Würzburger Ratskeller
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Der Würzburger Ratskeller liegt mitten im Herzen der Domstadt zwischen Dom und Alter Mainbrücke unter dem Grafeneckart, einem der bedeutendsten Zeugnisse romanischer Profankunst in Würzburg.
Geschichte
Im Jahre 1577 wurde nordwestlich des Rathauskerns ein Bierschenken- und Stadtschreiberhaus errichtet, in dem die Stadt bis 1806 das alleinige Schankrecht ausübte. Das große Portal an der Südseite des Grafeneckarts, das heute ein Eingang zum Ratskeller ist, wurde 1695 eingesetzt.
Im Rahmen von unerlässlich gewordenen Umbau- und Renovierungsarbeiten ab dem Jahre 1912 gab der Magistrat am 3. März 1914 die Genehmigung zum Bau eines Ratskellers [1] in den als Salzlager genutzten unteren Räumen des Grafeneckarts und knüpfte damit an die Tradition der alten Ratstrinkstube an. Der Ratskeller wurde am 31. Januar 1918 eröffnet. [2]
Nach der Zerstörung beim Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 wurde der Ratskeller 1973 [3] wiedereröffnet.
Gestaltung und Ausstattung
Nach fast 40 Jahren Benutzung war im Jahre 2010 eine dringend anstehende Sanierung längst überfällig. Die gesamte Technik (Licht, Lüftung und Sanitär, Elektrik und Küchentechnik) entsprach nicht mehr den modernen Anforderungen. Hinzu kam, dass die logistischen Abläufe innerhalb der Gaststätte sehr zeitaufwändig waren und somit für den Betreiber unwirtschaftlich und den Gast unbefriedigend. Das komplette Interieur im historisierenden Stil und dusteren Räumen entsprach nicht mehr dem Zeitgeist einer frischen und freundlichen Gastronomie. Da sich die jüngere Zielgruppe in den Räumen nicht mehr wohl fühlte, hatte dies mit der Zeit zu einer Überalterung der Publikums geführt.
Im Oktober 2010 wurde das Büro archicult-breunig architekten von der Stadt Würzburg mit der Umgestaltung und Sanierung des Würzburger Ratskellers beauftragt und Anfang Januar 2011 mit der Sanierung begonnen. Bereits Ende September 2011 eröffnete die Gaststätte wieder.
Der Grafeneckart und die historischen Räume des Ratskellers können auf 1000 Jahre Würzburger Stadtgeschichte zurückblicken. Im „Bierschenk- und Stadtschreiberhaus“, das gegenüber Wolf Beringers „Neuem Tor“ (heute: Eingang zum Gedenkraum) lag, übte die Stadt von 1470 bis 1806 das ausschließliche Recht des Ausschankes, zuerst von fremden Bieren, seit 1664 von Würzburger Bieren aus dem Fürstlichen Brauhaus, das Fürstbischof Johann Philipp von Schönborn gegründet hatte. Die vornehmere Trinkstätte war die Ratsstube, wo nur „purer, gerechter, guter Steinwein floss“ und in früheren Zeiten bei allen Beratungen und Sitzungen der Stadtväter „zur Erfrischung des Geistes“ der volle Pokal umging. Deshalb entschied man sich in der Würzburger Traditionsgaststätte die Geschichte von Wein und Bier in das neue Gastronomiekonzept einzubauen. Ebenso wurde die vielfältige Baugeschichte von der Romanik bis zur Renaissance innerhalb des Gebäudes wieder sichtbar gemacht.
In der Ratsbierstube, dem jüngsten Teil des Ratskellers, zeigen künstlerisch gestaltete Wandgrafiken wichtiger historischer Persönlichkeiten Würzburgs aus den letzten 1000 Jahren. [4] Die Baugeschichte wird den Besuchern durch 25 angebrachte Schautafeln vermittelt. Im Zuge der Sanierungsmaßnahmen wurde die historische Grundsubstanz wieder freigelegt, so z.B. historische Mauerbögen, Verschlusssteine und Konsolen der einzelnen Bauphasen. Damit ist die ursprüngliche Grundstruktur des Gebäudes wieder erkenn- und erlebbar. Bislang geschlossene bzw. mit undurchsichtigen Verglasungen versehene Fenster wurden geöffnet und es entstanden neue Ein- und Durchblicke, die es ermöglichen das historisch gewachsene und verschachtelte Gebäude zu verstehen, aber auch die Gastronomie von außen sichtbar und interessant zu machen.
