St. Georg (Tückelhausen)

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Kath. Pfarrkirche St. Georg in Tückelhausen
Blick von der Orgelempore auf den Innenraum der kath. Pfarrkirche St. Georg

Die Pfarrkirche St. Georg ist das katholische Gotteshaus des Ochsenfurter Stadtteils Tückelhausen.

Patrozinium

Georg der Märtyrer (* im 3. Jahrhundert in Kappadokien,† 23. April 303 in Palästina) ist als einer der 14 Nothelfer zuständig für kranke Haustiere und starb als Märtyrer. Gedenktag ist der 23. April.

Baubeschreibung

Grundriss, Aufriss und Schnitt der Kirche

Die ehemalige Klosterkirche ist eine einschiffige Anlage mit östlichem Querschiff und gerade geschlossenem Chor. In der Anlage ist sie romanisch aus der Zeit um 1200. Im 14. Jahrhundert umgebaut, wurde sie zu Beginn des 17. Jahrhunderts gänzlich verändert.

Der Chor umfasst zwei Joche bestehend aus Kreuzrippengewölben mit stark busigen Kappen. Die gekehlten Rippen ruhen auf einfachen Rundkonsolen, die sehr tief in die Wandung herabgesetzt sind. Die Wölbung gehört der Bauperiode von 1613 ff. an. Die Vierung zwischen Chor und Langhaus ist gegen beide durch Gurtbogen abgesetzt. Die Gurtbogen stützen sich auch auf kräftige Wandpfeiler mit Renaissancegesims. Das Rippenkreuzgewölbe weist eine runde Öffnung im Scheitel auf, Gewölbeform und Rippen wie im Chor.

Das Langhaus umfasst vier Joche, bestehend aus Tonnengewölben mit Stichkappen, mit gotisierender Netzfiguration. Die doppelt gekehlten Rippen ruhen auf einfachen Konsolen. Die runden Schlusssteine zeigen figürliche Reliefs, die Heilige aus dem Kartäuserorden darstellen; den Stilformen zufolge um 1613.

Das Querschiff wurde im 14. Jahrhundert durch eingezogene Mauern vom Mittelbau abgetrennt. Es hatte ursprünglich, wie gewöhnlich, gleiche Breite mit der Vierung. Bei ihren Baumaßnahmen erfuhren die Tückelhäuser Kartäuser große Unterstützung von seiten des Fürstbischofs Julius Echter von Mespelbrunn. Anlässlich der Veränderungen von 1613 bis 1616 erhöhte man die westlich von der Vierung gelegenen Kreuzgangtrakte, die mit dem Lettner der Kirche in direkter Verbindung standen, bis zum Dachanschnitt des bisherigen Querhauses. Die so erweiterten Querflügel erhielten neue Giebel und Bedachung und erscheinen demnach nach außen als einheitliche Bauten. An den Ostseiten des romanischen Querschiffs standen ursprünglich zwei halbrunde Apsiden. Die nördliche war zu Beginn des 17. Jahrhunderts noch erhalten; die Grundmauern der beiden wurden durch Grabungen im Frühjahr 1910 festgestellt. Der obere Abschluss der Nordapsis lässt sich an der dortigen Mauer noch deutlich konstatieren. An der Südseite befindet sich jetzt an der Stelle des Apsidenbogens an der Außenseite eine stichbogige Nische.

Die Fenster gehören zum größten Teil der Restaurierung von 1613 an. Ein romanisches Fenster von beträchtlicher Höhe ist an der Ostwand des Chores erhalten. Es ist rundbogig geschlossen, die Archivolte belebt außen und innen ein Rundbogenfries. Zwei weitere Fenster an der südlichen Chorwand sind stichbogig geschlossen; in der jetzigen Form nicht vor Beginn des 17. Jahrhunderts. Am Langhaus befinden sich beiderseits drei spitzbogig geschlossene Fenster derselben Zeit; an der Westwand ein großes, zugesetztes Rundfenster. An den Flügelbauten Spitzbogen- und Stichbogenfenster, ebenso wie die Spitzbogen- und Rundbogenfenster an den Giebeln aus der Bauzeit von 1613 bis 1616.

