Carl Caspar von Siebold

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Carl Caspar von Siebold

Prof. Dr. Dr. Carl Caspar Siebold, auch Karl Kaspar Siebold, ab 1801 von Siebold (* 4. November 1736 in Nideggen/Eifel - damals im Herzogtum Jülich; † 3. April 1807 in Würzburg) war Professor für Anatomie, Chirurgie und Geburtshilfe an der Universität Würzburg. In Würzburg holte er die Medizinische Fakultät aus ihrem „Dämmerschlaf” heraus [1] und leitete deren Blütezeit ein. Er gilt als einer der Begründer der modernen Chirurgie. [2]

Familiärer Hintergrund

Carl Caspar war das fünfte Kind und der einzige Sohn des Chirurgen Johann Christoph Siebold und dessen Ehefrau Esther, Tochter des Bürgermeisters Brünninghausen von Nideggen. 1766 wohnte Siebold in Würzburg im Gasthof zum Hirschen am Vierröhrenbrunnen beim Oberwundarzt Georg Christoph Stang, dessen Tochter Veronica er heiratete. Sie wurden über ihren ältesten Sohn Johann Georg Christoph Siebold die Großeltern des Japanforschers Philipp Franz von Siebold.

Kinder:

Leben und Wirken

Seine schulische Ausbildung erfolgte im Kloster der Franziskaner-Minoriten in Nideggen und bei den Jesuiten in Düren. Mit 16 Jahren immatrikulierte er sich in der philosophischen Fakultät der Universität Köln zur Vorbereitung auf das geplante Medizinstudium. Nach einem 1754 mit der Promotion abgeschlossenen Philosophiestudium in Köln wurde Carl Caspar Siebold zunächst von seinem Vater als Wundarzt in der Eifel ausgebildet. Im Siebenjährigen Krieg (1756-1763) sammelte er ab 1757 anatomisch und chirurgisch fundierte Erfahrungen als Feldscher in einem französischen Militärlazarett in Wesel am Niederrhein. 1760 wurde er nach Würzburg in das Feldspital der Kursächsischen Truppen versetzt. Als ihn der juliusspitälische Oberchirurg Georg Christoph Stang [3] im selben Jahr als Obergesellen (d.h. als wundärztlichen Gehilfen) ans Würzburger Juliusspital holte, beendete Siebold den Dienst in der Armee und begann mit dem Studium der Medizin an der Universität Würzburg, wo er 1763 sein Examen mit Auszeichnung bestand.

Nach mehreren Auslandsaufenthalten von 1763 bis 1766 in Paris, Rouen, London und Leiden, die ihm der dem Bildungswesen verpflichtete Fürstbischof Adam Friedrich von Seinsheim als Studienreisen auf Kosten der Universität und des Juliusspitals ermöglicht hatte, um die Qualität der medizinischen Ausbildung an seiner Universität zu verbessern, wurde Siebold 1766 Leibwundarzt von Adam Friedrich von Seinsheim und wundärztlicher Obergehilfe. Ab dem 24. Mai 1766 führte Siebold Augenoperationen (zur Behandlung des Grauen Stars) durch, deren damals neuartige Methodik (das Herausschneiden der trüben Linse) er bei seiner Reise nach Frankreich 1765 erstmals in Rouen kennengelernt hatte und welche als Anfang der Augenheilkunde in Würzburg betrachtet werden können. [4] 1766 heiratete er Veronica Stang (1744-1793) und übernahm auch zunehmend Tätigkeiten aus dem Arbeitsbereich seines Lehrers und Schwiegervaters Stang. Ihren ältesten Sohn Christoph bekamen Veronica und Carl Caspar im Juni 1767. Carl Caspar Siebold wurde am 21. August 1769 nun auch medizinisch promoviert und zeigte in seiner am 31. Januar 1769 [5] unter dem Präsidium von Professor Ehlen verteidigten Dissertation erstmals in der Würzburger Universitätsgeschichte gesehene eigene, mit Abbildungen versehenene anatomische Beobachtungen, die er während seiner Assistenzzeit als Demonstrator der Anatomie gemacht hatte [6]

Professor in Würzburg

1770 trat Carl Caspar Siebold - gemäß eines bereits vor seiner Promotion ergangenen Erlasses vom 26. Mai 1769 [7] - als Nachfolger von Professor Hueber bis 1803 die Professur für Anatomie und Chirurgie und bis 1790 die der Geburtshilfe an der Universität Würzburg an. [8] Die damals noch einzigartige Verbindung von Wundarzttätigkeit und Lehramt [9] kann mit Siebold als Würzburgs erstem operierenden Chirurgie-Professor als „Geburtsstunde der heutigen akademischen praktischen Chirurgie“ [10] angesehen werden. Durch Berufung zum Stadt- und Land-Hebammenmeister sowie zum Oberwundarzt des Juliusspitals im Jahre 1776 kam von Siebold in die Position, Theorie und Praxis verbinden zu können. Dies äußerte sich besonders in der Entwicklung neuer Operationsmethoden und Hygienemaßstäbe, welche 1805 zur Einrichtung des ersten modernen beheizbaren Operationssaals der Welt führte, der bis zum Jahr 1890 genutzt wurde. [11]

