Oskar Laredo

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Oskar Laredo (geboren am 26. Dezember 1878 in Würzburg; gestorben am 8. Dezember 1966 in New York) war ein jüdischer Händler.

Familiäre Zusammenhänge

Sein Vater Joseph Laredo stammte aus einer Rabbinerfamilie in Tanger/Marokko. Er ließ sich 1874 in Würzburg nieder und heiratete 1878 die aus Hessen stammende Jeanette Gutheim.

Joseph Laredo bot am Anfang als reisender Händler seine orientalischen Waren auf verschiedenen Märkten in seinem „türkischen Bazar“ an, konnte jedoch 1877 in der damals eleganten und modernen Kaiserstraße 5 und 7 den „Kaiser-Bazar“, ein Galanteriewarengeschäft begründen. [1] Der Geschäftserfolg drückte sich auch in der Umwandlung des „Kaiser-Bazars“ in das „kunstgewerbliche Kaufhaus Joseph Laredo“ und dem Erwerb des Würzburger Bürger- und Heimatrechts. Sein Geschäft avancierte zum Spezialgeschäft für kunstgewerbliche Artikel, Haushaltswaren, Lampen und zusätzliche Angebote, das sich durch seine Neuheiten auszeichnete.

Leben und Wirken

Oskar besuchte das Realgymnasium in Würzburg und absolvierte anschließend seinen einjährigen Militärdienst. Seine berufliche Ausbildung erfolgte zunächst im väterlichen Geschäftshaus, später bildete er sich in Berlin, London und Paris weiter, woraus auch die internationalen Beziehungen und die Orientierung des Geschäftshauses Laredo erkennbar wird.

Einzelhändler in Würzburg

1901 eröffnete er in Bad Kissingen ein eigenes Spezialgeschäft und übernahm 1907 das Würzburger Geschäft seines Vaters, in dem seine Mutter Jeanette noch Teilhaberin war. Trotz seines beruflichen Renommés geriet seine Firma, die rund 20 Mitarbeiter beschäftigte, 1929 in finanzielle Probleme, die nach 1933 wegen der wachsenden Behinderungen durch die nationalsozialistischen Behörden noch zunahmen.

Ehrenamtliches und soziales Engagement

Während des Ersten Weltkriegs engagierte sich Laredo zunächst in der Sanitätskolonne und der Freiwilligen Feuerwehr, wurde jedoch ab 1916 zum Militärdienst an der West- und Ostfront eingezogen. Seinen Einsatz für die Republik und gegen die linke Rätebewegung verdeutlichte Oskar Laredo durch seinen Beitritt zur Einwohnerwehr Würzburg im Jahre 1919. Oskar Laredo war nicht nur als Förderer der modernen Kunst in Würzburg, sondern auch beruflich hoch angesehen. Davon zeugen seine ehrenamtlichen Tätigkeiten als 1. Vorsitzender des Centralverbandes Deutscher Luxus- und Lederwarengeschäfte, als Vorsitzender der Fachhändler der Beleuchtungsbranchen in Würzburg und als Vorstandsmitglied des Würzburger Einzelhandelsverbands. Laredo hatte sich schon vor 1933 in verschiedenen jüdischen Organisationen engagiert, die sich um kulturelle und gesellige Veranstaltungen bemühte.

Einschränkungen in der Zeit des Nationalsozialismus

Wie andere populäre jüdische Geschäftsleute sah sich Laredo Diskriminierungen und Benachteiligungen ausgesetzt, die seinen Ruf und sein Geschäft schädigten. Seit 1932 lebte seine 1893 geborene Schwester Herta Kronheim wieder in Würzburg, die in Berlin als Kommunistin aktiv gewesen war. Oskar Laredo warf man vor, sie bei ihrem Widerstand unterstützt zu haben. Im Januar 1935 wurde Laredo verhaftet, weil er Mitarbeiter wegen des rückläufigen Umsatzes entlassen hatte und angeblich eine zu geringe Spende für das Winterhilfswerk (WHW), nämlich Kaffeelöffel, gegeben hatte. Gegen die Zahlung von 500 Mark an das WHW wurde er freigelassen. Im nächsten Monat bekam er wieder Ärger mit der NS-Justiz und der Polizei, denn er hatte in seinem Schaufenster Portraits von Max Liebermann und Albert Einstein angesichts des Todes des Berliner Malers ausgestellt. Diese wurden auf Denunziation eines Hausbewohners beschlagnahmt und dem Geschäftsmann undeutsche Propaganda unterstellt. Angesichts dieser Entwicklung verkaufte Laredo im Juli 1935 seine Firma. Sein Haus in der Kaiserstraße hatte er bereits ein Jahr vorher verkauft, 1937 veräußerte er auch sein Wohnhaus in der Keesburgstraße 29 weit unter Wert, jedoch musste das Ehepaar Laredo die Kaufsumme für die Reichsfluchtsteuer aufwenden, weil sie zu ihrem erwachsenen Sohn Walter in die USA emigrieren wollten. Der ältere Sohn Josef war im August 1933 nach Frankreich emigriert.

Am 23. März 1936 wurde er ins Konzentrationslager Dachau gebracht und verblieb dort mehr als ein Jahr bis zum 19. April 1937. Er wurde nur unter der Bedingung einer sofortiger Emigration in die USA entlassen. Oskar Laredo und seine Frau Else ließen sich in New York nieder, wo Laredo bei der Firma „New York Graphik Society“ angestellt wurde. Seine Frau starb 1948, Oskar Laredo 18 Jahre später.

Ehrungen und Auszeichnungen

Sein militärischer Einsatz im Ersten Weltkrieg brachte ihm den Rang des Offiziersanwärters und das Eiserne Kreuz II. Klasse als Auszeichnung.

Posthume Würdigung

Nach ihm wurde der Oskar-Laredo-Platz vor dem Kulturspeicher benannt.

Siehe auch

Quellen

  • Dr. Hans Steidle: Oskar-Laredo-Platz vor dem Kulturspeicher
  • Bettina Keß: Würzburgs Heim der modernen Kunst. Oskar Laredo und das „Neue Graphische Kabinett“. in: Tradition und Aufbruch. Würzburg und die Kunst der 1920er Jahre. Würzburg 2003, ISBN: 3-8260-2763-9

Weblinks

Erläuterungen

  1. Galanteriewaren ist abgeleitet von dem französischen Begriff galanterie, „Liebenswürdigkeit“, und bezeichnete modische Accessoires. Zu den Galanteriewaren zählte man Modeschmuck und kleinere modische Gebrauchsgegenstände wie Parfümfläschchen, Puderdosen, auffällige, Schals, Bänder, Tücher, Fächer Knöpfe, Armbänder, Schnallen.
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