Hermann Zilcher

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Prof. Dr. h.c. Hermann Zilcher

Prof. Dr. h.c. Hermann Karl Josef Zilcher (* 18. August 1881 in Frankfurt am Main; † 1. Januar 1948 in Würzburg) war Komponist, Musikpädagoge, Dirigent und Pianist und Initiator des Mozartfestes.

Leben und Wirken

Zilcher erhielt schon früh Klavierunterricht durch seinen Vater. Er studierte ab 1897 am Konservatorium in Frankfurt am Main Klavier und Formenlehre, sowie Komposition. Beim Studienabschluss wurde er mit dem Mozartpreis seiner Heimatstadt ausgezeichnet. 1901 ging er nach Berlin, wo er schnell Karriere machte, vor allem als Begleiter für Sänger und Instrumentalisten. Daneben machten ihn Konzertreisen in die USA und in Europa international bekannt. 1905 kehrte er als Klavierlehrer an das Frankfurter Musikkonservatorium zurück, erhielt 1908 eine Klavierprofessur und 1916 eine Kompositionsprofessur an der Akademie der Tonkunst in München.

Direktor in Würzburg

Gedenktafel am ehem. Wohnhaus

1920 wurde er als Nachfolger von Meyer-Olbersleben Direktor des staatlichen Musikkonservatoriums in Würzburg. Er gründete 1922 mit Mitgliedern des Bayerischen Staatskonservatorium der Musik das Würzburger Mozartfest, das er als künstlerischer Leiter über zwei Jahrzehnte maßgeblich gestaltete.

Ende der 1920er Jahre gründete Hermann Zilcher das Würzburger Kammerorchester, welches bald auch überregional bekannt wurde. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten war Zilcher Mitglied in dem als völkisch und antisemitisch geltenden Kampfbund für deutsche Kultur. [1] Mit Wirkung vom 1. Mai 1933 wurde Zilcher Mitglied der NSDAP (Mitgliedsnummer 3.561.191). [1] Wahrscheinlich stellte er jedoch erst 1935, nachdem ihn der damalige Zweite Bürgermeister Oskar Rudolf Dengel mehrmals aufgefordert hatte, Parteimitglied zu werden, [2] den Antrag auf die NSDAP-Mitgliedschaft, als noch die Mitglieder-Aufnahmesperre bestand, sodass Zilcher 1937 rückwirkend zum 1. Mai 1933 trotz früherer Logenzugehörigkeit [3] in die Partei aufgenommen wurde. Auch war er zwei Jahre lang Mitglied im Nationalsozialistischen Kraftfahrkorps (NSKK). [4]

Aufgrund einer langjährigen Kontroverse mit dem Gauleiter von Mainfranken Otto Hellmuth, der ihm noch 1937 den Mainfränkischen Kulturpreis verliehen hatte, wurde Zilcher 1943 die Leitung des Mozartfestes sowie der Direktorenposten der Musikschule für Jugend und Volk in Würzburg entzogen. [5] Trotzdem war er 1944 an den Vorbereitungen des Mozartfestes beteiligt. [6] In der Endphase des Zweiten Weltkriegs wurde Zilcher im August 1944 in die von Hitler genehmigte „Gottbegnadeten-Liste“ aufgenommen, was ihn vom Fronteinsatz, auch an der Heimatfront bewahrte, gleichzeitig aber zum „Künstlerkriegseinsatz“ (Einsatz auf Befehl bei kulturellen Veranstaltungen) verpflichtete. [7]

Am 14. September 1945 wurde Zilcher nach einer anonymen Anzeige mit belastenden Details zu seiner Tätigkeit in der NS-Zeit von der amerikanischen Militärverwaltung als Direktor des Würzburger Konservatoriums abgesetzt. Wegen Zilchers plötzlichem Herztod fand kein endgültiges Urteil im Spruchkammerverfahren statt, sondern nur eine posthume Verhandlung, die ihn lediglich als Mitläufer eingestuft hätte. Auf einen Antrag der Rechtsanwälte vom Juni 1948 wurde das Verfahren eingestellt.

Hermann-Zilcher-Archiv

Das Hermann-Zilcher-Archiv in der Würzburger Residenz (Institut für Musikforschung der Universität Würzburg) verfügt über zahlreiche Dokumente und eine umfangreiche Notensammlung, die allen Interessierten zur Verfügung stehen.

Zilcherbrunnen

Ehrungen und Auszeichnungen

Für seine Verdienste wurde Hermann Zilcher bereits 1924 von der Bayerischen Staatsregierung zum Geheimen Regierungsrat und von der medizinischen Fakultät zum Ehrendoktor der Universität Würzburg ernannt. 1937 erhielt er den Mainfränkischen Kulturpreis.

Posthume Würdigung

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Fred K. Prieberg: Handbuch Deutsche Musiker 1933–1945. CD-Rom-Lexikon, Kiel 2004, S. 7983, zur KfdK – und Parteimitgliedschaft siehe auch Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, ISBN: 978-3-10-039326-5, S. 683.
  2. Peter Weidisch: Würzburg im „Dritten Reich“. In: Ulrich Wagner (Hrsg.): Geschichte der Stadt Würzburg. 4 Bände, Band I-III/2, Theiss, Stuttgart 2001–2007; III/1–2: Vom Übergang an Bayern bis zum 21. Jahrhundert. Band 2, 2007, ISBN: 978-3-8062-1478-9, S. 1285, Anm. 345–348.
  3. Zur Logenzugehörigkeit siehe Matthias Wagner, in: Mainfränkisches Jahrbuch für Geschichte und Kunst. Band 50. Würzburg 1998, S. 125, Fußnote 22.
  4. Matthias Wagner, in: Mainfränkisches Jahrbuch für Geschichte und Kunst. Band 50. Würzburg 1998, S. 127, Fußnote 77.
  5. Joachim Stepp, in Barbara Haas u.a. Hrsg.: Hermann Zilcher. Tutzing 1999, S. 36; Fred K. Prieberg: Handbuch deutsche Musiker 1933–1945, CD-ROM-Lexikon 2004, S. 7983; Matthias Wagner, in: Mainfränkisches Jahrbuch für Geschichte und Kunst. Band 50. Würzburg 1998, S. 121.
  6. Matthias Wagner, in: Mainfränkisches Jahrbuch für Geschichte und Kunst. Band 50. Würzburg 1998, S. 119.
  7. Ernst Klee: Das Kulturlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. S. Fischer, Frankfurt am Main 2007, S. 683; Oliver Rathkolb: Führertreu und gottbegnadet. Künstlereliten im Dritten Reich. Wien 1991, S. 173 ff.
  8. „Auszug - Neubenennung des Heiner-Dikreiter-Wegs, der Nikolaus-Fey-Straße, der Schadewitzstraße und der Hermann-Zilcher-Straße“ in der 41. Sitzung des Stadtrats vom 20. Oktober 2022
  9. Dieter Kirsch: Musikerziehung und künstlerische Ausbildung, in: Musikpraxis, Musikerziehung und musikalisches Gewerbe, bearbeitet von Ulrich Konrad, S. 215-228 in: „Unterfränkische Geschichte“, hrsg. von Peter Kolb und Ernst-Günter Krenig, Band 5/2, Echter Verlag, Würzburg 2002, S. 191-246, S. 222 („Heinrich[!] Zilcher Konservatorium als städtische Einrichtung“)
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