Synagoge in Allersheim

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Ehemalige Synagoge Allersheim kurz vor dem Abbau 2014
Ehemalige Synagoge Allersheim am 27. Oktober 2011

Die ehemalige Synagoge in Allersheim steht heute im Fränkischen Freilandmuseum Bad Windsheim.

Jüdische Gemeinde Allersheim

Erstmal werden in Allersheim Juden nachweislich im Jahre 1580 erwähnt, als sich der Ortspfarrer Christoph Beyer, ein Pater aus dem Kloster Bronnbach im Taubertal über sie beschwerte, weil sie ihm den kleinen Zehnten verweigerten. Verantwortlich für die Ansiedlung dieser und weiterer Juden in der Folgezeit waren die Freiherren Geyer von Giebelstadt, denen bis Anfang des 18. Jahrhundert Allersheim als Lehen des Hochstiftes Würzburg gehörte. Diese nahmen die Juden in ihren Schutz auf und verlangten für die Erlaubnis, in Allersheim zu wohnen und dort Handel zu treiben, ein jährliches Schutzgeld und weitere Gebühren.

Ab 1665 stand den Juden von Allersheim und ihren Glaubensgenossen aus der Umgebung als Beerdigungsplatz ein „wüst liegender Acker im Hettinger Rain“ mit einer Fläche von „sieben Viertel morgen“ zur Verfügung. An Einrichtungen hatte die jüdische Gemeinde eine Synagoge, eine jüdische Schule, ein rituelles Bad sowie den Jüdischen Friedhof Allersheim. 1768 wurde in einem im Dorf gelegenen Wohnhaus ein jüdisches Schulhaus eingerichtet. Einige Zeit später wurde ein eigener jüdischer Lehrer angestellt. Er erhielt freie Wohnung im jüdischen Schulhaus. Im 18./19. Jahrhundert hatte Allersheim zeitweise einen eigenen Rabbiner, der seine Wohnung im Synagogengebäude hatte.

Mitte des 19. Jahrhunderts setzte durch die Aufhebung der Niederlassungsbeschränkung eine Abwanderung von Juden aus den Dörfern in die Städte ein [1], so dass bereits in den 1880er-Jahren kein Gottesdienst mehr abgehalten werden konnte. Von ihrem Umzug in die Städte erhofften sich die meisten bessere Verdienst- und Lebensmöglichkeiten. 1901 stellten die beiden letzten Gemeindevorsteher beim Bezirksamt Ochsenfurt den Antrag auf Anschluss der noch in Allersheim lebenden jüdischen Personen an die Gemeinde in Bütthard. Der Antrag wurde genehmigt.

Gemeinderabbiner in Allersheim (Auszug)

Baubeschreibung der Synagoge

Das Synagogengebäude ist ein zweigeschossiger Fachwerkbau über einem Sockelgeschoss aus Bruchstein. Es beinhaltet das gesamte Raumprogramm eines stets als Multifunktionsbau konzipierten ländlichen Bethauses. Neben der Wohnung des Rabbiners im Erdgeschoss sind die vor allem der Betsaal im Obergeschoss sowie die Mikwe, das Ritualbad, im Keller des Gebäudes.

Geschichte der Synagoge

Zunächst wurden die Gottesdienste in Privathäusern abgehalten. Eine Synagoge mit Mikwe wird erstmals 1718 in einer Güter- und Feldbeschreibung über den Flecken Allersheim genannt. Das Gebäude wurde 1740/1741 erbaut und war von vornherein als Synagoge mit Wohnung des Gemeinderabbiners und einer Mikwe, dem rituellen Bad, eingerichtet, die sich im Untergeschoß befand. 1829 wurde die Mikwe auf behördliche Anweisung in ein separates „Badhaus“ verlegt. Mit der starken Aus- und Abwanderung jüdischer Familien aus Allersheim war bereits um 1880 das Gemeindeleben rückläufig. Seitdem wurden die Gottesdienste vor allem in der Nachbargemeinde Giebelstadt besucht. 1886 wurde das Synagogengebäude einschließlich der Rabbinerwohnung, dem Badhaus und dem Hofraum von der Israelitischen Friedhofkorporation Allersheim übernommen. Nachdem 1901 die in Allersheim lebenden jüdischen Einwohner sich der Gemeinde in Bütthard angeschlossen hatten, wurden die Ritualien der Synagoge und das Memorbuch zur Synagoge in Bütthard verbracht.

Am 8. März 1911 wurde das Synagogengebäude mit Anwesen für 900 Mark an einen Allersheimer Landwirt verkauft, der unter anderem das Tonnengewölbe des Betsaals entfernen ließ und im Obergeschoss Wohnräume nach seinem Bedarf einrichtete. Das Synagogengebäude blieb auch nach 1945 erhalten, verfiel aber zusehends.

