St. Johannes Baptist (Goßmannsdorf)

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Katholische Pfarrkirche St. Johannes Baptist in Goßmannsdorf
Spätgotische Ölberggruppe (um 1460) an der südlichen Außenseite
Innenraum der katholischen Pfarrkirche St. Johannes Baptist
Orgelempore der katholischen Pfarrkirche St. Johannes Baptist

Die katholische Pfarrkiche St. Johannes Baptist ist das katholische Gotteshaus im Ortszentrum des Ochsenfurter Stadtteils Goßmannsdorf.

Patrozinium

Johannes der Täufer, lateinisch Johannes Baptista (geboren etwa 5 v. Chr.; gestorben um 30 bzw. vor 36 n. Chr.) war ein jüdischer Bußprediger, der um 28 n. Chr. in Galiläa und Judäa auftrat. Die Anhängerschaft von Johannes war zahlreich, darunter auch Jesus von Nazaret, der sich durch ihn taufen ließ. Der Gedenktag von Johannes dem Täufer ist am 24. Juni. [1]

Kirchen- und Baugeschichte

Für 1453 ist erstmals ein Baujahr einer Pfarrkirche erwähnt, die bereits dem Hl. Johannes Baptist geweiht war.

Hochwasser von 1795

Am 3. Mai 1795 führte ein heftiges Unwetter zu einer verheerenden Überschwemmung des ganzen Dorfes Goßmannsdorf. Selbst in der alten Kirche erreichte das Hochwasser eine Höhe von 2,4 Metern und richtete erhebliche Schäden an. Aufgrund des desolaten Zustandes der Pfarrkirche mussten die Gottesdienste ab diesem Zeitpunkt in der Heiligkreuzkapelle abgehalten werden. Für eine Begutachtung der Schäden am Gotteshaus wurde der Maurermeister Joseph Georg Kees aus Allersheim herangezogen. Um eine Gefährdung durch zukünftige Hochwasser zu vermeiden, empfahl er eine Aufschüttung des Fundaments und einen Neubau der Kirche.

Finanzierung

Die Frage der Finanzierung der neuen Pfarrkirche gestaltete sich schwierig, weil das Domkapitel sich weigerte einen Beitrag zu den Baukosten zu leisten. In diesem Falle blieb der Gemeinde nur die Wahl, entweder den Kirchenbau selbst zu finanzieren oder aber auf dem Rechtswege klären zu lassen, wer die Baulast an der Goßmannsdorfer Pfarrkirche habe. Nach einem längeren Rechtsstreit kam die Geistliche Regierung [2] nach Einsichtnahme und Prüfung der von beiden Seiten vorgelegten Prozessunterlagen am 14. September 1796 zu dem Ergebnis, „daß die hohe Domprobstey dahier die Pfarr Kirche zu Goßmannsdorf in subsidium neu zuerbauen schuldig seye.“

Genehmigungsverfahren

Anfang Mai 1797 sandte die Geistliche Regierung die Planungsunterlagen des Allersheimer Maurermeisters zur Begutachtung an das Würzburger Domkapitel, das den fürstbischöflichen Hofarchitekt Adam Salentin Fischer mit der Prüfung der vorgelegten Unterlagen beauftragte. In seinem Bericht vom 13. Mai 1797 kam dieser zu dem Ergebnis, dass an den Plänen nichts auszusetzen sei. Am 3. Juni 1797 schloss das fürstbischöfliche Fiscalat Amt mit Joseph Fischer den Akkord, der 6 Tage später vom Geistlichen Rat bestätigt wurde.

Grundsteinlegung und Errichtung des Kirchengebäudes

Die eigentlichen Bauarbeiten begannen im Juni 1797. Zunächst wurde das alte Kirchengebäude bis auf den Turm abgerissen. Das beim Abbruch anfallende Baumaterial wurde sortiert, um es - soweit noch brauchbar - für den Neubau wiederzuverwenden. Am 21. August 1797 fand die Grundsteinlegung der neuen Kirche statt. Als Maurermeister Joseph Kees mit den Aufschüttungsarbeiten für den neuen Kirchenbau begann, musste er feststellen, dass sich das Fundament der alten Kirche in einem schlechten Zustand befand und für den Neubau nicht wie vorgesehen verwendet werden konnte. Daher ließ er ein neues Fundament graben und zum Schutz des Gebäudes vor Hochwasser weit über das bisherige Bodenniveau aufmauern.