Geschichte

Von den Anfängen bis zur Barockisierung

Die erste Erwähnung der Kirche konnte erst 1297 konstatiert werden. Demnach wurden an der Kirche um diese Zeit wohl irgendwelche Veränderungen getroffen, die sich jedoch nicht mehr nachweisen lassen. Eine Reihe von Bau- und Einrichtungsmaßnahmen fällt in die Zeit um die Wende des 16. zum 17. Jahrhundert. So ließ Prior Adrian Sonius 1600 verschiedene kleinere Bauten aufführen und im selben Jahr einen Hochaltar aufrichten. Einer durchgreifenden Erneuerung in den Jahren 1613 bis 1616 verdankt die Kirche ihr heutiges Erscheinungsbild aus der Zeit von Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn. Das Portal der Klosterkirche in Tückelhausen wurde 1615 von Michael Kern, der Jüngere im Renaissancestil erschaffen. 1690 fand eine Renovierung der Kirche statt. 1692 wurde ein neuer Altar errichtet. Von diesem Altar hat sich, ebenso wie von dem oben genannten, im Jahre 1600 angeschafften, nichts erhalten. 1699 wurde ein neuer Dachreiter auf die Kirche gesetzt.

Von der Barockisierung bis zur Säkularisation

1744 begann der damalige Prior Hugo Neth mit der Barockisierung der nachgotischen Kirche, indem er auf dem heute nicht mehr vorhandenen Lettner [1] [2], der in der Höhe und Breite der Kanzel verlief, drei Altäre von Ferdinand Tietz errichten ließ. Auf der Evangelienseite des Lettners erhob sich die Figur der „Mater dolorosa“, die heute an der nördlichen Innenwand des Kirchenschiffs angebracht ist. In der Mitte ragte das Kruzifix mit der Büßerin Maria Magdalena empor - heute an der südlichen Innenwand. Die Statue des Schutzengels, die heute ohne Rahmen den Schalldeckel der Kanzel bekrönt, bildete mit einem Schutzengelaltar auf der Epistelseite ihr Gegenstück.

Das kunstvoll geschnitzte Chorgestühl (1746) ist nur noch teilweise erhalten. Von den ehemals 28 Sitzen verliefen je elf rechts und links an der Vierungswand, während je drei rechtwinklig dazu vor dem Lettner aufgestellt waren. Die einander gegenüberliegenden Schnitzereien sind identisch und spiegelbildlich gearbeitet.

Der Rokoko-Hochaltar wurde von Prior Hugo Neth im Jahre 1750 beim Hofbildhauer Johann Wolfgang van der Auwera in Auftrag gegeben und bis 1755 fertiggestellt. Pater Hieronymus Krafft, im gleichen Jahr zum Prior ernannt, bemühte sich sofort um die Aufstellung des Hochaltars. Das schon vorhandene Hochaltarblatt mit der Darstellung der Kreuzabnahme Christi, das Oswald Onghers in den Jahren 1693/94 gemalt hatte, wurde in den neugestalteten Altar Auweras eingesetzt. Zwischen den Säulen stehen auf hohen Podesten die Holzfiguren der Apostelfürsten Petrus und Paulus mit ihren Attributen. Auf den seitlichen Brücken sind die Statuen des Hl. Bruno (links) und des ersten Kartäuserheiligen Hugo von Lincoln mit seinem Attribut, dem Schwan zu sehen. Der Hl. Bruno wird oft dargestellt, wie er im Bewusstsein des eigenen Todes (Totenkopf) das Kreuz anbetet. Zu seinen Füßen symbolisiert eine Mitra die abgelehnte Bischofswürde. Die Attribute des Hl. Hugo sind ein Schwan und das Jesuskind im Kelch des Abendmahles. Nach einer Legende soll ihm bei der Wandlung das Jesuskind erschienen sein. Weiter oben flankieren Engel und die Figuren der Hl. Maria Magdalena und des Hl. Hieronymus das von Franz Ereasmus Asam geschaffene Gemälde „St. Georg in der Verklärung“. Darunter ist das Wappen der Kartause Tückelhausen angebracht, das siegreiche Osterlamm. Die Weihe des Altars erfolgte im Jahre 1759.

