: Dienststellung im kaiserlichen Heer. Der O. hatte die wirtschaftlichen Verhältnisse des Regiments zu regeln. Der später zum Dienstgrad chargierte O. wurde Ende des 17. Jahrhunderts vom Major abgelöst.
  12. Bürgermeisterrechnung Gaukönigshofen 1629/1630
  13. Vgl. Peter Kolb/Ernst-Günter Krenig: Unterfränkische Geschichte. Vom Beginn des konfessionellen Zeitalters bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges. Band 3. Söder von Güldenstubbe, S. 299
  14. Zeitgenössische Betitelung der Protestanten für Gustav Adolf II.
  15. Friedrich V. von der Pfalz, genannt der „Winterkönig“ (1596-1632): Pfalzgraf und Kurfürst von der Pfalz.
  16. August von Pfalz-Sulzbach (1582-1632): Pfalzgraf und Herzog von Sulzbach. Verbündet mit Gustav Adolf II.
  17. Bürgermeisterrechnung 1631/1632 (Fragment)
  18. Bürgermeisterrechnung 1631/1632 (Fragment)
  19. Tagebuch des Schulmeisters von Albertshausen
  20. Ciborium: Meßbecher
  21. Pixidem Sancti Olei: Gefäß für das heilige Öl.
  22. Profess: Torschließer
  23. Novize: Klosterschüler
  24. Spoliieren: Ausplündern
  25. Klosterchronik Tückelhausen. Handschriftliches Manuskript. Quellensammlung Wilz. Ordner 6
  26. Johann Ludwig Hektor von Isolani (1588-1649): General der Kroatischen Reiter. Seine Truppen gingen besonders brutal gegen die Zivilbevölkerung, gleich welchen Glaubens, vor. Die Kroatengasse in Würzburg ist nach dem dort einquartierten Kroatenregiment unter seinem Befehl benannt.
  27. Leichte Kavallerie aus dem Westbalkanraum, die in habsburgischem Sold stand und für ihre Grausamkeit gegenüber der Zivilbevölkerung berüchtigt war. Zeitgenössisch unter dem Sammelbegriff Kroaten zusammengefasst.
  28. Tagebuch des Schulmeisters von Albertshausen
  29. Bürgermeisterrechnung 1640/1641
  30. Feldmarschallleutnant Georg Truckmüller zu Prunn (1595-27. April 1659): Kurfürstlich bayerischer Obrist der Kavallerie und Feldmarschallleutnant, befehligte ein Reitercorps mit welchem er von Meiningen ins mittelfränkische Land zog und dabei auch die Gebiete südlich Würzburgs durchquerte. Hierbei plünderte und requirierte er schonungslos.
  31. Bürgermeisterrechnung 1641/1642
  32. Jean-Baptiste Budes de Guébriant (1602-1643): Französischer Marschall
  33. Generalfeldzeugmeister Georg Friedrich von Holtz (1597 – 1666): Kurfürstlich bayerischer Obrist der Kavallerie und Feldmarschallleutnant. Er führte die drei Kavallerieregimenter der bayerischen Avantgarde während der Feldzüge 1639-1642.
  34. Ottavio Piccolomini (1599-1656): Kaiserlicher Generalissimus und Nachfolger Wallensteins als Oberbefehlshaber der Kaiserlichen Armee
  35. Sebastian Wolff (1597-1657): Schulmeister und Gerichtsschreiber in Gaukönigshofen. Er stammte aus Oellingen.
  36. Douceurs: Geschenke
  37. Etwas Hauptmann Elias Lorenz: 1640 Hauptmann und Kompanieführer. 1648 Obristwachtmeister in kurfürstlich-bayerischen Diensten.
  38. Es muss sich um Regimenter der Weimaranischen Armee gehandelt haben, die im Winter 1643-1644 wohl zwischen dem Taubergrund und dem Ochsenfurter Gau lagen. Im Ganzen 1.500 Mann zu Fuß in Mergentheim, 2 Regimenter zu Pferd in Röttingen, 3 Regimenter zu Pferd um Aub, 12 Kompanien zu Pferd um Uffenheim. Insgesamt 12 Regimenter zu Pferd und 7 Brigaden zu Fuß.
  39. Bürgermeisterrechnung 1643/1644
  40. Bruder des Pfarrers Maternus Blatz
  41. Georg Bachmund (1610-ca. 1670): Bauer in Neuses. Die Familie stammte aus Gaukönigshofen.
  42. Oberst Georg Ludwig Friedrich von Nassau-Siegen (1606-1674): Regimentskommandeur in der Armee der vereinigten Niederlande und der kaiserlichen Armee.
  43. Hans Jakob von Salis (1615-1649): Aus Graubünden stammender und in Kaiserlichen Diensten stehender Regimentskommandeur im Range eines Obristwachtmeisters. Er führte in den 1640er Jahren ein Regiment zu Fuß.
  44. Bürgermeisterrechnung 1645
  45. Pompeio Tonio, Graf von Ilassi(1610-1654): 1644 Generalfeldwachtmeister und Kommandeur eines Reiterregiments. Später Kaiserlicher Feldmarschall-Leutnant.
  46. Bürgermeisterrechnung 1646/ 1647
  47. Friedensgeld: So wurde die Summe genannt, die die Reichsstände für die schwedische Armee aufzubringen hatten. Oxenstierna nutzte die Summen um seine Soldaten noch bis 1650 im Reich zu unterhalten, als Drohgebärde und um die Erfüllung der schwedischen Konzessionen zu überwachen.
  48. Bürgermeisterrechnung 1648/1649
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