Max Ringelmann
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Max Ringelmann (* 29. Juli 1868 in Schweinfurt; † 24. April 1917 in Würzburg) war Jurist, Rechtsreferent, Kommunalpolitiker und Oberbürgermeister von 1913 bis 1917.
Familiäre Zusammenhänge
Seine Eltern waren der katholische Volksschullehrer Johann Georg Ringelmann und dessen Ehefrau Maria Margarete, geboren Jahrsdörfer; beide entstammten selbst Lehrerfamilien.
Max Ringelmanns Sohn Ernst beteiligte sich als linksradikaler Student im April 1919 am Revolutionären Aktionsausschuss der Würzburger Räterepublik als Vorsitzender des Referates „Presse und Plakate“.
Leben und Wirken
Ringelmann besuchte die Grundschule und das Gymnasium in seiner Heimatstadt Schweinfurt. Nach dem Abitur 1886 am Gymnasium in Schweinfurt, studierte er Rechtswissenschaften in München und Volkswirtschaft in Berlin, wo er während des Wintersemesters 1888/89 eingeschrieben war. Dieses Berliner Semester mit seiner wirtschaftswissenschaftlichen Ausrichtung sollte sich als nützlich und wichtig für seine spätere berufliche Karriere erweisen. 1890 bestand Ringelmann das 1. juristische Staatsexamen in München. Die folgende dreijährige Vorbereitungspraxis führte ihn in seine Heimatstadt zurück, wo er nacheinander beim Amtsgericht, Landgericht und Bezirksamt und schließlich beim „kgl. Advokaten“ Rechtsanwalt Breitung tätig war. Im Dezember 1893 legte er in Bayreuth die sein 2. juristisches Staatsexamen ab. Von Januar bis Mai 1894 setzte er seine Verwaltungspraxis beim Stadtmagistrat Schweinfurt fort, bis er am 5. Mai 1894 von der Regierung von Oberfranken nach Bayreuth berufen wurde.
Rechtskundiger Magistratrat und 2. Bürgermeister von Würzburg
Am 5. November 1894 bewarb Ringelmann sich um die Stelle eines rechtskundigen Magistratrats in Würzburg. Insgesamt hatten sich 15 Kandidaten beworben. Am 16. November 1894 entschieden sich die Gemeindebevollmächtigten mit 31 von 32 abgegebenen Stimmen für Max Ringelmann und am 28. Dezember 1894 trat er offiziell sein Amt an. Bei der Übernahme der Referate erhielt Ringelmann u.a. das Gewerbereferat, das für ihn in den ersten drei Jahren seiner Amtstätigkeit das wichtigste werden sollte, weil im Bereich dieses Referats Aufgaben zur baldigen Erledigung anstanden, die einerseits über die bloße Routinearbeit eines Rechtsrats hinausgingen, andererseits Ringelmann die Gelegenheit boten, sich schnell zu profilieren. Es handelte sich um die Entscheidung in der Frage der Gastwirtschaftskonzessionen, um die Einrichtung eines städtischen Gewerbegerichts und die Schaffung eines städtischen Arbeitsamtes, die Ringelmann allesamt erfolgreich zum Abschluss brachte.
1897 standen Ringelmanns Wiederwahl und damit seine definitive Übernahme in städtische Dienste an. Wie kaum anders zu erwarten, verzichteten die Gemeindebevollmächtigten auf eine Neuausschreibung der Stelle und wählten Ringelmann am 11. November 1897 einstimmig wieder; am 13. Dezember 1897 folgte die Bestätigung durch die Regierung. Damit war Ringelmann im städtischen Verwaltungsdienst fest etabliert.
Am 23. Juli 1901 entschieden sich die Gemeindebevollmächtigten bei der Wahl des 2. Bürgermeisters einstimmig für Ringelmann. Aufgrund seiner erfolgreichen Arbeiten wurde er am 11. Juli 1904 mit 30 von 32 Stimmen von den Gemeindebevollmächtigten als 2. Bürgermeister wiedergewählt und damit auf Lebenszeit in seinem Amt bestätigt.
Am 11. April 1908 wurde Ringelmann Vorsitzender des unterfränkischen Sparkassenverbandes und ein paar Monate später stellvertretender Vorsitzender der bayerischen Sparkassen.
