Ebracher Hof
Dies ist die bestätigte sowie die neueste Version dieser Seite.
Der Ebracher Hof ist ein historischer Bau in der Ebracher Gasse im Stadtbezirk Altstadt.
Vorgeschichte
Der Hof Sunderhofen befand sich bis 1219 im Besitz des Benediktinerkloster St. Stephan, ging dann in den Besitz der Zisterze Ebrach über und wurde ab dann Ebracher Hof genannt.
Geschichte
Der Hof diente anfangs als Wohnung für den Abt von Ebrach oder dessen Stellvertreter, wenn sie sich in Würzburg aufhielten. Im Jahre 1282 wurde der Hof neu erbaut und darin ein Kollegium für junge Klostergeistliche zu ihrer Ausbildung errichtet. Wegen eines Beschlusses der obersten Ordensleitung in Citeaux vom 13. September 1411 mussten zunächst alle Äbte im deutschen Sprachraum ihre Studierenden zunächst nach Wien senden, nach der Hochschulgründung an die Heidelberger Universität. Im Zuge der Reformation und der Protestantisierung der Heidelberger Hochschule wurden ab 1518 als Studienort Erfurt oder Würzburg bevorzugt. Ab Mitte des 17. Jahrhunderts stand in der Zisterze Ebrach ein eigenes ein philosophisches und theologisches Seminar zur Verfügung. Im 18. Jahrhundert kamen deshalb ausschließlich Studierende der Zisterze Bronnbach nach Würzburg.
Baubeschreibung
Im vornehmen Hofraum mit seiner galerieartigen Umrahmung und schönen Wappenschmuck, spiegelte sich die alte Klosterpracht der ehemaligen Zisterze wieder.
Dreißigjähriger Krieg
Beim Einfall der Schweden im Dreißigjährigen Krieg lagerte das Kloster 1631 seinen reichen Kirchenschatz hierher aus. Durch ein unglückliches Ereignis, wo der Brief mit der Empfangsbestätigung und der Stelle, an der der Schatz vergraben wurde, in die Hände der Schweden fiel, entnahmen diese die kostbaren Gefäße und Gelder aus ihrem sicheren Versteck. Von 1654 bis 1658 war der spätere 42. Zisterzienserabt von Ebrach, Alberich Degen, Verwalter des Hofes.
Nach der Säkularisation
Nach der Säkularisation kam der Hof in den Besitz des jüdischen Bankiers Jakob von Hirsch auf Gereuth. Joël Jakob von Hirsch auf Gereuth ließ das Anwesen renovieren und an der Front die Wappenbilder der Familie Hirsch anbringen. Im Jahre 1894 kam der Hof in den Besitz der Kongregation der Schwestern des Erlösers. Diese ließen in der Zeit von 1895 bis 1897 die Mutterhauskirche im Hof erbauen, welche ausschließlich der Andacht und den Gottesdiensten der Schwestern diente und zu der vom Hauptgebäude ein gedeckter Gang führte. Der Plan der Kirche stammt vom Architekten Joseph Schmitz in Nürnberg, die Detailpläne hat der Würzburger Architekt Franz Ostberg entworfen.
Heutige Architektur
Die dreigeschossige Vierflügelanlage mit Satteldächern ist im Kern Barock. Der Entwurf entstand wohl unter Beteiligung von Joseph Greissing in den Jahren 1710-1712. Der Straßenflügel ist mit Mittel- und Eckrisaliten dem gekrümmten Verlauf der Straße angepasst. Der Mittelrisalit besitzt figürliche Reliefs des Klassizismus von Peter Speeth um 1810. Nach dem Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 erfolgte 1950 der Wiederaufbau.
Bildgalerie
Heutige Nutzung
Heute ist der Ebracher Hof Teil des Mutterhaus-Areals der Erlöserschwestern.
Siehe auch
- Baudenkmäler in Würzburg
- Hof- und Hausnamen
- Jakob von Hirsch auf Gereuth
- Kongregation der Schwestern des Erlösers
- Mutterhauskirche
- Zisterzienser
Quellen
- Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Baudenkmäler in Würzburg, Nr. D-6-63-000-114
- Heinrich Ragaller: Zur Kunst des 19. und 20. Jahrhunderts in Würzburg. In: 15 Jahrhunderte Würzburg. Hrsg. von Heinz Otremba, Echter Verlag, Würzburg 1979, S. 353-373; S. 354
Weblinks
- Thomas Memminger: Würzburgs Straßen und Bauten. 2. Auflage, Gebrüder Memminger Verlagsbuchhandlung, Würzburg 1921, S. 136
- Die Ebracher Höfe zu Würzburg und am Steigerwald 1150-1803. In: Georg Link: Klosterbuch der Diöcese Würzburg. Band II, Würzburg, 1876. (Virtuelle Bibliothek Würzburg)
- Ludwig K. Walter, Stifte und Orden in Würzburg, S. 30 (Onlinefassung)
- Ehemaliger Ebracher Hof im DenkmalAtlas 2.0