Städtische Sparkasse Würzburg
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Die Städtische Sparkasse Würzburg wurde 1822 auf Initiative von Bürgermeister Wilhelm Joseph Behr als Städtische Credit-Casse und öffentliche mündelsichere Sparkasse gegründet. Sie ging 2000 in der Sparkasse Mainfranken Würzburg auf.
Definition
Sparkassen entstanden, um ärmeren Bürgern eine sichere Geldanlagemöglichkeit zu bieten, um auch kleinste Spareinlagen zur Risikovorsorge im Alter oder bei Krankheit verzinslich zurück legen zu können. Diese Kreditinstitute unterlagen daher zunächst sehr strengen Geschäftsbeschränkungen, die im Lauf der Zeit jedoch gelockert wurden. Heute sind den Sparkassen alle Arten von Bankgeschäften erlaubt.
Rechtsform und verantwortliche Gremien
Die Städtische Sparkasse Würzburg ist eine Anstalt des öffentlichen Rechts. Träger der Sparkasse ist die namensgebende kommunale Gebietskörperschaft, in diesem Falle die Stadt Würzburg. Rechtsgrundlage für Gründung und Betrieb einer Sparkasse ist das Sparkassengesetz des Freistaates Bayern und eine von der Stadt erlassene Satzung. Die Organe der Sparkasse sind der Vorstand als geschäftsführendes Gremium und der Verwaltungsrat als Aufsichtsgremium. Verwaltungsratsvorsitzender ist der jeweils amtierende Oberbürgermeister der Stadt Würzburg.
Geschäftszweck
Im Gegensatz zu anderen Kreditinstituten liegt das Geschäftsziel nicht in der Gewinnoptimierung sondern in der Orientierung am Gemeinwohl. Am Ende des Jahres muss in den Büchern eine schwarze Null stehen. Eventuell erzielte Überschüsse werden zielgerichtet für kommunale Projekte verwandt.
Geschichte der Zentrale
Sparkassenbau am Kürschnerhof
Lange hatte man seit der Sparkassengründung nach einer geeigneten Unterbringung für die Sparkasse gesucht. Sie sollte räumlich zusammengefasst und so untergebracht werden, dass für eine Ausweitung der Geschäftstätigkeit Reserveflächen vorhanden waren. Verschiedene Projekte waren erwogen und wieder verworfen worden, der Postsaal des Alten Bahnhofs, dann das gesamte Areal, danach der Erwerb des Wittelsbacher Hofes und zweier Anwesen am Marktplatz. Seit 1919 bezog die Stadt den leeren Platz zwischen Dom und Neumünster auf dem Gelände des 1894 abgerissenen Landgerichtsgebäudes in ihre Überlegungen mit ein. Oberbürgermeister Hans Löffler veranlasste ein Preisausschreiben für die Wiederbebauung des Domplatzes mit einem Sparkassengebäude. Der angesehene Münchner Architekt Theodor Fischer schlug 1921 vor, diesen „Durchbruch“ nach 33 Jahren durch einen von Löffler gewünschten Sparkassenbau, dadurch wieder zu schließen, dass der Arkadenbau der rechten Seite auf der linken Seite kopiert und an den nordwestlichen Turm des Doms angeschlossen werden sollte. Aber die Stadt wünschte die Straße, durch die ein Omnibus fuhr, zu erhalten, und Fischer musste umplanen.
Fischer änderte seinen ursprünglichen Plan so, dass er durch eine gestaffelte Baugruppe den Sparkassenbau an das Neumünster anschloss und die Straße zwischen Dom und Sparkasse offen ließ. Das Durchgangssträßchen war zwar wenig übersichtlich und jede Ensemblewirkung eigentlich störend, aber der Bauherr wollte das so. So erhielt die Sparkasse durch einen sehr prominenten Architekten ihren ersten, zudem repräsentativen Bau, an einer der Stellen, an denen das Herz des alten Würzburgs besonders hing. Der neumodische Bau der Städtischen Sparkasse am Kürschnerhof schloss eine hässliche städtebauliche Lücke und beendete einen „Sündenfall“ aus der Zeit der Entfestigung der Altstadt. Das Verbindungssträßchen zwischen dem Dom und der Sparkasse, das der Architekt erhalten musste, blieb allerdings ein kritischer Punkt.
Am 18. Februar 1929 wurde der gestaffelte Sparkassenbau, der als eines der bedeutendste Werke von Theodor Fischer gilt [1], mit einem würdigen Festakt eröffnet. Er sollte nur 16 Jahre stehen.