Die Arbeiten für das Gotteshaus gingen zügig voran, da allerdings immer wieder die Finanzmittel aus der Kirchenbaukasse zur Fortführung des Kirchenbaus knapp wurden, beantragte die Goßmannsdorfer Gemeindeverwaltung bei der Geistlichen Regierung nicht nur einmal neuerliche Baukostenzuschüsse von seiten des Zehntherrn. Nachdem im Laufe des August 1798 trotz aller finanziellen Schwierigkeiten bereits das Kirchendach aufgeschlagen wurde, konnten die Arbeiten für den Innenausbau des Gotteshauses und die Erneuerung der Kircheneinrichtung beginnen.

Erneuerung der Kircheneinrichtung

Im Innenraum ist der Hochaltar und die Kanzel im Jahre 1798 vom Würzburger Hofbildhauer Johann Peter Wagner geschaffen worden. Mit den Ausgaben für den Hochaltar und die Kanzel war ein großer Teil der für die Erneuerung der Kircheneinrichtung vorgesehenen Mittel aufgebraucht. Für die Beschaffung neuer Seitenaltäre stand kein Geld mehr zur Verfügung, weshalb die beiden alten Altäre vorerst an ihrem angestammten Platz verblieben. Die heutigen Seitenaltäre wurden vom Kitzinger Bildhauer Johann Steuerwald in den Jahren 1777/78 für die Klosterkirche in Tückelhausen geschaffen. [3] Nach der Aufhebung des Kartäuserklosters im Zuge der Säkularisation kamen sie nach Goßmannsdorf und wurden 1803 vom örtlichen Schreiner Vitus Weigand, der auch den Ausbau der alten Altäre besorgte [4], in der Pfarrkirche St. Johannes Baptist aufgestellt.

Kunstwerke

  • Hochaltar von Johann Peter Wagner (1798): In der Mittelnische ist an Stelle eines gemalten Altarblatts die Figur des hl. Johannes des Täufers zu sehen. Als Assistenzfiguren sind die hll. Petrus (links) und Paulus (rechts) dargestellt. Zwei große, geflügelte Engel sitzen auf den beiden vorderen Rippen des Badachins. Zwei weitere adorierende Engel finden sich zu seiten des Tabernakels.
Aus den Archivalien des Pfarrarchivs Goßmannsdorf [5] geht hervor, dass im Jahre 1817 einige Veränderungen am Hochaltar vorgenommen wurden, ohne dass sich jedoch aus dem Bericht des diese Arbeiten ausführenden Schreinermeisters Preiß nicht mit Exaktheit bestimmen lässt, was im einzelnen alles geändert wurde.
  • Kanzel von Johann Peter Wagner (1798): Am Kanzelkorb sind auf Konsolen zwei Büsten der hll. Petrus und Paulus und ein kleiner geflügelter Puttenkopf angebracht. An der Wand des Kanzelkorbes finden sich zwei ovale Reliefs mit der Schlüsselübergabe und der Büste des hl. Gregor. Ein weiteres Ovalrelief mit der Büste Christi schmückt die Kanzelrückwand. Der Schalldeckel wird bekrönt von der Figur Moses mit den Gesetzestafeln.
  • Seitenaltäre auf der Evangelienseite mit Herz-Marien-Altarbild und auf der Epistelseite mit Herz-Jesus-Altarbild von Johann Steuerwald (1777/78)
  • Orgel

Geläut

Die Glockenstube der Pfarrkirche Sankt Johannes Baptist beherbergt vier Glocken. Die kleinste Glocke des Ensembles, die Vitusglocke, ist gleichzeitig auch die älteste noch im Glockenstuhl vorhandene Glocke. Gegossen wurde sie 1801 von einem unbekannten Gießer, lediglich der Stifter ist auf ihr vermerkt. Zu ihr gesellen sich drei größere Glocken, welche allesamt von Albert Junker in Brilon 1949 gegossen wurden.