1777/78 schuf der Kitzinger Bildhauer Johann Steuerwald vier Seitenaltäre. Zwei davon stehen heute noch im Bereich der Vierung. [3] Die Gemälde der Seitenaltäre „Maria Immakulata“ („Schlangentöter-Madonna“) (linke Seite) und „Schutzengel“ (rechte Seite) stammen von Johannes Andreas Urlaub (1778). Das Marienbild wird von den Eltern der Gottesmutter, Anna und Joachim, begleitet, während am Schutzengelaltar der Würzburger Märtyrer Aquilin und Johannes Nepomuk von Böhmen stehen.

Am 8. Juli 1803 schließlich mussten die Mönche im Zuge der Säkularisation ihr Kloster verlassen. Mit der damit verbundenen Umwandlung der Klosterkirche in eine Pfarrkirche wurde der kompositorische Zusammenhang der einzelnen Kunstwerke durch die Beseitigung des Lettners im 19. Jahrhundert zerstört. Das Hochaltarblatt von Oswald Onghers wurde im selben Jahr von dem im Dienst der neuen bayerischen Behörden stehenden Maler Johann Christoph Fesel, einem gebürtigen Ochsenfurter mit einer Vorliebe für Onghers, als Bereicherung der Kunstsammlung des Kurfürsten ausgewählt. Daher gelangte es im April 1804 nach München, kam dort aber nur ins Depot des Museums und geriet in Vergessenheit.

Ausschnitt aus dem Hochaltar-Retabel (1997)

Der erste Pfarrer Celsus Niedersee, der noch im selben Jahr nach Tückelhausen kam, beklagte, dass das Altarbild von Onghers nach München gebracht worden war. An die Stelle Bildes wurde ein Kruzifix mit der schmerzhaften Mutter Gottes (ehmaliger Lettneraltar) von Ferdinand Tietz gehängt. Da die Karthäuser weder Kanzel noch Beichtstuhl kannten, mussten sie für die Pfarrkirche angeschafft werden. Pfarrer Niedersee erstand sie aus der ehemaligen Karmelitenkirche St. Barbara in Würzburg nur gegen die Kosten des Abbaus und ließ sie mit dem Schiff von Würzburg nach Ochsenfurt bringen. Die Kanzel wurde nachweislich von Jakob van der Auwera, dem Vater von Johann Wolfgang van der Auwera, im Jahre 1720 geschaffen. Der Kanzelkorb ist geschmückt mit den vier Evangelisten und ihren Symbolen. [4] Somit weist die Pfarrkirche Tückelhausen Arbeiten von zwei Auwera-Generationen auf.

Mitte der 1960er Jahre war zu erfahren, dass das Altarbild von Oswald Onghers noch immer - unzugänglich für die Öffentlichkeit - im Depot der Bayerischen Staatsgemäldesammlung in München lagerte. Pfarrer Robert Rackowitz kämpfte nach Bekanntwerden dieser Tatsache 30 Jahre um die Rückgabe des Kunstwerkes an den angestammten Platz. Seine Mühe lohnte sich: Die damals entfernte obere und untere Randpartie (heute noch sichtbar) wurde ergänzt und das Bild mit finanzieller Hilfe des Kunstreferats der Diözese Würzburg restauriert. Dann kam es am 4. Juni 2000 als Leihgabe der Bayerischen Staatsgemäldesammlung wieder hier her zurück - nach 196 Jahren. [5]

Bildergalerie

Außenansicht

Innenraum

Innenraum mit Blick auf den Chor

Kanzel

Altäre

Hochaltar
Seitenaltäre

Weitere Kunstwerke

Wallfahrt

Das Gotteshaus von Tückelhausen liegt am Fränkisch-Schwäbischen Jakobsweg von Würzburg über Rothenburg ob der Tauber nach Ulm.