Zerstörung des Sparkassenbaus 1945
Bis auf vereinzelte Bombenabwürfe hatte Würzburg im Zweiten Weltkrieg zu den Städten gehört, die von englisch-amerikanischen Bombengeschwadern verschont geblieben waren. Am 8. Februar 1945 wurde Würzburg vom Combined Stratetic Target Committee in die Zielliste aufgenommen. Kriegswichtig, sieht man von dem allgemeinen Ziel der Demoralisierung der Zivilbevölkerung ab, war Würzburg zu diesem Zeitpunkt ausschließlich wegen seiner verkehrsstrategischen Bedeutung. Bereits am 19. Februar waren durch eine Luftmine der West- und Südflügel der Sparkasse vollständig zerstört worden. Vier Mitarbeiter wurden unter den Trümmern begraben. Am 23. Februar griffen die 8. USAF bei Tag und am 3. März 1945 die RAF bei Nacht die Stadt erneut an. Beim Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 brannten der Ostflügel der Hauptstelle der Sparkasse und die Zweigstellen Heidingsfeld, Grombühl und Sanderau völlig aus. Der stolze Sparkassenbau Fischers war zur Ruine inmitten einer Ruinenlandschaft geworden. Der gesamte Maschinenpark, Kassen- und Bücherschränke sowie wertvolle, teils unersetzliche Unterlagen waren unter den Trümmern begraben. Die Tresoranlagen, einschließlich der darin verwahrten rund 70.000 Sparkonten hatten die Fliegerangriffe und auch die Kampfhandlungen in der Stadt unversehrt überstanden.
Provisorium in der Mozartschule
Aus den Trümmern der Hauptstelle konnten die teilweise beschädigten Girokonten geborgen und mit Hilfe der außerhalb der Stadt verlagerten Buchungszweitschriften erneuert werden. Im Handarbeitssaal der Mozartschule wurde der Dienst wieder aufgenommen. Unter Leitung des stellvertretenden Direktors Karl Memmel versuchten die Mitarbeiter alte Unterlagen wieder herzustellen, räumten in den Trümmern am Kürschnerhof weiter auf, suchten nach noch verwendungsfähigem Büromaterial, vor allem nach Maschinen, und machten sich ans „Organisieren“ für die Sparkasse. Am 20. April erreichte die Würzburger der Wurfzettel Nr. 3 des Oberbürgermeisters Gustav Pinkenburg mit der Mitteilung, dass die Reichsbank, einige Banken sowie die Städtische Sparkasse ihre Schalter Mitte der nächsten Woche wieder öffnen werden. Am 30. April konnten die Schalter der Städtischen Sparkasse in der Mozartschule (Zimmer 5), Zellerau und Heidingsfeld für den Kundenverkehr wieder geöffnet werden. Am 9. Mai 1945 wurde der stellvertretende Direktor wegen Parteizugehörigkeit fristlos entlassen. Die Sparkasse arbeitete die nächsten Tage ohne Chef weiter wie bisher. Hauptbuchhalter Oberinspektor Fritz Fischer hielt das Haus zusammen. Ab 16. Mai wurde er durch die Militärregierung zum kommissarischen Leiter bestellt. Am 28. Juni übertrug die Militärregierung die Leitung der Sparkasse Direktor Josef Kordowich.
Durch die sehr beengten Verhältnisse in der Mozartschule waren Oberbürgermeister und Sparkassendirektor sich darin einig, dieses Provisorium möglichst bald durch Rückverlegung in das Stadtzentrum beseitigt werden sollte. Seit Herbst 1945 bemühte sich die Sparkasse um Wiederherstellung des ausgebrannten, aber noch stehenden Ostflügels des alten Sparkassengebäudes in der in der Domstraße am Kiliansplatz. Seit dem 13. August 1946 hatte der Geschäftsbetrieb bei der Hauptstelle aus der Mozartschule in den instandgesetzten Ostflügel des Sparkassengebäudes am Kiliansplatz zurückverlegt werden können. Die räumliche Situation im provisorisch hergerichteten Ostflügel war zwar besser als in der Mozartschule, aber die Kunden mussten oft bis in das Treppenhaus Schlange stehen.
Wiederaufbau des Sparkassenbaus am Kürschnerhof
1949 fiel die Entscheidung, die Sparkasse am Kürschnerhof wieder aufzubauen. Diesen ersten Wiederaufbauten und Neubauten öffentlicher Gebäude (Rathaus, Überlandwerk, IHK, Sparkasse, Universität) kam eine Signalwirkung für die ganze Stadt zu. Den endgültigen Bauauftrag (nach Plänen von Stadtbaurat Hubert Groß) erhielten dann als Architekten die Regierungsbaumeister Willy Schäfer und Hubert Groß. Der Baubeginn war auf den 2. Juli 1949 festgelegt. Der Innenausbau sollte nach dem Kilianifest 1950 begonnen werden. Am 2. August wurde mit dem überirdischen Neubau begonnen. Noch vor Baubeginn hatte die Stadt für das Gebiet Kürschnerhof und Domstraße eine neue Baulinie gesetzt, die die Unterbrechung der Fahrstraße zwischen Dom- und Hofstraße und einen Anbau des neuen Sparkassengebäudes an den Dom vorsah. Um diesen Bereich vom Verkehr abzuschließen, wurde das innerstädtische Verkehrsnetz umgestellt.
