Schlangentöter-Madonna

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Schlangentöter-Madonna in der Theaterstraße 4 von Lukas Anton van der Auwera aus dem Jahre 1760

Die Schlangentöter-Madonna und die Immaculata entstammen gegenreformatorischen [1] Gedankengängen.

Ursprung

Die alttestamentarische Weissagung vom Messias aus der Genesis (1. Buch Moses) ergab in der Übersetzung zwei Lesearten:

  • Nach Mesora (Erläuterung des altjüdischen Gelehrten zur Bibel) lautet jene Stelle im Proto-Evangelium „Er - Mariä Sohn - wird ihr den Kopf zertreten“.
  • Später übersetzt man aber: „Sie wird Dir den Kopf zertreten.“

Der theologisch-philologische Streitfall führt in der bildenden Kunst zu zwei von einander unabhängigen Madonnentypen: Schlangentöter-Madonna und Immaculata. Das Schlangentöter-Motiv stellt die Version „Er wird ihr den Kopf zertreten“ dar.

Entwicklung

Die verschiedenen Schlangentöter-Formen haben sich stufenweise entwickelt. Vor allem im Taubergrund können alle Stufen verfolgt werden.

  • Die früheste Form besitzt Würzburg mit der Hausmadonna am Dominikanerplatz, die Zacharias Juncker 1660 erschaffen hat. Bei Junker hält Maria das Kind an beiden Armen vor sich und der Knabe tritt auf den Kopf der Schlange.
  • Im ausgehenden 19. Jahrhundert hat man im Geschmack der Zeit die Darstellung als „ersten Schritt“ bezeichnet, die Mutter führt den Knaben, der gehen lernt, an beiden Händen. Der „Kleine“ ist aber zu groß, um glauben zu lassen, es seien erste Gehversuche. Auch wird die Mutter den ersten Schritt des Kindes niemals auf den Kopf der Schlange führen. Die genrehafte Auffassung entspricht außerdem nicht den religiösen Vorstellungen der Zeit.
  • Wie wenig das „Gehenlernen“ gemeint ist, ergibt die Weiterentwicklung des Typs. Der Jesusknabe steht vor der Mutter. Er hat einen Kreuzstab in der Hand, mit dessen unterem Ende er auf den Kopf der Schlange trifft. Die Schlange hält meistens einen Apfel im Maul. Es handelt sich also nicht um irgendein giftiges Gewürm, sondern um „die Schlange“, der der Kopf zertreten werden muss.
  • Bei späteren Madonnen kommt es zu einer Vereinigung der „Himmelskönigin“ mit dem Schlangentöter-Motiv, die gekrönte Maria hält den Jesusknaben auf dem Arm, der mit dem langen Kreuzschaft auf den Kopf der Schlange stößt. Diese Darstellung wird auch als „Maria vom Siege“ bezeichnet, in der der Jesusknabe als Erlöserkind gesehen wird. Die Entwicklung dieses Typs und die dazugehörigen Inschriften zeigen, dass der Erlösungsgedanke primär war.

Siehe auch

Quellen und Literatur

  • Karl Kolb: Das Madonnenland. Edition Kolb im Echter Verlag, Würzburg 1970, S. 83 ff.

Erläuterungen und Hinweise

  1. Als Gegenreformation wird allgemein die Reaktion der römisch-katholischen Kirche auf die von Martin Luther in Wittenberg ausgehende Reformation bezeichnet. Sie spielte sich im Bereich der Theologie und der Kirchen ab und blieb auf geistige Auseinandersetzungen beschränkt. Weitere Informationen bei Wikipedia [1].
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