Pfarrgebiet

Zum Pfarrgebiet gehören neben dem Stadtteil Tückelhausen die Weiler Kaltenhof, Mönchsmühle und Oelmühle.

Pfarreiengemeinschaft

Pfarreiengemeinschaft Tückelhausen

St. Georg gehört zur Pfarreiengemeinschaft Tückelhausen.

Seelsorger nach der Säkularisation

Siehe auch

Quellen und Literatur

  • Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler in Ochsenfurt, Nr. D-6-79-170-377
  • Die Kunstdenkmäler des Königreichs Bayern, III. Bd.: Die Kunstdenkmäler von Unterfranken und Aschaffenburg, Heft 1: Bezirksamt Ochsenfurt, bearb. von Hans Karlinger, München 1911, S. 254 ff.
  • Robert Rackowitz: Ehemalige Kartause „Cella Salutis“ Tückelhausen. Rundgang durch die Klosteranlage und Klosterkirche. 4. Auflage, Kath. Pfarramt St. Georg Tückelhausen (Hrsg. im Selbstverlag), 1982

Weblinks

Einzelnachweise, Erläuterungen und Hinweise

  1. Der Lettner (von lat. lectorium „Lesepult"), auch Doxale genannt, ist eine steinerne oder hölzerne Schranke, die vor allem in Domen, Kloster- und Stiftskirchen den Raum für das Priester- oder Mönchskollegium vom übrigen Kirchenraum, der für die Laien bestimmt war, abtrennte.
  2. Ausführliche Beschreibung bei Wikipedia
  3. Zwei Seitenaltäre kamen in die Pfarrkirche nach Goßmannsdorf (Pfarramt Goßmannsdorf, Gotteshausrechnung 1803/04, fol. 29)
  4. Symbole der Evangelisten:
    Auf vielen Bildern werden die vier Evangelisten mit ihren jeweiligen Symbolen dargestellt: Matthäus mit einem Menschen oder Engel, Markus mit einem Löwen, Lukas mit einem Stier, Johannes mit einem Adler. Diese vier Bilder sind der Offenbarung des Johannes (4, 6) entnommen, wo es in einer Vision des Gottesthrones heißt: „Das erste Lebewesen glich einem Löwen, das zweite einem Stier, das dritte sah aus wie ein Mensch, das vierte glich einem fliegenden Adler.“ Auch die Darstellung der vier Wesen mit Flügeln ist dieser Bibelstelle entnommen. Der Kirchenlehrer Hieronymus (347 bis 419) ordnete die vier Lebewesen den einzelnen Evangelisten zu, indem er auf die Anfänge ihrer Evangelien verwies: Matthäus beginnt mit dem Stammbaum und der Menschwerdung Jesu, daher der Mensch. Markus stellt an den Anfang seines Textes die Bußpredigt des Johannes, der wie ein Löwe seine Stimme in der Wüste erschallen lässt. Lukas berichtet zuerst vom Opferdienst des Priesters Zacharias, so dass der Stier als Opfertier zu seinem Attribut wurde. Und Johannes schließlich beginnt mit dem Prolog über das Wort Gottes und schwingt sich in einer Art „geistigem Höhenflug“ wie der Adler in Höhen, die die anderen nicht erreichen.
    Außer dieser Zuordnung zu den Evangelisten symbolisieren alle vier Wesen in der gemeinsamen Darstellung Jesus Christus selbst, dessen vier wichtigste Heilstaten in den Evangelientexten bezeugt werden: Der Mensch ist Abbild der Menschwerdung, der Stier bedeutet seinen Opfertod, der Löwe die Auferstehung und der Adler seine Himmelfahrt.
    (Quelle: Würzburger katholisches Sonntagsblatt)
  5. Infotafel in der Klosterkirche Tückelhausen

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