  • Glocke 1 | Sankt Johannes | fis' | 1100 mm | 740 kg | Umschrift: Hl. JOHANNES. Anno 1948 rief der Bürgermeister die gesamte Gemeinde zu einem großen Opfer auf, und darum konnten wir neu entstehen nach großer Not
  • Glocke 2 | Sankt Heinrich | gis' | 990 mm | 540 kg | Umschrift: Hl. HEINRICH. In Not geboren rufe ich zu Glauben und Frieden
  • Glocke 3 | Sankt Joseph | ais' | 880 mm | 390 kg | Umschrift: Hl. JOSEF. Jauchz unseres Herzens Freud / Sing unseres Lebens Leid / Bring unserer Seele Glück / Zu Gott zurück
  • Glocke 4 | Sankt Vitus | cis | 720 mm | Umschrift: Christian Beuerlein Guthäter 1801

Die ersten drei Glocken tragen weiterhin die Umschrift A. Junker Brilon 1949. Die Glockenweihe der drei neuen Glocken fand am 22. Mai 1949 statt. In der Woche darauf wurden die Glocken aufgehängt. Aufhängungen und Beschläge in der Glockenstube hat der Dorfschmied Josef Fröhlich hergestellt. [6]

Baudenkmal

Die katholische Pfarrkirche St. Johannes Baptist findet sich in der Liste der Baudenkmäler in Ochsenfurt des Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege (Stand 09.04.2015):

 Objekt  Beschreibung  Denkmalnummer
 Kath. Pfarrkirche St. Johannes Baptist Saalbau mit eingezogenem Chor und Ostturm mit Welscher Haube, im Kern mittelalterlich, Turm im Kern nachgotisch, Turmobergeschosse, frühes 17. Jh., Chor und Langhaus erneuert, 1796; mit Ausstattung; Ölberggruppe, Sandsteinfiguren, spätgotisch um 1460. nachqualifiziert  D-6-79-170-275 [2]

Pfarrgebiet

Die Pfarrei Johannes Baptist ist zuständig für die Katholiken im Ochsenfurter Stadtteil Goßmannsdorf und des Marktes Winterhausen, sowie der Blunzenmühle.

Gemeinde Winterhausen

Winterhausen mit seiner überwiegend evangelischen Bevölkerung, verfügt über keine eigenständige katholische Pfarrei, sondern gehört zur Pfarrei St. Johannes der Täufer. Deshalb verfügt die Gemeinde auch nicht über eine katholische Pfarrkirche und die Katholiken sind in ökumenischer Verbundenheit Gast der evangelischen Pfarrkirche St. Nikolaus. Die Ökumene wird in Winterhausen lebhaft verwirklicht. Dies zeigt sich nicht nur durch zwei ökumenisch gestaltete Gottesdienste im Jahreskreis, an Christi Himmelfahrt und am 1. Adventsonntag, auch die Sternsinger besuchen mit ihrem Segen alle Haushalte in Winterhausen. Katholische Gottesdienste finden zumeist im Kantorat (Winterhausen) statt.

Pfarreiengemeinschaft

Pfarreiengemeinschaft Tückelhausen

Die Pfarrei St. Johannes der Täufer in Goßmannsdorf gehört zur Pfarreiengemeinschaft Tückelhausen.

Seelsorger (Auswahl)

Siehe auch

Quellen und Literatur

Weblinks

Einzelnachweise und Hinweise

  1. Weitere Informationen zu Johannes dem Täufer bei Wikipedia [1].
  2. Die Geistliche Regierung war eine fürstbischöfliche Behörde in Würzburg, die das kirchliche Bauwesen und die Pfarreifinanzen nicht zuletzt dadurch kontrollierten, dass alle größeren Ausgaben genehmigungspflichtig waren. Auch für die Einweihung von Statuen und Bildstöcken, die von privater Hand öffentlich aufgestellt wurden, musste vom Ortspfarrer die Erlaubnis der Geistlichen Regierung eingeholt werden. In der Verantwortung des Geistlichen lag die Erfüllung der Maximen, welche die Bildwerke erfüllen mussten: Es durfte daran nichts Anstößiges sein sowie der Andacht förderlich und eine meisterhafte Arbeit.
  3. Hans-Peter Trenschel: Schätze kirchlicher Kunst zwischen Main und Tauber. München 1983 (= Veröffentlichungen in der Reihe „Bavaria Antiqua“: Verborgene Kostbarkeiten der bayerischen Kulturgeschichte. Hrsg.: Bayerische Vereinsbank), S. 45
  4. Über den Verbleib der alten Altäre der Pfarrkirche ist nichts bekannt.
  5. Gotteshausrechnung, Goßmannsdorf 1816-17, fol. 35
  6. Erich Weiß: Goßmannsdorf, S. 65 ff.

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