Franziskanerkirche
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Die Franziskanerkirche befindet sich in der Würzburger Altstadt. Die Franziskaner-Minoriten bieten in ihrer Klosterkirche ein vielfältiges pastorales und soziales Angebot.
Lage
Inmitten der Würzburger Altstadt an der Ecke Franziskanerplatz/Franziskanergasse.
Patrozinium
Die Kirche ist dem Fest Kreuzerhöhung geweiht. An die Legende von der Kreuzfindung durch Helena schließt die von der Eroberung des Kreuzes und der Zerstörung des Grabestempels in Jerusalem durch Chosroes II. im Jahr 614 an. Patrozinium ist am 14. September.
Baugeschichte
Die Kirche des Franziskanerklosters wurde 1221 noch zu Lebzeiten Franz von Assisis von italienischen Mönchen gebaut und weist daher starke italienische Einflüsse auf.
Erster Kirchenbau
Der Baubeginn der groß angelegten Franziskanerkirche, direkt neben der alten Valentinuskapelle am heutigen Standort, dürfte wohl im Jahre 1249 stattgefunden haben. Diese Annahme stützt sich auf eine Inschrift, die sich lange Zeit im Chorraum der Kirche befand. Sie lautete: „Bischof Hermann von Lobdeburg eröffnete für den Orden des hl. Franziskus diese Kirche im Jahre 1249 und fügte ein größeres Gelände hinzu“. Unter „Eröffnung“ kann wohl nur die Grundsteinlegung gemeint sein, da nach einer anderen, allerdings unsicheren Nachricht, für die Fertigstellung der Kirche bzw. des Chores das Jahr 1254 angegeben wird.
Die Kirche wurde als dreischiffige Basilika in sehr einfachem frühgotischem Stil, dem so genannten „Minoritenstil“ erbaut. Das dreiteilige Kirchenschiff war ursprünglich mit einer flachen Holzdecke versehen. Auch das Kirchendach, das von zehn wuchtigen runden Säulen getragen wurde, war dreiteilig. Der bereits von Anfang an eingewölbte Chor der Kirche fällt durch seine ungewöhnliche Länge auf, die zwei Drittel der Gesamtlänge des Kirchenschiffes beträgt. Nach den Bestimmungen des Ordens sollte er nicht nur für die Abhaltung des gemeinsamen Chorgebetes, sondern auch für den Gottesdienst der klösterlichen Kommunität dienen. Zwischen dem Chorraum und dem Kirchenschiff befand sich einige Jahrhunderte hindurch der so genannte „Lettner“, der die ganze Breite des Chores einnahm. Von einer Chororgel, die auf dem breiten Lettner aufgestellt war, wird erst im Jahre 1483 berichtet.
Umbauten und Erweiterungen vom 16. bis 19. Jahrhundert
Im 16. Jahrhundert wurde die Kirche von Fürstbischof Julius Echter von Mespelbrunn gegen die Überzeugung der auf Schlichtheit bedachten Mönche im Renaissance-Stil modernisiert. Von der Erstausstattung der Kirche ist eine schöne und bedeutende Madonna aus dem frühen 14. Jahrhundert erhalten geblieben, die als das Werk eines unbekannten Meisters gilt. Nach Ausweis des Wappens zu ihren Füßen wurde die überlebensgroße Sandsteinfigur von einem Mitglied der Würzburger Patrizierfamilie Teufel gestiftet. 1590 wurde die Figur um „2 Aimer Weins“ in die damals neuerbaute Kirche in Laub (Stadt Prichsenstadt, Landkreis Kitzingen) verkauft.
