Lehrstuhl für Kirchenrecht
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Der Lehrstuhl für Kirchenrecht ist Teil des Instituts für Praktische Theologie der Universität Würzburg.
Geschichte
Diese Lehrstuhl wurde bereits zu Zeiten der ersten Universität, der Hohen Schule ab 1402 eingerichtet und gehörten auch bei der Gründung der Alma Julia zu den ersten vier Fachdisziplinen.
Inhalte und Bedeutung
Das Kirchenrecht der römisch-katholischen Kirche wird auch als kanonisches Recht bezeichnet. Das Recht der katholischen Kirche, besonders das Inquisitionsverfahren, trieb die Entwicklung des deutschen Prozessrechtes stark voran, vor allem die des Strafprozessrechtes. Auch das Schuldrecht geht auf den aus dem kanonischen Recht stammenden Grundsatz „pacta sunt servanda“ („Verträge müssen eingehalten werden“) wesentlich beeinflusst worden. Im Ehe- und Familienrecht schränkte es die Verwandtenheirat ein und begründete die gegenseitige eheliche Treuepflicht. Das kanonische Recht war bei der Vermittlung des moraltheologischen Begriffs der Strafe an das weltliche Strafrecht von zentraler Bedeutung. Heute ist es nur noch innerhalb der römisch-katholischen Kirche rechtswirksam.
Judikative Bedeutung
Die weit überwiegende Zahl an Verfahren vor katholischen Kirchengerichten betrifft Eheannullierungen. Obwohl das kanonische Recht keine Scheidung einer kirchlich geschlossenen Ehe zulässt, anerkennt es die Möglichkeit, eine solche Ehe wegen Fehlens der Voraussetzungen für den Eheschluss nachträglich für nichtig erklären zu lassen. Dafür ist ein gerichtliches Verfahrens vor dem Bischöflichen Offizialat vorgesehen, das den vormaligen Ehepartnern ermöglicht, sich auch kirchlich wieder zu verheiraten. Dies kann etwa bei Religionslehrern von existenzieller Bedeutung sein, da die Scheidung eines katholischen Religionslehrers nach weltlichem Recht ohne kirchliche Eheannullierung zum Verlust der Missio canonica, also der kirchlichen Lehrerlaubnis führen kann. Für Offiziale, Diözesanrichter und Anwälte am Kirchengericht ist ein Abschluss in kanonischem Recht als Lizenziat unabdingbar.
Lehrstuhlinhaber
Hohe Schule zu Würzburg
- Johann Zantfurt (1402-1413)
- Winand Ort von Steeg (1403-1411)
- Heinrich von Gulpen
- Johann Adolfi (um 1412)
- Johannes Ambundi (vor 1413)
Julius-Maximilians-Universität
- Sebastian Hallmaier (ab 1588)
- Anton Weidenfeld (ab 1589)
- Wilhelm Brusius Schottus (ab 1590)
- Johannes von den Driesch (1590-1616)
- Peter von Papius (1604-1626)
- Johann Albert Falck (1636-1656)
- Johann Christoph Erbach (1656-1667)
- Raimundus Peez (1667-1673)
- Johann Heinrich Mundschenk (1673-1684)
- Philipp Braun (1684-1700)
- Johann Bernhard Mayer (1700-1705)
- Johann Caspar Bernard (1705-1727)
- Johann Caspar Barthel (1727-1771)
- Johann Nepomuk Endres (1760-1791)
- Johann Philipp von Gregel (1787-1809)
- Johann Michael Thomas Leinicker (1810-1824)
- Franz Moritz (1824-1840)
- Johann Baptist Schwab (1840-1851)
- Joseph Adam Gustav Hergenröther (1852-1879)
- Heinrich Kihn (1879-1904)
- Franz Gillmann (1904-1934)
- August Hagen (1935-1947)
- Ernst Rösser (1947-1971)
- Rudolf Weigand (1968-1997)
- Heribert Hallermann (2003-2016)
- Martin Rehak (seit 2017)