Die Gastronomie teilt sich durch das Lichtdesign und die Farb- und Materialauswahl im Wesentlichen in zwei Bereiche mit den thematischen Schwerpunkten „Bier und Wein“:
- die etwas rustikaler mit Eichedielen, massigen Stampfbetonstützen und klassischer fränkischer Wirtshausmobilierung ausgestattete Ratsbierstube zur Langgasse
- der mit italienischen Holz- und Polstermöbeln ausgestattete elegantere romanische Bereich unter historischen Kreuzgratbögen.
Die Funktionsabläufe wurden optimiert. Die zentrale Theke in der Ratsbierstube wird vom eintretenden Gast sofort gesehen und ermöglichst so Kontakt und Orientierung. Das Servicepersonal überblickt sowohl Ratsbierstube, als auch den Zwischenbereich bis zum Höfchen, Riemenschneiderstube und Kapelle. Die Theke in der Grafeneckartstube ist beim Betreten des Ratskellers durch das Portal gegenüber dem Vierröhrenbrunnen sofort zu sehen und ermöglicht ein Willkommen durch das Servicepersonal. Durch die Herausnahme von Wänden und das Öffnen von Türen wurde die bestehende Raumabfolge nicht nur erlebbar, sondern auch übersichtlicher für die Gäste und das Personal. [5]
Übersichtspläne der Räumlichkeiten
Bildergalerie
Ratsbierstube
Schiestl-Stube
Kalterstube
Ratskapelle und Durchgang
Ratskapelle
Riemenschneiderzimmer
Skulptur der Hl. Dorothea (Kopie von Ernst Singer (1973); Original von Tilman Riemenschneider 1945 zerstört)
Durchblicköffnung zum Eingang der Ratskapelle mit Skulptur Walthers von der Vogelweide von Lothar Forster (1973)
Staufer- und Welfenzimmer mit „Grafeneckart“
Bürgersaal
Laube
- ► Laube
Hexe
Außengastronomie
Angebot
- Tageskarte mit wechselnden Gerichten
- Saisonale Gerichte
- Fränkische Küche
- Biere der Würzburger Hofbräu und Distelhäuser Brauerei
- Frankenweine
Anschrift
- Würzburger Ratskeller
- Langgasse 1
- 97070 Würzburg
- Telefon: 0931 - 130 21
- Telefax: 0931 - 130 22
- E-Mail: info@ratskeller-wuerzburg.de
Öffnungszeiten
- täglich durchgehend von 10.00 bis 24.00 Uhr
- (Küche bis 22.00 Uhr)
ÖPNV
Nächste Straßenbahnhaltestelle: | Rathaus |
Siehe auch
- Geschichte des Würzburger Ratskellers
- Laube im Würzburger Ratskeller
- Ratskapelle
- Schiestl-Stube
- Kurt Schubert
Quellen und Literatur
- Stadt Würzburg Baureferat, Fachabteilung Hochbau (Hrsg.): Ratskeller Würzburg. Umbau und Sanierung. Geschichte und Dokumentation. Stadt Würzburg 2013
Weblinks
- Internetseiten des Würzburger Ratskellers
- Main-Post: „Ratskeller wird für 2,6 Millionen Euro erneuert“ (19. August 2011)
- Main-Post: „Das erste Bier im neuen Würzburger Ratskeller“ (20. September 2011)
- Main-Post: „Der lange und teure Weg zum neuen Ratskeller“ (30. Dezember 2011)
Einzelnachweise und Erläuterungen
- ↑ Ratsprotokolle 1914 I, S. 209
- ↑ Dieter W. Rockenmaier: Schlagzeilen von vorgestern. Zeitgeschehen im Spiegel des „Würzburger General-Anzeigers“ und der „Main-Post“. Mainpresse Richter Druck und Verlags-GmbH & Co. KG, Würzburg 1979, S. 58 f.
- ↑ Paul Heinrich Otte: Ziel: Wiederherstellung der Schönheit der Stadt. Das Werden der neuen Stadtgestalt von 1948 bis 1978 - Würzburg ist wieder Würzburg geworden. In: 15 Jahrhunderte Würzburg. Hrsg. von Heinz Otremba, Echter Verlag, Würzburg 1979, S. 249-261; S. 261b
- ↑ Historische Persönlichkeiten in den Räumen des Würzburger Ratskellers:
- ↑ Roland Breunig: Architektur. Konzeptionelle Überlegungen und Vorgehensweise. In: Stadt Würzburg Baureferat, Fachabteilung Hochbau (Hrsg.): Ratskeller Würzburg. Umbau und Sanierung. Geschichte und Dokumentation. Stadt Würzburg 2013, S. 19 ff.