In den Jahren 1614 und 1615 wurde die hölzerne Flachdecke des Langschiffes entfernt und alle drei Schiffe eingewölbt. Die Oberlichter des Mittelschiffs wurden durch das Gewölbe völlig verdeckt und vermauert, weshalb der umgestaltete Kirchenraum leider gedrückt und lichtarm wirkte. Statt der bisher abgestuften Dächer wurde ein einziges großes Satteldach über dem Langhaus aufgeschlagen, ein Dachreiter dem First aufgesetzt. Insgesamt ging sowohl im Innenraum wie im Außenbau der Charakter einer dreischiffigen Basilika verloren. Der Lettner zwischen Chor und Hauptschiff wurde abgebrochen. Die Altäre, die bisher in den Nischen des Lettners gestanden hatten, wurden durch neue Altäre im Geschmack der Renaissancezeit ersetzt. 1593 bereits war ein neuer Hochaltar aufgestellt worden.
Nachdem bereits im Jahre 1680 ein neuer Hochaltar errichtet worden war, wurde die Kirche unter dem Guardian P Anton Hammer (1689-1699) im Sinne der Barockzeit erneut verändert. Absicht der Umgestaltung war vor allem, einen lichteren Raum zu gewinnen, weshalb alle Fenster der Seitenschiffe und der Chorraumes mit Ausnahme des Ostfensters verlängert wurden und nach unten und oben rundbogig ausgebaucht, wodurch sie auch das Maßwerk verloren. Die Ostjoche der Seitenschiffe wurden zu laternenbekrönten Kapellen umgebaut und dabei beide östliche Rundpfeiler rechteckig ummauert. Ebenfalls erneuert wurden die Altäre; 1695/96 wurde ein mächtiger Hochaltar errichtet, der bis zum Gewölbe emporreichte. Bruder Kilian Stauffer, der bereits am Beginn des 18. Jahrhunderts eine geachtete Stellung im Würzburger Bauwesen hatte und im Alter von zwanzig Jahren in das Würzburger Minoritenkloster eingetreten war, schuf den großen Aufbau des Hochaltars mit Stuckmarmorsäulen, Oswald Onghers die beiden Gemälde „Kreuzauffindung“ und „Kreuzabnahme“ (beide Bilder jetzt in der katholischen Pfarrkirche Hl. Kreuz in Donauwörth). Der Altar war eine Stiftung des Fürstbischofs Johann Gottfried von Guttenberg. Hinter der Altarwand fand das Chorgestühl seinen Platz. Ebenfalls von Kilian Stauffer stammten die 1695 in den neuen Seitenschiff-Kapellen aufgestellten Nebenaltäre, die Bilder wiederum von Oswald Onghers.
Da 1737 ein Sturm den Dachreiter zerstört hatte, setzte man einen neuen, voluminöseren mit Zwiebelhaube auf das Dach des Chors.
In der Spätzeit des Rokoko wurde 1766 durch den Würzburger Hoforgelbauer Johann Philipp Seuffert ein neues Orgelwerk erbaut, dessen Prospekt der Laienbruder Leopold Hölzel fertigte. Von ihm stammten auch sechs weitere Nebenaltäre, die in den Jahren von 1774 bis 1776 aufgestellt wurden. 1781 wurde eine Kanzel errichtet, deren Korpus von Materno Bossi gestaltet. Aufbau und Reliefs aus Stuckmarmor schuf Leopold Hölzel; der geschnitzte und gefasste figürliche Schmuck stammte von Hofbildhauer Johann Peter Wagner.
Bei der sogenannten stilgemäßen Restaurierung 1880 bis 1882 nach den Plänen des Regensburger Domvikars Georg Dengler beseitigte man fast alle Spuren des 17. und 18. Jahrhunderts. Die Kapelleneinbauten in den Seitenschiffen, die Ummantelung des vordersten Pfeilerpaares, die barocke Balustrade der Empore wurden beseitigt, ebenso alle barocken Einrichtungsgegenstände mit Ausnahme der Kanzel. Da das Ergebnis der Restaurierung, vor allem die neuen Altäre, schon bald keinen Gefallen mehr fand, schuf Heinz Schiestl 1904/05 einen neuen Hochaltar und zwei Nebenaltäre, die mit hochaufragendem Gesprenge und erzählenden Reliefs dem Vorbild spätgotischer Schnitzaltäre verpflichtet waren.