Sein chirurgisches Geschick zeigte sich beispielsweise in den von ihm seit 1768 durchgeführten erfolgreichen Behandlungen von Harnsteinen mittels des zu seiner Zeit in Deutschland gefürchteten „Blasenschnitts“, wobei Siebold „von 16 Operierten nur einer gestorben ist“. [12] Beispielhaft für die Bedeutung von Siebolds Lehrtätigkeit kann hier sein Assistent Carl Christian von Klein (1772-1825) genannt werden, der in Württemberg herzoglicher Leibarzt und als erster deutscher Wundarzt zur Durchführung eines Blasenschnitts nach Frankreich gerufen wurde. [13]

Unter Siebold, der zum führenden deutschen Chirurgen und zum Begründer der sogenannten „Würzburger Schule“ wurde, erfuhr die Medizinische Fakultät Würzburgs einen bedeutenden Aufschwung (So stieg etwa die Zahl der Zuhörer bei Medizinvorlesungen von sieben im Jahr 1760 auf 189 im Sommersemester 1804).

Carl Caspar von Siebold organisierte einen Umbau des Theatrum anatomicum und ließ eine geburtshifliche Klinik errichten. 1777 wurde Siebold zum Leibwundarzt des Bischofs berufen. Eine Berufung nach Berlin lehnte Siebold 1787 ab. [14] Während seiner Amtszeit wurde es auch Protestanten erlaubt, in Würzburg zu studieren und Siebold konnte bei Fürstbischof Franz Ludwig von Erthal die Zulassung protestantischer Medizinstudenten zur Promotion erwirken. [15] Siebold ist es sicher auch mitzuverdanken, dass die Zahl der Medizinstudenten in Würzburg während seiner Zeit als akademischer Lehrer von 18 auf etwa 265 angestiegen war. 1792 erschien ein Buch [16] von Siebold, in dem er kurz, aber präzise, seine chirurgischen Erfahrungen mitteilt und selbstkritisch über seine Fälle berichtet. [17] Nachfolger Siebolds wurde von 1804 bis 1805 Johann Friedrich Fuchs. [18]

Academia Sieboldiana

Aus Carl Caspar von Siebolds vier Söhnen Johann Georg Christoph, Theodor Damian, Adam Elias und Barthel von Siebold, der 1803 Nachfolger seines Chefs und Vaters als Oberwundarzt und Chirurgie-Professor am Juliusspital wurde, wurden ausnahmslos berühmte Mediziner. Nachdem sie ihren Schulabschluss absolviert hatten, ließ Carl Caspar sie an seiner eigenen Fakultät studieren und brachte ihnen selbst medizinische Grundkenntnisse bei. Die Leute nannten daher die Würzburger Medizinische Fakultät anfangs aus Spott „Academia Sieboldiana“. Die Brüder sammelten viel Erfahrung in Krankenhäusern und begannen zunächst in Würzburg ihren Vater bei der Ausbildung von Studenten zu unterstützen. In der Folgezeit hielten sie viele Vorlesungen und bildeten eine Menge Studenten zu erfolgreichen Ärzten aus. Mit der Zeit beschäftigten sie sich damit, Krankenhäuser zu gründen, wobei sie sich als sehr fähige Ärzte erwiesen und zu großem Ruhm gelangten. So wurde die Academia Sieboldiana berühmt.

Ehrungen und Auszeichnungen

  • Aufgrund seiner Verdienste als Wundarzt nach der Schlacht von Würzburg 1796 [19] wurde Carl Caspar Siebold am 1. Oktober 1801 [20] von Kaiser Franz II. ein erblicher Adelstitel verliehen.
  • An seinem 275. Geburtstag wurde an dem noch vorhandenen Mauerrest seines Geburtshauses eine Gedenkplakette angebracht. [21]

Carl-Caspar-Siebold-Medaille

Im Gedenken an den bedeutenden Mediziner verleiht die Medizinische Fakultät und die Universitätsklinik Würzburg die Carl-Caspar-Siebold-Medaille. Geehrt werden damit Personen und Institutionen, welche sich kontinuierlich um den Ausbau der Fakultät und des Klinikums verdient gemacht haben.

