Gasleuchten in Würzburg
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Aktuell werden in 34 Würzburger Straßen noch Gasleuchten (Gaslaternen) als Straßenbeleuchtung eingesetzt. Insgesamt sind es 121 Brennstellen im Stadtgebiet (Stand: 7. September 2016). Künftig soll ein Großteil der geschichtsträchtigen Leuchten durch energieeffiziente LED-Leuchten ersetzt werden.
Geschichte
Erste Versuche im Hinblick auf die Gasbeleuchtung gab es in Würzburg bereits 1784: Der Würzburger Professor Johann Georg Pickel erzeugte aus gesäuberten und getrockneten Tierknochen ein „leuchtendes Gas“. Auch andere europäische Wissenschaftler setzten sich mit dem Thema auseinander und sammelten erste Erfahrungen. Der Durchbruch im größeren Stil gelang allerdings erst dem schottischen Ingenieur und Erfinder William Murdoch, der als Pionier der Gasbeleuchtung gilt: Er entwickelte die ersten brauchbaren, damals mit Steinkohlengas betriebenen Leuchten, mit denen er 1798 zunächst sein Haus und einige Fabrikgebäude in Birmingham beleuchtete. 1812 erhielt die britische Hauptstadt eine groß angelegte Straßenbeleuchtung und auch deutsche Großstädte wie Berlin, Hamburg, Düsseldorf und Köln folgten. Nicht alle waren von der neuen Beleuchtung begeistert: Ein Artikel der Kölnischen Zeitung aus dem Jahre 1819 sprach unter anderem von einem „Eingriff in die Ordnung Gottes“ und zählte Gründe auf, die sich aus heutiger Sicht wohl nur noch schwierig nachvollziehen lassen.
Auch die Würzburger Gaslaternen haben eine lange Geschichte: Zunächst beleuchteten Pechfackeln die Würzburger Straßen und Plätze. Ein eigener Laternenkalender regelte den Anzündzeitpunkt und die Brenndauer in Abhängigkeit von der Jahreszeit (im Sommer in der Regel keine Beleuchtung) und dem Mondstand. In den 1840er Jahren gab es dann erste Bestrebungen eine Gasfabrik in Würzburg zu errichten. Die Fabrik war notwendig, um eine Gasbeleuchtung in der Stadt überhaupt erst möglich zu machen. Die ersten Angebote wurden in den Jahren 1840, 1845 und 1849 eingeholt und vom Magistrat (Stadtrat) aus diversen Gründen (unter anderem aus Kostengründen) abgelehnt. 1847 gab es den prinzipiellen Beschluss, eine Gasbeleuchtung in Würzburg einzuführen. Anfang der 1850er Jahre verlief der Planungsprozess erfolgreicher und so konnte 1854/1855 eine Gasfabrik am früheren Standort der Gullenmühle und des Zippelius Gartens errichtet werden. Am 7. Juli 1855 (am Kiliani-Vorabend) wurden dann erstmals Gasleuchten feierlich in Betrieb genommen. Es handelte sich in der Anfangszeit um 616 Straßen- und 150 Hauslaternen. Schnell fand das warmweiße Licht der Glühstrümpfe gefallen - 2.750 Stück waren es in Würzburg zu Hochzeiten. 1961 waren noch 2.300 Gaslaternen im Stadtgebiet in Betrieb. Mit dem zunehmenden Straßenverkehr wuchsen jedoch die Anforderungen an die Straßenbeleuchtung: Die anfälligen und im Unterhalt sehr teuren Gaslaternen wurden nach und nach durch elektrische Straßenlampen ersetzt. 2005 leuchteten 193 Gasstrümpfe, aktuell sind es nur noch 121 Brennstellen.
Gaslaternen am Kürschnerhof Ende des 19. Jahrhunderts
Gaslaterne auf Wandarm am Hotel Kronprinz (rechts) vor 1900
Gaslaternen in der Domstraße (1893)
Bauformen
In Würzburg befinden sich unterschiedliche Typen von Gaslaternen im Einsatz. Am bekanntesten ist das Modell „Alt-Würzburg“ (auch „Würzburger Gasleuchte“), das beispielsweise an der Residenz oder auf der Alten Mainbrücke eingesetzt wird. Viele dieser Leuchten in der Altstadt sind jedoch auf Strom umgestellt, teilweise sogar auf LED-Technik. Eine große Anzahl Würzburger Leuchten ist ferner von der Firma PINTSCH BAMAG in unterschiedlicher Ausführung. Die Gaslaternen mit den markanten runden Hauben stehen beispielsweise in der Werkingstraße. Die Gaslaternen gibt es auf Guss- bzw. Stahlmasten, aber auch auf Wandarmen als Ansatzleuchten. Auf dem Gelände des Historischen Archivs der WVV sind verschiedene funktionsfähige Typen zu musealen Zwecken aufgestellt.
Standorte
Aufstellung der Würzburger Gasleuchten (Stand: 7. September 2016):
Auch auf dem Gelände des Historischen Archivs der WVV und auf einem Privatgrundstück in der Hofmeierstraße stehen Gaslaternen.
Zukunft
Künftig sollen alle Gasleuchten in Würzburg im Laufe der Zeit ausgetauscht bzw. umgebaut werden, Ausnahme sind die Leuchten an der Residenz, welche dort dauerhaft als Gasleuchten bleiben werden. Folgende Gründe sind für den Austausch ausschlaggebend:
- Energieeffizienz: Eine Gasleuchte braucht je nach Ausführung die 30- bis 70-fache Energie im Vergleich zu einer neuen LED-Leuchte.
- Alter, Wartungskosten: Viele der Maste und Wandarme müssten dringend saniert werden. Die Lampen selbst sind teils am Ende ihrer Lebensdauer und zeigen Verschleißerscheinungen. Glühstrümpfe und Technik allgemein sind wartungsanfällig.
- Helligkeit: Moderne LED-Leuchten leuchten den Straßenraum heller und zielgerichteter aus.
Der Austausch läuft Zug um Zug: Wenn in einer Straße mit Gasleuchten Bauarbeiten stattfinden, erfolgt die Auswechslung bzw. der Umbau der Leuchten. Die zurückgebauten Gasleuchten dienen in erster Linie als Ersatzteillager, werden aber bei gutem Zustand auf LED-Beleuchtung umgebaut und bleiben dann vor Ort stehen/hängen.
Quellen
- Ein Großteil der Informationen wurde dankenswerterweise von Dipl. Betriebswirt (FH) Jürgen Dornberger von der Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH zur Verfügung gestellt.
- Main-Post: „Das warme Licht der Glühstrümpfe geht langsam aus“ (30. Mai 2005)