Zerstörung, Wiederaufbau und Brandanschlag
Die Franziskanerkirche, die bereits am 3. März 1945 schwer beschädigt worden war, wurde beim Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 von einer schweren Sprengbombe getroffen, die das Dach der Kirche durchschlug und das Langhaus bis auf die Außenmauern zerstörte. Die gesamte Ausstattung, eingeschlossen Altäre, Kanzel und Orgel verbrannten.
1946 wurde der Chor mit seinem erhaltenen Gewölbe überdacht und bereits im Folgejahr begann der Wiederaufbau nach Plänen von Gustav Heinzmann, indem das Langhaus eine Noteindeckung aus Eisenträgern (schlanke, aus Rohlingen für Kanonen hergestellte Eisensäulen [1]) und Stahlrohren erhielt. So konnte der Chor ab 1950 für die Sonntagsgottesdienste benutzt werden. 1952 wurde beschlossen, die hohen Stahlstützen und den offenen Dachstuhl beizubehalten und auf eine Rekonstruktion der zerstörten Kirche zu verzichten. Den optischen Abschluss bildete die aus leichtem Gitterwerk aus Eisen und Holz bestehende Flachdecke. Am 16. Oktober 1954 war mit der Altarweihe durch Bischof Dr. Julius Döpfner der Wiederaufbau im wesentlichen abgeschlossen.
Am 19. Mai 1986 fiel die Franziskanerkirche einem Brandanschlag zum Opfer, bei dem der Dachstuhl schwer beschädigt wurde. Beim anschließenden Wiederaufbau orientierte man sich an der ursprünglichen Gestaltung der Kirche aus dem 13. Jahrhundert unter Berücksichtigung der nach der Liturgiereform bestehenden Erfordernisse. Diese Wiederherstellung fand mit der Altarweihe durch Bischof Paul-Werner Scheele am 3. Oktober 1988 ihren Abschluss.
Die Bausubstanz betreffend fielen in den vergangenen Jahrzehnten einige Renovierungsprojekte an, zuletzt die aufwändige Dachsanierung des Klosters in den Jahren 2002/2003.
Ausstattung der Franziskanerkirche
Im Gegensatz zur Ausstattung der Barockzeit oder des 19. Jahrhunderts schränkt sich die heutige Einrichtung auf wenige, Akzente setzende Kunstwerke:
- Zelebrationsaltar und Ambo aus Muschelkalk schuf der Würzburger Bildhauer Otto Sonnleitner in den Jahren 1954 bzw. 1955. Das tiefgeschnittene Relief auf der Vorderseite des Zelebrationsaltars zeigt die Eucharistie bezogene, symbolhafte Darstellungen. Die Taube auf der linken Seite bringt, wie es die Geschichte von Noah erzählt (Gen. 8, 11), nach der Sintflut als Zeichen des zwischen Gott und den Menschen geschlossenen Friedens einen Ölzweig; daneben das Lamm mit Siegesfahne und Kreuznimbus, das „der Welt Sünden tägt“ (Joh. 1, 29.36), und aus dessen Herzwunde das Blut zur Erlösung der Menschen dahinströmt. Die Taube, einem altchristlichen eucharistischen Zeichen, folgt die Darstellung zweier Hirsche, die sich zum Wasser des Lebens drängen, entsprechend dem Psalm 42, 2-3 ein Sinnbild der Seele, die sich nach Gott sehnt und im eucharistischen Mahl erquickt wird.
- Am Relief des Ambo ist die Szene vom Seesturm dargestellt (Mt 8, 23-27; Mk 4, 35-41; Lk 8, 22-25), in der die Jünger voller Furcht den schlafenden Herrn geweckt haben, der mit seinem Wort den Elementen Einhalt gebietet.