Die besondere Schwierigkeit des Baus lag in dem noch ruinösen Zustand des Doms, durch den in der Fundierung des Sparkassengebäudes ein stark bewehrtes Sicherungswerk aus Eisenbeton eingebaut werden musste. Das Richtfest konnte am 17. Juni 1950 gefeiert werden, der Schlussstein wurde am 3. November des Jahres eingelegt.
Hauptstelle Hofstraße
Schon 15 Jahre nach der Einweihung der neuen Hauptstelle am Kürschnerhof stellte sich für die Städtische Sparkasse ein Standortproblem besonderer Art. Zu kritischen Zeiten war das Schlangestehen an den Schaltern zur Regel geworden. Kunden, die Schlange stehen müssen, sind keine zufriedenen Kunden. Abhilfe musste geschaffen werden. Wenn die Sparkasse zudem weiter wachsen und auch weiter filialisieren wollte, konnte sie das von diesem Standort aus nicht tun. 1968 war es soweit, die Sparkasse musste für ihre Hauptstelle neu bauen, der Bau am Kürschnerhof war am Ende seiner Nutzungsmöglichkeiten für die Sparkasse angekommen, eine weitere Ausdehnung an dieser Stelle war nicht möglich.
Am 12. August 1968 fasste der Verwaltungsrat unter Vorsitz von Dr. Helmuth Zimmerer (Stadtkämmerer seit 1952, Oberbürgermeister von 1956 bis 1968) auf Vorschlag von Sparkassendirektor Ernst Häußner den Beschluss, an anderer Stelle, aber möglichst in der Nähe neu zu bauen, und genehmigte den Ankauf der rund 5.000 Quadratmeter umfassenden Grundstücke der Sanitärgroßhandlung Richter+Frenzel in der Domerpfarrgasse und Maxstraße. Für die Bebauung wurde 1970 ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben, für den acht Vorschläge eingingen. Das Preisgericht unter Vorsitz von Ernst Maria Lang entschied sich einstimmig für das Münchner Architektenbüro Werz, Ottow, Bachmann und Marx, Planungsbüro für Stadtgestaltung und Hochbau GmbH. Der Baukunstbeirat des Stadtrats stellte sich ebenfalls einstimmig hinter diese Entscheidung.
Baubeginn war im April 1972, Richtfest im Dezember des folgenden Jahres. Seit dem 14. Februar 1975 ist der Sitz der Hauptstelle in dem Areal zwischen Domerpfarrgasse, Hofstraße und Maxstraße. Der zu klein gewordene alte Sparkassenbau am Kürschnerhof wurde an das Bischöfliches Ordinariat verkauft.
Schon zwanzig Jahre später wurden zusätzliche Raumkapazitäten benötigt. Das Hauptgeschäftsstellengebäude sollte um ein Terrassengeschoss aufgestockt werden. Bezug war im Juni 1998. Reserven für weiteres Wachstum konnte 1996 geschaffen werden: die Sparkasse kaufte das zwischen Hofstraße und Domerpfarrgasse gelegene Nachbargrundstück, in dem die Bayerische Hypotheken- und Wechselbank untergebracht war.
Städtischen Sparkasse, Ecke Hofstraße / Maxstraße. Im Vordergrund die Otto-Richter-Halle. (30. Juni 1976)
Filialen
Es gab 17 Filialen, die über das gesamte Stadtgebiet verteilt waren (Stand 1972).
Fusion
Am 1. Januar 2000 fusionierte die Städtische Sparkasse mit den Kreissparkassen Würzburg, Kitzingen und Main-Spessart zur Sparkasse Mainfranken Würzburg.
Quellen und Literatur
- VIII. Bericht über die Verwaltung und den Stand der Gemeinde-Angelegenheiten der Stadt Würzburg, Geschäftsjahre 1883 mit 1888. Königliche Universitätsdrucker H. Stürtz, Würzburg 1900, S. 122 ff.
- Dieter Schäfer: Würzburg, Stadt und Bürger in 175jähriger Geschichte der Städtischen Sparkasse. Hrsg.: Städtische Sparkasse Würzburg, Stuttgart 1998
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Josef Kern: Die Bildende Kunst abseits der Zentren, in: Unterfränkische Geschichte, hrsg. von Peter Kolb und Ernst-Günter Krenig, Band 5/2, Echter Verlag, Würzburg 2002, S. 247-316, S. 268 f.