Kartause Engelgarten
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Die Kartause Engelgarten war ein Kloster des Kartäuserordens in Würzburg. Die Kartause bestand von 1352 bis 1802 mit einem weitläufigem Gelände, das sich etwa zwischen dem heutigen Mainfranken Theater und dem Riemenschneider-Gymnasium erstreckte. [1] Die ehemlalige Klosterkirche diente ab 1803 als erste evangelisch-lutherische Pfarrkirche Würzburgs.
Namensgeber
Für das Kloster stifteten die Brüder Rüdiger und Wolfram Teufel ein großes Gelände mit Wein- und Kräutergärten am Eichelsee, den sogenannten Teufelsgarten. Aus diesem wurde ob seiner neuen Bedeutung das Gegenteil, der Engelgarten.
Geschichte
Bischof Albert I. von Hohenberg ließ die Kartäuser 1348 nach Würzburg kommen um hier die dritte Niederlassung im Bistum Würzburg zu gründen. Kloster und Kirche waren 1352 fertiggestellt und wurden am 13. Mai 1352 durch Bischof Albert konsektriert und sem Schutz aller Engel unterstellt (lat. omnes sancti angeli). Zum ersten Prior wurde Johann von Echternach ernannt. Der bisherige Name des Geländes wurde durch die Mönche in Engelgarten (Hortus Angelorum) umgekehrt. Weitere Schenkungen erfolgten durch die Familie von Steren, Domherr Eberhard von Hirschhorn und im Laufe der Jahrhunderte durch zahlreiche weitere Wohltäter, so dass sich das Klostergelände sehr weitläufig ausdehnte.
Das außerhalb der befestigten Stadt liegende Klostergelände wurde mehrmals überfallen und geplündert. Insbesondere zur Zeit des Dreißigjährigen Kriegs, als 1631 Prior Bruno Lindner mit zwei Mitbrüdern vond den Schweden niedergemetzelt wurden. Eine militärische Einquartierung schädigte das Kloster schwer und entweihte die Kirche.
1641 ließ der Dombaumeister Johann Wilhelm Balbus das Kloster instandsetzen. 1652 konnte der Weihbischof Johann Melchior Söllner die Altäre erneut weihen, ebenso den Klosterfriedhof und die Kapelle der Unschuldigen Kinder von Bethlehem, in der Reliquien eines solchen Kindes vom Volk stark verehrt wurden.
Danach befand sich das Kloster über Jahrzehnte nahe am Aussterben, erholte sich dann aber personell und wirtschaftlich wieder. Insbesondere Mitte des 17. Jahrhunderts wird von der kostbar ausgestatteten Kirche und reichhaltigen Bibliothek berichtet. Neben den Gebetszeiten waren die Mönche wissenschaftlich tätig, betrieben Gartenbau sowie Fischerei in dem von der Kürnach gespeisten See. Für den Ausbau der Stadtbefestigung musste das Kloster einen Teil des Grundes abtreten, erhielt dafür aber die Erlaubnis, die Karthäusermühle zu errichten, welche 1686 in eine Papiermühle umgewandelt wurde.
Ende der Kartause
1786 umfasste das Kloster noch 13 Konventualen. 1802 wurde es im Zuge der Säkularisation aufgelöst. Einige der Mönche wechselten daraufhin zum weiterhin bestehenden Franziskanerorden. Das weitläufige Klostergelände wurde in 16 Teilen veräußert. Ein Großteil diente anschließend zur Errichtung des ersten Bahnhofs (Ludwigsbahnhof) und der Gleisanlagen im Bahnhofsvorfeld.
Wappen
Das Wappen und zeigt auf rotem Grund hinter einem geflochtenen Gartenzaun stehend einen Engel mit gefalteten Händen und ausgebreiteten Flügeln. Obwohl das eigentliche Amtssiegel der Kartäuser den Heiligen Michael zeigt, gebrauchte der Prior vielfach die Darstellung des betenden Engels, wie er heute noch über dem Tor des Kartäuserhof (Estenfeld) zu sehen ist.
Priore (Auszug)
- 1352 - : Johann von Echternach
- 1463 - 1467: Hamann von Rudisheim
- 1521 - 1525: Georg Koberer
- um 1569: Johannes V. Haupt
- bis 1631: Bruno Lindner
- 1668 - 1707: Johannes Schmal
- 1750 - 1773: Josephus Urlaub
Protestantische Kirche
Die Kirche des Klosters wurde nach der Säkularisation der Kartause einige Jahre für protestantische Gottesdienste zur Verfügung gestellt. Sie diente 1803 als auch 1808 bis 1816 als Pfarrkirche. Auf dem ehemaligen Klostergelände entstand ein erstes Zentrum der wachsenden protestantischen Gemeinde, hier befand sich auch die Pfarr- und Mesnerwohnung sowie die protestantische Schule. 1816 verlegte die Gemeinde endgültig ihren Sitz in die Stephanskirche, die ehemalige Kartäuserkirche wurde zur Brauerei zum Kartäuser umfunktioniert und 1853 für die Errichtung des Ludwigsbahnhofs abgebrochen.
Lage
Das Gelände mit Kirche, Klostergebäuden, Weinanlagen, Gärten und See erstreckte sich etwa zwischen der heutigen Kapuzinerstraße und Ludwigstraße und dem Rennweger Ring und reichte im Norden bis in den Bereich der heutigen Straße Kartause. [1] Die Kirche befand sich etwa am heutigen Schulhof des Riemenschneider-Gymnasiums. Das Mühlhaus ist an der Kapuzinerstraße 31 erhalten.
Heutige Zeugnisse
An die ehemalige Kartause erinnert gleichnamige Straße Kartause in der Altstadt und die seit Ostern 1951 bestehende Traditionsgaststätte Restaurant Karthäuser in der Ludwigstraße.
Siehe auch
- Gurhartsmühle
- Ordensgemeinschaften
- Johann Wilhelm Balbus
- Steren (Patrizier)
- Eberhard von Hirschhorn
- Kartäuserhof (Estenfeld)
- Karthäusermühle
Quellen und Literatur
- Die Karthause zu Würzburg 1348-1803. In: Georg Link: Klosterbuch der Diöcese Würzburg. Band II., Würzburg, 1876
- Thomas Memminger: Würzburgs Straßen und Bauten. 2. Auflage, Gebrüder Memminger Verlagsbuchhandlung, Würzburg 1921. S. 211 ff.
- Geschichte der Stadt Würzburg. Band III. Hrsg.: Ulrich Wagner, Verlag Theiss, Stuttgart 2007. S. 314 f.
- Würzburg - Geschichte in Bilddokumenten. Hrsg.: Alfred Wendehorst. Verlag C.H. Beck, München 1981. S. 130f und186
- Angelika Pabel: Coenobia sunt paradisus in terris et in eis degentes sunt angeli. Bücher mit Supralibros der ehemaligen Kartause Engelgarten in Würzburg. In: Einband-Forschung 12 (2003) S. 31-37
- Erik Soder von Güldenstubbe, Die Fränkischen Kartausen, in: Analecta Cartusiana, Salzburg 2006, S. 111 ff.