- Der Sakramentsaltar wurde 1989 am Ostende des Chors erstellt. In seiner Mitte der Tabernakel, geschaffen 1954 von Franz Josef Amberg d.J.. Das ihn rahmende Sandsteingehäuse stammt von Edmund Borst aus Kleinrinderfeld, das Kunstschmiedegitter vom Würzburger Georg Schmelz.
- Im Chorraum hängen vier Gemälde von Georg Sebastian Urlaub von 1727, die Heilung eines Blinden, die Auferweckung des Lazarus, die Heilung eines Besessenen und die Heilung des Gichtbrüchigen darstellend. Die Bilder sind eine Leihgabe des Klosters Schönau.
- Über dem Votivaltar des nördlichen Seitenschiffs hängt eine spätgotische, gefasste Schnitzfigur, Maria mit dem Jesuskind, fränkisch um 1475. Über dem rechten Votivaltar hängt die Figur des Hl. Antonius; sie stammt aus ehemaligen neugotischen Altar der Valentinuskapelle, den 1892 Matthäus Schiestl d.Ä. geschaffen hatte.
- Unter dem Orgelempore lädt ein Vesperbild (Pietà) aus der Riemenschneider-Werkstatt um 1515 zum stillen Gebet ein. Es wurde ursprünglich für die Karmelitenkirche St. Barbara geschaffen. Als die Kirche 1824 abgebrochen wurde, gelangte das Kunstwerk in Privatbesitz und wurde 1882 anlässlich der damaligen Kirchenrestaurierung von Frau Babette Reich dem Franziskanerkloster geschenkt.
Ein ausgedienter Altar aus der Franziskanerkirche befindet sich heute in der katholischen Pfarrkirche St. Nikolaus in Falkenstein (Steigerwald). Nachdem dort am 14. Dezember 1884 der Hochaltar niedergebrannt war, konnte dieser Altar als Ersatz neu erworben, eingepasst und am 24. Juni 1885 feierlich geweiht werden. Das Hochaltarblatt zeigt den Heiligen Johannes von Nepomuk. [2]
Bildergalerien
Außenansichten
Innenansichten nach 2013
Grabdenkmäler
Grabstein für Weihbischof Georg Antworter († 17. März 1499)
Grabplatte des Weihbischofs Hermann Bernhard Weise († 1450)
Grabmal des Würzburger Rates Jörg von Fronhofen († 1548) und seiner Frau Sybilla (von Peter Dell, den Älteren)
Grabmal des fürstbischöflichen Rates und Amtmannes Heinrich Zobel von und zu Giebelstadt mit seiner Familie
Grabdenkmal des Hans Zobel von und zu Giebelstadt († 1581) und seiner Ehefrau Apollonia, geboren von Bibra († 1577)
Siehe auch
- Liste der Kirchengebäude
- Franziskanerkloster
- Heinrich Zobel von und zu Giebelstadt
- Neues Licht Würzburg
Quellen und Literatur
- Hanswernfried Muth: Franziskanerkirche Würzburg. 1. Auflage, Verlag Schnell & Steiner GmbH, Regensburg 1996
- Hanswernfried Muth: Grabmäler der Franziskanerkirche Würzburg. 1. Auflage, Verlag Schnell & Steiner GmbH, Regensburg 2015
- Thomas Wehner (Bearb.), Realschematismus der Diözese Würzburg, Dekanat Würzburg-Stadt, 1992, S. 23 f.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Josef Kern: Die Bildende Kunst abseits der Zentren, in: Unterfränkische Geschichte, hrsg. von Peter Kolb und Ernst-Günter Krenig, Band 5/2, Echter Verlag, Würzburg 2002, S. 247-316, S. 280
- ↑ Von Abtswind bis Zeilitzheim. Kulturbeirat Gerolzhofen (Hrsg.), 2. Auflage, Gerolzhofen 1970, S. 79 f.