2010 wollte der Besitzer das baufällige Gebäude abreißen und hatte damit auch die Allersheimer auf seiner Seite; Bürgermeister Helmut Krämer und der Giebelstadter Marktgemeinderat hatten es schon zum Abbruch freigegeben. Für die Allersheimer war das Fachwerkhaus in der Hauptstraße 20 immer nur ein einfaches, altes Bauernhaus. Allerdings war das Gebäude bereits 1988 mit dem Aktenzeichen D-6-79-138-66 in die Liste der Baudenkmäler aufgenommen worden, weshalb bis zu einer Entscheidung des Landesamtes für Denkmalpflege kein Abbruch möglich war. Es ist das Verdienst des Referenten des Landesamts für Denkmalpflege Hans-Christof Haas, dass die Allersheimer Synagoge nach Bad Windsheim kam. Der ausgewiesene Fachmann für Landsynagogen hatte die kulturgeschichtliche Bedeutung des Gebäudes richtig erkannt. Die Nische für die Thora wies das Haus als Synagoge aus. Im Gebälk des Dachstuhls zeigen kleine Bögen noch deutlich, dass dieser Raum einst mit einer Holztonne überwölbt war. Letzter Beweis war der Fund der Mikwe (Tauchbad). Als klar war, dass das Gebäude am originalen Standort nicht gehalten werden konnte, stimmte das Landesamt dem Abbruch und der Umsiedelung ins Freilandmuseum zu. Haas hatte zuvor den Kontakt mit Museumsleiter Dr. Herbert May gesucht und ihn auf die Landsynagoge hingewiesen. Dr. Herbert May, der Museumsleiter des Fränkischen Freilandmuseums Bad Windsheim, wollte das unscheinbare Gebäude als typisches Zeugnis für das Landjudentum in Mainfranken für sein Museum. Die Synagoge vor Ort zu erhalten, wieder zu nutzen, was Denkmalschützer eigentlich immer bevorzugen, war nicht möglich - und in Allersheim nicht gewollt.

Museales Exponat im Fränkischen Freilandmuseum Bad Windsheim

Zuletzt war der Zustand des Baukörpers immer kritischer geworden, eine Translozierung blieb als einzige Rettung. Dafür wurde das Gebäude von 2014 bis 2015 abgebaut und ins Fränkische Freilandmuseum nach Bad Windsheim verbracht. Am 3. April 2020 fand der Spatenstich auf dem Museumsgelände statt. [2] Hier schließt das Haus als typisches Beispiel einer Landsynagoge das für Franken wichtige Landjudentum repräsentieren und damit die noch bestehende Lücke neben evangelischem Glauben und katholischer Volksfrömmigkeit. Die Kosten für das Projekt beliefen sich auf 1,7 Millionen Euro. [3]

Mit einem Festakt im Fränkischen Freilandmuseum in Bad Windsheim wurde am 15. Oktober 2023 der Wiederaufbau der ehemaligen Synagoge Allersheim gefeiert. Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Dr. Josef Schuster, hielt zu diesem Anlass eine Festrede. Jüdisches Leben existiere in Franken seit mehr als eineinhalbtausend Jahren, sagte Dr. Schuster, beim Festakt. Die Synagoge aus Allersheim sei nur eines von vielen Zeugnissen dieser langen Geschichte. „So ist eine Synagoge nicht nur ein religiöses Symbol, sondern auch ein Ausdruck von Gemeinsamkeit, und auch von Heimat“, ergänzte Schuster. „Allerdings war die fränkische Heimat für die Juden, die hier über Jahrhunderte lebten, eben auch der Ort, wo Kirchen gegen sie predigten, Pogrome gegen sie wüteten, und aus der sie vertrieben wurden, nur um im Nachbardorf wieder von vorne anzufangen. Heimat kann auch weh tun.“

Wiederaufbau der Synagoge im Fränkischen Freilandmuseum Bad Windsheim
Eröffnung der Synagoge im Fränkischen Freilandmuseum Bad Windsheim am 15. Oktober 2023
Wiederaufgebaute und fertiggestellte Synagoge im Fränkischen Freilandmuseum Bad Windsheim am 2. Mai 2024

Ehemaliger Standort

Synagoge Allersheim
Hauptstraße 20
97232 Giebelstadt-Allersheim

Siehe auch

Quellen und Literatur

  • Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler in Giebelstadt, Nr. D-6-79-138-66 (ehemalige Denkmalnummer)
  • Jutta Sporck-Pfitzer: Die ehemaligen jüdischen Gemeinden im Landkreis Würzburg. Hg. vom Landkreis Würzburg. Würzburg 1988 S. 51-53
  • Konrad Bedal, Simon Kotter, Herbert May, Beate Partheymüller: Häuser aus Franken. Museumshandbuch für das Fränkische Freilandmuseum des Bezirks Mittelfranken in Bad Windsheim. Verlag Fränkisches Freilandmuseum des Bezirks Mittelfranken in Bad Windsheim, 7. Auflage, 2019, ISBN: 978-3-946457-06-0
  • Joachim Braun: Ein Ort mit langer jüdischer Geschichte. Ein Nachruf zum Abbau des ehemaligen Synagogengebäudes in Allersheim. (Main-Post vom 17. Dezember 2014)

Pressespiegel

Weblinks

Einzelnachweise und Hinweise

Kartenausschnitt

Standort im Fränkischen Freilandmuseum Bad Windsheim
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Ehemaliger Standort in Allersheim
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