Peter Feile

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Doppelhaus von Peter Feile in der Keesburgstraße 29 - 29a

Peter Feile (* 12. Januar 1889 in Würzburg; † 22. Oktober 1972 ebenda) war ein Architekt und Vertreter des „Neuen Bauens“.

Leben und Wirken

Peter Feile wurde als zweites Kind des Bildhauers und Restaurators Josef Feile geboren. Er zog 1905 mit seiner Familie nach Markelsheim und besuchte das Neue Gymnasium in Würzburg. Das Abitur wurde ihm 1917 aufgrund der Einziehung zum Militärdienst erlassen. Nach Kriegsende studierte er an der Universität Würzburg Kunstgeschichte, brach dieses Studium jedoch ab, um an der Kunstgewerbeschule Stuttgart Innenarchitektur zu studieren. Nach Zwischenstationen in Düsseldorf und 1923/24 in Berlin (Büro Stahl-Urach), war Feile 1924 bis 1926 im Atelier von Prof. Dr. Josef Hoffmann in Wien tätig. Dort lernte er auch den 16 Jahre jüngeren Walter Loos kennen. Beide entwickelten ein starkes Interesse an den Ideen einer neuen Architektur mit stark funktionalem Charakter, die sich nach Ende des 1. Weltkrieges bewusst vom Historismus des 19. Jahrhunderts abhob, später unter dem Begriff „Neues Bauen“ oder „moderne Architektur“ bekannt wurde und architekturgeschichtlich der „Neuen Sachlichkeit“ zugeordnet wird. U.a. soll Feile auch am österreichischen Ausstellungspavillon der Werkbundausstellung 1925 in Paris mitgearbeitet haben.

1926 kehrte Feile nach Würzburg zurück, richtete sich sein erstes Architekturbüro im „Kontorhaus Zentral“ in der Schönbornstraße 8 ein und versuchte hier ein erstes Bauvorhaben für einen Schriftsetzer auf dessen Grundstück am Leutfresserweg 6 im neuen Stil zu verwirklichen. Der Bauantrag für das sogenannte „dachlose Haus“ sorgte in der Sitzung des Würzburger Stadtrates am 4. August 1927 für heftige Diskussionen, ging es doch um das erste Flachdachwohnhaus, das in Bayern gebaut werden sollte. Obwohl sich der Stadtrat mit knapper Mehrheit für das Vorhaben aussprach, scheiterte die Planung am Veto der Regierung von Unterfranken und Aschaffenburg, die das ungewohnte Gebäude aufgrund der räumlichen Nähe zur Festung Marienberg als störenden „Fremdkörper“ abqualifizierte, der „im Gegensatz zur heimischen Baugesinnung“ stehe. Das Haus wurde schließlich mit einem steilen Walmdach versehen. Die asymmetrische Fensterausbildung wurde grundlegend geändert und durch eine symmetrische Reihung stehend rechteckiger Fenster ersetzt. In dieser Form ist das Haus immer noch vorhanden.

Bauten

Bekannt ist auch eine Planung Feiles vom Mai 1927 für den Umbau- bzw. Ersatzbau des ehemaligen Café Dauch am Dominikanerplatz 1 in Würzburg, der einen mehrgeschossigen, nahezu ungegliederten würfelförmigen Flachdachbau mit einer Lochfassade zeigt. Die Planung ließ allerdings jede Rücksicht auf die prägende Umgebungsbebauung vermissen und wurde von Feile als aussichtslos schon am 21. Mai 1927 wieder zurückgezogen.

1927 beteiligte sich auch Feile an der Werkbund-Ausstellung über die „Siedlung am Weißenhof“ in Stuttgart, die als Meilenstein in der Öffentlichkeitspräsentation des Neuen Bauens gilt.

Ein erster eigener Erfolg gelang Feile 1928 dann mit dem Doppelhaus Keesburgstraße 29 - 29a. Hier konnte auf einem Grundstück seines künftigen Schwiegervaters und Inhabers eines Stukkateurgeschäftes ein unverfälschtes Flachdach(doppel)haus im Stil des „Neuen Bauens“ errichtet werden, ohne dass Konflikte mit dem Einfügen in die nähere Umgebung zu befürchten waren. Eine Doppelhaushälfte erwarb unmittelbar nach Fertigstellung Oskar Laredo, der Inhaber eines Würzburger Kaufhauses, der die farbliche Ausgestaltung dem aus Elberfeld stammenden, in Sommerhausen wohnenden Maler Carl Grossberg (1894-1940) übertrug. Die andere Hälfte bezog Feile mit seiner Familie selbst.

Das starke Interesse, dass die öffentliche Präsentation des neuen, für Würzburg völlig ungewohnten Gebäudes im Oktober 1928 hervorrief, die positive Würdigung durch den Kunsthistoriker Werner Burmeister am 2. Oktober 1928 im „Würzburger General-Anzeiger“ sowie die Vorstellung durch den Kunsthistoriker Justus Bier in der Architekturfachzeitschrift „Baumeister“ im März 1929, trugen zum Entschluss Feiles bei, ein Siedlungsprojekt mit 27 Einfamilien- und zwei Doppelhäusern noch im gleich Jahr zusammen mit seinen Kollegen aus den Wiener Jahren, Walter Loos, anzugehen.

