Martin Cronthal

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Martin Cronthal von Dettelbach war Würzburger Stadtschreiber von 1504 bis 1525.

Aufgaben des Stadtschreibers

1432 beginnt die Aufzeichnung der Würzburger Stadtratsprotokolle. Damit gehören sie zu den frühesten Aufzeichnungen dieser Art im deutschen Sprachraum. Der städtische Rats- oder Stadtschreiber, wurde im Mittelalter in der Regel durch Stadtrat und Bürgermeister bestellt. Er verfügte über juristische Fachkenntnisse oder war sogar studierter Jurist. In der städtischen Verwaltung kam ihm eine Spitzenfunktion zu. Als „rechte Hand“ der Bürgermeister führte er das Protokoll bei den Ratssitzungen, fertigte die von der Stadt ausgestellten Urkunden und Briefe aus und wirkte beim Abschluss von Verträgen mit. Ihm oblag die geordnete städtische Verwaltungsführung, nicht zuletzt auch die Reinschrift von Rechnungen, die Ordnung und Registrierung der Akten. In seinem Diensteid hatte er zu schwören, die Angelegenheiten der Stadt treu und gewissenhaft zu erfüllen, das Beste zu raten und insbesondere Verschwiegenheit zu bewahren. Im Auftrage der Bürgermeister hütete und führte er das Stadtsiegel, das Symbol der städtischen Selbstverwaltung. Er leitete aber nicht nur die Verwaltung, häufig vertrat er die Stadt auch nach außen, handelte als Bevollmächtigter vor Gericht und war für die Stadt in diplomatischer Mission unterwegs. Daneben betreute der Stadtschreiber das Stadtarchiv Würzburg; er kannte alle niedergeschriebenen Privilegien, Rechte und Pflichten der Stadt und ihrer Bewohner und war mit der Stadtgeschichte vertraut.

Stadtschreiber in Würzburg

Im November 1504 wurde mit Martin Cronthal zum Würzburger Stadtschreiber berufen. Im Dezember 1522 bat er den Stadtrat, auf das freigewordene Benefizium an der Marienkapelle, für das der Rat das Vorschlagsrecht hatte, in Anbetracht seiner Verdienste um Stadt und Stadtrat seinen Sohn vorzuschlagen; der Rat zeigte sich mit diesem Wunsch einverstanden. Bei der Erhebung der Bauern 1525 versuchte Cronthal mit den beiden Bürgermeistern und dem Rat insbesondere, den freiwilligen Anschluss Würzburgs an die Aufrührer zu verhindern. Er war auch unter jenen neun Personen, die heimlich das Kiliansheiligtum in einer Mauer im Dom verwahrten, um es nicht zur Beute plündernder Landsknechte werden zu lassen. Zum Verhängnis wurde ihm eine Äußerung gegenüber einem Domherrn, dass die Bauern Konrad II. von Thüngen nicht mehr zum Landesherrn haben wollten. Aufgrund dieser dem Bischof zugetragenen Aussage wurde Cronthal mit weiteren 40 Bürgern verhaftet, auf der Festung Marienberg fast neun Wochen gefangen gehalten und schließlich seines Amtes enthoben.

Domizil

Seine Dienstwohnung befand sich im Grafeneckart.

Literarische Werke

Möglicherweise verdankt ihm Lorenz Fries einen Bericht zum Bauernkrieg. Mit seiner eigenen Geschichte als fränkischer Chronist hinterließ er eine fesselnde Darstellung, die er mit zahlreichen Originaltexten aus Urkunden, Akten und Briefen angereichert waren. Besonders detailliert behandelt er die Situation in Würzburg im Frühjahr und Sommer 1525. Da er von Bürgermeister und Stadtrat in der Regel als Unterhändler eingesetzt wurde und häufig die städtischen Anliegen vortrug, konnte er nicht nur aufgrund der Aktenlage, sondern aus eigener Anschauung als Augenzeuge berichten.

  • Martin Cronthal: Die Stadt Würzburg im Bauernkriege, Würzburg, 1525.

Posthume Würdigung

Die Stadt Würzburg hat die Cronthalstraße im Stadtteil Frauenland nach ihm benannt.

Literatur

  • Ulrich Wagner: Der Würzburger Stadtschreiber Martin Cronthal (1504-1525) in Stadthistorische Streiflichter (12).

Quellen

Der ehemalige Stadtkämmerer editiert Würzburger Ratsprotokolle, in: Meeviertler Anzeiger, Ausgabe Februar 2012.

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