Oberbürgermeister von Würzburg
Als zu Beginn des Jahres 1913 feststand, dass Oberbürgermeister Philipp Ritter von Michel, unter dem Ringelmann 2. Bürgermeister gewesen war, anlässlich seines 40jährigen Dienstjubiläums Ende März von seinem Amt zurücktreten würde, beschlossen die Gemeindebevollmächtigten im Februar die Neuausschreibung seiner Stelle. Neben vier auswärtigen Kandidaten bewarb sich Ringelmann am 10. März 1913 darum. Bei der Wahl am 18. März 1913 konnte Ringelmann 40 der 41 abgegebenen Stimmen auf sich vereinigen. Schon am 31. März erfolgte die Bestätigung der Wahl durch das Innenministerium. Am 14. April 1913 wurde Ringelmann im großen Sitzungssaal des Magistrats feierlich in sein Amt eingeführt. Bernhard Brand wurde zum 2. Bürgermeister gewählt und trat am 3. Juni 1913 sein Amt an.
Ringelmann übernahm die wohlgeordnete Verwaltung einer aufstrebenden Stadt mit soliden Finanzen, wozu er selbst erheblich beigetragen hatte. Von seinem Vorgänger Michel hatte Ringelmann mehrere Großprojekte übernommen, deren Planung und Vorarbeiten sich schon über Jahre hingezogen hatten und an denen Ringelmann teilweise mitgearbeitet hatte, deren Abschluss aber in den meisten Fällen noch nicht abzusehen war, nämlich die Fertigstellung des Luitpold-Museums, eines neuen Gaswerks, des Luitpoldkrankenhauses und die Eingemeindung von Heidingsfeld. Ringelmann fügte dem dadurch vorgezeichneten Aktionsprogramm der Stadt als eigene Lieblingsprojekte die Erweiterung des Rathauses zur geschlossenen Unterbringung der sich ständig vergrößernden Stadtverwaltung, die Schaffung eines repräsentativen Ratskellers und den Straßendruchbruch zum Zeller Tor hinzu.
Schon kurz nach seinem Amtsantritt konnte am 17. Mai 1913 das Luitpold-Museum im Gebäude des ehemaligen Chemie-Laboratoriums in der Maxstraße eröffnet werden. Auf kommunalpolitischem Gebiet war es weiterhin die seit 1909 projektierte Eingemeindung Heidingsfelds, die 1913 kontrovers diskutiert wurde. In der gemeinsamen Sitzung beider städtischer Kollegien vom 28. Oktober 1913 wurde die Eingemeindung Heidingsfelds mit 23 gegen 17 Stimmen von den in diesem Fall ausschlaggebenden Gemeindebevollmächtigten abgelehnt. Damit verschwand das Projekt für mehr als ein Jahrzehnt von der Tagesordnung.
Der Erste Weltkrieg warf für die Stadtverwaltung ein schwerwiegendes grundsätzliches und eine nicht abreißende Folge kleinerer Probleme auf. Das grundsätzliche Problem bestand darin, dass die Stadtverwaltung zahlreiche neue Aufgaben übernehmen musste, die normalerweise zusätzliches Personal und zusätzliche Geldmittel erfordert hätten, dass aber gleichzeitig der Personalstand durch die Einberufung zahlreicher Bediensteter zum Heer zurückging, ein Ausfall, der durch die Einstellung nicht immer hinreichend ausgebildeten Hilfspersonals nicht voll ausgeglichen werden konnte, und dass wegen der Anforderungen von Staat und Militär der Anleihmarkt den Kommunen weitgehend verschlossen war. Durch die Personal- und gleichzeitigen Finanzprobleme mussten große Bauprojekte ganz gestrichen oder auf unbestimmte Zeit verschoben werden.
Im Kriegswinter 1914/1915 wurde deutlich, dass ein Übergang zur Kriegswirtschaft unvermeidlich war, als zu dem Versuch, Engpässe bei der Versorgung mit lebenswichtigen Wirtschaftsgütern durch Zwangsbewirtschaftung zu begegnen. Diese Zwangsbewirtschaftung begann am 1. März 1915 und betraf zunächst Brot und Mehl. Im Laufe des Jahres kamen immer mehr Güter hinzu und seit 1916 gehörten auch Bekleidung, selbst Altkleider und Säuglingswäsche, Schuhe und Sohlen zu den rationierten Waren.