Siehe auch

Quellen und Literatur

  • Franz von Winckel: Siebold, Karl Kaspar von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 34, Duncker & Humblot, Leipzig 1892, S. 186.
  • Werner E. Gerabek: Siebold, Carl Caspar. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 24, Duncker & Humblot, Berlin 2010, ISBN: 978-3-428-11205-0, S. 326 f. (Digitalisat).
  • Werner E. Gerabek: Siebold, Karl Kaspar von. In: Enzyklopädie Medizingeschichte. Hrsg. von Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil und Wolfgang Wegner, Walter de Gruyter, Berlin und New York 2005, S. 1328 f.
  • Siebold, Karl Kaspar von. In: Meyers Konversations-Lexikon 1885–1892, 14. Band, Seite 948.
  • R. Schwab: Über die Bedeutung des Juliusspitals für die Entwicklung der Inneren Medizin. Sonderdruck aus der Festschrift zur Einweihung der wiederaufgebauten Pfarrkirche des Juliusspitals 1953, S. 17.
  • Wolfgang Leydhecker: Der Beginn der wissenschaftlichen Chirurgie und Augenheilkunde in Würzburg durch Carl Caspar von Siebold (1736-1807). Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 10 (1992), S. 101-106
  • Andreas Mettenleiter: „Academia Sieboldiana“. Eine Würzburger Familie schreibt Medizingeschichte. Akamedon Verlag, Pfaffenhofen 2010
  • Georg Sticker: Carl Caspar von Siebold. Münchner Medizinische Wochenschrift 83 (1936), S. 1797-1805
  • Hans Körner: Die Würzburger Siebold - eine Gelehrtenfamilie des 18. und 19. Jahrhunderts. J. A. Barth, Leipzig 1967(= Lebensdarstellungen deutscher Naturforscher, 13)

Einzelnachweise

  1. Ralf Vollmuth und Gundolf Keil: Beständigkeit und Fortschritt: Die Würzburger Medizin im Spiegel der Jahrhunderte. Ein Beitrag zur Erstgründung der Universität Würzburg vor 600 Jahren, Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 22 (2003), S. 7-20, S. 12
  2. Der Todestag des Chirurgen Caspar von Siebold
  3. Theodor Heinrich Schiebler: Anatomie in Würzburg (von 1593 bis zur Gegenwart). In: Vierhundert Jahre Universität Würzburg. Eine Festschrift. Hrsg. von Peter Baumgart, Verlag Degener & Co., Neustadt an der Aisch 1982, S. 985-1004; S. 988
  4. Wolfgang Leydhecker: Der Beginn der wissenschaftlichen Chirurgie und Augenheilkunde in Würzburg durch Carl Caspar von Siebold (1736-1807). Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 10 (1992), S. 101-106; S. 103-105
  5. Hans Körner: Die Würzburger Siebold. Eine Gelehrtenfamilie des 18. und 19. Jahrhunderts. Johann Ambrosius Barth Verlag, Leipzig 1967, S. 39
  6. Werner Dettelbacher: Zwei Berichte des Christoph Siebold von seiner medizinischen Studienreise 1792/93 nach Wien und Oberitalien. Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 5 (1987), S. 143-164; S. 143 f.
  7. Hans Körner: Die Würzburger Siebold. Eine Gelehrtenfamilie des 18. und 19. Jahrhunderts, Johann Ambrosius Barth Verlag, Leipzig 1967, S. 30 mit Anm. 37
  8. Theodor Heinrich Schiebler: Anatomie in Würzburg (von 1593 bis zur Gegenwart). In: Vierhundert Jahre Universität Würzburg. Eine Festschrift. Hrsg. von Peter Baumgart, Verlag Degener & Co., Neustadt an der Aisch 1982, S. 985-1004; S. 988
  9. Um 1750 waren am Patienten arbeitende Wundärzte vergleichsweise geringgeachtet, während Chirurgie-Professoren nicht selbst operierten
  10. Wolfgang Leydhecker, a.a.O., S. 102 und 104
  11. Caspar Carl von Siebold
  12. Karl Textor: Versuch über das Vorkommen der Harnsteine in Ostfranken. Medizinische Habilitationsschrift, Würzburg 1843
  13. Hubert Frohmüller: Geschichte der Urologie an der Universität Würzburg. In: Vierhundert Jahre Universität Würzburg. Eine Festschrift. Hrsg. von Peter Baumgart, Verlag Degener & Co., Neustadt an der Aisch 1982, S. 957-973; S. 959 f.
  14. Werner E. Gerabek: Siebold, Karl Kaspar von. In: Enzyklopädie Medizingeschichte. Hrsg. von Werner E. Gerabek, Bernhard D. Haage, Gundolf Keil und Wolfgang Wegner, Walter de Gruyter, Berlin und New York 2005, S. 1328 f.
  15. Theodor Berchem: Würzburgs Universität rüstet zur 400-Jahr-Feier. In: 15 Jahrhunderte Würzburg. Hrsg. v. Heinz Otremba, Echter Verlag, Würzburg 1979, S. 281-296; S. 282
  16. Carl Caspar Siebold: Chiurgisches Tagebuch. Nürnberg: Ernst-Christoph Grattenauer, 1792
  17. Wolfgang Leydhecker, a.a.O., S. 102 f.
  18. Theodor Heinrich Schiebler, 988-990
  19. Werner Dettelbacher, a.a.O., S. 144
  20. Theodor Heinrich Schiebler, a.a.O., S. 989
  21. Aachener Nachrichten: „Erinnerung an Pioniere der modernen Medizin” (9. November 2011)

Weblinks

Dieser Artikel basiert zum Teil auf dem Artikel Carl Caspar von Siebold aus der freien Enzyklopädie Wikipedia und steht unter der Lizenz Creative Commons CC-BY-SA 3.0 Unported (Kurzfassung). In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.

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