Johann Rudolf Byss
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Johann Rudolf Byss (Taufe am 11. Mai 1660 in Solothurn/Kanton Solothurn; † 11. Dezember 1738 in Würzburg) war Schweizer Freskenmaler und anschließend Hofmaler der Schönborns.
Leben und Wirken
Bis zu seinem zwanzigsten Lebensjahr erlernte Johann Rudolf sein Handwerk bei seinem Vater, dem Flach- und Dekorationsmaler Johann Jakob Byss und vervollkommnete sein Können auf Reisen durch Italien, Deutschland und nach England, bevor er sich um 1689 zunächst in Prag niederließ, das er um 1712 wieder verließ. Ungefähr 1704 wurde er durch Kaiser Leopold I. mit der Erstellung von Decken- und Wandmalereien und Bildern für die Hofburg in Wien beauftragt. Die Gemälde sollen zur Zufriedenheit des Kaisers ausgefallen sein und erregten die Bewunderung des ganzen Hofes.
1713 trat Johann Rudolf Byss offiziell in die Dienste des Kurfürsten von Mainz und Fürstbischofs von Bamberg Lothar Franz von Schönborn und wurde von ihm zum Kammerdiener und Kabinettmaler ernannt. [1] Im Auftrage von Lothar Franz von Schönborn führte er zunächst Arbeiten im Schloss von Gaibach aus. Das nachhaltige Bemühen des Fürstbischofs um Byss stand in einem unmittelbaren Zusammenhang mit dem Bau des Schlosses Pommersfelden [2] und seiner Absicht, darin ein Galerie für die seit etwas 1705 systematisch gesammelten Gemälde einzurichten. Hierfür benötigte er einen Maler, der imstande war, seine Galerie zu verwalten, Gemälde einzukaufen und zu restaurieren, aber auch einen fähigen Freskanten, der bei der Ausstattung des Schlosses mitwirken konnte. 1721 kam es zu einem großen Zerwürfnis zwischen Johann Rudolf Byss und dem Fürstbischof wegen des Kostenvoranschlages für die Ausmalung der Orangerie in der Favorita bei Mainz. Die Arbeiten sollten eine ungewöhnlich große Fläche umfassen, weshalb Byss seinen Kostenvoranschlag hoch ansetzte. Darüber war der Fürstbischof so verärgert, dass er ihn als Pommersfeldener Kabinettmaler entließ. Byss durfte lediglich die Stelle als Kammerdiener in Bamberg behalten.
Nach dem Tode von Lothar Franz von Schönborn begab sich der fast siebzigjährige Byss nach Würzburg, wo er von 1729 bis 1738 als Hofmaler unter Fürstbischof Friedrich Karl von Schönborn, dem Neffen von Lothar Franz von Schönborn, tätig war. Hier eröffnete sich ein neuer später Wirkungskreis von weitreichender Bedeutung. In seinen Würzburger Schöpfungen, in der Ausmalung der Schönbornkapelle und in den Kuppelfresken in der Hofkirche, stieg der an Schaffenskraft noch nicht gealterte Künstler zu letzter Hauptleistung auf. Am Residenzbau selbst erschien Byss 1733 bei der Vorbereitung des Freskenschmuckes für die zu dieser Zeit gerade vollendeten Gewölbe der Hofkirche, den er in den Jahren 1735 und 1736 ausführte. Ende 1736 lieferte er die ersten Ideen für das nachmalige „Spiegelkabinett“, für Räume also, die, damals teilweise noch nicht gebaut, die vornehmsten aller Aufgaben stellten. Im September 1736 wurde ihm eine Zinn- und Bleigießerei eingerichtet, die er als sein eigenstes Reich betrachtete, in der er eine Fülle köstlichsten Ornamentwerkes herstellte und mit Hilfe seines Bruders Johann Leonhard Byss auch vergoldete. Im Dezember 1738 starb Byss beinahe achzigjährig, bis in die Zeit seiner Krankheit noch unermüdlich tätig an „seiner Mahlerei des Plafonds [3] ... vndt an der Zinn zirathen arbeit“ [4] für das heutige Venezianische Zimmer [5], das sein künstlerisches Denkmal in der Würzburger Residenz geworden ist. Das Venezianische Zimmer haben im malerischen Teil nach dem Tode von Byss bis zum Jahre 1741 seine unmittelbaren Schüler Anton Joseph Högler und Johann Baptist Thalhofer fertiggestellt.
Werke in Würzburg
- 1734: Fresken in der Schönbornkapelle (mit Antonio Bossi)
- 1735/36: Kuppelfresken in der Hofkirche. Spiegelkabinett (Riss von 1736) und Venezianisches Zimmer der Residenz
- Studien (UB Würzburg Delin. X)
Siehe auch
Quellen und Literatur
- Eintrag im Taufregister der Stadtkirche St. Urs und Viktor (St. Ursen) in Solothurn.
- Bernd M. Mayer: Johann Rudolf Bys (1662-1738). Studien zu Leben und Werk. scaneg Verlag, München 1994
- Richard Sedlmaier und Rudolf Pfister: Die fürstbischöfliche Residenz zu Würzburg. Teil 1: Textband. Georg Müller Verlag, München 1923. (Digitalisat bei archive.org)
Weblinks
Erläuterungen und Hinweise
- ↑ Während die Bezeichnung „Kabinettmaler“ lediglich ein anderer Ausdruck für „Hofmaler“ ist, unterstreicht der Titel „Kammerdiener“ die gehobene Stellung des Künstlers innerhalb des Hofstaates.
- ↑ Nähere Informationen zum Schloss Weißenstein (Pommersfelden) bei Wikipedia [1]
- ↑ Eine Decke (besonders österreichisch auch Plafond) ist im Bauwesen ein (meist) horizontales Bauteil, das einen Raum nach oben abschließt. Weitere Informationen bei Wikipedia [2]
- ↑ Die Andeutung Balthasar Neumanns über den hoffnungslosen Zustand des Malers, der trotzdem noch arbeitet und dem Neumann, das Ende ahnend, noch möglichst vieles bespricht, um Klarheit über seine Ideen zu gewinnen, ist menschlich rührend. Schon während der Arbeit an den Hofkirchenfresken hatte Friedrich Karl von Schönborn dem Greis befohlen, sich zu schonen, und Anfang 1737 bot er ihm an, für Galerie, Stiege und Saal nur mehr die Skizzen zu fertigen, die dann seine Schüler unter seiner Leitung ausführen könnten, was der 76jährige mit warmen Dank für diese Rücksichtnahme erwidert. (Quelle: Bausachen fasc. XIV Nr. 355: 8. u. 13. II. 1737. „Akten der fürstl. Baukommission zu Würzburg 1720-46“, das weitaus wichtigste und reichste Aktenmaterial zur Geschichte der Residenz während der angegebenen Jahre, besonders die Briefe Neumanns aus Paris 1723 und den Briefwechsel Friedrich Karls mit Neumann, Byss u.a. enthaltend.)
- ↑ Das Paradeschlafzimmer in der zweiten Bischofswohnung hat nach Andreas Pirots Karnevalstapeten den Namen das Venezianische erhalten.