Kilian Stumpf
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P. Johann Kilian Stumpf SJ (* 13. September 1655 in Würzburg; † 24. Juli 1720 in Peking) war Jesuit, Missionar und Chinaforscher.
Leben und Wirken
Kilian wurde als neuntes Kind des Krämers Johann Sebastian Stumpf geboren. Sein Vater betrieb einen Laden am Würzburger Dom. Nach dem Besuch der Grammatikschule der Jesuiten in Würzburg nahm er 1670 sein Studium an der Philosophischen Fakultät der Universität Würzburg auf, was zu dieser Zeit auch eine Ausbildung in praktischen Naturwissenschaften, Mathematik und Technik umfasste. Im Sommer 1673 schloss Stumpf den dreijährigen Philosphiekurs mit dem Magisterexamen ab, trat als Novize am 17. Juli 1673 in Mainz in d ie Jesuitenprovinz Rhenania Superior ein und legte 1675 seine ersten Gelübde ab. Zwischen 1675 und 1681 wirkte Stumpf als Lehrer an verschiedenen Ordensgymnasien. Nach dem Scholastikat (nach den niederen Weihen Studium der Philosophie und der Theologie, unterbrochen von einer etwa zweijährigen praktischen Tätigkeit, dem sogenannten Magisterium) durfte er nun an der Katholisch-Theologische Fakultät in Würzburg weiter studieren. Ende 1684 wurde er zum Priester geweiht und arbeitete anschließend in verschiedenen Pfarreien als Seelsorger, doch fühlte er sich sehr zur Mission berufen und schrieb deshalb mehrere Briefe an den Generaloberen der Jesuiten Thyrsus Gónzalez de Santalla (1687-1705), worin er um eine Entsendung in die Mission bat. Am 2. Februar 1689 legte er die vier Gelübde auf Lebenszeit ab.
Missionar in China
Seinem Wunsch nach der Missionstätigkeit kamen die Ordensoberen im Sommer 1689 nach, wo er den Auftrag für einen Einsatz in China erhielt. 1691 verließ er mit zwei anderen Jesuiten das Heilige Römische Reich Deutscher Nation in Richtung Iberische Halbinsel. Die Aussendung musste über Lissabon erfolgen, denn der Ferne Osten gehörte zum Padroado, zur portugiesischen Einflussphäre in Ostasien, wobei die Societas Jesu ent mit der protugiesischen Krone zusammenarbeitete. Stumpf musste einen Gehorsamseid auf die portugiesische Krone schwören. Von Lissabon aus reiste Stumpf im Frühling 1691 zunächst ins portugiesische Goa. In Mozambik musste das Schiff mit seiner Mannschaft überwintern. Dort starben Stumpfs beide Reisebegleiter.
1693 erreichte er Goa, wo er den italienischen Jesuiten Claudio Filippo Grimaldi (1638-1712) traf, den er in der Folge begleitete. Mit witterungs- und krankheitsbedingten Unterbrechungen trafen sie im März 1694 in der portugiesischen Enklave Macau ein, von wo er von chinesischen Mandarinen nach Guangzhou begleitet wurde. Stumpf musste in Kanton bleiben und setzte dort die zahlreichen mathematisch-astronomischen Instrumente instand, die Grimaldi als Geschenke für den chinesischen Kaiser mitgebracht hatte. Im Juli 1695 traf Stumpf in Peking ein und wurde vom Kaiser empfangen. Von 1711 bis 1719 hatte Stumpf die Leitung des mathematischen und astronomischen Amts inne. Er lebte bis zu seinem Tod in Peking.
Posthume Würdigung
Stumpf ist auf dem 15. Bild des Wandgemälde im Ratssaal in Würzburg verewigt. Seit 2022 erinnert eine Bronzetafel in der Domerschulstraße am Priesterseminar an ihn.
Siehe auch
Quellen und Literatur
- Claudia von Collani: Kilian Stumpf SJ zur Lage der Chinamission im Jahre 1708 (I). In: Neue Zeitschrift für Missionswissenschaft, 1995, pp. 117–144
- Claudia von Collani: The report of Kilian stumpf about the case of father Joachim Bouvet. Zeitschrift für Missionswissenschaft und Religionswissenschaft, 1999, vol. 83, no3, pp. 231–251.
- Claudia von Collani: Kilian Stumpf (Jilian Yunfeng) - Mediator between Wurzburg and China. In: Huang Shijian (ed.): Dongxi Jaoliu Luntan, Vol. 2, Shanghai (Shanghai Wenyi Chubianshe), 2001, Stumpf 259–276.
- Claudia von Collani: Kilian Stumpf als Historiograph. In: Würzburger Diözesangeschichtsblätter 85. Band, Hrsg.: Würzburger Diözesangeschichtsverein, Würzburg 2022, S. 39 ff., ISBN: 978-3-429-05838-8
- Sebald Reil: Kilian Stumpf 1655 - 1720. Ein Würzburger Jesuit am Kaiserhof zu Peking. Aschendorff-Verlag 1978