1930 richtete Feile sein Architekturbüro als Erstmieter im sechsten Obergeschoss von Würzburgs erstem Hochhaus (Architekten Christoph Mayer und Franz Kleinsteuber) in der Augustinerstraße 9 ein. Hier firmierte er erstmals als Architekt D.W.B (Deutscher Werkbund) in einem Gebäude, das als gelungene Kompromisslösung zwischen modernem Bauen und den Anforderungen einer historischen Altstadtumgebung gelten kann. Die Wahl dieses Gebäudes als Sitz seines Architekturbüros war sicherlich auch programmatisch zu verstehen. Aufgrund des finanziellen Misserfolges seiner konzipierten Flachdachhäuser, war es ihm jedoch nicht lange möglich die Büroräume zu halten, so dass er diese Ende 1931 wieder verlassen musste.

Feile plante im privaten Auftrag weitere Flachdachhäuser in Würzburg. Erhalten sind die Gebäude Steubenstraße 4 – 6 und Judenbühlweg 28.

Das Baugesinnungsdiktat der seit 1933 neuen Machthaber in Deutschland wirkte sich zunehmend auch in Würzburg aus. Das Neue Bauen, vor allem in der Form des Bauhauses, wurde nun - zumindest für den Bereich des Wohnungsbaus - als „kulturbolschewistisch“ abqualifiziert. Der Bebauungsplan für die Lerchenhainsiedlung wurde so im Februar 1935 neu aufgestellt und in den Grundzügen der Planung massiv geändert. Die Gebäude wurden als eingeschossige Giebelhäuser mit steilem Satteldach im nun wieder offiziell favorisierten Heimatschutzstil festgesetzt.

Feile, der seit März 1936 Mitglied der Reichskammer der Bildenden Künste sowie seit Ende 1937 NSDAP-Mitglied war, baute hinfort wieder herkömmliche Gebäude, wie etwa die Kaffeemühlenhäuser [1] im Frauenland, bevor er 1939 zur Wehrmacht eingezogen wurde.

Bereits 1945 aus der Kriegsgefangenschaft entlassen, kehrte er zu seiner zwischenzeitlich nach Bad Tölz umgezogenen Familie zurück. Ein Berufsverbot 1946 aufgrund seiner Parteimitgliedschaft wurde erst nach seiner Entnazifizierung aufgehoben. Später baute Feile wieder in Würzburg neben einigen Umbauten und dem Wohnhaus Rottendorfer Straße 1, das Kaufhaus Woolworth sowie die Kinos „Bavaria“ und „CC-Kino-Center“, die beide nicht mehr vorhanden sind.

Letzte Ruhestätte

Letzte Ruhestätte von Peter Feile im Würzburger Hauptfriedhof

Am 22. Oktober 1972 ist Peter Feile in Würzburg verstorben und im Familiengrab auf dem Würzburger Hauptfriedhof beigesetzt worden. Sein Name und Werk schien schon in Vergessenheit geraten zu sein, als von Lokal- und Architekturhistorikern in einer Werkschau im Würzburger Kulturspeicher 2003 und einer Ausstellung im Haus der Architektur in München 2005 wieder an Peter Feile als einem Avantgardearchitekten der 1920er Jahre des letzten Jahrhunderts erinnert und aufmerksam gemacht wurde. Die vier noch erhaltenen „weißen Häuser“ wurden zwischenzeitlich unter Denkmalschutz gestellt.

Denkmalgeschützte Bauten des Architekten

  • Keesburgstraße 29/29a: Doppelwohnhaus, dreigeschossiger gestufter Flachdachbau, Neue Sachlichkeit, 1928 von Peter Feile
  • Lerchenhain 2: Villa, dreistufiges Terrassenhaus mit Flachdach, Neue Sachlichkeit, 1930 von Peter Feile
  • Lerchenhain 4: Villa, dreigeschossiger kubischer Flachdachbau mit Terrasse und Treppenhausturm, Neue Sachlichkeit, 1930 von Peter Feile
  • Lerchenhain 5: Villa, dreigeschossiger kubischer Flachdachbau mit Terrasse und Dachaufsatz, Neue Sachlichkeit, 1930 von Peter Feile

Siehe auch

Quellen und Literatur

  • Suse Schmuck: Von Kistenhäusern und Flachdächern. Peter Feile und das Neue Bauen in Würzburg, In: Tradition und Aufbruch. Würzburg und die Kunst der 1920er Jahre. Würzburg 2003, ISBN: 3-8260-2763-9
  • Die Lerchenhainsiedlung. Heft 2 der Heiner-Reitberger-Stiftung, Würzburg 2002, ISBN: 3-87717-810-3
  • Heiner Reitberger: Das alte Würzburg. Würzburg 1977
  • Justus Bier: Die Siedlung Lerchenhain in Würzburg von Peter Feile und Walter Loos. In: Der Baumeister. Heft 12, 1931
  • Bettina Keß: Kunstleben und Kulturpolitik in der Provinz. Würzburg 1919 bis 1945. Veröffentlichungen zur Volkskunde und Kulturgeschichte, Würzburg 2001

Weblinks

Erläuterungen und Hinweise

  1. Kaffeemühlenhaus (oder auch Würfelhaus) ist eine Bezeichnung für einen vor allem in den 1880er- bis 1930er-Jahren errichteten Typ von Wohnhäusern. Es erhielt seinen Namen, da seine Form entfernt an eine Kaffeemühle erinnert. Ein Kaffeemühlenhaus hat einen mehr oder weniger quadratischen Grundriss, einen Keller, in der Regel zwei Vollgeschosse und ein Walmdach mit Ziegeldeckung. Die Fassade wird zur Straßenseite häufig durch Ausluchten oder Erker aufgelockert. Weitere Informationen bei Wikipedia [1].

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