Wandgemälde im Ratssaal
Dies ist die bestätigte sowie die neueste Version dieser Seite.
Das Wandgemälde im Ratssaal des Würzburger Rathauses verbildlicht die 1300-jährige Geschichte der Stadt. Es wurde in den Jahren von 1984 bis 1987 durch den Kunstmaler Wolfgang Lenz geschaffen.
Geschichte
1979 hatte die Stadt beschlossen, die noch kriegszerstörten Teile der historische Bausubstanz des Rathauses komplett zu sanieren. Dabei wurde der Neubau eines Südflügels mit großem Ratssaal einbezogen (Bauzeit 1980-1986). Hauptgestaltungselement dieses Saals ist das Gemälde, welches sich über zwei komplette Wände auf einer Fläche von 280 m² erstreckt. Es ist in 37 Einzeldarstellungen gegliedert. Die Malerei wurde in Lehmspachteltechnik angelegt und auf Gipsputz mit Kreidegrund ausgeführt. Als Abschluss wurde das Bild mit Wachs überzogen.
Bildfolge
Im Folgenden findet sich eine kurzgefasste Übersicht der Bildinhalte. Ausführlich sind die Beschreibungen und Abbildungen im Buch „Das Wandgemälde im Würzburger Rathaus“ zu finden. Die Bildabschnitte sind nicht klar getrennt und gehen ineinander über.
Bild 1: Vorzeit
- Frühzeitliche Lebewesen im Würzburger Talkessel
- Frühe Menschensiedlungen
- Zwei Silberfibeln aus dem 7. Jhd. (Bodenfunde aus Heidingsfeld)
Bild2: Zeit der ersten fränkischen Herzöge
- Reiter mit Kronreif und Schwert
- Kriegsleute.
Bild 3: 7. Jhd., die Zeit der Frankenapostel
- Leben, Mission und Märtyrertod der Apostel Kilian, Kolonat und Totnan.
- Christianisierung des Frankenlandes.
Bild 4: Jahr 1030
- Verleihung des Münz- und Marktrechtes, der Gerichtshoheit und Fährgerechtigkeit durch Kaiser Konrad II. an Bischof Mainard.
- Der Hl. Bruno steht für den Bau des Doms und für die erste Geldmünze in Würzburg, den Brunopfennig.
Bild 5: Stauferzeit, erste große Blütezeit Würzburgs (12./13. Jhd.)
- Kaiser Friedrich I. Barbarossa und seine Hochzeit mit Beatrix von Burgund in Würzburg
- Walther von der Vogelweide
Bild 6: Beginnendes 14. Jhd.
- Kauf des Grafeneckart durch die Bürger: Die Geburtsstunde des Rathauses
- Bürger mit Stadtfahne
- Stiftung des Bürgerspitals
Bild 7: Wende zum 15. Jhd.
- Wappen des „Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation“
- König Wenzel II.
- Die Schlacht von Bergtheim im Jahr 1400. Niederlage der Bürger und Ende der Reichsfreiheit.
Bild 8: Die Gotik in Würzburg
- Bau der Marienkapelle
- Tilman Riemenschneider mit seinem Familienwappen und der Fahne der aufständischen Bauern. Sowie die von ihm geschaffenen Figuren „Adam“ und „Eva“.
Bild 9: Zeit des Bauernkriegs
- Hungernder Bauer mit Schwert ruft zu Angriff, im Hintergrund die Festung Marienberg.
- Ritterheer mit Wappen des Bischofs Konrad II. von Thüngen
- Ratsschreiber Martin Cronthal
- Matthias Grünewald und die Renaissance
Bild 10: Jahr 1563
- Überfall des Ritters Wilhelm von Grumbach auf Würzburg, Plünderungen.
Bild 11: 16. Jhd.
- Lorenz Fries: Der bischöfliche Rat und Geheimschreiber verfasste nach urkundlichen Quellen die Landes- und Regentengeschichte.
- Wappen der Fürstbischöfe Konrad II. von Thüngen, Lorenz von Bibra, Melchior Zobel von Giebelstadt
Bild 12: Julius Echter (Teil 1)
- Gründung der Universität 1582
- Vier Rosen symbolisieren die klassischen Fakultäten Theologie, Philosophie, Medizin und Rechtswissenschaft.