Obwohl die Stadtverwaltung bei ihren vielfältigen neuen Aufgaben in starkem Maß durch freiwillige, oft ehrenamtlich fungierende Helfer aus Handel, Handwerk, Industrie und aus anderen Behörden unterstützt wurde, deren Rat wegen ihrer Sachkunde ohnehin unverzichtbar war, und obwohl viele städtische Bauprojekte, die üblicherweise besonders arbeitsintensiv waren, unterbrochen worden waren, stellten diese Verpflichtungen eine ganz erhebliche, zusätzlich zeitliche und nervliche Belastung des überdies durch die Personalknappheit belasteten Magistratrats und speziell des 1. Bürgermeisters dar. Ringelmann, der bis zu seinem Tod trotz des Ausbleibens durchschlagender militärischer Erfolge und trotz aller Rationierungen und Einschränkungen im Zivilleben fest an den Sieg Deutschlands glaubte, engagierte sich noch besonders in der Fürsorge für die Kriegsteilnehmer, die Kriegsopfer und deren Hinterbliebenen. Außerdem entfaltete er im Interesse des erhofften Sieges eine „nimmermüde Werbetätigkeit“ für die Zeichnung von Kriegsanleihen, wie es seinen speziellen Kenntnissen entsprach. Diese Tätigkeiten belasteten ihn auch gesundheitlich sehr.
Im Sommer 1916 wurde mit der Beendigung der im März 1914 begonnenen Umbau- und Restaurierungsarbeiten im Erd- und Kellergeschoss des Rathauses die Fertigstellung des Ratskellers, eines von Ringelmanns Lieblingsprojekten, abgeschlossen. Die Eröffnung dieser Räumlichkeiten erlebte er allerdings nicht mehr, da sie sich als ein im Krieg nicht vordringliches Projekt noch bis 1918 hinzog.
Am 8. April 1916 wurden er und sein Stellvertreter, der 2. Bürgermeister Bernhard Brand, in ihren Ämtern in „definitiver Eigenschaft“, d.h. auf Lebenszeit, bestätigt, nachdem beide von den Gemeindebevollmächtigten wieder gewählt worden waren.
Ringelmanns Gesundheit war infolge der Überarbeitung und nervlichen Anspannung schon den ganzen Winter 1916/17 hindurch ernstlich geschwächt gewesen. Am 5. April 1917 ging er auf eine kleine Erholungsreise nach Schweinfurt und Bamberg. Erst am 11. April erschien er wieder zum Dienst, musste aber am 13. April die Magistratssitzung verlassen, da er sich zu schwach fühlte. Am 14. April abends hielt er im Huttenschen Garten eine große Werberede für die 6. Kriegsanleihe, danach musste er sich gleich wieder ins Krankenbett begeben. Es sollte sein letzter öffentlicher Auftritt sein. Nach zehntägigem Krankenlager starb Max Ringelmann trotz aller ärztlicher Bemühungen am 24. April im Alter von 48 Jahren und zehn Monaten an einer Lungen- und Rippenfellentzündung.
Letzte Ruhestätte
Nach einem von Tausenden gefolgten Trauerzug von Ringelmanns Sterbehaus in der Edelstraße wurde er im Hauptfriedhof beigesetzt.
Siehe auch
Quellen und Literatur
- Hans-Peter Baum: Max Ringelmann. Oberbürgermeister 1913-1917. In: Ulrich Wagner (Hrsg.): Würzburger Bürgermeister 1862-1920. Veröffentlichungen des Stadtarchivs Würzburg Band 3, Würzburg 1990, S. 153 ff. ISBN: 3-87717-763-8 (Stadtbücherei Würzburg Dek 3 Wür)
- Harm-Hinrich Brandt: Würzburger Kommunalpolitik 1869–1918. In: Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg. 4 Bände; Band III/1–2: Vom Übergang an Bayern bis zum 21. Jahrhundert. Theiss, Stuttgart 2007, ISBN: 978-3-8062-1478-9), S. 64–166 und 1254–1267; hier: S. 113–119 und 151 f.
- Würzburger Zeittafel für das Jahr 2013 (in Auswahl)
Weblinks
Folgeleiste
Vorgänger | Amt | Nachfolger |
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Andreas Grieser |