- Echterwappen
Bild 13: Julius Echter (Teil 2)
- Julius Echter als Bauherr: Universität, Juliusspital
- Julius Echter als Gegenreformator
Bild 14: Julius Echter (Teil 3)
- Gründung des Juliusspitals 1576
Bild 15:
- Athanasius Kircher, Jesuitenpater und Gelehrter der Universität
- Kilian Stumpf, Jesuitenpater, Wissenschaftler, Missionar in China
Bild 16 und 17: 30jähriger Krieg
- Gustav II. Adolf von Schweden in Würzburg
- Reitergruppe im Hintergrund
Bild 18: 1648
- Friedensschluss von Münster und Osnabrück
- Ruinen, Bettler und Invalide. Dunkle Wolken weichen einer besseren Zukunft.
- Friedrich Graf Spee von Langenfeld, Verfasser der „Trutznachtigal“, Kämpfer gegen die Hexenprozesse.
- Fürstbischof Johann Philipp von Schönborn, der „deutsche Salomon“, er beendete die Hexenverfolgung.
Bild 19: Neubefestigung der Stadt
- Errichtung der großen Wallmauer, im Hintergrund die Türme von Stift Haug.
Bild 20:
- Die Lebensgrundlagen der Bürger: Handwerk und Weinbau.
Bild 21: Schönbornzeit
- Fürstbischof Friedrich Karl von Schönborn
- Bau der Residenz
- Balthasar Neumann, Giovanni Battista Tiepolo und weitere an der Residenz beteiligte Künstler.
- Das Ende der weltlichen Macht der Fürstbischöfe.
Bild 22:
- Napoleon besucht den Würzburger Großherzog „Ferdinand III. von Toskana“
- Würzburg wird endgültig bayerisch
Bild 23: 19. Jhd.
- Einsetzende Industrialisierung, Rotationspresse in der ersten Fabrik von Koenig & Bauer .
Bild 24:
- Philipp Franz von Siebold
- Bürgermeister Josef Behr, Abgeordneter der Nationalversammlung, mit schwarz-rot-goldener Fahne.
- Lokomotive als Symbol für den Anschluss Würzburgs ans Eisenbahnnetz.
Bild 25:
Bild 26: Gründerzeit
- Erweiterung des Rathauses
- Bürger verschiedenster Stände
- Reichsgründung von 1871
- Conrad Röntgen und Albert Koelliker
Bild 27: Prinzregentenzeit
- Luitpold von Bayern
- Lange Friedenszeit bis 1914
Bild 28: Weltkriege
- Langer Zug marschierender Soldaten als Hinweis auf die beiden Weltkriege und ihre Folgen.
Bild 29:
- Begründung des Mozartfests durch Hermann Zilcher 1922.
- Eingemeindung der Stadt Heidingsfeld 1930.
Bild 30: Zeit des Nationalsozialismus
- Fahnentragende SA-Männer
- Hitlerjugend und BDM
- Versammelte jüdische Mitbürger
- Rauchwolken und Bomben kündigen die Zerstörung der Stadt an.
Bild 31: Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945
- Schwarzer Vorhang gemahnt an das größte Unglück der Stadtgeschichte.
Bild 32:
- Einmarsch der amerikanischen Truppen in die Stadt, die in Trümmern liegt.
- Regenbogen als altes biblisches Zeichen für Versöhnung und Frieden und stellvertretend für die „Rainbow-Division“, der 42. Infanterie-Division der amerikanischen Armee.
- Tapfere Frauen in der Zeit von Krieg und Flucht.
Bild 33:
- Totenklage einer Stadt.
Bild 34: Wiederaufbau
- Phönix fliegt durch den Richtkranz auf dem alten Rathaus.
- Eingemeindungen nach 1945.
Bild 35:
- Teilung Deutschlands, gespaltene Figur des deutschen Michels, US-amerikanischer Adler und russischer Bär.
- Wappenschildern der Partnerstädte.
Bild 36: Gegenwart
- Karussel für das ständig kreisende und alles bewegende Leben.
- Menschenkette für eine gefahrlose Zukunft.
- Frau in fränkischer Tracht und Tourist.
- Damaliger Oberbürgermeister Klaus Zeitler mit Stadtbaurat Heinz Lützelberger und Wolfgang Lenz als die „Väter“ des Wandbildes.
- Schriftzug „Vivat Herbipolis“
Nachtrag
- Nachträglich wurde ein Hinweis auf die deutsche Wiedervereinigung in das Wandgemälde aufgenommen.
Quellen und Literatur
- Das Wandgemälde im Würzburger Rathaus. Bilder einer Stadtgeschichte. Hrsg.: Stadt Würzburg, Amt für Öffentlichkeitsarbeit und Statistik. Würzburg, 1987, ISBN: 3-9800364-8-0
- Dr. Alexander von Papp: Augen-Blicke einer Stadtgeschichte. Das große Wandgemälde im Würzburger Rathaus. In: Würzburg heute, Heft 45/1988